// aufgelesen vol. (4)85 – „ein letztes geschenk“

mit dem Werk „Ein letztes Geschenk“ von Calla Henkel. // In „Ein letztes Geschenk“ liefert Calla Henkel ein packendes Meisterwerk ab, das die Leser*innen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die deutsche Übersetzung von Verena Kilchling bringt die feinen Nuancen und die nervenaufreibende Spannung des Originals wunderbar zur Geltung. Der Roman beginnt mit […]

mit dem Werk „Ein letztes Geschenk“ von Calla Henkel.

// In „Ein letztes Geschenk“ liefert Calla Henkel ein packendes Meisterwerk ab, das die Leser*innen von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Die deutsche Übersetzung von Verena Kilchling bringt die feinen Nuancen und die nervenaufreibende Spannung des Originals wunderbar zur Geltung. Der Roman beginnt mit der Künstlerin Esther Ray, die aus finanziellen Nöten heraus einen ungewöhnlichen Auftrag der geheimnisvollen Multimillionärin Naomi Duncan annimmt. Henkel schafft es, von Anfang an eine dichte Atmosphäre zu weben, die von Geheimnissen und latentem Unbehagen durchzogen ist. Die Aufgabe scheint simpel: Esther soll ein aufwendig gestaltetes Familienalbum erstellen. Doch bald wird klar, dass hinter dieser einfachen Aufgabe weit mehr steckt. Henkel versteht es meisterhaft, die Spannung langsam aufzubauen. Esther stößt bei ihrer Arbeit auf immer mehr Ungereimtheiten. Alte Fotografien und Erinnerungsstücke offenbaren dunkle Geheimnisse, und die Leser*innen werden förmlich in den Strudel von Naomis Leben hineingezogen. Die Erzählweise ist so packend, dass man die 450 Seiten förmlich verschlingt.

Die Charakterentwicklung ist ein weiteres Highlight des Buches. Esther Ray wird nicht nur als Künstlerin und Ermittlerin, sondern auch als vielschichtiger Mensch dargestellt. Ihre innere Zerrissenheit und ihre unaufhaltsame Neugier treiben die Handlung voran. Naomi Duncan bleibt bis zu ihrem mysteriösen Tod eine schillernde und ambivalente Figur, die die Leser*innen gleichermaßen fasziniert und verstört. Henkels Prosa ist präzise und atmosphärisch dicht. Sie schafft es, das pulsierende Leben New Yorks und die beklemmende Einsamkeit, die Esther während ihrer Nachforschungen umgibt, eindrucksvoll zu schildern. Die Handlung nimmt eine dramatische Wendung, als Naomi unter ungeklärten Umständen stirbt. Von da an wandelt sich der Roman in einen atemlosen Thriller, bei dem Esther alles riskiert, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. „Ein letztes Geschenk“ ist mehr als nur ein Kriminalroman. Es ist eine tiefgründige Studie über menschliche Abgründe, über Macht und Ohnmacht, und über die Art und Weise, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst. Henkels Werk lädt zum Nachdenken ein und lässt einen auch lange nach dem Zuklappen des Buches nicht mehr los. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die psychologisch dichte und atmosphärische Thriller lieben. Calla Henkel hat mit „Ein letztes Geschenk“ ein fesselndes und tiefgründiges Werk geschaffen, das sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird. Ein absoluter Lesetipp und ein Highlight des Literaturjahres 2024.

// von alexander nickel-hopfengart