// szenewechsel vol. 26 – „(…)“

mit den SZ-Cinematheken „Stummfilm“ und „Trickfilm“, Weissensee, Verbrechen und Spooks. // Zusammen mit der „Cinemathek“ der Süddeutschen Zeitung wenden wir heute einen Blick zurück in die Vergangenheit. Im Rahmen der „Stummfilm“-Edition sind nämlich zehn Stummfilm-Klassiker in runderneuerter Form auf den Markt geworfen worden, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Gleich zu Beginn […]

mit den SZ-Cinematheken „Stummfilm“ und „Trickfilm“, Weissensee, Verbrechen und Spooks.

stumm3// Zusammen mit der „Cinemathek“ der Süddeutschen Zeitung wenden wir heute einen Blick zurück in die Vergangenheit. Im Rahmen der „Stummfilm“-Edition sind nämlich zehn Stummfilm-Klassiker in runderneuerter Form auf den Markt geworfen worden, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Gleich zu Beginn sollte man in diesem Zusammenhang eine gehörige Portion an Ausdauer an den Tag legen. „Die Nibelungen“ (bestehend aus „Siegfried“ und „Kriemhilds Rache“) stehen nämlich auf dem Programm und bringen es zusammen auf eine Gesamtlänge von „sage“ und schreibe 280 Minuten.

Da wirkt der Zweiteiler „Ich möchte kein Mann sein“ / „Die Austernprinzessin“ von Ernst Lubitsch fast schon wie ein ausgedehnter Trailer im Vergleich. Während die Geschichte um Siegfried und stumm5Kriemhild den Meisten bereits bekannt sein dürfte, dreht sich der Doppelpack von Lubitsch im ersten Akt um eine junge Dame namens Ossi, die sich als Mann verkleidet und der zweite Teil um eine Milliardärs-Tochter, die versehentlich einen mittellosen Prinzen heiratet. In beiden Filmen wird also gegen die gängigen, gesellschaftlichen Konventionen verstoßen, was den Zuschauern immer wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubert. Anschließend bekommen wir dann einen der diskussionswürdigsten Streifen der Stummfilm-Geschichte präsentiert. „Intoleranz“ von David W. Griffith ist das bis dahin wohl größenwahnsinnigste Projekt der Filmgeschichte, welche in 177 Minuten vier verschiedene Handlungsstränge verfolgt und dabei mehrere Epochen streift. stumm8Der Film ist aber auch Griffith Reaktion auf seinen heiß-diskutierten Vorgänger „Die Geburt einer Nation“, welcher nach Veröffentlichung unter Rassismus-Verdacht steht. Mit „Intoleranz“ stellt sich der Schöpfer der Diskussion und wirft dabei neue Fragen auf. Die Geschichte von „Faust“ wiederum dürfte hinlänglich bekannt sein. In dem gleichnamigen Streifen von Friedrich Wilhelm Murnau wird die klassische Erzählung vom Erzengel Michael, dem Teufel und Johann Faust noch einmal in einem ansprechenden Gewand für die große Leinwand inszeniert. Wer es weniger fantastisch mag, der kommt bei „Panzerkreuzer Potemkin“ auf seine Kosten. Der Streifen thematisiert in fünf Akten eine Meuterei auf einem Kriegsschiff im Jahre 1905 und galt zu seiner Zeit als das wohl spektakulärste Ereignis der Kinogeschichte. „Tartüff“ wiederum setzt sich mit dem Erbe eines älteren Herrn auseinander. So erarbeitet sich eine zwielichtige Haushälterin das Vertraustumm9en eines alten Mannes, der schließlich mit dem Gedanken spielt, seinen Neffen zu enterben. Der aber ist selbst mit einer gehörigen Portion an schauspielerischem Talent ausgestattet und versucht seinem Onkel im Laufe der Geschichte die Augen zu öffnen. „Irrwege einer Ehe“ von Cecil B. DeMille dreht sich um einen Protagonisten namens Robert Gordon, dem das Glück in seiner Partnerschaft abhandengekommen ist. Also beginnt er eine Affäre. Als ihn seine Frau dabei ertappt, fordert sie die Scheidung. Dann aber treffen sich die einst Vermählten wieder und die alten Gefühle sind wieder da. „Die Frau, nach der man sich sehnt“ wiederum dreht sich um falsche Motive unszumm7d kriminelle Verstrickungen. Am Ende kommt es zu tödlichen Zwischenfällen und man ist als Zuschauer zunehmend fasziniert von dieser verzwickten Geschichte von Kurt Bernhard. Zwei echte Schmankerl hat sich die Süddeutsche Zeitung dann auch noch bis zum Schluss aufgehoben. Der Dracula-Klassiker „Nosferatu“, der in regelmäßigen Abständen auch auf zahllosen Festivals mit musikalischer Untermalung zu sehen ist, thematisiert die Geschichte des bissigen Grafen mit betörenden Motiven, die bis heute unerreicht bleiben. „Lichter der Grossstadt“ wiederum bildet mit Charlie Chaplin in der Hauptrolle einen würdigen Abschluss der „Stummfilm“-Edition, die nicht nur wegen ihrer vier DVD-Premieren („Die Nibelungen“, „Faust“, „Irrwege einer Ehe“ und „Die Frau, nach der man sich sehnt“) in jeder gut sortierten DVD-Bibliothek stehen sollte.

