// strichcode vol. 1 – „was zur hölle ist das?“

Nachdem wir zuletzt schon einige Comics im Rahmen des Zuckerbeat besprochen haben, kommen wir nun nicht mehr drum herum, hier mal eine eigene Rubrik aufzumachen, die euch von nun an regelmäßig mit den neuesten Bildergeschichten versorgt, die allmonatlich unsere Buchhandlungen fluten. Anfangen wollen wir aus gegebenem Anlass (und um euch von der Musik-Welt in die […]

umbrella-1Nachdem wir zuletzt schon einige Comics im Rahmen des Zuckerbeat besprochen haben, kommen wir nun nicht mehr drum herum, hier mal eine eigene Rubrik aufzumachen, die euch von nun an regelmäßig mit den neuesten Bildergeschichten versorgt, die allmonatlich unsere Buchhandlungen fluten. Anfangen wollen wir aus gegebenem Anlass (und um euch von der Musik-Welt in die Comic-Welt zu überführen) mit dem aktuellen Werk von My Chemical Romance-Sänger Gerard Way und dessen Wegbegleiter Gabriel Bá, die uns in die Welt der „Umbrella Academy“ hinein schubsen. Selbige wiederum beschreibt eine Gruppe von sieben verschiedenen Superhelden, die sich entschlossen haben, ihre Fähigkeiten zusammenzuwürfeln und fortan als „Superhelden-Familie“ zu agieren. Nach allerhand Zwistigkeiten gehen schließlich alle ihre eigenen Wege und vereinen sich erst wieder, als ihr Ziehvater das zeitliche segnet und eine globale Bedrohung über die Welt hereinbricht. So weit, so bekannt, und dennoch schaffen es Way und Bá in den ersten beiden Bänden vor allem durch ihren eigenwilligen Zeichenstil und ihre Kreativität, den Leser zu fesseln. Zudem streut Way immer wieder einzelne Pop-Referenzen ein, was die Geschichte auch für Musikfans interessant macht. Ein gewisses Augenzwinkern wird vor allem im zweiten Band („Dallas“) deutlich, wenn Way sich fortwährend darum bemüht, die gängigen Klischees in Sachen Superhelden-Comics als solche zu entlarven. Tim Burton wird in Sachen Gestaltung von vielen Seiten als Referenz genannt, was nicht ganz von der Hand zu weisen ist, allerdings wird hin und wieder auch der Einfluss von Mike Mignolas „B.U.A.P.“-Comics spürbar, dem wir uns gleich noch in Sachen „Hellboy“ zuwenden. umbrella-2The Umbrella Academy“ hätte es alles in allem vielleicht gut getan, auf die immense Flut an Farben zu verzichten. Die Geschichte hätte auch mit dezenteren Illustrationen nicht an Kraft verloren. Darüber hinaus sind die beiden Bände „Weltuntergangs-Suite“ und „Dallas“ (mit Vorworten von Grant Morrison und Neil Gaiman) aber dennoch ein gefundenes Fressen, für all jene, die von popkulturellen Seitenhieben und Superhelden-Geschichten gar nicht genug bekommen können. Deshalb freuen uns neben dem neuen My Chemical Romance-Album jetzt schon auf den nächsten Teil der Superhelden-Saga, den Way bereits unter dem Namen „Hotel Oblivion“ angekündigt hat, der aber erst nach Release des Albums erscheinen soll.

