// zuckerbeat vol. (2)46 – teenage dreams

mit neuer Musik von Nada Surf, The Maccabees, Charlotte Gainsbourg, Sport, Niila, Die Aeronauten, We Have Band & Tribes. // Nada Surf haben ihren schroffen Sound seit Erscheinen des Debüts konsequent in poppige Gefilde überführt. Umso bemerkenswerter ist es, dass das aktuelle Album „The Stars Are Indifferent To Astronomy“ mit einem echten Gitarrenbrett namens „Clear […]

mit neuer Musik von Nada Surf, The Maccabees, Charlotte Gainsbourg, Sport, Niila, Die Aeronauten, We Have Band & Tribes.

nada-surf// Nada Surf haben ihren schroffen Sound seit Erscheinen des Debüts konsequent in poppige Gefilde überführt. Umso bemerkenswerter ist es, dass das aktuelle Album „The Stars Are Indifferent To Astronomy“ mit einem echten Gitarrenbrett namens „Clear Eye Clouded Mind“ loslegt, dass man in dieser Form höchstens noch von den Kollegen von Jimmy Eat World erwartet hätte. Schon nach wenigen Sekunden verspürt man den Drang sich eine Discokugel im Wohnzimmer zu installieren und wie verrückt auf dem Sofa herum zu hopsen. Anschließend wird man von dem Uptempo-Kracher „Waiting For Something“ sanft in die melancholische Sphären des Über-Hits „When I Was Young“ überführt, welcher demnächst auf jeder Indie-Party als Abschiedslied des Abends laufen sollten. Nada Surf ist es zum zweiten Mal in ihrer Karriere gelungen ein wirklich kompaktes Album aus dem Ärmel zu schütteln. Diese Scheibe würde ebenso gut als Best Of-Compilation ihres bisherigen Schaffens durchgehen, punktet mir spröden Momenten (die anmuten, als stammen sie aus alten „Proximity Effect“-Tagen), gleichzeitig atmet „The Stars Are Indifferent To Astronomy“ aber auch den Pop-Appeal ihres Über-Albums „The Weight Is A Gift“. Mit einem Paukenschlag in dieser Form hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.

maccabees// Was sich auf dem zweiten Album der Maccabees bereits abzeichnete, scheint sich nun zu bewahrheiten. Die Jungs sind vom sympathischen Schrammel-Pop-Act der Marke Maximo Park in Richtung Stadionrock abgebogen und präsentieren ein neues Album im Grenzgebiet von Glasvegas und U2. Dass sie in diesem Zusammenhang nicht vollkommen über das Ziel hinaus schiesen, liegt vor allem daran, dass sich hinter all dem Schall und Rauch trotzdem noch ein paar hübsche Melodien verstecken, die man noch Stunden später leise vor sich hinsäuselt. Auch wenn so mancher alte Fan sicher empört die Hände über dem Kopf zusammenschlagen wird, gelingt es dem Album – geht man einmal vorbehaltslos an die Songs heran  – immer noch recht gut, die hohe Erwartungen zu erfüllen. Vor allem im Live-Kontext dürften die Maccabees in diesem Zusammhang punkten können. Deshalb möchten wir bei der Gelegenheit auch gleich noch auf ihren Auftritt am 13. Februar in der Münchner „Backstage-Halle“ hinweisen.

charlotte// Auf das aktuelle Album von Charlotte Gainsbourg durfte man nach dem knackigen, von Beck produzierten Vorgänger, überaus gespannt sein. Die Frage, ob sie sich auch weiterhin mit zeitgenössischen Sounds in die Herzen der Indie-Pop-Fraktion spielt, beantwortet sie bereits nach wenigen Sekunden mit einem klaren Ja. Keine Spur von Liedermacher-Geschnulze dringt aus diesen Tracks. Stattdessen bekommt man acht kurzweilige Songs um die Ohren gehauen, die schöne Erinnerungen an die Musik von Juliette Lewis bis hin zum Sound von Air wachrufen. Dass die Stücke allesamt Überbleibsel ihres bisherigen künstlerischen Outputs sind, fällt in diesem Zusammenhang nicht weiter ins Gewicht, vielmehr freut man sich, dass schwungvolle Perlen, wie das von Beck produzierte „Paradisco“, es doch noch auf einen regulären Tonträger geschafft haben. Wenn dann anschließend auch noch elf gelungene Live-Varianten früherer Songs zusammengekratzt werden (die Versionen von „The Operation“ und „Heaven Can Wait“ sind einfach nur umwerfend), kommt man aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus. Auf der beiliegenden Bonus-DVD bekommt man dann auch noch eine Zugabe in Form einer Live-Dokumentation präsentiert. Da bleiben am Ende wirklich keine Wünsche mehr offen. Soll heißen: „Stage Whisper“ ist unbedingt empfehlenswert und alles andere als Ausschussware.

