// aufgelesen vol. (3)37 – „das bist du“

mit neuen Büchern von Murray Shanahan, Ulrich Peltzer und Mischa Mangel. // All jene, die sich einen Überblick darüber verschaffen möchten, was eigentlich geschieht, wenn künstliche Intelligenz das Niveau einer bestimmten Schwelle überschreitet, der sollte sich unbedingt mal das neue Buch von Murray Shanahan zu Gemüte führen. Der Professor für Kognitive Robotik am Imperial College […]

mit neuen Büchern von Murray Shanahan, Ulrich Peltzer und Mischa Mangel.

// All jene, die sich einen Überblick darüber verschaffen möchten, was eigentlich geschieht, wenn künstliche Intelligenz das Niveau einer bestimmten Schwelle überschreitet, der sollte sich unbedingt mal das neue Buch von Murray Shanahan zu Gemüte führen. Der Professor für Kognitive Robotik am Imperial College in London schafft es in seinem Werk sehr komplexe Sachverhalte allgemein verständlich zu transportieren und es ist eine wahre Freude dieses Buch zu lesen. „Die technologische Singularität“ ist dabei genau der Zeitpunkt, an dem künstliche Intelligenz die Kontrolle übernimmt und die Folgen für uns unüberschaubar werden. Dabei stellt der Autor immer wieder drängende Fragen. Wo stehen wir eigentlich in diesem Zusammenhang in der Nahrungskette? Und könnte ein künstliches Wesen tatsächlich zu einer ernsthaften Bedrohung für uns alle avancieren. Dazu entwickelt Shanahan diverse Zukunftsszenarien, die wichtige Fragen auch für unsere Gegenwart aufwerfen. Wie wir nämlich in Zukunft weiterleben werden, das könnte schon bald nicht mehr in unseren Händen liegen.

// Wer sich auf eine spannende Zeitreise in Richtung 80er Jahre begeben möchte, für den ist das neue Werk von Ulrich Peltzer genau das Richtige. In seinem Werk „Das bist du“ lernen wir unter der Federführung des Krefelder Autors einen jungen Ich-Erzähler kennen, der in West-Berlin aufwächst. In einem Hinterhaus wohnhaft bekommen wir allerhand spannende Rückblenden auf sein bewegtes Leben vor den Latz geknallt und so kommt man immer wieder ins Schmunzeln, wenn man an die eigene Zeit mit dem Kassettenrecorder oder den alten Audi zurückdenkt. Bei aller Nostalgie allerdings ist sein Werk vor allem eines, nämlich die bewegende Geschichte eines Künstlers, der versucht irgendwie über die Runden zu kommen. Alles scheint nach Aufbruch zu schmecken in diesem so romantischen Werk, das man fast zwangsläufig mitgerissen wird von dieser Liebesgeschichte, die einen immer wieder auf spannende Weise daran erinnert, wie sich das eigentlich anfühlte in den 80ern groß zu werden. In diesem Sinne. Lass dir diese Geschichte über Literatur, Musik und grenzenlose Möglichkeiten nicht entgehen. Du wirst ganz sicher begeistert sein.

// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf den ersten, großen Wurf von Mischa Mangel. Der in Berlin lebende Autor konfrontiert uns in seinem Buch „Ein Spalt Luft“ mit einer schwierigen Ausgangsposition. Nachdem sich seine Mutter zunehmend von der Außenwelt abschottet, kommt ein kleiner Junge eines Tages zu seinem Vater und verliert zunehmend den Kontakt zu seiner Mum. Als Erwachsener allerdings packt ihn die Neugier und er begibt sich auf eine spannende Suche zurück in der Vergangenheit. Was er entdeckt, in den Gerichtsakten und zahlreichen psychologischen Gutachten zieht ihn in eine Spirale, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Was also ist damals wirklich passiert, als seine Mutter zum ersten Mal unter einer Psychose litt und er noch ganz klein war. Zwanzig Jahre sind inzwischen vergangen und er fragt sich zunehmend: wir hätten die aussehen können, wenn sie wirklich eine Familie gewesen wären… damals. Lass dich ein auf dieses überaus vielschichtige und atemlose Werk, das einen noch Tage später im Kopf herum schwirrt. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.