mit Kommissarin Lund, Once Upon A Time, Unsere Mütter, unsere Väter, The Grateful Dead und Spooks.
// Die gelungene TV-Reihe „Kommissarin Lund“ geht in die letzte Runde. Die dritte Staffel, die erst vor kurzem im ZDF zu sehen gewesen ist, erscheint nun noch einmal in einer schicken DVD-Box, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Obwohl die Macher diesmal auf jegliche Art von Bonus-Material verzichtet haben, wird sich jeder Krimi-Anhänger diese fünf Folgen ins Regal stellen wollen. Die einzelnen Episoden gehören zum Besten, was in den vergangenen Jahren über die Mattscheiben Europas geflimmert ist. Wie schon in den Staffeln zuvor verstehen es die Produzenten sehr gekonnt, eine spannende Geschichte mit vielschichtigen Charakteren zu entwerfen.
In Staffel 3 befinden wir uns zehn Tage vor den Parlamentswahlen. Die Finanzkrise hat das Land fest im Griff und so sieht sich der amtierende Premierminister Kristian Kamper mit einer verzwickten Ausgangslage konfrontiert. Dann beschließt zu allem Überfluss auch noch die renommierte Reederei Zeeland, ihren Sitz ins Ausland zu verlegen, was für Kamper einem politischen Todesurteil gleich kommt. Lund wiederum sieht sich in der Zwischenzeit mit einem scheinbaren Allerwelts-Fall konfrontiert – im Rahmen der Ermittlungen aber wird die Tochter von Zeeland-Chef Zeuthen entführt und die Ereignisse spitzen zu. Auch diesmal kreisen die Geschehnisse in „Kommissarin Lund“ wieder um Macht und Politik und so werfen die Macher auch einen interessanten Blick hinter die Kulissen des politischen Geschehens. „Forbrydelsen“ (so der dänische Titel der Reihe) gehört neben „Romanzo Criminale“, „Borgen“ und „Im Angesicht des Verbrechens“ zu den wenigen europäischen Qualitätsserien, die einen Vergleich mit den Produktionen der großen amerikanischen TV-Anstalten nicht scheuen müssen. (wobei wir bei der Gelegenheit anmerken möchten, dass von „Lund“ bereits ein amerikanisches Remake namens „The Killing“ gedreht wurde, das zwar sehr packend inszeniert ist, der Geschichte selbst aber keine neue Facetten abgewinnt).
// Ein im wahrsten Sinne des Wortes märchenhaftes Vergnügen ist die neue TV-Reihe „Once Upon A Time“, deren erste Staffel nun auch endlich auf DVD zu bekommen ist. Obwohl sie aus 22 Episoden besteht, wurde hier mal nicht dazu übergegangen, die Box in zwei Hälften zu trennen, was netterweise auch die Geldbeutel der Fans schont. Zur Geschichte: Pünktlich zum 28ten Geburtstag hat die junge Emma Swan eine sonderbare Begegnung mit ihrem Sohn Henry. Den hat sie vor zehn Jahren zur Adoption freigegeben und nun steht er vor ihrer Tür und erzählt ihr eine recht märchenhafte Geschichte. Die verdutzte Mutter soll doch tatsächlich die Tochter von Schneewittchen und Prince Charming sein. Nachdem Emma zu Beginn noch berechtigte Zweifel am Geisteszustand ihres Sohnes äußert, verdichten sich nach und nach die Signale, dass an der ganzen Story vielleicht doch etwas dran sein könnte. Während Emma ihren Sohn zurück nach Storybrooke bringt, begegnet sie einem mysteriösen Mann namens Mr. Gold und beginnt sich mit der Stiefmutter von Henry zu streiten. Selbige hat wiederum verdammte Ähnlichkeit mit der bösen Königin und so verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität immer mehr. Dadurch entwickelt sich „Once Upon A Time“, ähnlich wie „Grimm“, zu einem fantastischen Vergnügen, dass die märchenhafte Welt auch für erwachsene Zuschauer interessant macht. Als Bonus oben drauf bekommt man außerdem noch zahlreiche Audio-Kommentare, Ursprungsgeschichten und zusätzliche Szenen. Es lohnt sich also mal reinzuschauen. Auch für all jene, die die Show bereits im TV gesehen haben.