sport// Auch im fünfzehnten Jahr ihres Bestehens haben die Jungs von Sport kein bisschen von ihrem Enthusiasmus eingebüßt. „Aus der Asche aus dem Staub“ ist bereits das vierte Album der Hamburger Band und klingt auch diesmal wie die post-rocksche Ergänzung zum aktuellen Output von Tocotronic. Allein schon der Opener „Wer führt dein Leben“ erfüllt dich hohen Erwartungen mit einem hymnischen Refrain, der immer wieder gegen einen dynamische Wand aus Gitarren anrennt. Wüstenrockfans dürften freudestrahlend im Takt wippen, wenn sie in dem Song „In einem Land nach unserer Zeit“ auf Kopfnicker-Modus geschubst werden. Nach diesem fulminanten Auftakt ist es ein kleines Wunder, dass der Band über die volle Distanz nicht die Puste ausgeht, doch „Aus der Asche aus dem Staub“ macht überhaupt keine Anstalten dazu, sich irgendwelchen Deutschrock-Schemata unterzuordnen. Sport gönnen sich lediglich gegen Ende (im Song „Den Fluss hinab“) ein paar melancholische Momente, welche den Zuhörer watteweich einpacken.

niila// Fans von der Band Sport sollten sich unter Umständen auch mal das aktuelle Album von Niila zu Gemüte führen. Die Jungspunde sorgen auf ihrem aktuellen Longplayer „aberheutsindwirnichtmehralleine“ für zauberhafte Indie-Pop-Momente, die gleichsam aufmüpfig und willenlos anmuten. Die Atemlosigkeit dieser Scheibe reißt einen vom ersten Takt an mit – ein bißchen Gitarrengeschredder dazu und schon findet man sich mit grölender Stimme auf dem Tanzboden wieder. Dass „aberheutsindwirnichtmehrallein“ darüber hinaus auch noch ein äußerst dynamisches Unterfangen ist, sorgt für ein gehobenes Maß an Abwechslung. Wer auf groß-angelegte Indie-Pop-Epen mit jeder Menge Ideen und noch mehr schönen Melodien steht, sollte mal reinhören. Es lohnt sich. (27.1.)

aeronauten// Weil sich die Aeronauten schon immer gerne augenzwinkernd am Zeitgeist abarbeiteten, haben sie ihr neues Album „Too Big Too Fail“ genannt und auch gleich noch den eigenen Worten Taten folgen zu lassen. Die Band hat nämlich eine astreine Doppel-Cd aus dem Ärmel geschüttelt, die schon bald auf deiner Anlage rauf und runter laufen dürfte. Gewohnt nörgelnd geht’s dann los auf dem Scheibe Eins-Opener „Jackenmann“: der Song eröffnet einen orchestralen Rundumschlag, der überraschend tanzbar anmutet. Auf „Kassette“ Nummer Zwei wird dann in bester Filmmusik-Tradition durch die unterschiedlichen Genres gestapft, als ob es kein morgen gäbe. Country, Dixieland und Jazz kommen zum Zug und auch wenn dieses Doppelalbum (wie beinahe jedes) auf so manchen halbgaren Track gut und gerne hätte verzichten können, es macht trotzdem sehr viel Spaß, mal wieder eine ausgedehnte Runde mit den Aeronauten zu drehen.

wehaveband// Nachdem We Have Band bereits mit den Songs ihres Debütalbums für einen erhöhten Schweißpegel auf dem Tanzboden sorgten, legen sie nun einen zehnteiligen Nachfolger vor, der einen in ähnlich eleganter Weise zum Abtanzen auffordert.  „Ternion“ nennt sich das schmissige Werk, das mindestens fünf weitere Hits der Marke „Divisive“ in der Hinterhand hält. Im Grenzgebiet von den Foals und den Horrors ist es We Have Band gelungen, einen echten Himmelsstürmer aus dem Ärmel zu schütteln. Wie von selbst drückt man nach dem Verklingen der letzten Takte von „Pressure On“ wieder und wieder auf Repeat, um sich dieses dynamische Werk nochmal zu Gemüte zu führen. Wer auf tanzbaren Indie-Rock mit Elektroantrieb steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren.

tribes// Der Song „When My Day Comes“ zählt mit Sicherheit zu den Indie-Hymnen des vergangenen Jahres. Nun legen die Jungspunde von Tribes ihren ersten Longplayer vor und dürften damit alle College-Rocker unter euch glücklich machen. Die Scheibe klingt so schrecklich schön melodienlastig, dass man sofort auf Mitwipp-Modus switcht. Vielleicht liegt es auch daran, dass heutzutage nur noch sehr wenige Indie-Acts wie zum Beispiel die Wombats der Sonnenseite des Daseins zugewandt sind, jedenfalls steckt „Baby“ mit seinen schwungvollen Tracks gnadenlos an. Weshalb wir uns auch mal wieder in die Hängematte pflanzen und mit den Jungs um die Wette wippen. Wir lesen uns beim nächsten Zuckerbeat.