mit neuer Musik von Justin Timberlake, Orchestral Manoeuvres In The Dark, Phosphorescent, La Vela Puerca, The Thermals, Volbeat, Ra Ra Riot und Léonore Boulanger.
// Bereits Lady Gaga hat ja schon mit ihrer Musik bewiesen, dass es ab einer gewissen Größenordnung gar nicht mehr allzu wichtig ist, was da für ein Sound aus den Boxen dröhnt. Justin Timberlake wiederum hat sich in den vergangenen Jahren als Musiker rar gemacht und die Erwartungen seiner Fans dadurch ins Unermessliche gesteigert. Sein neues Album „The 20/20 Experience“ ist dementsprechend ein bemerkenswertes Stück Pop, weil es so vollgestopft ist mit Ideen, dass man erst einmal ein paar Durchgänge benötigt, bis sich die einzelnen Tracks in den Gehörgängen verfangen. Abseits der offensichtlichen Hits wie „Mirrors“ oder „Suit & Tie“ gibt es allerdings noch sehr viel mehr zu entdecken auf dem neuesten Wurf von JT. Mit „The 20/20 Experience“ verhält es sich in diesem Zusammenhang ähnlich wie mit dem Spätwerk von Prince. Potenzielle Chartbreaker wie „Sexy Back“ und „Like I Love You“ schreibt der Musiker heute nicht mehr, stattdessen wird fröhlich herumexperimentiert und dadurch (mit großer Wahrscheinlichkeit) ein Album an die Spitzenposition der Charts gehievt, das eigentlich viel zu komplex für den Massengeschmack ist. Soll heißen: wir sind begeistert und freuen uns auf Weiteres.
// Nachdem sich die altehrwürdigen OMD (alias Orchestral Manoeuvres In The Dark) bereits vor drei Jahren mit ihrem Comeback-Album „History Of Modern“ eindrucksvoll zurück gemeldet haben, gilt es nun die der Bandgeschichte ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. „English Electric“ orientiert sich in diesem Zusammenhang an dem lang bewähreten Konzept, bestehend aus einer Menge elektronischer Spielereien gepaart mit süßlichen Pop-Melodien. Dadurch klingt die Band allerdings keineswegs als wäre sie aus der Zeit gefallen. Ganz im Gegenteil: Die Gruppe geht einfach nur behutsam mit ihrem Erbe um und streut, wenn es sein muss, auch mal ein paar zeitgenössische Passagen ein. Wir jedenfalls wetten darauf, dass angesagte Acts wie The XX oder La Roux auch gerne einen Hit wie „Kissing The Machine“ im Gepäck hätten. Soll heißen: weiter so, bitte.
// Phosphorescent haben fast drei Jahre gebraucht, um ihren fulminanten Erstling „Here´s To Taking It Easy“ einen würdigen Nachfolger zu zimmern. Nun steht „Muchacho“ in den Regalen und klingt wie der perfekte Soundtrack zur abendlichen Sause. Die Scheibe strotzt nur so vor verträumten Melodien und verstrahlten Sounds. Dazu gesellen sich engelsgleiche Chöre und ein weichgespülter Sound, der einen sofort die Sicht aufs Wesentliche vernebelt. Das hier ist genau die Musik zu der man den Schneeflocken vor dem Fenster beim Fallen zusehen möchte. Wer auf das aktuelle Album von The War On Drugs steht, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren.
// Ein Doppelschlag steht uns auch von La Vela Puerca ins Haus. Die Jungs aus Uruguay sorgten in der Vergangenheit nicht nur in ihrem Heimatland bei zahllosen Sommerfestivals für gute Laune, sie haben sich inzwischen auch hierzulande als party-tauglicher Live-Act etabliert. Auf ihrer neuen Platte „Piel Y Hueso“ machen sie genau dort weiter, wo sie auf dem Vorgänger aufgehört haben. Schon nach wenigen Sekunden ertappt man sich dabei, wie man ihre Ska-Punk-Hits lauthals mitgrölt, obwohl man eigentlich kein Wort davon versteht. Der zweite Silberling ist dann allerdings eine echte Überraschung. Da befinden sich nämlich lediglich akustische Tracks drauf, was der Qualität der Musik aber keinen Abbruch tut. Ganz im Gegenteil: Die Band bündelt auf dem neuen Album all die Qualitäten der vergangenen Jahre und knallt uns eine berauschende Party-Platte vor den Latz. Wer die Band also bisher noch nicht für sich entdeckt hat, sollte das jetzt unbedingt nachholen.
