// zuckerbeat vol. (2)38 – this silence kills

mit neuer Musik von Dillon, Balthazar, „FM4 Soundselection“, Dan Mangan, Remember Remember, Dananananaykroyd, The Late Great Fitzcarraldos & The Screaming Trees. // Dass die Musikerin Dillon zu den talentiertesten Liedermacherinnen der Gegenwart gehört, bekamen viele Fans bereits auf der letzten Tocotronic-Tour zu spüren. Die Elektro-Liedermacherin spielte einen gelungenen Support-Slot und wilderte musikalisch im Grenzgebiet von […]

mit neuer Musik von Dillon, Balthazar, „FM4 Soundselection“, Dan Mangan, Remember Remember, Dananananaykroyd, The Late Great Fitzcarraldos & The Screaming Trees.

dillon// Dass die Musikerin Dillon zu den talentiertesten Liedermacherinnen der Gegenwart gehört, bekamen viele Fans bereits auf der letzten Tocotronic-Tour zu spüren. Die Elektro-Liedermacherin spielte einen gelungenen Support-Slot und wilderte musikalisch im Grenzgebiet von illustren Kolleginnen wie Peaches und Gustav. Elektronische Momente und poppige Melodien gaben sich die Klinke in die Hand und sorgten dafür, dass man sich gut aufgehoben fühlte. Mit abstrakten Songs sorgt sie nun auch auf ihrem aktuellen Album „This Silence Kills“ für Furore. Die Scheibe strahlt trotz ihrer zurückgelehnten Grundhaltung eine wahnsinnige Dringlichkeit aus. Dillons Songs leben von ihren dynamischen Strukturen, welche die Musikerin aus minimalistischen Soundschnipseln zu generieren versteht. Und so schwirren einem ihre Melodien noch Tage später im Kopf herum. „This Silence Kills“ ist ein Album, das Zeit braucht. Allerdings wird man dafür mit elektrisierenden Momenten belohnt.

balthazar// Wer auf schräge Pop-Klänge mit hohem Disco-Faktor steht / darüber hinaus ein gewisses Faible für Dissonanzen mitbringt, ist bei den Kollegen von Balthazar an der richtigen Adresse. Spätestens beim Track „Morning“ werden alle Fans des hoch verehrten Jamie T. ihr süßestes Grinsen aufsetzen und auf Party-Modus schalten. Darüber hinaus sind auf dem Album „Applause“ aber noch weitere, vertrackt-arrangierte Knaller drauf, die nur darauf warten, sich nach mehreren Anläufen dem verblüfften Indie-Pop-Anhänger zu entschlüsseln. Überhaupt ist dieses Werk ein einziger Experimentierkasten in Sachen Zeitgeist. Die lässige Attitüde vieler Songs macht Balthazar zum perfekten Slacker-Update von Beck und Konsorten. Wer mal wieder ein wirklich besonderes Pop-Album hören möchte, „Applause“ schenkt ihm zahlreiche Gründe hemmungslos zu applaudieren.

fm4-soundselection// All jene, denen eine Band nicht reicht, können sich nun mithilfe des 24ten Teils der „FM4 Soundselection“ einen gelungenen Rundumschlag in Sachen Indie-Pop abholen. Die Scheibe des österreichischen Radiosenders versammelt mal wieder die größten Gassenhauer der vergangenen Monate, in denen wir zu „Young Blood“ von The Naked & The Famous auf diversen Festivals herumknutschten und die schick aufgestellte Haarpracht zu „Satellite“ von den Kills demontierten. Der heimliche Sommerhit des Jahres namens „Pumped Up Kicks“ (von Foster The People) darf natürlich auch nicht fehlen. Ebenfalls am Start sind die Strokes, The Vaccines, Bright Eyes und Patrick Wolf. Darüber hinaus bekommt man auf Silberling Nummer zwei einen schönen Eindruck der österreichischen Musikszene mitgeliefert, wobei die Kollegen von Texta, Attwenger und Wolfram (mit freundlicher Unterstützung von Holy Ghost!) die sicherlich größten Hits aus dem Ärmel schütteln. Kurz gesagt, dieser Sampler liefert den perfekten Rundumschlag, um die vergangenen Sommermonate noch mal vor dem geistigen Auge Revue passieren zu lassen. Mehr davon bitte.