trick2// Wer sich in der Zwischenzeit überlegt, was er denn für schicken Trickfilm-Streifen für den eigenen Nachwuchs besorgen könnte oder einfach mal wieder so richtig schön nostalgisch werden möchte, der sollte mal in die kürzlich erschienene „Junge Cinemathek“ der Süddeutschen Zeitung hinein schauen. Zwölf Klassiker der zauberhaften Sorte wurden da in einer schicken Edition zusammengekratzt und natürlich darf da auch der herzallerliebste „Dumbo“ nicht fehlen. Der bringt ja seit vielen Jahren nicht nur die Kids dazu, ihre Tränendrüsen zu öffnen, sondern auch die ältere Generation. Wer die Story noch nicht kennt (was eigentlich kaum vorstellbar ist), sei hier noch einmal darauf verwiesen, dass es sich bei Dumbo um einen kleinen Elefanten handelt, der mit so großen Ohren gesegnet ist, dass er einfach mal sotrick5 mir nichts dir nichts vom Erdboden abzuheben vermag. Kiriku und die Zauberin“ ist in diesem Zusammenhang dann fast schon so etwas wie ein Geheimtipp. Die Geschichte dreht sich um einen außergewöhnlichen Jungen, der bereits im Mutterleib zu sprechen vermag. Kurz nach der Geburt will er dein sein Heimatdorf von einem bösen Fluch befreien – das Wasser ist nämlich versiegt und die Männer des Ortes sind verschwunden. Schuld daran ist eine böse Hexe namens Karaba, die nichts unversucht lässt, um die Menschen vor Ort mit ihren Untaten zu drangsalieren. Weiter geht’s dann anschließend mit dem Klassiker „Unten am Fluss“. Der Streifen, der auch für Erwachsene interessant ist, dreht sich um eine entwurzelte Hasenfamilie, die sich ihren Weg in ein neues Zuhause bahnt. In diesem Zusammenhang ist der Film nicht nur mit einer spannenden Storyline, sondern auch mit jeder Menge Seitenhiebe auf das gesellschaftliche Leben gespickt. „Aristocats“ aus dem Hause „Disney“ dürfte dann wieder jedem trick6ein Begriff sein – wer sich trotzdem gerade noch händeringend zu erinnern versucht, wobei es sich bei der Geschichte eigentlich handelt, dem sind wir beim „Szenewechsel“ gerne behilflich. Der Trickfilm dreht sich um eine große Erbschaft und eine verschwundene Katzenfamilie. Na? Klingelt´s? Falls nicht, schuppert am besten selbst mal rein. Es lohnt sich. „Die Erfindung des Verbrechens“ von Karel Zeman setzt sich anschließend mit einem Wissenschaftler auseinander, der von ein paar zwielichtigen Typen entführt worden. Die aber haben nicht mit seinem Assistent Hart gerechnet, der sich daran macht, den Sprengstoff-Tüftler aus den Händen der Banditen zu befreien. „Gullivers Reisen“ erzählt noch einmal die Geschichte des gleichnamigen Roman-Klassikers von Jonathan Swift nach. Da landet der Protagonist in einem Liliputaner-Staat und findet sich in einer wirklich misslichen Lage wieder. Die Bewohner haben ihn nämlich gefesselt, trick9weil sie ihn für einen mörderischen Riesen halten. Ob er sie im Laufe des Films vom Gegenteil überzeugt? Nach 72 kurzweiligen Minuten weißt du es. Und kannst dich anschließend an „Das große Rennen von Belleville“ heranwagen, das nicht nur ein bildgewaltiger Augenschmaus ist, sondern auch mit jeder Menge Seitenhiebe auf die Musik der 30er Jahre und die Tour de France gespickt ist. Weiter geht’s dann mit dem Klassiker „Animal Farm – Aufstand der Tiere“. Der Zeichentrickfilm basiert auf dem gleichnamigen Roman von George Orwell und dürfte neben älteren Kids auch die Erwachsenen in ihren Bann ziehen. Die Geschichte um eine Farm, die sich von ihrem Herrn emanzipiert und fortan in Eigenregie zu existieren versucht, ist gleichzeitig auch ein politisches Statement. Und gleichzeitig ein gelungener Aufruf gegen jegliche Art von Schreckensherrschaft. „Bernard und Bianca“ und „Feivel der Mauswanderer“ bedienen dann die Sehnsüchte all jener, die sich mal wieder auf große Abenteuerreise begeben möchten. Während Erstere versuchen ein Waisenkind aus den Klauetrick10n einer skrupellosen Entführerin zu befreien, reist der werte Mäuserich Feivel mit seiner Familie nach Amerika und wird dabei von seinen Eltern getrennt. Fortan begibt er sich auf große Suche und sieht sich dabei nicht nur mit jeder Menge hungriger Katzen konfrontiert, sondern lernt auch den Ernst des Lebens kennen. Zu guter Letzt biegen dann mit „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ und „Die Hexe und der Zauberer“ noch einmal zwei sehenswerte Klassiker um die Ecke, die sich mit fantastischen Zauberpferden, Riesenschlangen und Rittersknechten auseinander setzen. Und so können wir den Machern zu guter Letzt nur gratulieren, welch zauberhafte Streifen sie hier aus der Kiste gekramt haben, um sie noch einmal im neuen Licht erstrahlen zu lassen. Die „Junge Cinemathek“ ist ein großes Vergnügen für allen Mädchen, Jungen und Junggeblieben.

