// strichcode vol. (1)17 – „mein leben ohne mich“

mit den Bänden Hellboy (Band 16), Archangel, Mein Leben ohne mich, Liebe deinen Nächsten, 7 Frauen, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit und Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein. // Endlich ist der gute, alte „Hellboy“ wieder da und beschert uns weitere spannende Geschichten zusammen mit seinem Team in der „B.U.A.P.“. Zusammen […]

mit den Bänden Hellboy (Band 16), Archangel, Mein Leben ohne mich, Liebe deinen Nächsten, 7 Frauen, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit und Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein.

// Endlich ist der gute, alte „Hellboy“ wieder da und beschert uns weitere spannende Geschichten zusammen mit seinem Team in der „B.U.A.P.“. Zusammen mit Bruttenholm reißt der Protagonist dabei nach England, um die Phantomhand zu finden. Selbige ist ein Dämon in Form eines Wassergeistes, den der liebe Teufelsbewohner nur zu gerne dem Garaus machen würde. Auf ihrem Weg treffen die beiden dabei auch noch auf Rawhead Rex und Bloody-Bones, die es ebenfalls faustdick hinter den Ohren haben. Nach seiner Rückkehr entschließt sich Hellboy derweil im Jahre 1953 wieder zu seinem Team zurück zu gehen, als plötzlich ein Monster wieder auftaucht, von dem alle dachten, es sei schon lange in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Welches das ist? Am besten du schnupperst selbst mal rein in das neue Werk von Mike Mignola, der hier zusammen mit seinem neuen Co-Autor Chris Roberson (iZombie) und den Künstlern Ben Stenbeck (Baltimore Frankenstein), Michael Wash und Eisner Award-Gewinner Paolo Rivera (Daredevil) einen klassischen „Hellboy“-Knaller aus dem Ärmel schüttelt, der einfach nur verdammt viel Spaß macht und noch dazu überaus einfallsreich um die Ecke biegt.

// Im neuen Werk von „Necromancer“-Star William Gibson wenden wir uns derweil einer Zukunft zu, die nicht mehr allzu weit von uns entfernt ist. Im fiktiven Jahr 2016 seines Werkes „Archangel“ haben die Führer der USA die Möglichkeit auf so genannte „Splitter“ zurück zu greifen. Selbiger erzeugen eine waschechte Kopie der Realität und so besteht durch sie auch die Möglichkeit den Lauf der Geschichte zu verändern. Das Original bleibt von diesem Eingriff unberührt und so wird ein Team ins Jahr 1945 zurück transferiert, um die erste Phase des Projekts „Archangel“ einzuleiten. Mit an Bord sind auch Henderson Junior, der seinen eigenen Großvater umbringen soll, um dessen Platz einzunehmen. Wenn du also auf Zeitreise-Thriller in einer packenden Noir-Atmosphäre stehst, dann lass dir diese dystopische Zukunftsvision nicht entgehen. Du wirst es schon allein von der optischen Raffinesse her ganz sicher nicht bereuen.

// Eine wirklich gelungene Graphic Novel aus dem Verlag „Weissbooks“ möchten wir euch ebenfalls ganz innig ans Herz legen. „Mein Leben ohne mich“ erzählt die Geschichte von den beiden Zwillingen Jutta Winkelmann und Gisela Getty, die einst zu Ikonen der 68er- und Hippie-Zeit avancierten. Sie haben sich nicht nur Männer geteilt, sondern machten gemeinsam auch ihre ersten Drogenerfahrungen, bevor sie sich schließlich dazu entschieden ein Dasein als Künstlerinnen einzuschlagen. Eines Tages allerdings, nachdem sie bereits diverse Filme gedreht hatten, erkrankt Jutta auf einmal an Krebs und muss fortan durch die Hölle gehen. Aufgeben ist keine Option, denn das Leben ist viel zu wertvoll, um es einfach enden zu lassen. In ihrem Werk beichtet Jutta Winkelmann die Dinge, die wirklich wehtun. Sie schreit sie regelrecht aus sich heraus und erschafft eine wirklich gelungene Melange aus Kunst und Literatur, die man bis zum finalen Schließen des Rückumschlags nicht mehr zur Seite legen möchte.

