// gedanken zum flatrate-saufen

Flatrate-Saufen, dieses Schlagwort geistert schon seit geraumer Zeit durch die Medien. Jugendliche, oftmals minderjährigen Alters, wetteifer darum, wer sich am Schnellsten und scheinbar auch am Effektivsten betrinken kann. Das deutsche Jugendschutzgesetz, sieht Bier und Wein erst am 16 Jahren vor, den harten Stoff erst am 18 Jahren. Sinn und Zweck der Übung ist, die Jugendlichen […]

Flatrate-Saufen, dieses Schlagwort geistert schon seit geraumer Zeit durch die Medien. Jugendliche, oftmals minderjährigen Alters, wetteifer darum, wer sich am Schnellsten und scheinbar auch am Effektivsten betrinken kann. Das deutsche Jugendschutzgesetz, sieht Bier und Wein erst am 16 Jahren vor, den harten Stoff erst am 18 Jahren. Sinn und Zweck der Übung ist, die Jugendlichen vor körperlichen Schädigungen zu bewahren und vor allem, sie auch vor ihrem jugendlichen Übermut zu schützen, denn wer beginnt zu Alkohol zu trinken, kann oftmals nicht verantworungsvoll damit umgehen.

Was einem daran so große Sorgen macht ist die Anzahl derer die jedes Wochenende mit akuter und teilweise sogar fast lebensbedrohlicher Alkoholvergiftungen in die Klinik eingeliefert werden. Nicht nur um auszunüchtern, nein um auch das Schlimmste zu verhindern.

Besonders erschreckend daran ist das Alter der Jugendlichen, dass scheinbar immer geringer wird. So berichten verschiedenste Zeitungen über 14 Jährige, die so viel Alkohol getrunken haben, dass sie einen Promillewert über 2,0 aufweisen oder sogar ins Koma fallen. Wer sich erinnert, der weiß, dass es sogar schon einen Todesfall gegeben hat. Ein Jugendlicher der mit einem Wirt um die Wette getrunken hat und nach 50 Tequila zusammengebrochen und nie mehr aufgewacht ist.

Aber auch solche abschreckenden Beispiele, die auch mit Recht in den Öffentlichkeit disskutiert und publiziert werden, können diesem Treiben keinen Einhalt gebieten.

Was treibt die Jugendlichen bloß dazu, so viel zu trinken, dass sie nicht mal mehr wissen wie sie heißen, vor allem, was treibst sie dazu es immer wieder zu tun?! Denn oft reicht ein solches schlimmes Erlebnis nicht um sie davon abzuhalten, viele tun es immer wieder.

Was steckt dahinter? Der Gruppenzwang? Das Ich-muss-cool-sein? Jugendlicher Leichtsinn oder Übermut? Das man an seine Grenzen geht und diese auch mehr als ausreizt, dass kennt wohl jeder von seiner Sturm und Drangphase. Das zu durchlaufen ist völlig normal, nur manchmal hat man das Gefühl, dass die Grenzen dessen, was man so tut, wenn man pubertiert, sich immer weiter verschieben und zwar nach unten. Grenzen auszutesten, Grenzen zu überschreiten, die der Eltern, der Gesellschaft oder auch sich selbst zu überschätzen gehört zum Erwachsenwerden wohl dazu. So traurig das ist.
Dem großen Reiz des Unbekannte zu widestehen oder auch mal das Verbotene ausprobieren zu wollen, das ist auch noch im Rahmen, dessen was man eben so tut wenn die Hormone verrückt spielen.

Alleine schon das Wort, Flatrate-Saufen. Wenn man sich das mal auf der Zunge zergehen lässt. Flatrate kennt man sonst nur im Zusammenhang mit Internet oder von mir aus auch mit Handy- oder Telefonflat. Flatrate meint, Trinken ohne Limit, so viel wie eben reingeht, soviel man eben will. Was das Wort impliziert ist, so viel Trinken, bis man Oberkante voll ist.
Ist es Gier? Ist es der Gedanke ich muss genug bekommen für mein Geld? Ist es das selbe Phänomen wie bei Buffets oder All-you-can-eat-Veranstaltungen, dass man sich so voll schlagen muss, dass sich der Preis wirklich gelohnt hat? Bloß, weil man für etwas zahlt, und so viel nehmen kann wie man will, muss es doch nicht unbedingt heißen, dass man auch so viel nimmt, bzw. so viel, dass man sich fast übergeben muss oder den ganzen Tag am Telefon oder Handy hängt. Hier beginnen zumindest beim Essen die Grenzen des guten Geschmacks, Essen sollte man genießen, aber stattdessen schlingen wir ins uns rein was nur geht. Beim Telefonieren, wer hat denn so viel zu sagen, bzw. was gibt es denn so wichtiges zu sagen, dass man fast 12 h am Tag am Hörer hängen muss. Das ist kein genießen mehr, das ist konsumieren, und zwar zwanghaftes. Wir kriegen den Hals nicht voll genug im wahrsten Sinne des Wortes. In Zeiten in denen das Geld und Arbeitsplätze knapp werden, scheinen wir aus allem was wir tun, das Meiste herausholen zu müssen.

