mit den Bänden Silver (Band 2), Ms. Marvel (Band 2), der Peanuts-Gesamtausgabe (Band 22) und Ein Vertrag mit Gott.
// Die wohl spannendste Comic-Neuveröffentlichung des noch jungen Jahres erscheint derzeit beim renommierten „Schreiber & Leser“-Verlag. Die Vampir-Saga „Silver“ geht dabei bereits in die zweite Runde und ist ein gefundenes Fressen für all jene, die von alten Klassikern der Marke „Dracula“ gar nicht genug kriegen können. In schwarz-weißen Motiven schreitet dabei die Handlung weiter voran und führt uns mitten hinein in den altehrwürdigen „Orient Express“, der in diesem Zusammenhang allerdings vollgepackt mit Vampiren ist. Ziel der Reise von Finnigans Team ist dabei das grausige Schloss Draculas, wobei die Charaktere gerade im Laufe der Fahrt dorthin eine gehörige Portion an Tiefgang bekommen. Stephan Franck, der bereits seit 25 Jahren als Texter und Regisseur aktiv ist und dabei schon mit Disney und Dreamworks zusammenarbeiten durfte, wirft seine gesamte Erfahrung in die Wag-Schale und erschafft dabei Charaktere, die überaus glaubwürdig sind. Neben der charakterlichen Tiefe beeindruckt uns die Reihe aber auch mit einer spannenden Geschichte rund um Draculas geplante Heirat mit der intriganten Vampirprinzessin Lillian Duvalier. Wenn dir also bei einem Mix aus „Tanz der Vampire“ und „Dylan Dog“ das Wasser im Munde zusammen läuft, dann lass dir diesen Leckerbissen nicht entgehen.
// Ganz schön düster geht’s auch im zweiten Band von „Ms. Marvel“ zu. „Im Schatten des Krieges“ nennt sich das Werk, das von niemand Geringerem als G. Willow Wilson („X-Men“) getextet und von Adrian Alphona und Takeshi Miyazawa („Young Avengers“) in Szene gesetzt worden ist. In der Reihe bekommt Ms. Marvel die Auswirkungen des „Civil War II“ am eigenen Leib zu spüren und wird von ihnen ebenso erschüttert wie das gesamte Marvel-Universum. Dabei tritt Kamala Khan (so der richtige Name von Ms. Marvel) vorab in einem Wissenschaftswettbewerb noch gegen Miles Morales an, der ab und an auch gerne in sein Spiderman-Kostüm schlüpft. Während dessen allerdings startet der zweite Superheldenkrieg und Kamala schließt sich ganz selbstverständlich ihrem großen Idol Captain Marvel an. Als allerdings durch die Beeinflussung des Inhuman Ulysses auch die Freunde der Protagonistin in große Gefahr geraten, wird ihre Loyalität auf eine harte Probe gestellt. Wie sie sich am Ende entscheidet? Die Zeiten von Gut und Böse scheinen endgültig vorbei zu sein. Hier verschwimmen die Grenzen und dieser Band gehört mit zu den stärksten im Windschatten des „Civil War II“. Also unbedingt mal reinschnuppern.
// Wir konnten es ja schon kaum mehr erwarten, dass es endlich weitergehen würde mit der renommierten Peanuts-Gesamtausgabe, die uns bereits in der Vergangenheit viel Freude bereitet hat. Nun steht tatsächlich schon der 22. Band des Mammut-Werkes in den Regalen und wir haben keine Ahnung, wie Mastermind Charles M. Schulz das hinbekommen hat. Aber auch nach all den Jahren hat die Reihe kein bisschen von ihrem Charme verloren. Aktuell versammeln sich dabei in dem neuen Werk wie bereits zuvor wieder alles Tages- und Sonntagsstrips aus den Jahren 1993 und 1994, außerdem darf man sich über eine extra verfasste „Introduction“ von niemand Geringerer als Hella von Sinnen freuen. Dass es dabei ebenfalls überaus humorvoll zugeht, ist natürlich Ehrensache. Außerdem bekommt man wie immer einige spannende Erläuterungen und ein umfassendes Stichwortregister zu den Strips präsentiert. Selbige wiederum inszenieren Charlie Brown diesmal zu so etwas wie einem Helden und führen dabei auf lustige Weise die alten Stories das eine oder andere mal ad absurdum. Snoopy mausert sich passend dazu zum echten Schlaumeier in der Schule und sogar Bill Clinton redet nur in höchsten Tönen über dessen Schöpfer, wenn er ihn als „amerikanisches Heiligtum“ bezeichnet. Mit dieser chronologischen Sammlung von Geschichten aus dem „Peanuts“-Universum hat sich der „Carlsen“-Verlag jedenfalls schon jetzt ein kleines Denkmal gesetzt. Und drei weitere sollen ja noch kommen. Wir sind jetzt schon gespannt drauf.
// Drei Geschichten präsentiert uns der Comic-Künstler Will Eisner, der ganz nebenbei auch noch als Erfinder der Graphic Novel gilt, in seiner New York-Hommage „Ein Vertrag mit Gott“. Getreu dem Titel geht es in den unterschiedlichen Erzählungen um Menschen, die irgendwie ihren Glauben an Gott verloren haben. Was bitteschön soll denn an diesem Leben gut sein, fragt sich ein bislang gottgläubiger Jude, wenn die eigene Tochter aus dem Leben gerissen wird? Also verlässt er die geregelte Umlaufbahn seines Daseins und verdingt sich fortan als Immobilienspekulant. Unbarmherzig schreitet er im Leben voran, ohne dass da ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen wäre. Diese und die weiteren Geschichten aus der Bronx, die zwischen 1920 und 1940 spielen, rücken auf faszinierende Art und Weise den alltäglichen Schrecken in den Fokus des Betrachters. Es sind Geschichten, die vor allem von der vortrefflichen Beobachtungsgabe des Autors gekennzeichnet sind. Wie Eisner die Krise des Einzelnen in den Mittelpunkt rückt und sie gleichermaßen durch das Mietshaus mit den Schicksalen der anderen Menschen verzahnt, macht „Ein Vertrag mit Gott“ nicht nur zu einer gelungenen Kurzgeschichtensammlung, das Ganze hat auch eine politische Dimension. Auf die gesellschaftspolitischen Fragen, die sich in der Armut und den Identitätskrisen der einzelnen Charaktere treffend widerspiegeln, ist in vielen (nicht nur) amerikanischen Städten immer noch keine passende Antwort gefunden. Also unbedingt mal reinschnuppern in diese Neuauflage aus dem Hause „Carlsen“ im handlichen Paperback-Format – es lohnt sich.
UND WAS NUN?