Unser werter Popstar aus der Hölle, genannt „Hellboy“ bekommt im dritten Teil der Comic-Reihe von Mike Mignola plötzlich Unterstützung von Batman und Starman. So einem Superhelden-Zirkus stehe ich grundsätzlich erst mal skeptisch gegenüber. Zu oft erschöpft sich die Geschichte in dehellboy3m bloßen A-ha-Effekt darüber, dass da mehrerer Helden auf dem Papier herum hüpfen. Im Falle unserer werten Kreatur aus der Hölle darf aber zumindest in zeichnerischer Hinsicht erst mal Entwarnung gegeben werden, denn der Look der Hellboy-Saga hat sich Gott sei Dank nicht verändert. Das Comic ist in schwarz-weiß gehalten und die Zeichnungen stehen denen in den ersten beiden Bänden in nichts nach. Natürlich wirkt es etwas gekünstelt, wenn Hellboy plötzlich einen Ausflug nach „Gotham City“ unternimmt, um dort einen brillanten Physiker aus den Händen der Nazis zu befreien, trotz allem macht es einen Riesenspaß, wenn Hellboy, Starman und Batman sich immer wieder witzige Wortgefechte liefern. Alles in allem allerdings ist es der vierte Teil der Reihe („Sarg in Ketten“), der mich vor Glück eine Zigarillo befeuern lässt. Hellboy begibt sich auf sich allein gestellt in eine alte, englische Ruine und wird dort von Selbstzweifeln übermannt. Mignola wagt sich daran, die psychologischen Aspekte der Figur in den Vordergrund zu rücken und schafft auf diese Weise das bisher tiefsinnigste Buch der Reihe. hellboy4Auf Action muss in diesem Zusammenhang natürlich nicht vollends verzichtet werden. Es gibt immer noch genug Dämonen zum Niederknüppeln. Aber es ist vor allem der Schrecken, der vom Protagonisten selbst ausgeht, der im Vordergrund steht. Mignola tut in diesem Zusammenhang das einzig richtige. Er überführt die Geschichte von Hellboy als reinen Dämonen-Jäger auf die nächsthöhere Ebene und sorgt so dafür, dass sich die Story nicht fortwährend in ihrer Zwei-Dimensionalität der Marke gutes Monster jagt böses Monster erschöpft. Soll heißen: Wer dachte, der Geschichte um des Teufels Kind würde spätestens nach drei Durchläufen die Puste ausgehen, sieht sich getäuscht. Sie beginnt jetzt erst richtig. Umso mehr sind wir gespannt, was die folgenden Bände so bieten. Mehr darüber. In Kürze.

The Walking Dead gehen derweil in die nächste Runde. Dem fünften Band („Die beste Verteidigung“) gelingt es, die Geschichte nach vier famosen Akten weiter spannend zu halten. Das liegt unter anderem daran, dass Robert Kirkman, Charlie Adlard und Cliff Rathburn die Handlung fortwährend zuspitzen. Darüber hinaus allerdings erschaffen sie eine tiefsinnige und glaubwürdige Abhandlung über eine Welt, in der es keine Hoffnung mehr gibt. Selbst wer Horrorgeschichten grundsätzlich ablehnend gegenüber steht, dürfte sich dem psychologischen Aspekt dieses Romans nicht entziehen können. Wir erinnern uns: Am Ende dewalking-dead-5s vierten Teils folgte die Erkenntnis: „Wir sind die lebenden Toten“. Ein diskussionswürdiger Satz, der sich durch den Fortgang der Ereignisse zu bestätigen scheint. An den Händen der Menschen klebt Blut. Menschlichkeit ist inzwischen ein Luxus, weil es um den bloßen Kampf ums Überleben geht. Viele der Protagonisten sind von Selbstmordgedanken getrieben. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis sie aufgeben. In der Zwischenzeit finden sich Rick und seine Mitstreiter in den Händen eines Sadisten wieder, der Gladiatoren-Kämpfe in einer Arena veranstaltet. Leider wirkt der Band in diesem Zusammenhang bisweilen etwas oberflächlich, findet dann aber zum Ende hin wieder in die Spur zurück. In Teil sechs der Saga „Dieses sorgenvolle Leben“ wird dann immer mehr der Blick auf die animalischen Instinkte der Menschen gelegt. walking-dead-6Richtig klasse wird aber auch dieser Teil erst wieder gegen Ende, wenn Rick und die anderen ins Gefängnis zurückkehren und sich auf die Suche nach dem Rest der Gruppe machen. Meiner Meinung nach ist „The Walking Dead“ immer dann am Stärksten, wenn sich die Reihe dem Innenleben der Protagonisten zuwendet, dies allerdings geschieht in Band 5 und 6 nicht so oft, wie zuvor. Trotz allem ist man nach das turbulente Finale des sechsten Bandes gespannt darauf, wie es denn weitergeht. Außerdem bitte ich darum die sanfte Kritik hier nicht falsch zu verstehen. Die Latte lag aufgrund der vorherigen Bände dermaßen hoch, dass ich ein regelrechtes Wunder erwartet hatte. Das wiederum ist ausgeblieben. Macht aber nichts, denn es kommen ja noch einige Teile.