// Über den „Spiltter“-Verlag kommen derweil in regelmäßigen Abständen auch immer wieder lesenswerte Graphic Novels auf den markt, die ihr euch auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen solltet. Einem dringlichen Thema widmet sich dabei die Geschichte „Liebe deinen Nächsten“ von Gaby von Borstel und Peter Eickmeyer. In dem Werk, dessen Erlös gleichzeitig noch die Arbeit von SOS Mediterranee unetrstützt, die Menschen vor dem Ertrinken retten, dreht sich alles um eine Rettungsfahrt auf dem Mittelmeer. Wir befinden uns im Sommer 2016 und die beiden Autor*innen verbringen drei Wochen gemeinsam an Bord der MS Aquarius. Selbige gehört zu oben genannter Orgaisation und versucht im Mittelmeer die Menschen zu retten, die aufgrund zu voller oder bisweilen auch untauglicher Boote in Seenot geraten sind. Die beiden berichten dadurch in gewissem Maße direkt von der Situation vor Ort und ihr Werk mutet wie eine gut gemachte Reportage an. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen dabei die Schicksale der einzelnen Geflüchteten, genauso wie die Beweggründe der Crew. Das Buch ist auf diese Weise überaus eindringlich in Szene gesetzt und transportiert die Dramatik der Ereignisse glaubwürdig auf Papier. Am Ende wirft das Werk dabei überaus spannende Fragen auf und wir sollten nicht einen Moment lang glauben, dass durch die Schliesung von Grenzen auch nur eines der Probleme vor Ort gelöst werden könnte. Olivier Ponts Werk namens „7 Frauen“ rückt derweil die Geschichte von eben jenen Frauen in den Mittelpunkt, die titelgebend für die Graphic Novel sind. Ihre Namen lauten Chloé, Alison, Mathilde, Sylvia, Fanny, Elikya und Fleur und alle haben etwas gemeinsam. Sie wollen sich einfach von niemanden mehr einiengen oder abqualifizieren lassen. Gegen jede Art von Einschränkung widmet sich das Buch von Olivier Pont und es führt einem vor allem vor Augen, welche Kämpfe ausfechten müssen, um sich von bestehenden gesellschaftlichen Konventionen zu befreien. „7 Frauen“ ist in diesem Zusammenhang ein überaus ausdrucksstarkes Werk und lotet die Stärken und zerbrechlichen Seiten der Hauptfiguren wirklich gekonnt aus. Lies also mal rein in diese spannenden Geschichten, du wirst es ganz sicher nicht bereuen.

// Bei „Suhrkamp“ erscheinen in diesen Tagen ebenfalls mal wieder zwei spannende Graphic Novels, denen ihr mal ein wenig von eurer Zeit schenken solltet. „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust dürfte in diesem Zusammenhang bereits hinlänglich bekannt sein. Der Klassiker, der von Nicolas Mahler noch einmal in einer grafischen Variante dargereicht wurde, dreht sich um einen gewissen Marcel, der beim Geschmack einer Madeleine von einem nostalgischen Strudel der Emotionen erfasst wird. Mahler widmet sich dabei den unterschiedlichen Teilen des Epos auf ebenso faszinierende wie humoristische Weise und dürfte damit nicht nur Kennern des Originals viel Freude bereiten, sondern auch all jene, die einfach mal in das Werk von Marcel Proust reinschnuppern möchten. Wer auf stringent-erzählte Comic-Kunst steht, der ist in diesem Zusammenhang wohl eher bei der neuen Geschichte von Ulli Lust an der richtigen Adresse. Der Wieder Kunsthochschule-Student lebt inzwischen in Berlin und zeichnet dort Comics. Für sein 2009er Werk „Heute ist der letzte Tag vom Rest meines Lebens“ hat er bereits zahlreiche Preise erhalten und das Buch wurde inzwischen bereits in elf verschiedene Sprachen übersetzt. Mit „Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein“, legt er nun ein ebenso bemerkenswertes Werk über eine utopische Liebe vor, das einen immer wieder den Mund weit offen stehen lässt. Im Mittelpunkt steht dabei eine ménage á trois, die wie ein gewagter Balance-Akt anmutet. Immer wieder werden dabei die Geschlechterkonflikte durchdekliniert und der Besitzanspruch mündet irgendwann in einen Strudel von Gewalt. Ob am Ende alle wieder heil aus der ganzen Geschichte herauskommen? Lass dich ein auf dieses spannende Werk und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.