// zuckerbeat vol. (2)75 – endless flowers

mit neuer Musik von dEUS, Tu Fawning, Serj Tankian, Rumer, Marina And The Diamonds, Metric, Skinny Lister und Crocodiles. // Keine Ahnung, wie die Jungs von dEUS das machen, aber sie haben schon wieder ein neues Album aus dem Ärmel geschüttelt. Dabei waren sie doch Zeit ihres Daseins bekannt dafür, dass sie nur alle paar […]

mit neuer Musik von dEUS, Tu Fawning, Serj Tankian, Rumer, Marina And The Diamonds, Metric, Skinny Lister und Crocodiles.

deus// Keine Ahnung, wie die Jungs von dEUS das machen, aber sie haben schon wieder ein neues Album aus dem Ärmel geschüttelt. Dabei waren sie doch Zeit ihres Daseins bekannt dafür, dass sie nur alle paar Jahre ins Studio marschieren. „Following Sea“ ist in diesem Zusammenhang ähnlich beschwingt arrangiert, wie der gefeierte Vorgänger „Keep You Close“. Man hat so ein bißchen das Gefühl, als wären die Jungs in einen Jungbrunnen gehechtet und als zeitgenössische Variante ihrer selbst wieder aufgetaucht. So etwas wie Missmut kommt jedenfalls nur selten zum Vorschein, wenn die Scheibe ihre Runden auf dem heimischen Plattenteller dreht – stattdessen lässt man sich treiben von den akustischen Klängen und lebenbejahenden Melodien dieses Albums, die ganz hervorragend zur sommerlichen Jahreszeit passen.

tu-fawning// Und als was die Musik von Tu Fawning nicht schon alles bezeichnet wurde. TripHop im Rockmantel und so ein Schmarrn. Wem bitteschön helfen solche Zuschreibungen, wenn die Songs des Kollektivs doch so wenig greifbar sind. Das aktuelle Album der Band ist im wahrsten Sinne des Wortes „A Monument“. Die Scheibe schert sich einen feuchten Dreck um Konventionen und versteht sich als komplex arrangiertes Gesamtkunstwerk, das einen mit seinen betörenden Melodien schon nach wenigen Minuten um den kleinen Finger wickelt. Als Referenzpunkte können The Kills ebenso herhalten, wie der Bombay Bicycle Club. Je nachdem, welchen Song man gerade hört. Trotz dieser Stilviefalt gelingt es dem Quartett die Musik wie aus einem Guss klingen zu lassen. „A Monument“ ist eine musikalische Achterbahnfahrt der Gefühle und sollte unbedingt über Headphones genossen werden. Der Teufel steckt bei Tu Fawning nämlich im Detail und so kann man auch nichts dagegen tun, dass einem mit zunehmender Lauflänge der eine oder andere Schauer über den Rücken fährt.

serj-tankian// Den nimmermüden System Of A Down-Frontmann Serj Tankian hatten wir beim „Zuckerbeat“ in den vergangenen Jahren so ein wenig aus den Augen verloren. Nun liegt das aktuelle Album des Künstlers vor und entpuppt sich als echter Pflichtkauf für jeden Rockmusik-Anhänger. Wer von den aktuellen Scheiben von System Of A Down ein wenig enttäuscht gewesen ist, könnte durch „Harakiri“ wieder auf den Zug aufspringen. Die Scheibe besteht fast ausschließlich auf Hits und beschränkt sich weitestgehend auf die altbekannten Stilmittel, mit denen Tankian schon seit vielen Jahren um die Ecke biegt. Das Besondere an „Harakiri“ ist allerdings, dass die Musik hier eine ganze Portion dringlicher klingt, als auf den Alben zuvor. Da möchte man während des Hörens spontan einen Purzelbaum aufs Wohnzimmersofa schlagen und die bleich-weißen Wände mit bunten Farben beschmieren. „Harakiri“ ist -wie der Namen schon sagt- ein ziemlich verrücktes Werk.

rumer// Wenn sich so renommierte Kollegen wie Townes van Zandt, Ronnie Lane und Ronnie Wood auf einem Album die Klinke in die Hand geben, dann kommt Großes auf den Hörer zu. Die britische Künstlerin Rumer wiederum zählt inzwischen selbst zu den eindrucksvollsten Gestalten der (Pop)Gegenwart und so macht sich die junge Liedermacherin auf ihrem aktuellen Album daran, die größten Hits ihrer persönlichen Lieblings-Songwriter neu zu vertonen. 16 Songs haben es am Ende auf die Scheibe mit dem hintersinnigen Titel „Boys Don´t Cry“ geschafft und die sind über jeden Zweifel erhaben. Konnte man der Musikerin auf ihrem ersten Album noch vorwerfen, die Musik würde über die volle Distanz etwas einfälttig anmuten, schöpft die Liedermacherin nun endlich ihr künstlerisches Potenzial voll aus und verhebt sich dabei noch nicht einmal an den den Songs von Isaac Hayes und Bob Marley.