dan-mangan// Direkt im Anschluss hüllen einen Streicherarrangements ein. Eine kratzige Stimme gesellt sich dazu. Und langsam wird einem warm ums Herz. Dan Mangan schafft es mit einfachen Mitteln den Hörer um den Finger zu wickeln. Im Grenzgebiet von Folk und Kammermusik erzählt er uns auf „Oh, Fortune“ davon, dass das Glück irgendwann aufgebracht ist. Verzagen sollte man allerdings nicht. Man sollte sich liebe auf diese elf Songs stürzen und sich in diesen gleichsam zärtlichen und kratzbürstigen Melodien zwischen Conor Oberst und Beirut verlieren. An einem Song wie „Rows Of Houses“ dürften sogar Springsteen-Fans Gefallen finden. „Oh, Fortune“ ist ein zauberhaftes Liedermacher-Werk und wie geschaffen für Herbstmelancholiker.

remember-remember// All jene, die sich in diesen Tagen nach uferlosen Melodien sehnen, sind bei der schottischen Band Remember Remember an der richtigen Adressen. Im Grenzgebiet von Teitur und Sigur Ros versucht das Kollektiv instrumental arrangierte Klangräume auszuloten, die eine gewisse Schwerelosigkeit ausstrahlen. Zu dieser Musik sollte man am Besten die Augen schließen und im Geiste per Seifenblasenpyramide in Richtung Firmament schreiten. Himmel hoch jauchzend schwebt man fort, entfernt sich von dieser irdischen Welt, ergötzt sich an den watteweichen Klängen des Pianospielers und freut sich über die dissonanten Streichersätze, die einen jederzeit wieder einen Abgrund hinab stürzen könnten. Wer auf instrumentale Achterbahnfahrten mit Pop-Appeal steht, sollte mal reinhören.

dananananakroyd// Dananananaykroyd sind nicht nur mit einem schier unaussprechlichen Namen gesegnet, sie lassen sich auch in musikalischer Hinsicht nur schwer in eine Schublade stecken. In gewisser Weise ist ihr aktuelles Album „There Is A Way“ eine Reminiszenz an den Post-Rock-Sound von At The Drive-In. Die Band allerdings kontert deren Kratzbürstigkeit gerne mal mit hymnischen Passagen der Marke Billy Talent, sorgt auf diese Art und Weise für eine echte Achterbahnfahrt der Gefühle. Wer sich gerne mal so richtig durchschütteln lassen möchte, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren.

the-late-great-fitzcarraldos// Einen attraktiven Nachzügler aus warmen Sommertagen kochen wir für euch bei dieser Gelegenheit noch mal auf und möchte darum bitten, das aktuelle Album von The Late Great Fitzcarraldos am besten vor einer Palmenstrandtapete zu inhalieren. Die gleichnamige Scheibe des dänischen Kollektivs schafft den Spagat zwischen beschwingter Tropen Pop-Hymne und psychedelischen Indie-Pop-Trip. Die zahlreichen, poppigen Momente der Jungs tun ihr übrigens, um sich vom Planeten Erde zu verabschieden und vom Sandstrand aus in Richtung Kosmos zu marschieren. Wer auf beschwingte Indie-Pop-Songs der Marke Fool´s Gold steht, sollte mal reinhören.

screaming-trees// All jene, die zum Wüstenrock-Sound von Queens Of The Stone Age hemmungslose Luftgitarren-Solos aus dem Ärmel schütteln, dürfen sich nun über die Rückkehr einer echten Grunge-Legende freuen. The Screaming Trees mit Frontmann Mark Lenegan tauchen für ein kurzes Intermezzo wieder aus der Bildfläche auf und runden mit „Last Words: The Final Recordings“ ihr musikalisches Gesamtwerk ab. Die zehn Songs klingen herrlich zeitlos und sind ein gefundenes Fressen für Fans von Soundgarden und Pearl Jam. In mühevoller Kleinarbeit wurde ein altes Tape restauriert und so der Spirit dieser einflussreichen Band neu belebt. Eine gute Gelegenheit außerdem, alle Spätzünder unter euch auf den breiten Backkatalog der Jungs aufmerksam zu machen. Da lässt sich der eine oder andere Klassiker ausgraben. Wir wünschen viel Spaß beim Stöbern. Bis zum nächsten Zuckerbeat.