// sie standen nebeneinander

Es war kalt, feucht und dunkel, gefühlte 8° C. Lediglich eine dünne Pappwand trennte ihre beiden Körper. Starr und schutzlos warteten sie auf ihr ungewisses Schicksal. Ihre Umgebung war nur vage zu erahnen. Große quadratische Türme mit seltsamen Aufschriften, glasförmige Gebilde und konische Gebäude. Melancholisch dachte er an die sonnigen Zeiten seines Lebens zurück. Das […]

Es war kalt, feucht und dunkel, gefühlte 8° C. Lediglich eine dünne Pappwand trennte ihre beiden Körper. Starr und schutzlos warteten sie auf ihr ungewisses Schicksal. Ihre Umgebung war nur vage zu erahnen. Große quadratische Türme mit seltsamen Aufschriften, glasförmige Gebilde und konische Gebäude.
Melancholisch dachte er an die sonnigen Zeiten seines Lebens zurück. Das wohlig warme Nest seiner Kindheit, welches er zu schnell verlassen musste. Er wagte einen Blick zur Seite. Teilten sie die gleichen Gedanken? Sie verzog keine Miene, blickte nur starr ins Leere, ins Nichts, das unumgängliche Ende im Antlitz.
Er wollte ihr so gerne sagen: „Es gibt Hoffnung, wir werden es schaffen, wir werden eine gemeinsame Zukunft leben. Ja, leben.” Ihr weißer Teint war einmalig schön. Eine winzige Feder schmückte ihren kleinen Kopf. Ein Relikt aus glücklichen Zeiten.
Seine Fantasien schweiften. „Wie es wohl sein wird, wenn sich unsere Körperflüssigkeiten vereinen? Sie lustvoll ineinander fließen? Sich zu einem einzigen vereinen?”
Noch immer fokussierte er sie von der Seite. Sein Blick wanderte an ihrem Nacken entlang. Eine Tätowierung blitzte auf. Trotz der Dunkelheit erkannte er einen seltsamen Zahlencode. „Sie ist so anders als alle anderen!”
Ein plötzliches Rütteln katapultierte ihn in die trostlose Gegenwart zurück.
Blitzartig durchflutete Tageslicht den Raum. Eine Hand deutete auf ihn, bewegte sich zielstrebig auf ihn zu.
„Oh nein, er wird mich mitnehmen. Wir werden für immer getrennt sein!”
Er wollte schreien, doch es gelang ihm nicht. Ein vermeintlich letzter Blick auf sie. „Leb´ wohl, meine Schöne!”
Er spürte das Ende. Die Art seines Todes war nur mehr eine Frage des Geschmacks.
Er war in Teufelsküche. Eine unerträgliche Wärme machte sich breit. Kein Ausweg, kein Entkommen.
Aus einem Radiogerät klang ihm dumpf eine ihm bekannte Melodie entgegen. Schmerzlich gelangten die Schallwellen zu ihm.
„Ein belegtes Brot mit Schinken, ein belegtes Brot mit Ei, das macht zwei belegte Brote, eins mit Schinken, ein mit…”
Ein Schlag in die Rippen brachte ihn zur Bewusstlosigkeit. Die schon toten Hosen besangen weiter voller Schadenfreude seine so fatal passende Todeshymne.
Kein eisgekühlter Bommerlunder. Stattdessen spritzendes Fett. Weißer Schleim entronn seinem Körper. Die Innereien seines Körpers brodelten, schwitzten, er mutierte und … kam wieder zu sich. Und neben ihm – voller Wunder – war sie. Verschwommen und mit glasigen Augen sah er die wohl wunderschönste Metamorphose der Schöpfung Gottes auf Erden. Sein Körper spiegelte sich in dem ihrigen. Sie umschlang ihn sanft. Sie liebkoste ihn.
„Du bist mein und ich bin dein”
So lagen sie nebeneinander. Glücklich und schmackhaft. Zwei sich liebende Spiegeleier. Und wenn sie nicht verdaut sind, dann brutzeln sie noch immer.
// von lisa stanzl