// zuckerbeat vol. (3)23 – „mosquito“

mit neuer Musik von den Yeah Yeah Yeahs, Fall Out Boy, Frank Turner, Cold War Kids, The Knife, The Flaming Lips, Kid Cudi und Snoop Lion. // Als die Yeah Yeah Yeahs vor einigen Jahren auf der Matstcheibe auftauchten, hatte wohl keiner auf dem Zettel, dass die Band um Sängerin Karen O zur gefeierten Indie-Institution […]

mit neuer Musik von den Yeah Yeah Yeahs, Fall Out Boy, Frank Turner, Cold War Kids, The Knife, The Flaming Lips, Kid Cudi und Snoop Lion.

yeah-yeahs// Als die Yeah Yeah Yeahs vor einigen Jahren auf der Matstcheibe auftauchten, hatte wohl keiner auf dem Zettel, dass die Band um Sängerin Karen O zur gefeierten Indie-Institution mutieren würde. Auf ihrem neuen Album beschränken sie sich abermals auf lärm-verliebte Tracks, die schöne Erinnerungen an die frühen Garbage wachrufen. „Mosquito“ wird auch diesmal in den einschlägigen Kritiker-Charts einen festen Platz einnehmen, mit Songs wie „Sacrilege“ und dem Titeltrack könnten diesmal aber auch die Massen zum Durchdrehen bewogen werden. Songs wie diese hätte man auch auf dem letzten Album von The Gossip gerne gesehen, wurde aber von den renommierten Kollegen mit blitzeblankem Disco-Pop vertröstet. Im Grunde genommen haben die Yeah Yeah Yeahs auf „Mosquito“ alles richtig gemacht – und so könnte die Band auch in kommerzieller Hinsicht schon bald unerwartete Höhenflüge erleben.

fall-out-boy// Und bitte Vorsicht, liebe Fans. Auf dem neuen Album von Fall Out Boy vollziehen die Emo-Haudegen endgültig ihre Transformation zum lupenreinen Pop-Act. Während sich schon in den vergangenen Jahren der Pop-Aspekt ihres Schaffens immer weiter in den Vordergrund gedrängt hat, werden diesmal mit Big Sean und Elton John auch noch die passenden Gäste aus dem Ärmel geschüttelt, um den Sprung auf die ganz große Bühne zu schaffen. „Save Rock And Roll“ führt einen in diesem Zusammenhang also erstmal in die irre, das Schöne aber ist: die Platte klingt trotzdem nicht wie glatt-produzierter Glitzer-Pop für die Großraumdisco. Ganz im Gegenteil: mit Songs wie „The Phoenix“ oder „Death Valley“ haben die Jungs zwar äußerst eingängige, aber dennoch langlebige Tracks im Gepäck, die man noch Stunden später im Ohr hat. Spätestens beim beschwingten „Young Volcanos“ brüllen sich dann alle Anwesenden die Seele aus dem Leib, bevor Elton John höchstpersönlich das großspurige Ende einläutet.

frank-turner// Frank Turner war und ist vor allem ein herausragender Geschichtenerzähler. Seine Songs berichten von Begebenheiten, die direkt um die Ecke geschehen könnten. Besonders im Live-Kontext ist es ein echtes Ereignis, diesem Musiker beim Spielen zuzusehen. Nun hat er endlich sein neues Album „Tape Deck Heart“ aus dem Ärmel geschüttelt, dass auch in kommerzieller Hinsicht der große Durchbruch für den Künstler sein könnte. Der 31jährige erfreut sich inzwischen sogar unter den ganz Großen allerhöchster Beliebtheit. Erst neulich ist er in der Wembley Arena zusammen mit Paul McCartney und den Arctic Monkeys passend zur Eröffnung der Olympischen Spiele aufgetreten. Dabei stellte er fast schon beiläufig unter Beweis, dass seine Pub-Hymnen mit Folk-Einschlag auch im großen Kontext funktionieren. Es dürfte also auch diesmal nicht lange dauern, bis sich alte Kumpels (oder neuen Bekanntschaften) zu Hymnen wie „Polaroid Picture“ und „Recovery“ in den Armen liegen.

cold-war-kids// Die Cold War Kids wurden ja in der Vergangenheit immer wieder mit den alt-ehrwürdigen Doors verglichen. Inzwischen ist der Hype um die Band ein wenig abgeebbt, sie agiert aber trotzdem noch auf einem ansprechenden Niveau. Erinnert der Opener noch ein wenig an einen nicht veröffentlichten Single-Hit der Killers, geht’s anschließend auch mal etwas vertrackter zu. „Dear Miss Lonelyhearts“ wandelt auf dem schmalen Grad zwischen großer Bühne und Experimentierfreude. So wird man im Laufe des Albums von einem Extrem ins Andere geschubst und fühlt sich, als würde man hier einem Mixtape großer Rock-Klassiker lauschen, denen der Sprung an die Spitze der Charts leider nicht vergönnt gewesen ist. Wer auf Rockmusik steht, die keinerlei Berührungsängste hat und noch dazu gängige Grenzen auslotet, ist bei den Cold War Kids an der richtigen Adresse.