Was ich mich dabei nur frage ist, holen wir denn dadurch wirklich alles für uns heraus? Wir essen bei einem Buffet, mehr als wir eigentlich können, haben Bauchschmerzen oder uns ist speiübel. Wir telefonieren den ganzen Tag, kommunizieren über unwichtige Lapalien und haben eigentlich nichts Sinnvolles zu erzählen. Und beim Trinken, die Jugendlichen trinken, soviel sie eben noch trinken können, bis ihr Zustand es nicht mehr zulässt noch mehr zu Tanken, so viel, dass sie mit ihre Gesundheit und im schlimmsten Fall sogar mit ihrem Leben spielen.
Die Folgen dieses Kampfsaufen sind oft nicht absehbar, Organschädigungen oder komatöse Zustände. Und wofür das alles? Um nicht als Weichei dazustehen, um für sein Geld alles herauszuholen? Weil wir einfach nicht wissen, wann genug einfach genug ist.
Der Zustand, in dem man sich nach einer solchen Saufeinlage befindet, ist oft überhaupt nicht mehr lustig: kotzend in einer Ecke zu liegen, von der Polizei nach Hause gebraucht zu werden oder gar die Augen erst wieder im Krankenhaus aufzschlagen.

Der Abend mit den Freunden ist recht schnell vorbei, meistens kann man sich am nächsten Tag an nichts mehr erinnern. Wer trinkt um zu vergessen, der hat sein Ziel erreicht. Aber im Zweifel möchte man doch einen schönen Abend mit seinen Freunden haben?! Doch wenn man sich so die Laternen aussschießt, dass man am nächsten Tag nicht mal mehr etwas davon weiß, oder man nur durch Erzählungen den Abend rekonstruieren kann, dann fällt es mir wirklich schwer, denn Sinn hinter dem allen zu sehen.

Spinnen wir das doch mal weiter, wenn nun jeder aus einem Freundeskreis sich so volllaufen lässt, dass keiner mehr in der Lage ist sich zu artikulieren, zu gehen oder den Notartz zu verständigen, wenn alle nur in dem unnatürlichen alkoholisierten Zustand miteinander feiern, wenn das überhaupt noch möglich ist mit dem Gehalt an Alkohol im Blut, wer kann dann noch am nächsten Tag erzählen wie der Abend eigenltich war oder viel schlimme: Wer soll noch lebensrettende Maßnahmen einleiten?!

All die Peinlichkeiten der vergangenen Nacht sind vergessen oder verziehen, denn mit Alkohol bzw. ab einem gewissen Pegel, verliert man nicht nur die Hemmungen, sondern auch jedes Moral- und Anstandsgefühl. Am nächsten Tag kann man sich dann an nichts mehr erinnern und ist fein raus, denn schließlich war man ja betrunken. Aber kann der hohe Alkoholwert im Blut, denn wirklich alles rechtfertigen?!

So ist es doch quasi, als hätte der Abend nie stattgefunden, weil sich niemand auch nur im Entferntesten daran erinnern kann. Keine Erinnerung, an einen Abend, der mit vielleicht nur der Hälfte des Alkohols ein toller Abend hätte werden können, aber so im Krankenhaus oder im Delirium endet.

Solange es noch cool ist, eine ganze flasche Wodka getrunken zu haben, oder weiß der Geier wieviele Kurze, solange auf Ex trinken bis man fast Hops geht noch so angesagt ist, solange wird dieses Thema uns auch noch beschäftigen befürchte ich. Wir sehen dieser Entwicklung zu und keiner weiß so recht wem er eigentlich den schwarzen Peter zuschieben soll.
Sind es die Eltern? Ist es der Staat der mehr Präventiv- oder Gegenmaßnahmen einleiten sollte? Ist es der gesellschaftliche Verfall von Werten?
Was ist, wenn die Eltern keinen Alkohol trinken und die Kinder aber doch ihre Exzesse feiern. Wir können und wollen sie schließlich nicht 24 h bewachen. Richtlinien für den Umgang von Alkohol im Bezug auf die Jugendlichen gibt es, doch wenn sich keiner daran hält und die Jugendlichen sogar noch anspornt werden wie es z.B. der Wirt mit dem Tequila getan hat, was soll man dann tun? Dieser aber war ein schwarzes Schaf, ich kann mir bei bestem Willen nicht vorstellen, dass jeder Wirt einem Minderjährigen eine solche Menge verabreichen würde, geschweige denn überhaupt welchen geben würde.
Der Punkt ist auch folgender, selbst wenn sie minderjährig sind und die Folgen ihres Handelns oft nicht in seinem vollen Umfang erfassen könne, sind sie freie Menschen. Jeder entscheidet für sich selbst was und wieviel er trinkt. So sind es die Jugendlichen selbst, die, trotz eines bitterbösen Absturz, absolutem Fehlverhalten oder Krankenhaushaufenthalt, sich immer wieder dazu entscheiden so viel zu trinken. Der Effekt mit „einmal auf die heiße Herdplatte gefasst“ scheint hier absolut nicht zu greifen.

Wie appeliert man also an die Vernunft, so dass man auch zu ihnen durchdringt, so dass sie verstehen, dass sie vielleicht auch mit ihrem Leben spielen?
Mich persönlich, macht das mehr als nachdenklich…
// ella