// tigapics: streetart der verrückten art … freitag vernissage im cairo

Tigapics ist ein Collective, bestehend aus missmanou, QueQue und anderen Streetartkünstlern (Streetart ist Kunst auf der Straße, „aber bitte kein Graffity”). Wenn man mit offenen Augen durchs Leben spaziert, kann man überall auf der Welt Werke von Tigapics finden! Die ursprünglich aus Würzburg stammende Künstlerin, missmanou, war schon an solch traumhaften Orten wie Südafrika oder […]

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Tigapics ist ein Collective, bestehend aus missmanou, QueQue und anderen Streetartkünstlern (Streetart ist Kunst auf der Straße, „aber bitte kein Graffity”). Wenn man mit offenen Augen durchs Leben spaziert, kann man überall auf der Welt Werke von Tigapics finden! Die ursprünglich aus Würzburg stammende Künstlerin, missmanou, war schon an solch traumhaften Orten wie Südafrika oder Hawaii zu Hause. Wir hatten die Ehre, sie einen Abend lang bei einer ihrer allnächtlichen Touren durch die Würzburger City zu begleiten.

Es ist ungefähr 20 Uhr und die Sonne ist bereits auf dem Weg ans andere Ende der Welt, als wir bei einer WG klingeln! Eine fröhliche, circa 1,60m kleine Person in giftgrünem Pulli und Baggies, mit verstruppelter Kurzhaarfrisur öffnet uns die Tür. Sie stellt sich mit missmanou vor. Hinter der Eingangstür der vierer-WG verbirgt sich eine Wohnung, an deren Wänden sich kleine und große Monster in allen erdenklichen Farben und Formen tummeln. Später erzählt uns missmanou, dass sie gleich am 2. Tag nach dem Einzug zu Pinsel, Farbe und Spraydose griff, um die Wohnung mit ihren Phantasiewesen zu bestücken.”Weiße Wände sind einfach sooo langweilig!”.
In der Küche begrüßen uns dann noch drei weitere Freunde. In dieser Wohngemeinschaft sind alle willkommen, die das Leben lieben und sich gerne mal kreativ betätigen. Der Esstisch in der gemütlich zusammengewürfelten Wohnküche liegt voll von Bastelzeugs und unzähligen Stiften. Missmanous neuer, im Hof aufgerissener, Partner und Helfer „QueQue” ist gerade dabei, ein Comic, mit dem Titelheld „Egmont”, im Tigapics-style zu basteln, während gegenüber eine Mitbewohnerin ein Kissen neu überzieht. Auf dem Stuhl neben manou döst gerade die leicht übergewichtige WG-Katze, ohne sich von dem Lärm um sie herum stören zu lassen. Eine Zigarette und ein Bier später, setzen wir unsere Entdeckungstour frisch gestärkt in missmanous Schlafgemach fort. Auch hier sind, wie im Rest der Wohnung, alle Wände mit diversen, lustig herumtollenden Characteren verschönert. Nicht nur Bilder, auch unendlich viele, von ihr selbst zusammengeflickte, Kuscheltiere geben dem Zimmer eine einmalige, schräge, aber doch warme Atmosphäre.
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Aus einem der vollgestopften Regale zieht die immerfort plappernde Künstlerin ein Album heraus, in dem sie viele ihre Werke zusammngetragen hat.
Seit insgesamt fünf Jahren ist sie jetzt schon auf den Straßen dieser Welt unterwegs, um diese mit diversen Pasteups zu verschönern. Pasteups sind auf Backpapier oder auch weißen Tischdecken, die man üblicherweise aus Biergärten mit dazu passenden Bierbäuchen kennt, gemalte oder gesprayte Bilder. Diese kann man dann mit ein bisschen Kleister an so ziemlich jede Art von Wand kleben. Klarer Vorteil: das Aufkleben geht, zumindest meistens, sehr schnell, und falls sich ein gesetzestreuer Bürger beschwert, sind sie ganz einfach wieder abzulösen. Ob ihre Kunst einen, wie so oft in der Kunstszene, unbedingt benötigten, tieferen Sinn hat? missmanou: „Was im Leben hat schon einen Sinn?”