sin-city-2Wer sich die klasse Verfilmung von „Sin City“ rein gezogen hat (und wer hat das nicht?!) der sollte sich mal die dazugehörigen Comics zu Gemüte führen. Die tragen nämlich mit geradezu betörenden Bildern aus der Schmiede Frank Millers zur Vollständigkeit bei. Wer auf die Romane von Hellboy steht, wird auch mit dem Licht/Schatten-Versteckspiel von Sin City glücklich werden. Nachdem sich zum Auftakt im ersten Band „Stadt ohne Gnade“ alles um Marv drehte, setzt sich „Eine Braut, für die man mordet“ mit Dwights ehemaliger Freundin Eva auseinander, die vor ihrem grausamen Ehemann flüchtet. Die poetische Sprache des Romans steht im ständigen Kontrast zur blutrünstigen Geschichte. Aus dieser Divergenz zieht das Werk seine Kraft. Miller überführt das Genre des Film Noir auf Papier und verliert dabei niemals die Geschichte aus den Augen. Stattdessen lässt er alte Bekannte aus Band eins wieder aus dem Schattenreich treten und fügt so langsam und bedächtig, in schrecklich-schaurigen Bildern, die einzelnen Puzzleteile zusammen. Zur Mitte hin ist außerdem ein netter Twist eingebaut, über den ich allerdings noch nicht zu viel verraten möchte: Soll heißen: Am besten selbst lesen. „Sin City 2“ sollte sich kein echter Comic-Fan entgehen lassen.

Faliensans der Alien-Saga dürfen sich derweil auf ein neues Kapital in Sachen Schokstarre einstellen und bekommen 30 Jahre nach dem ersten Streifen nun die Möglichkeit, die Geschichte des Forschungsschiffes „Vidar“ in bunten Bildern nacherzählt zu bekommen. Unter dem Banner der „Nekropolis“ entführt uns der Comic auf eine wissenschaftliche Reise, die uns in eine alte Ruinenstadt führt. So richtig anfreunden allerdings kann ich mich mit dem Zeichenstil nicht, der zwar dem des Trios Kirkman / Adlard / Rathburn („The Walking Dead“) nicht unähnlich ist, der aber leider allzu oft die Möglichkeiten, die sich in einem kolorierten Band in Sachen Details bieten, nicht ausschöpft. Die Geschichte als solche gibt dahingehend leider auch nicht so viel her, als dass sie diesen Makel irgendwie ausgleichen könnte. Alles in allem ist „Nekropolis“ deshalb vor allem für Fans von „Aliens“ interessant – dem zweiten Film der Kino-Reihe, der das Subtile an der „Alien“-Geschichte ja auch zugunsten der brachialen Action-Szenen in den Hintergrund rückte.

hackslashIn Slasher Filmen ist es ja meistens so, dass am Ende nur eine/r überlebt. Cassie Hack ist eine solche Überlebende und die Protagonistin der kunterbunten Comic-Reihe „Hack/Slash“, die sich gekonnt an den gängigen Horror-Klischees abarbeitet und augenzwinkernd illustre Streifen der Marke Texas Chainsaw Massacre, Nightmare On Elm Street und Halloween durch den Kakao zieht. Die drei vorliegenden Kurzgeschichten sind so haarsträubend und mit Nostalgie-Keule ausgestattet, dass man sich als Leser schon nach wenigen Seiten in einem Blutrausch befindet. Überhaupt macht „Hack/Slash“ keine Gefangenen. Man ist sofort mitten drin im Geschehen und begibt sich auf Streifzug mit der augenzwinkernden over-sex-ten Protagonistin, die sich hier durch drei Storylines der brachialen Art schlägt. Man braucht natürlich ein gewisses Faible für trashigen Stoff, sonst wird man den Humor dieses Buches nicht verstehen, für Horrorfilm-Freunde allerdings dürfte es kaum eine bessere Abendunterhaltung zur Einstimmung auf Halloween geben. Über die weiteren Bände der Reihe werden wir euch in den nachfolgenden Strichcodes auf dem Laufenden halten. Dabei hoffen wir natürlich auch, dass „Hack/Slash“ die Figur der Cassie noch ein bisschen intensiver herausarbeitet. Dementsprechend: guckt mal wieder im Comic-Shop eures Vertrauens vorbei. Es lohnt sich. Wir lesen uns beim nächsten Strichcode.