weissensee1// Die „Berliner Liebesgeschichte“ namens „Weissensee“ von Friedmann Fromm ist meilenweit entfernt von dem Mittwochabend-Liebesprogramm, das immer wieder für den Untergang jeglichen Niveaus bei den Öffentlich-Rechtlichen herhalten darf. Die Reihe ist nämlich schon von der Besetzung her ein Ausnahmefall. Florian Lukas und Hannah Herzsprung spielen in diesem sechsteiligen Projekt zwei Liebende, welche die Grundfesten ihrer Familien erschüttern. Die Geschichte spielt in der ehemaligen DDR. Martin ist als Volkspolizist tätig und ist Teil einer Familie, die das System des Staates am Laufen hält. Julia wiederum ist die Tochter einer Liedermacherin und wehrt sich gegen die Bevormundung des Regimes. Am liebsten würde sie so schnell wie möglich das Weite suchen. Als sich die Beiden näher kommen, löst das in beiden Familien eine Sinnkrise aus. Schritt für Schritt entblößt die Serie die Seele seiner Protagonisten und als sich dann auch noch abzeichnet (VORSICHT SPOILER!), weissensee2dass die beiden Liebenden ein Geschwisterpaar sein könnten, wird der alltägliche Irrsinn des Lebens schmerzhaft offensichtlich. Hannah Herzsprung trägt den Film über weite Strecken mit ihrem schauspielerischen Talent, das rettet die Produktion allerdings nicht über die volle Distanz davor, dass auch mal zweidimensional-gezeichnete Charaktere auf der Bildfläche erscheinen. Im Großen und Ganzen gelingt es „Weissensee“ über die volle Dsitanz von zwei Staffeln aber dennoch ein differenziertes Bild des Lebens in der ehemaligen DDR zu zeichnen. Darüber hinaus macht die Serie Hoffnung, dass die ARD in Zukunft ihre „Liebesgeschichten“ des Öfteren mit etwas mehr Tiefgang ausstattet. Der Anfang ist getan. Und wie warten gespannt, was da noch folgen wird. Bis dahin könnt ihr euch die Zeit mit den beiden Staffeln von „Weissensee“ vertreiben, die aus jeweils sechs Episoden bestehen.