metric// Metric haben sich zwar schon seit geraumer Zeit zu einem echten Geheimtipp im Indietronics-Sektor gemausert, für den großen Durchbrauch hat es aber leider noch nicht gereicht. Mit „Synthetica“ könnte sich das nun ändern. Das beste Argument dafür hört auf den Namen „Speed The Collapse“ und dürfte demnächst auf jeder guten Party rauf und runter laufen. Den (Rest-)Wert der Scheibe soll das aber keineswegs schmälern. Metric bewegen sich in musikalischer Hinsicht auf dem schmalen Grad zwischen Ladyhawke und Garbage. Wenn es sich nicht so ausgelutscht anhören würde, müsste man ihren Sound wohl als Sommerpop bezeichnen. Wobei es schon bemerkenswert ist, welche immense Langlebigkeit die einzelnen Stücke ausstrahlen. Da fällt es am Ende schon gar nicht mehr auf, dass ein Song wie „Clone“ auch im Nachmittagsprogramm eines regionalen Mainstream-Senders laufen könnte. Ist eben einfach herzerwärmend, diese Scheibe.

marina// Es ist ja oft so, dass sich der Hype um eine aufstrebende Künstlerin ins Gegenteil verkehrt, wenn das zweite Album in den Regalen steht. Marina Diamandis kann davon ein Lied singen. Mit ihrer Gruppe Marina And The Diamonds hat sie mit ihrem zweiten Album alles auf eine Karte gesetzt und den Karren dabei nach Meinung zahlloser Pressevertreter vollends an die Wand gefahren. „Electra Heart“ macht nämlich genau das, was der Titel schon andeutet. Es schmirgelt der Künsterlin alle Ecken und Kanten ab und überführt den Sound der Musikerin in die Welt der Katy Perrys und Lady Gagas da draußen. Marina And The Diamonds ist jetzt ein Dance-Pop-Act und zieht den Stilwechsel bis zum bitteren Ende genadenlos durch. Dass sich in lyrischer Hinsicht immer wieder ironische Seitenhiebe in die Songs schleichen, wird da weitesgehend zur Nebensache. Und so sitzt man nach einigen Durchläufen innerlich zerrissen vor der heimischen Stereoanlage und fragt sich mit zunehmender Lauflänge, ob es noch einmal ein Zurück für die Musikerin geben könnte. Zu wünschen wäre es ihr.

skinny-lister// Folk-Pop-Fans kommen in der Zwischnezeit bei den englischen Kollegen von Skinny Lister auf ihre Kosten. Deren aktuelles Album „Forge & Flagon“ ist wie geschaffen, um die anwesenden Gäste im nächstliegenden Irish Pub um kurz vor Mitternacht auf Glückseligkeitsmodus zu schubsen. Die Scheibe strotzt nur so vor Hymnen, die man in Zukunft auch gerne mal von den lieb gewonnen irischen Fans in einem knallevollen Fußballstadion vorgesungen bekommen möchte. Darüber hinaus dürfen aber auch Fans von Frank Turner einen Durchlauf riskieren, denn so mancher Track dieses Albums würde auch auf dessen aktueller Platte eine gute Figur machen. „Forge & Flagon“ ist kurz gesagt: ein hoch infektiöses Werk.

crocodiles// Und dass die Crocodiles mal ein so schmissiges Album wie „Endless Flowers“ aus dem Ärmel schütteln würden, damit hätten wohl wirklich niemand gerechnet. Die Scheibe, die im Berliner LowSwing Studio eingespielt wurde, strotzt nur so vor psychedelisch-angehauchten Indie-Pop-Krachern, die man sich am Liebsten in Endlosschleife zu Gemüte führen möchte. Die Platte bewegt sich in diesem Zusammenhang irgendwo zwischen dem Surf Pop der Beach Boys und krautrockigen Passagen der Marke Can. Da bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass auch bald die beiden Vorgänger hierzulande veröffentlicht werden. Die waren nämlich bislang nur als teurer Import zu bekommen. Bis es soweit ist, tanzen wir einfach noch eine bisschen weiter zu den Melodien auf „Endless Flower“. Und wünschen euch jetzt mal viel Spaß mit unseren Musiktipps. Bis zum nächsten Zuckerbeat.