// Wir haben hier in den vergangenen Jahren immer wieder das öffentlich-rechtliche Fernsehen für dessen klischeebeladenen Produktionen kritisiert. Nun aber scheint sich auch hierzulande herum gesprochen zu haben, dass vielschichtige Charaktere nicht unbedingt zu einer zwangsläufigen Abwanderung der Zuschauer führen müssen. Die Kriegs-Trilogie „Unsere Mütter, unsere Väter“ stellt in diesem Zusammenhang einen ersten Schritt in die richtige Richtung dar. Gerade die erste Episode versteht es sehr gekonnt, das Gefühlsleben der einzelnen Protagonisten auszuleuchten. Das liegt einerseits an dem hochkarätigen Schauspieler-Ensemble, bestehend aus u.a. Katharina Schüttler und Tom Schilling, andererseits an der schlimmen Situation, mit welcher sich die einzelnen Akteure konfrontiert sehen. Wir befinden uns diesbezüglich im Jahr 1941. Der Überfall auf die Sowjetunion steht kurz bevor und fünf Freunde treffen sich in der Hauptstadt, um ein letztes Mal miteinander zu feiern. Anschließend gehen dann alle getrennte Wege und die schrecklichen Verbrechen nehmen ihren Lauf, wobei alle, außer dem Juden Viktor, als Rädchen im System fungieren. So schreiten die Ereignisse voran und gerade, als man denkt, die Produzenten würden hier die Qualität einer bemerkenswerte Reihe wie „Im Angesicht des Verbrechens“ erreichen, kommt es leider zu mehreren unverständlichen Passagen im zweiten und letzten Teil der Trilogie. Dass sich die Hauptdarsteller einmal zufällig treffen, hätte man vielleicht noch wohlwollend übersehen können, dass sie aber im Laufe des Krieges immer wieder in den absurdesten Situationen aufeinander treffen, wirkt schlicht unglaubwürdig, genauso wie das künstlich anmutende Finale. Versteht mich jetzt bitte nicht falsch. „Unsere Mütter, unsere Väter“ hebt sich trotz seiner dramaturgischen Aussetzer und fragwürdigen historischen Interpretationen (in den letzten zwei Teilen) meilenweit ab von der allabendlichen Stangenware im deutschen TV, der große Wurf, den man anfangs erwartet hatte, ist es aber am Ende leider nicht. Dennoch sollte man in Zukunft genau in diese Richtung hin weitermachen. Dann erleben wir hierzulande vielleicht auch bald Produktionen, die es mit packenden und vielschichtigen Reihen wie der dänischen Polit-Reihe „Borgen“ oder der österreichischen Satire-Serie „Braunschlag“ aufnehmen können.
// Zwischendurch haben wir auch mal wieder ein kleines Gewinnspiel für euch. Die legendären Musiker von The Grateful Dead haben ihre wilden Tage zwar schon seit einigen Jahren hinter sich, die nun erschiene DVD namens „The Grateful Dead Movie“ solltet ihr euch aber trotzdem auf keinen Fall entgehen lassen. Die Band selbst zählt nicht nur zu den Vorreitern der bühnentechnischen Improvisationskunst, indem sie ihre Songs schon mal auf eine Länge von knapp 30 Minuten ausdehnt, die Jungs haben in den 60ern und 70ern auch eine Gruppe verrückter Fans um sich geschart, die sich als „Deadheads“ bezeichnen (wer die letzte Folge der wundervollen TV-Serie „Freaks & Geeks“ gesehen hat, weiß wovon ich rede) und die ihnen in die entlegensten Winkeln des Landes nachgereist sind. Im Rahmen des „Grateful Dead Movie“ macht sich Frontmann John García nun daran, vier gelungene Zusammenschnitte aus dem Jahr 1974 zu einem formvollendeten Ganzen zusammenzufügen. So entsteht nicht nur ein gelungenes Portrait der Band, sondern auch eine Hommage an ihre zahllosen Fans. „The Grateful Dead Movie´“ ist eine einzige Liebeserklärung an den damaligen Zeitgeist und kommt in runderneuerter Form mit einer dicken Portion Bonus-Material daher, das unter anderem einen Audiokommentar von Susan Crutcher und John Nutt, sowie mehr als 95 Minuten unveröffentlichter Live-Mitschnitte und zahlreiche Making Ofs emthält. Wer sich für Rockmusik interessiert, kommt an der Scheibe nicht vorbei. Und wer gewinnen möchte, schickt einfach eine Mail mit dem Stichwort „Grateful Dead“ an contact@zuckerkick.com. Wir wünschen allen Teilnehmern viel Glück.
