// zuckerbeat vol. (2)71 – daydreaming

mit der Compilation „FM4 Soundselection“ & neuer Musik von The Walkmen, Scissor Sisters, Friends, Fredda, Amy MacDonald, We Are Serenades und Levellers. // Immer wieder gerne halten wir euch über die aktuellsten Ausgaben der Compilation-Reihe „FM4 Soundselection“ auf dem Laufenden. Inzwischen steht Nummer 26 in den Regalen und Selbige ist mal wieder mit einer illustren […]

mit der Compilation „FM4 Soundselection“ & neuer Musik von The Walkmen, Scissor Sisters, Friends, Fredda, Amy MacDonald, We Are Serenades und Levellers.

fm426// Immer wieder gerne halten wir euch über die aktuellsten Ausgaben der Compilation-Reihe „FM4 Soundselection“ auf dem Laufenden. Inzwischen steht Nummer 26 in den Regalen und Selbige ist mal wieder mit einer illustren Reige an Indie-Pop-Acts bestückt. Wer hierzulande keine Möglichkeit hat, dem tollen Programm des österreichischen Radiosenders zu lauschen, bekommt auf diese Weise wenigstens in konservierter Form den passenden Rundumschlag in Sachen Zeitgeist präsentiert. Das Besondere an der „FM4 Soundselection“ ist außerdem, dass sich darauf nicht nur der heißeste Scheiß aus den Indie-Pop-Charts Europas befindet, auf der zweiten Cd werden auch immer wieder zahlreiche Newcomer aus dem Ärmel geschüttelt, die allesamt aus hiesigen Gefilden stammen. Dadurch stößt man als Hörer nicht nur auf den einen oder anderen (echten) Geheimtipp. Man fühlt sich auch hervorragend unterhalten von den tanzbaren Tracks aus dem Hause Jellybeat und Konsorten. Neben Fuzzman, Texta und Soap & Skin haben es außerdem die größten Hits von Miike Snow („Paddling Out“), Deichkind („Leider geil“) und Hot Chip („Night And Day“) auf den ersten Silberling geschafft. Den Rausschmeisser miemt dann Rapper Cro, der mit seiner Hipster-Hymne „Easy“ am Start ist. Wer mehr wissen möchte, sollte am besten selbst mal reinhören. Es lohnt sich.

walkmen// Für The Walkmen hat es hierzulande leider bisher noch nicht zum großen Durchbruch gereicht. Mit ihrem aktuellen Album empfiehlt sich die Band abermals als charmanter Grenzgänger zwischen dem Stadionrock der Kings Of Leon und den zärtlichen Folk-Pop-Melodien der Fleet Foxes. Sogar ein echter Brit-Pop-Stampfer namens „Heartbreaker“ hat sich auf die Scheibe geschlichen, der schon bald in zahlreichen Bars an der Theke lauthals mitgegrölt werden dürfte. „Heaven“ ist in diesem Zusammenhang bereits das sechste Album der Jungs. Produziert wurde es von niemand geringerem als Phil Ek, der sich bereits für diverse Scheiben der Shins oder Band Of Horses verantwortlich zeigt. Dass die Songs in einem abgeschiedenen Studio inmitten eines Waldes aufgenommen wurden, lässt sich spätestens dann erahnen, wenn das spärlich arrangierte „Line By Line“ das Soundsystem flutet. The Walkmen zeigen sich auf „Heaven“ sichtlich gereift und sollten mit diesem Album auch hierzulande zum Hechtsprung in die Charts ansetzen.

scissor-sisters// Die Scissor Sister sind inzwischen auch in Deutschland von einer hippen Disco-Formation zu einem echten Mega-Act avanciert. Der Opener „Baby Come Back“ auf ihrem aktuellen Album „Magic Hour“ macht schon nach wenigen Sekunden klar, warum das so ist. Schon in wenigen Wochen wird die ganze Nation in den einschlägigen Pop-Discos zu diesem Rhythmus in einen kollekiven Party-Rausch versetzt. Doch statt im weiteren Verlauf einfach auf Nummer sicher zu gehen, greift die Band auch hin und wieder in die Trickkiste und bewegt sich auf dem schmalen Grad zwischen Theatralik („Year Of Living Dangerously“) und Experimentierfreude („Keep Your Shoes On“ & „Shady Love“). Die Rhythmuswechsel in den Songs tun der Scheibe über die volle Distanz extrem gut und dürften die Musik auch für Fans von Hipstern wie Santigold & Mika interessant machen. „Magic Hour“ ist ein überaus ambitioniertes Werk, das sich einen feuchten Dreck um die landläufigen Erwartungen schert.