verbrechen// Der Welt-Bestseller „Verbrechen“ aus der Feder von Ferdinand von Schirach wurde in der Zwischenzeit ebenfalls auf Leinwand überführt. Im Rahmen der Reihe bekommen wir es nun mit sechs Kriminalfällen zu tun, die auf wahren Begebenheiten beruhen und allesamt extrem schockierend sind. Dabei kreist alles um die Erlebnisse des Protagonisten, welcher Anwalt ist, und sich einen eigenen Reim auf die vorgetragenen Geschehnisse machen muss. Selbiger wird kongenial in Szene gesetzt von Josef Bierbichler, der schon seit langem zu den besten hiesigen Darstellern zählt. So lernen wir nicht nur drei Kleinkriminelle kennen, deren großer Clou vollends in die Hose geht, sondern auch einen Mann, der vom Opfer zum Täter transferiert. Als dann auch noch ein kleines Mädchen verschwindet, geht es in dem betroffenen Ort plötzlich drunter und drüber. Ob der liebe Herr Anwalt da Licht ins Dunkel zu bringen vermag? Am besten du findest es selbst heraus. Als kleinen Bonus gibt’s nämlich noch ein packendes Making Of, ein Exklusiv-Interview mit Ferdinand von Schirach und ein gelungenes Musik-Video von NaNuchKa oben drauf. Na, wenn das mal kein Kaufanreiz ist.

spooks8// Die BBC-Crime-Reihe „Spooks“ wiederum nimmt auf DVD ebenfalls an Geschwindigkeit auf und geht in diesen Tagen in Runde 8. Dabei gilt es auch diesmal eine astreine Katastrophe zu verhindern. Die Agenten um den an die Russen ausgelieferten Harry Pierce (umwerfend gespielt von Peter Firth) sehen sich mit einer groß angelegten Verschwörung konfrontiert, welche noch dazu zahlreiche Fragen aufwirft. Am Ende ist man als Zuschauer selbst nicht mehr sicher, wem man hier eigentlich noch trauen kann. Währenddessen wird Pierce von seinen Entführern mit einer Person aus seiner Vergangenheit konfrontiert. Die Ermittler nutzen sie, um ihn selbst unter Druck zu setzen. Dann aber stellt sich heraus, dass auch der MI6 und das CIA involviert sind. Was das für Pierce und seine Kollegen bedeutet? Am besten du findest es selbst heraus. Im achten Teil der Krimi-Saga verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse vollkommen und man bekommt abermals differenziert ausgearbeitete Charaktere präsentiert, die sich zwischen zwei oder noch mehr Übeln entscheiden müssen. Ob am Ende überhaupt noch ein Stein auf dem anderen bleibt? Am besten du schnupperst selbst mal rein. Es lohnt sich – vor allem für „Homeland“-Fans. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Szenewechsel.