// zuckerbeat vol. (4)98 – „eyes wide awake“

mit neuer Musik von Calexico, Kat Frankie, Pöbel MC & Milli Dance, Imarhan und Son Lux. // Zu Calexico braucht man eigentlich keine großen Worte mehr zu verlieren. Die Gruppe beschert uns in regelmäßigen Abständen zauberhafte Musik, die einen dazu einlädt in ferne Welten abzudriften. Mit „The Thread That Keeps Us“ haben die Jungs dabei […]

mit neuer Musik von Calexico, Kat Frankie, Pöbel MC & Milli Dance, Imarhan und Son Lux.

// Zu Calexico braucht man eigentlich keine großen Worte mehr zu verlieren. Die Gruppe beschert uns in regelmäßigen Abständen zauberhafte Musik, die einen dazu einlädt in ferne Welten abzudriften. Mit „The Thread That Keeps Us“ haben die Jungs dabei ihr bestes Werk seit mehreren Jahren aus dem Hut gezaubert, weil sie einfach das tun, was sie am besten können: drauf losrocken. Die 15 neuen Songs klingen so kraftvoll und detailverliebt, wie man es einer Gruppe nach über 20 Jahren Bandgeschichte gar nicht mehr zutrauen würde. Die Indie-Rock-Wurzeln jedenfalls sind jederzeit spürbar auf diesem Album und die Songs selbst wissen einen nach einer kurzen Eingewöhnungsphase ausnahmslos mitzureißen. Wenn du also auf Blues-Rock gepaart mit Reggae-Ausflügen und Streicherballaden stehst, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse. Also schnupper mal rein in „The Thread That Keeps Us“. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen.

// Kat Frankie möchte auf ihrem neuen Album am liebsten alles auf einmal. Ihr Songs schlagen Haken, als ginge es darum, Pop zu neuen Ufern zu führen und genau das ist es, was einen an ihrem neuen Album so bezaubert. Mit ihrem Mix aus Doo Wop und Folk schafft sie es einen spielend um den kleinen Finger zu wickeln und nicht im Mainstreamradio zu versanden. „Bad Behaviour“ fordert einen nämlich mit so viel Raffinesse heraus, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus kommt und schafft es abermals einen als Hörer in ein schräges Paralleluniversum zu schubsen. Ja, diese Scheibe hier klingt tatsächlich, als wäre sie aus der Zeit gefallen – die Musik nimmt einen bei der Hand und sorgt dafür, dass man sie einfach nur ganz fest umarmen möchte. Wenn du also noch nach einem passenden Frühlingsalbum suchst, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse.

// Aus dem Hause „Audiolith“ schwirrt derweil ein neues Album um die Ecke, dem ihr durchaus mal ein paar Durchläufe schenken solltet. Die elf neuen Songs von Pöbel MC & Milli Dance machen sofort Lust auf die bereits anberaumten Live-Shows und sorgen dafür, dass man immer wieder euphorisch in diesen politischen Rundumschlag mit einsteigt. Rap mit Antihaltung steht im Mittelpunkt dieses Releases und so haben die beiden Künstler im Laufe diverser gemeinsamer Shows schnell gemerkt, dass sie auch zusammen in der Lage sind, etwas Gelungenes aus den Ärmeln zu schütteln. „Soli-Inkasso“ ist in diesem Zusammenhang ein auf Krawall gebürsteter Rap-Köter, der sich allerdings nicht allein auf die treffsicheren Punchlines verlässt. Man bekommt auch soundtechnisch so einiges geboten und klassischen Boombap, Elektro-Anleihen und Trap-Ausflüge um die Ohren gehauen. Wenn du also auf Battlerap mit Humor und politischen Ansagen stehst, dann lass dir dieses spannende Werk auf keinen Fall entgehen.

// Eigentlich hatte keiner damit gerechnet, dass Imarhan sich mit ihrem Erstling eine solch breite Fangemeinde erspielen würden. Das Debütalbum der Band allerdings traf vor zwei Jahren einen Nerv und wurde am Ende sogar in diverse Jahrescharts gewählt. Nun liegt mit „Temet“ der Nachfolger vor und der hat es ebenfalls in sich. Der Desert Blues, den die Band hier angereichert mit Funk- und Disco—längen aus den Ärmeln schüttelt, ist einfach so betörend, dass man die zehn Songs am Liebsten immer wieder von vorne hören möchte. Die Scheibe der jungen Band aus Tamanrasset in Südalgerien hat eine beinahe meditative Wirkung auf den Zuhörer und die Songs klingen allesamt wie aus einem Guss. Wenn du also auf die Musik von Kurt Vile und Songhoy Blues stehst, dann lass dir dieses spannende Album nicht entgehen.

// Son Lux wiederum legen mit „Brighter Wounds“ nun bereits ihr fünftes Album vor. Die aktuelle Scheibe des Trios beschäftigt sich dabei vor allem mit den Themen Liebe und Verlust. Sänger und Multiinstrumentalist Ryan Lott hat während der Aufnahmen selbst einen kleinen Sohn bekommen und noch dazu einen guten Freund an den Krebs verloren. All das verarbeitet er nun in den neuen Stücken zusammen mit seinen beiden New Yorker Bandkollegen Rafiq Bhatia (Gitarre) und Ian Chang (Schlagzeug). Dabei bekommt man hymnische Melodien über synthetischen Sounds präsentiert, die sich schon nach wenigen Durchläufen in den Gehörgängen festkrallen. Wenn du also auf Musik stehst, welche die Verletzlichkeit der menschlichen Seele in spannende Songs transferiert, dann gib diesem Werk mal eine Chance. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen, wenn du Elektropop und Soul-Klängen etwas anfangen kannst. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.