friends// Während das esoterische Artwork noch schöne Erinnerungen an die Kollegen von Kula Shaker wachruft, machen sich die Friends auf ihrem Debütalbum daran, ihre ganz eigene Vorstellung von Pop-Musik in die Tat umzusetzen. In musikalischer Hinsicht haben sie sich in diesem Zusammenhang keinerlei Grenzen auferlegt, was „Manifest!“ zu einer äußerst abwechslungsreichen Angelegenheit macht. Am Ende ist es vor allem die Dynamik, die vielen Stücke innewohnt, welche einen an die Hand nimmt und fast zwangsläufig auf den Tanzboden schubst. Den Friends gelingt es spielend ihre zahllossen Ideen und Arrangements in schmissige Songs zu packen, ohne dass die Musik irgendwie überladen klingen würde. Stattdessen bekommt man locker-flockige Melodien der Marke „I´m His Girl“ oder „Friend Crush“ präsentiert, die einen noch Stunden später im Kopf herumschwirren.

fredda// Nachdem wir schon die französsischsprachigen Chanson-Klänge von Zaz tief ins Herz geschlossen haben, möchten wir euch heute das aktuelle Album der Liedermacherin Fredda ans Herz legen. Die Pariser Musikerin setzt ihre Musik auf ihrem aktuellen Album „L´ancolie“ (zu Deutsch: „die Akelei“) äußerst minimalistisch in Szene. Die Kompositionen beschränken sich hinsichtlich ihrer Instrumentierung auf das Nötigste und lassen auf diese Weise mehr Raum für Freddas zauberhafte Stimme, die einen spätestens nach dem Genuss des Song „Les Flots Bleus“ nicht wieder loslässt. Wer sich also etwas eingehender mit der französischen Liedermacher-Szene auseinander setzen möchte, kommt an Fredda nicht vorbei. Wir freuen uns deshalb jetzt schon auf Weiteres.

amy// Von Amy MacDonald kann man halten, was man will, mit ihren Songs jedoch versetzt sie zahllose Menschen in Glückseligkeit. Neben der eigenwilligen Stimme der Musikerin, lebt ihre Musik vor allem von den zahllosen Hooklines, die sich noch Stunden später in den Ghörgängen des Zuhöreres herumtreiben. Auf ihrem aktuellen Album „Life In A Beautiful Light“ ist das nun auch wieder so. Nur überkommt einen streckenweise das Gefühl, das einen beim ersten Hören des Debüts von Alanis Morrisette übermannte. Amy MacDonald dürfte es mit ihrer neuen Platte gelingen, die ewigen Nörgler zu überzeugen, denn ihre Songs sind einfach ansteckend. Natürlich ist das immer noch blitzeblanker Pop, den sie da aus dem Ärmel schüttelt, aber anbiedernd oder kalkuliert kann man die Stücke kaum nennen. Stattdessen nehmen einen Stücke wie der Titeltrack oder „Slow It Down“ bei der Hand und lassen den Blick des Hörers an Sommerabenden in Richtung Sonnuntergang schweifen. Ihr solltet die Chance nutzen und der Musikerin jetzt noch einmal eine Chance geben. Es lohnt sich. Vor allem in der „Deluxe“-Version des Albums, die einige Akustik-Versionen der Stücke enthält, die fast noch eine Spur gelungener arrangiert sind.

we-are-serenades// Wenn sich Shout Out Louds-Frontmann Adam Olenius und Markus Krunegard zusammenraufen, um ein gemeinsames Album einzuspielen, dann darf man durchaus auf das Ergebnis gespannt sein. Selbiges erscheint nun unter dem Namen We Are Serenades und liefert einen Querschnitt des künstlerischen Schaffens der beiden Musiker. Bemerkenswert ist, welche große Experimentierfreude den zehn neuen Songs innewohnt. Neben klassieschen Liedermacher-Pop-Stücken finden sich nämlich auch ein paar theatralische Querschläger auf der Scheibe. Das Duo meistert diesen Drahtseilakt nahezu im Vorbeigehen und hat mit „Weapons“ auch noch die Hymne für die einschlägigen Indie-Discos des Landes am Start. Alles in allem ist „Criminal Heaven“ deshalb nicht nur für Shout Out Louds-Anhänger interessant.

levellers// Alle Folk-Punk-Fans unter euch dürfen sich derweil über das aktuelle Album der altehrwürdigen Levellers freuen. „Static On The Airwaves“ ist in diesem Zusammenhang aber nicht nur für hoffnungslose Nostalgiker interessant. Schon mit dem zweiten Song macht die Band deutlich, dass sie es noch einmal wissen möchte. „We Are All The Gunmen“ würde sogar dem Liedermacher Frank Turner die Tränen in die Augen treiben. Was außerdem auffällt, ist, dass sich die Levellers zunehmend in „synthetische“ Gefilde verabschieden. In zahlreichen Songs wird ein gewisser Hang zum New Wave spürbar und das tut der Musik außerordentlich gut. Alles in allem kann das Fazit also nur lauten: Comeback geglückt und bitte weiter so. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.