. Vielleicht ist der „Sinn” oder eben der Effekt auch schlicht und einfach die gute Laune, die einen garantiert überkommt, wenn man einem von Tigapics Werken begegnet. Während der fünf Jahre verewigte sie sich unter anderem in Südafrika / Kapstadt und im Surferparadies Hawaii. In Kapstadt hatte auch das „Beanie bombing” seinen Ursprung, was man am besten so erklären kann: „Man nehme eine Kopfbedeckung und setze diese einer in der Öffentlichkeit stehenden Statue auf!” Die gebürtige Würzburgerin strickte eine weiß-gelb gekringelte Wollmütze und musste daraufhin leider feststellen, dass der neue Kopfwärmer höchstens einem Viermetermann mit entsprechendem Kopfumfang passen würde. Da kam es gerade gelegen, dass ihr so ein Viermetermann am nächsten Tag begegnete: Dieser war aus Stein, stand vor dem kapstädtischen Parlament und verkörperte den afrikanischen Nationalhelden Jans Mutz. Durch einige Kletterabenteuer schön geübt, sollte der Aufstieg kein Problem darstellen, ganz im Gegensatz zu dem Spotlight der den edlen Reiter die ganze Nacht bestrahlt. Man muss nur die richtige Zeit abpassen! Und die wäre: „4 Uhr früh, da pennen alle Nachtwachen in Kapstadt.”tigagries-grampics.jpg
Und so wurde das Haupt des Nationalhelden für mehrere Wochen von einer weiß-gelb gekringelten Wollmütze gekrönt. Bis sie dann später auf dem Kopf eines Obdachlosen, der durch seine Dreads das fehlende Kopfvolumen ausgleichen konnte, gesichtet wurde. „Alles was über Kopfhöhe hängt, hat eine sehr viel längere Überlebenschance, wie weiter unten Angebrachtes. Das liegt daran, dass die geradeaus starrende Masse es entweder erst gar nicht bemerkt oder einfach zu faul ist, eine Leiter zu holen und womöglich auch noch hochzusteigen. Viel zu anstrengend!”
Einige Geschichten später, die bedauerlicherweise den Rahmen dieses Artikels sprengen würden, brechen wir auf, um Würzburg unter anderem mit einigen fliegenden Brathähnchen zu verschönern. Noch schnell einen Eimer Kleister und Pinsel einpacken, und los gehts! Die Brathähnchen im Innenhof die bereits Flugübungen an den Wänden machen, bekommen noch Unterstützung von zwei weiteren, bevor wir in Richtung Stadt losstarten. Der nächste Stopp ist eine Plakatwand, auf der uns ein offensichtlich neu angebrachtes Plakat entgegenlacht. Darunter befinden sich einige Pasteups die eigentlich noch Gesellschaft bekommen sollten! Das kann missmanou sich natürlich nicht gefallen lassen, und verpasst dem weißen Löwen, der majestätisch auf uns herabschaut, prompt ein überdimensionales Auge. Dazu gibts noch einen kleinen Snack in Form einer Brokkollirose ins Maul („damit er auch was zum Essen hat”). Auf die Frage, ob es nicht frustrierend wäre, von gelangweilten Zirkuslöwen oder frustrierten Hausfrauen, die für das neuste garantiert fleckenfreie Waschmittel werben, überklebt zu werden, meint missmanou, dass es sie bei Werken, die ihr besonders gut gefallen oder auch noch nicht fertig sind, natürlich schon ärgert, sie aber genauso oft auch froh ist, manches nicht mehr sehen zu müssen, und somit Platz für neues zu haben.
Nach einigen aufgeklebten Brathähnchen mehr, die jetzt durch Würzburg schwirren, neigt sich unser kleiner Nachtspaziergang auch schon dem Ende zu.
Als abschließende Frage wollte ich noch wissen: Was ist dein persönlicher Traum?
missmanou: „Ich will fett werden und alles was dazu gehört!”
Macht euch einfach selbst ein Bild von dieser quirligen Person, die es hervorragend versteht, ihre Lebensfreude in ihrer Kunst auszudrücken.

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Vielleicht habt ihr Glück und könnt eine der bemalten Spraydosen ergattern, die überall in der Stadt als Werbung für die Vernissage der Streetartausstellung „Wue-Can” verteilt werden, welche von Tigapics mitorganisiert wird. Die Dosen stammen von Steetartkünstlern aus er ganzen Welt. Das ganze nennt sich dann W(u)e-can, Art with cans und findet vom 7. November – 7. Dezember 2008 im Blowout, im Waschsalon in der Zellerau und im Cairo statt. Die größten Chancen, missmanou selbst anzutreffen, habt ihr am Freitag den 7. November ab 19 Uhr bei der Vernissage im Cairo.
Viel Spaß beim Inspirieren lassen!
// von sandra preinl