// All jene, die inzwischen auf den Geschmack in Sachen BBC-Crime-Serien gekommen sind, können sich im Anschluss mit den ersten vier Staffeln der britischen Serie „Spooks“ ausstatten. Eine große Fernsehzeitung hat das Werk als „britische Antwort auf 24“ bezeichnet, was zumindest bezüglich der Spannungsmomente gar nicht so sehr aus der Luft gegriffen zu sein scheint. Darüber hinaus aber haben die beiden Serien nur wenig gemein. In „Spooks“ dreht sich alles um den britischen Inlandsgeheimdienst MI5. Das Team um einen gewissen Harry Pearce bekommt es in diesem Zusammenhang mit den unterschiedlichsten Bedrohungsszenarien zu tun. Da werden chemische Kampfstoffe eingeschmuggelt, rassistische Politiker überführt und Selbstmordattentäter durch London gejagt. Darüber hinaus wird sich im Rahmen der ersten Staffel aber auch mit plauderwilligen Ex-Terroristen und Vertretern der so genannten „Lebensrechtsbewegung“ (eine Organisation, die sich unter anderem gegen Schwangerschaftsabbrüche einsetzt) auseinander gesetzt. In diesem Zusammenhang wird von den Machern sehr darauf geachtet, dass die Protagonisten differenziert dargestellt werden. Kein Wunder, dass die zweite Staffel bereits im Jahr 2003 als „Beste Drama Serie“ bei den „BAFTA Programm Awards“ ausgezeichnet wurde (eine der höchsten TV-Auszeichnungen Großbritanniens). Die ersten zehn Folgen zeigen eine Welt, die sich im Umsturz befindet. Es kommt zu immer neuen Krisenszenarien. Und auch, wenn in dramaturgischer Hinsicht durchaus erwähnenswert ist, dass dabei eine außerordentliche Rasanz vorherrscht, widerstehen die Macher der „Spooks“ auch in der dritten Season der Versuchung, das Ganze mit unglaubwürdigen Cliffhangern der Marke „24“ aufzupäppeln. Diese Serie setzt vielmehr auf Glaubwürdigkeit in Sachen Story und Charaktere, was unter anderem mit einschließt, dass die Organisation immer wieder überraschende Verluste zu beklagen hat. Im Rahmen der dritten Season steht außerdem zunehmend die Problematik des Cyber-Terrorismus im Mittelpunkt des Geschehens, wobei auch immer wieder das tagespolitische Geschehen aufgegriffen wird. Im Rahmen der vierten Staffel, die ebenfalls in der nun erschienen Sammelbox enthalten ist, werden die Menschen in London gleich zu Beginn durch diverse Bombenattentate in ihren Grundfesten erschüttert. Die Situation ist gespannt und den Machern gelingt es diese Anspannung unmittelbar auf die Mattscheibe und damit den Zuschauer zu übertragen. Das etablierte Team unter der Führung von Harry Pearce (hervorragend in Szene gesetzt von Peter Firth) muss sich aber nicht nur mit zahlreichen Terroristen und Rechtsextremen herumschlagen. Es kommt auch zwischen den Akteuren immer wieder zu hitzigen Debatten, welche sie in persönlicher Hinsicht an den Rand des Wahnsinns treiben. Wer also mal wieder eine glaubwürdige Krimi-Reihe kennen lernen möchte, die trotzdem nicht mit Spannungsmomenten geizt, sollte unbedingt mal in die ersten vier Staffel von „Spooks“ hinein schauen. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten „Szenewechsel“.
UND WAS NUN?