mit Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin, Das große Buch von Willi Wiberg und Der Tiger im Garten.
// Ein gutes Bilderbuch für Kindergartenkinder überzeugt durch einfache, klare Formen und realistische Darstellungen, behandelt kindgerechte Themen (häufig Freundschaft, Mutig sein oder die eigene Alltagswelt wie z. B. Kindergarten) außerdem besteht es aus einem altersgerechten Material. Bei „Der geheimnisvolle Koffer von Herrn Benjamin“ (NordSüd, ISBN 9783314103827) handelt es sich um die Abschlussarbeit von Pei-Yu Chang an der Fachhochschule Münster (Fachbereich Kommunikationsdesign und Illustration). Zumindest was die Thematik angeht ist es kein Stoff für ein Kinderbuch, oder doch: Der deutsch jüdisches Philosoph Walther Benjamin flieht 1940 während des Nationalsozialismus nach Spanien. Im Grenzort wählt er den Freitod. Starker Tobak also für unsere 4- bis 6-Jährigen. Auf 48 Seiten lernen die Kinder in Pei-Yu Changs Werk Herrn Benjamin kennen (der tatsächlich dem Original sehr ähnlich sieht). Dieser lebt in einem Land, in dem die Ideen von Herrn Benjamin unerwünscht sind. Zum Glück lernt er Frau Fittko kennen, die immer wieder unbeliebte Menschen über einen unbekannten Wanderweg in ein anderes Land führt. Trotz der Warnung, sich unverdächtig zu verhalten, kommt Herr Benjamin zum vereinbarten Treffpunkt mit einem großen Reisekoffer und besteht darauf, diesen mit auf den beschwerlichen und weiten Fußmarsch zu nehmen. Alle schaffen sie es über die Grenze, nur Herr Benjamin darf nicht rüber. Er verschwindet in einem Hotel und weder er noch der Koffer wurden jemals wieder gesehen. Die Bilderbuchgeschichte über das Ende von Walter Benjamin ist wirklich empfehlenswert, da kleine Kinder durchaus auch mal mit ernsten Themen konfrontiert werden können. Für den erwachsenen Leser ist es verblüffend wie gut das Buch für Vorleser und Zuhörer funktioniert. Auch ein Zeichen für ein gelungenes Kinderbuch. (Euro 18,00)
// Gunilla Bergström (* 1942 Göteborg) studierte Journalistik, arbeitet aber bereits 1975 ausschließlich als Autorin. 1972 veröffentlichte sie die erste Willi Wiberg-Geschichte „Gute Nacht, Willi Wiberg“ – der im Original eigentlich Alfons Aberg heißt. Wobei sie die Bücher auch selbst illustriert und hier mit einer interessanten Kollagentechnik arbeitet, die zur damaligen Zeit bei Bilderbüchern nicht verbreitet war. Aber nicht nur bei der Illustration ging sie neue Wege. Willi Wiberg ist eines der wenigen Bilderbücher, die den Papa statt der Mama als stetigen Ansprechpartner des Jungen zeigen. 2016 wurden die Willi Geschichten (insgesamt gibt es 28) bereits in 30 Sprachen übersetzt. In „Das große Buch von Willi Wiberg“ (Oetinger, ISBN 9783789107887) gibt es vier spannende, komische aber auch ernste Geschichten. ‚Wer rettet Willi Wiberg?‘ zeigt, dass es nicht merkwürdig ist einen imaginären Freund zu haben, außerdem nicht schwer nach einem Umzug einen echten Freund zu finden und dass Freunde eben nicht immer das machen was wir möchten. Bei der Geschichte ‚Hör zu, was ich erzähle, Willi Wiberg‘ wird das Thema Krieg behandelt – selbstverständlich sehr kindgerecht. ‚Mach schnell, Willi Wiberg‘ hat in vielen Familien schon Kult-Status. Wer morgens Kinder irgendwo hinbringen muss kennt alle Ausreden und Trödel-Situationen. Die letzte Geschichte ‚Du siehst Gespenster, Willi Wiberg‘ zeigt, dass es sich nicht lohnt vor allerhand gruseligen Gestalten Angst zu haben und dass es ganz einfache Tricks gibt, die helfen, wenn man doch einmal Angst bekommt. Das 128-seitige ist ein Muss für alle Fans und als Vorlesebuch für 4 bis 6-Jährige bestens geeignet. Allerdings soll es Väter geben, die sich mit dem gutmütigen, etwas schwerfälligen Herrn Wiberg nicht vergleichen lassen wollen. Die Autorin wollte keine Prinzessinnen, Abenteuer oder Außerirdische, sondern das echte Leben, mit echten Menschen und kleinen Dramen. Ist ihr super gelungen – finden wir. (Euro 14,99)
// Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht. So auch im Bilderbuch von Lizzy Stewart „Der Tiger im Garten“ (Lingen, ISBN 9783943390155) für 4- bis 6-Jährige. Ausgangspunkt der Geschichte ist die gelangweilte Paula zu Besuch bei ihrer Oma. Allerdings ist Paula zu alt für Omas alberne Spiele, wie einen echten Tiger, einen schlechtgelaunten Eisbären oder kinderfressende Pflanzen im Garten anzusehen. Da Paula aber der Langeweile entkommen möchte, geht sie mit der Plüschgiraffe Emil doch in Omas verwachsenen Garten. Das 32-seitige Hardcover regt die Fantasie an, auch durch die phantastischen Illustrationen der Autorin aus London. Bemerkenswert ist auch die sehr hochwertige Verarbeitung: die Buchdeckel haben eine angenehme Struktur außerdem ist der Titel-Schriftzug geprägt. Was passiert wenn die kleine Paula fantasievoll wird und die Oma es kaum glauben kann, müsst ihr selbst lesen und entdecken. (Euro 12,95)
UND WAS NUN?