the-knife// The Knife haben inzwischen erkannt, dass sie niemandem mehr etwas beweisen müssen. Dementsprechend haben sie auf ihrem neuen Album nicht nur alle Masken abgelegt, sondern auch jegliche Pop-Anleihen über Bord geworfen. „Shaking The Habitual“ ist ein Album gewordener Experimentierkasten, der sich auf zwei Silberlinge verteilt. Wenn man dann noch beiläufig erwähnt, dass die Single „Full Of Fire“ mit eienr Lauflänge von knapp 10 Minuten zum noch zugänglichsten gehört, was auf diesem Werk zu finden ist, sollte auch dem Letztem klar, wie der Hase läuft. The Knife, um die beiden Geschwister Karin Dreijer Andersson und Olof Dreijer, sind inzwischen eine Marke für sich, die sich über jegliche msuikalische Konventionen hinwegsetzt. Eigentlich schwer vorstellbar, dass diese Scheibe auch in kommerzieller Hinsicht einschlägt, im Live-Kontext aber dürften sich viele dieser Stücke als echte Glücksgriffe erweisen. Wer auf experimentelle Elektro-Klänge steht, sollte unbedingt mal reinhören.

flaming-lips// Ebenfalls grenzüberschreitende Sounds bekommen wir auf dem aktuellen Album von den Flaming Lips präsentiert. „The Terror“ besteht aus einer regulären Scheibe und einer Mini-Cd, die eine hübsche Zugabe für alle Fans darstellt. Die Gruppe war ja noch nie verlegen, wenn es darum ging, die Grenzen des künstlerisch Möglichen auszuloten. Ganz im Gegenteil: Ähnlich wie Pink Floyd ist es bei den Flaming Lips inzwischen fast Standard, dass die Gruppe die gängigen Konventionen unterläuft. So findet sich auch auf dem 13. Album wieder jede Menge Flächiges, Sphärisches und Experimentelles, was für den Hörer nur sehr schwer zu greifen ist. Dennoch ist man fasziniert, mit welcher Kompromisslosigkeit die fünfköpfige Crew hier zu Werke geht und möchte diesen Trip sofort nach Verklingen des letzten Tones wieder auf Repeat schicken.

kid-cudi// Wer wissen möchte, wie die Rapmusik von Morgen klingt, der wird von Kid Cudi in regelmäßigen Abständen mit futuristischen Sounds befeuert. Nun hat der Trendsetter ein neues Album am Start, das sich von jeglichen Konventionen verabschiedet. Trotzdem stellt sich nach den ersten Durchläufen von „Indicud“ ein gewisses Hochgefühl ein, welches aus den positiven Vibes resultiert, die die Scheibe hier ausstrahlt. In diesem Zusammenhang hat der Musiker auch noch eine überaus illustre Riege an Gaststars auf dem Silberling versammelt, die für eine gehörige Portion an Abwechslungsreichtum sorgt. So geben sich nicht nur Kendrick Lamar, RZA, A$ap Rocky und Haim die Klinke in die Hand. Sogar Michael Bolton schaut für ein kurzes Gastspiel vorbei. Es lohnt sich also mal reinzuhören in dieses 18-teilige Monstrum. Schließlich vergleicht Kid Cudi die Scheibe jetzt schon mit dem zeitlosen „2001“-Klassiker von Dr. Dre aus dem Jahre 1999.

snoop-dogg// Eigentlich ist es ja nur eine Frage der Zeit gewesen, dass Snoop Dogg endlich mal ein Reggae Album aus dem Ärmel schüttelt. Verkleidet als Snoop Lion hat er dieses Vorhaben nun in die Tat umgesetzt und schubst uns über die volle Distanz von 16 Tracks in die Hängematte. Mit Ausnahme eines treibenenden Dancehall-Krachers wie „Get Away“ (feat. Angela Hunt) wird man mit entspannten Rhythmen konfrontiert, die zu allem Überfluss auch noch von zahlreichen Gaststars wie Mavado, Busta Rhymes, Akon, Drake und Miley Cirus befeuerte werden. Da dürften dann auch in chart-technischer Hinsicht einiges gehen. Das Schönste aber ist, dass „Reincarnated“ als Gesamtkunstwerk funktioniert und dabei auch für Reggae-Fans interessant ist, die sonst nicht unbedingt auf die Rap-Tracks von Snoop abfahren. Demenstsprechend… feiert den Scheiß und bis zum nächsten Zuckerbeat.