// aufgelesen vol. (1)92 – „willkommen in amerika“

mit neuen Büchern von Linda Boström Knausgård, Velibor Colic, Ned Beauman, Jeff Vandermeer und Jami Attenberg. // Linda Boström Knausgård, soviel dürften die Leser des autobiografischen Projekts von Karl Ove Knausgård bereits wissen, ist dessen Ehefrau und gleichzeitig Mutter von vier Kindern. Ihr Buch namens „Willkommen in Amerika“ ist in diesem Zusammenhang mindestens genauso bemerkenswert, […]

mit neuen Büchern von Linda Boström Knausgård, Velibor Colic, Ned Beauman, Jeff Vandermeer und Jami Attenberg.

// Linda Boström Knausgård, soviel dürften die Leser des autobiografischen Projekts von Karl Ove Knausgård bereits wissen, ist dessen Ehefrau und gleichzeitig Mutter von vier Kindern. Ihr Buch namens „Willkommen in Amerika“ ist in diesem Zusammenhang mindestens genauso bemerkenswert, wie das Projekt ihres Mannes und widmet sich der 11-jährigen Ellen, die sich einfach nicht mit der Trennung ihrer Eltern abfinden möchte. Die Mutter ist eine Schauspielerin, die ihrem Job mit jeder Menge Leidenschaft nachgeht und sie genießt es, nach Jahren der Ehe endlich wieder zu sich selbst zu finden. Als der Vater schließlich stirbt, kommt es zur Konfrontation zwischen Mutter und Tochter, weil sich erstere einfach nicht darauf einlassen möchte, erwachsen zu werden. Was in der 11-jährigen vorgeht, dafür findet die Autorin eine ganz eigene Sprache, die einen nahezu atemlos zurück lässt und gleichzeitig die Hoffnung schürt, in Zukunft noch zahlreiche weitere Werke dieser begnadeten Schriftstellerin präsentiert zu bekommen.

// Intensiv mit der Flüchtlingskrise setzt sich auch der Autor Velibor Colic auseinander. In seinem Werk namens „Die Welt ist ein grosser Flipper“, welches in diesen Tagen bei „Tempo“ erscheint, schafft er es einen mit nahezu poetischen Zeilen um den kleinen Finger zu wickeln. Im Mittelpunkt steht ein Mann aus einem Land, das es eigentlich gar nicht mehr gibt. Ein Autor, der bereits drei Romane geschrieben hat und doch findet er sich in einem Sprachkurs für Analphabeten wieder. Er will alles, nur kein Namenloser bleiben, sondern sich auch in Zukunft wieder als Schriftsteller Gehör verschaffen. Die existenzielle Krise, die er erfährt und die mit der Flucht aus seiner Heimat begann, holt ihn dabei immer wieder ein und doch gibt er nicht auf. Ganz im Gegenteil: als Autor möchte er von nun an in einer neuen Sprache seine zweite Heimat finden und es macht wirklich verdammt viel Spaß, ihm dabei über die Schulter zu schauen, weil dieses Werk mit so viel sprachlicher Raffinesse und ironischen Passagen getextet ist, dass es eine wahre Freude ist.

// Es gibt Werke, die faszinieren einen vom ersten Satz an. Dem 1985 in London geborenen Autor Ned Beauman ist mit seinem neuen Werk namens „Glow“ ein solches gelungen. Im Mittelpunkt steht ein junger Mann namens Raf, der gerne illegale Raves in London besucht. Dort ist auch eine Droge namens „Glow“ im Umlauf, die er allerdings noch nicht probieren konnte, weil ihm vorher eine gewisse Cherish über den Weg läuft. Er verliebt sich in sie und stellt fest, dass sie die Tochter einer Murmesin und eines amerikanischen Ingenieurs ist. Selbiger arbeitet in einem Konzern namens Lacebark, der ihm von vorne herein suspekt erscheint. Sind die Mitglieder doch stark an der Zusammensetzung von „Glow“ interessiert. Raf beschließt zusammen mit seinem Freund Isaac weitere Nachforschungen anzustrengen und muss bald sehen, dass er aus der ganzen Geschichte irgendwie heil wieder raus kommt. Wenn du also auf atemlose und hochaktuelle Romane stehst, dann lass dir dieses spannende Werk nicht entgehen.

// Wer sich gerne auf fantastische Erzählungen einlässt, der ist bei den Geschichten von Jeff Vandermeer an der richtigen Adresse. Der in Pennsylvania geborene Autor versteht es einfach sehr gekonnt seine Leserschaft mit Werken aus dem Science Fiction-Bereich bei der Stange zu halten und hat schon viele Preise für sein Schaffen eingeheimst. Nach seiner „Southern Reach“-Trilogie erscheint nun sein neuester Wurf namens „Borne“ im „Kunstmann“-Verlag und darin dreht sich alles um eine Frau namens Rachel, die in einer zerstörten Stadt zu überleben versucht, indem sie in den Ruinen nach biotechnischem Abfall such. Zusammen mit ihrem Partner Wick stellt sie im Anschluss psychoaktive Drogen aus dem Schrott her und versucht damit irgendwie über die Runden zu kommen. In der Stadt allerdings ist es gefährlich und es treibt sich auch noch ein riesiger Bär namens Mord dort herum, in dessen Fell Rachel schließlich ein Wesen namens Borne findet. Sie nimmt ihn mit nach Hause und zieht ihn auf und doch ist Borne mehr, als er auf den ersten Blick zu sein scheint. Was genau? Das findest du am besten selbst heraus und lässt dich ein auf diese spannende Odyssee, die einen bis zur letzten Seite bei der Stange hält.

// Jami Attenberg wiederum wurde im Jahre 1971 in Illinois geboren und lebt heute in Brooklyn. Ihre weiteren Romane wie „Die Middlesteins“ und „Saint Mazie“ standen bereits auf der Bestsellerliste und auch ihr aktuelles Buch namens „Ehemänner“ hat es in sich. Darin verfrachtet uns die Autorin ins New Yorker Vierter Williamsburg, wo eine gewisse Jarvis Miller lebt. Ihr Mann, ein Künstler, liegt durch einen Unfall im Koma und sie selbst wird von einem Gefühl der Trauer übermannt, das sie nicht so wirklich einzuordnen vermag. Eines Tages in einem Waschsalon allerdings trifft sie auf drei junge Männer namens Tony, Mal und Scott und schon bald kehr ihre Lebenslust zurück. Während die Preise für die Bilder ihres Mannes in die Höhe klettern, kommt durch die Medien auch einiges aus seiner Vergangenheit ans Licht und das bringt Jarvis bald dazu ihre gemeinsame Ehe zu hinterfragen. Wie das wohl am Ende ausgeht? Wir wünschen euch viel Spaß beim Entdecken und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.