// aufgelesen vol. (1)13 – „we talked of life on the road“

mit Büchern von PaTrick Bahners, Dietmar Dath & Swantje Karich, George Orwell und Werner Fuld. // Wer sich einmal in literarischer Form das Thema „Entenhausen“ zu Gemüte führen möchte, der kommt im aktuellen Werk des FAZ-Kulturkorrespondenten PaTrick Bahners auf seine Kosten. In „Entenhausen – Die ganze Wahrheit“ dreht sich alles um die Geschichte des Heimatortes […]

mit Büchern von PaTrick Bahners, Dietmar Dath & Swantje Karich, George Orwell und Werner Fuld.

patrick-bahners// Wer sich einmal in literarischer Form das Thema „Entenhausen“ zu Gemüte führen möchte, der kommt im aktuellen Werk des FAZ-Kulturkorrespondenten PaTrick Bahners auf seine Kosten. In „Entenhausen – Die ganze Wahrheit“ dreht sich alles um die Geschichte des Heimatortes von Donald, Dagobert und Co. und man bekommt auf schlüssige Art und Weise dargelegt, was wir von den gesellschaftlichen Verhältnissen in der Stadt lernen können. So erfahren wir aufschlussreiche Details über die Religion, das gesellschaftliche System und die einzelnen Interessengruppen des Ortes.

Die donaldistische Forschung und das detaillierte Vorgehen des Autors in diesem Zusammenhang ist bemerkenswert und regt des Öfteren zum Nachdenken an. Dabei huscht einem als Leser immer wieder ein breites Grinsen übers Gesicht und man möchte das Buch schon nach wenigen Seiten nicht mehr aus der Hand geben, bis auch der letzte Satz ausgelesen ist. Wenn du also mehr wissen möchtest über Entenhausen und den „Donaldismus“, dann schnupper mal rein. Einen besseren Zeitvertreib für kalte Wintertage kann man sich kaum vorstellen – und die zahlreichen Comic-Panels versüßen einem das ganze Unterfangen noch zusätzlich.

big-data// Es gibt Diskussionsbedarf. Spätestens seit Edward Snowden die Konsequenzen der Digitalisierung auf unser aller Leben deutlich gemacht hat, kommt man als Normalbürger nicht mehr drum herum, sich zum Thema „Big Data“ seine Gedanken zu machen. Was passiert da eigentlich gerade und wo führt uns das Ganze hin? Diese Frage wirft das gleichnamige, aktuelle Werk aus dem „Suhrkamp“-Verlag auf, das mit dem schönen Untertitel „Das neue Versprechen der Allwissenheit“ versehen ist. In dem Werk finden sich zahlreiche Texte von Chris Anderson, Dirk Baecker, Frank Schirrmancher und vielen weiteren, die sich intensiv mit den Folgen der Digitalisierung auseinander setzen. Wie umgehen mit diesem Datenberg, den wir durch das Nutzen neuer Kommunikationsmöglichkeiten anhäufen? Welche Schlüsse für Wirtschaft, Politik und das persönliche Leben lassen sich daraus ziehen? Sind wir schon auf dem Weg zum „gläsernen Bürger“, wie es zahlreiche Experten immer wieder behaupten? Die Antwort darauf ist schwer zu finden. Natürlich bietet uns das Internet eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, diese allerdings gehen auch mit einer gehörigen Anzahl an Risiken einher. Wer sich differenziert über das Thema informieren möchte, der ist mit diesem Werk also gut bedient.

lichtmachte// In „Lichtmächte“ nehmen sich der renommierte Schriftsteller Dietmar Dath und Swantje Karich den Bereichen „Kino“, „Museum“, „Galerie“ und „Öffentlichkeit“ an. Überall sehen wir uns mit Bildern konfrontiert, die zunehmend in Bewegung geraten. Spätestens seit wir alle ein Smartphone mit uns herumschleppen, können wir der Flut an Eindrücken, die alltäglich auf uns einprasselt, kaum mehr entgehen. „Lichtmächte“ wirft in diesem Zusammenhang erst einmal die Frage auf: „Wo sind wir hier eigentlich?“ – anschließend nimmt sich Swantje Karich das Thema Kunst vor und betrachtet es unter dem Gesichtspunkt der Spiegelung unserer Gesellschaft. Daraufhin wird dann über den Unterschied zwischen Orten der visuellen Bildung und Orten des virtuellen Vergnügens diskutiert, bevor sich Dietmar Dath dem Thema „Phantastik“ annimmt. Im weiteren Verlauf kommt es dann auch noch zu „keinem persönlichen Besuch“ bei Marina Abramovic und es wird darüber nachgedacht, wie der Aspekt der Performance im Gesamtzusammenhang einzuordnen ist. Zu guter Letzt werden außerdem die Forderungen dargelegt, die sich aus den Aufzeichnungen des Buches ergeben, das zwar nicht immer leicht zu lesen, dafür aber mit zahlreichen, interessanten Gedankengängen zum Thema „Lichtmächte“ bestückt ist.

orwell// Wer sich mit den Aufzeichnungen von George Orwell etwas genauer auseinander setzen möchte, der kann dies nun im Rahmen seiner „Essays“-Veröffentlichung aus dem Verlag „Penguin Books“ tun. Das Taschenbuch verschafft seinen Lesern einen imposanten Überblick über die politischen Vorstellungen des Autors und beinhaltet wirklich interessante Abhandlungen wie „My Country Right or Left“ oder „Decline of the English Murder“. Die originelle Schreibe des Schöpfers sorgt dafür, dass man auch heute noch Gefallen an seinen Texten zum Sozialismus oder über Charles Dickens findet. Eric Arthur Blair, wie der Künstler im bürgerlichen Leben gerufen wurde, hat mit seinem Schaffen einen nachhaltigen Eindruck bei zahlreichen Schriftstellern unserer Zeit hinterlassen und so lohnt es sich, nicht nur für Fans des Klassikers „Animal Farm“ mal in diesen „Essays“-Band reinzuschauen. Man bekommt dadurch nicht nur einen wirklich nachdrücklich Einblick in die inneren Überzeugungen des Schriftstellers, sondern auch einen Eindruck von dem bemerkenswerten, schriftstellerischen Fähigkeiten dieses Ausnahmekünstlers.

werner-fuld// Ebenfalls sehr Aufschlussreich ist der Schmöker „Das Buch der verbotenen Bücher“, das in diesen Tagen via „Galiani Berlin“ in den Handel kommt. Das Buch nimmt sich vor, die „Universalgeschichte des Verfolgten und Verfemten von der Antike bis heute“ nachzuvollziehen und holt dabei ganz schön aus. Werner Fuld hat sich zum Ziel gesetzt die „Schattenbibliothek“ unter Augenschein zu nehmen, auf der zahllose literarische Werke fußen. In diesem Sammelsurium aus zerstörten, verbrannten und verbotenen Büchern wühlt er herum, bis sich langsam aber sicher ein komplexes Gesamtbild herausschält. Dabei bekommt man nicht nur zahllose Informationen zum Thema Zensur, Fundamentalismus und Zerstörungswut präsentiert, sondern auch die Literatur-Geschichte auf der ganzen Welt in kompakter Form präsentiert. So finden sich in dem Werk Berichte über „Bücherverbrennungen im alten China“, „Zensur in den USA“, aber auch zum Thema „erotische Literatur“. Am Ende fühlt man sich nicht nur gut unterhalten, sondern auch vortrefflich informiert. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.