// Die Thermals biegen in der Zwischenzeit auch mal wieder mit einem neuen Lieblingsalbum um die Ecke. Eigentlich müsste diese Band bereits seit vielen jahren im siebten Punkrockhimmel hocken, denn solch hintersinnige Pop-Songs schreibt sonst kaum eine Band. Das neue Album der Jungs hört auf den Namen „Desperate Ground“ und beschränkt sich über die volle Distanz von zehn Tracks vor allem auf das Wesentliche. Inzwischen ist die Band noch dazu bei „Saddle Creek“ angedockt, was uns vielleicht irgendwann auch eine schicke Collabo mit Conor Oberst beschert. Bis es soweit ist freuen wir uns aber einfach über diesen Hitreigen der Extraklasse, der die vorherigen Alben (mit Ausnahme des Debüts) fast schon wieder alt aussehen lässt. „Our Love Survives…“ danke liebe Thermals.
// Volbeat wagen sich auf ihrem fünften Album noch einmal ein Stück weiter in Richtung poppige Gefilde. Klangen sie schon früher wie eine perfekte Melange aus den schänsten Momenten von Metallica bis Elvis, haben sie ihren Sound nun vollends perfektioniert. So mancher Fan von früher wird sich zu Beginn eventuell über die mangelnde Härte beklagen, bekommt aber spätestens mit „Dead But Rising“ einen waschechten Headbanger vor den Latz geknallt. Es ist wirklich eindrucksvoll mitzuerleben, mit welcher Beiläufigkeit die Jungs hier einen Hit nach dem anderen aus dem Ärmel schütteln und zwischenzeitlich in traditioneller Metal-Manier das Gaspedal durchtreten. Wer auf Metal mit einem großen Schuss Rock and Roll steht, sollte unbedingt mal in „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ reinhören.
// Die New Yorker Indie-Popper von Ra Ra Riot verzückten uns auf ihrem letzten Album mit einem zauberhaften Mix aus einem Hauch Elektronik und hymnischen Melodien. Nun visiert die Band in bester Killers-Manier endgültig die große Bühne an und knallt uns auf ihrem dritten Werk eine tanzbare Mixtur aus Sythesizern und treibenden Beats vor den Latz. „Beta Love“ macht es einem in diesem Zusammenhang also erstmal etwas leichter, als der Vorgänger und dürfte auch im Indie-Tempel für Euphorieschübe sorgen, in Sachen Langlebigkeit allerdings kann das Werk mit den beiden Vorläufern nicht mithalten. Wer allerdings heute noch gerne zu dem Solo-Album des Bloc Party-Sängers Kele tanzt, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Der Rest wird von der Band zumindest gegen Ende mit dem beschwingten „That Much“ oder dem abschließenden „I Shut Off“ versöhnt. Vorausgesetzt natürlich, er hat so lange durchgehalten.
// Wer auf französischen Liedermacher-Pop steht, sollte mal in das neue Album von Léonore Boulanger reinspitzen. Mit einer gehörigen Portion an Experimentierfreude wagt sie sich daran, ihre italienischen Chansons mit zeitgenössischen Sounds zu unterfüttern. Heraus kommt ein einzigartiges Album, das sich anhört, als wären Camille, Björk und The Knife zusammen ins Studio gestiefelt. „Square Ouh La La“ klingt dermaßen weltoffen, dass man meint, der Musikerin beim Reisen durch die Weltgeschichte zuzusehen. Eigentlich kaum zu glauben, dass dieses Album in einem analogen Tonstudio entstanden sein soll. Die einzelnen Songs strotzen nur so vor Details und die Künstlerin macht sogar vor Spoken Word-Passagen nicht Halt. Wer auf anspruchsvollen Liedermacher-Pop steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?