// zuckerbeat volume 2

Ich weiß, ihr habt schon sehnsüchtig darauf gewartet, dass der zweite Zuckerbeat endlich am Start ist. Und was soll ich sagen, ihr könnt euch jetzt schon mal auf ein Bein stellen und wie verrückt auf Händen im Kreis drehen (häh?). Wir sind so was von back (nein, nicht Beck!!!, wir scheißen nämlich auf Scientology, eher […]

Ich weiß, ihr habt schon sehnsüchtig darauf gewartet, dass der zweite Zuckerbeat endlich am Start ist. Und was soll ich sagen, ihr könnt euch jetzt schon mal auf ein Bein stellen und wie verrückt auf Händen im Kreis drehen (häh?). Wir sind so was von back (nein, nicht Beck!!!, wir scheißen nämlich auf Scientology, eher so „Back“, wie Kinderzimmer Productions. Oder wie die Stranglers. Nur damit mir hier keine Klagen kommen).Lange Rede… kurzer äh… wie auch immer. Sparen wir uns doch einfach mal den langen Vorspann. Wir sind ja hier nicht bei „There Will Be Blood“ (übrigens ein toller Film: unbedingt reingehen!). Nein. Hier dreht sich alles um die bunte Welt der Silberlinge, die gerade in den Plattenschränken der Filialen verschimmeln, weil mal wieder lauter Schwerverbrecher ihre Festplatten mit Sounds aus dem Internet voll stopfen. Und weil wir jetzt schon 2-maliges Jubiläum haben, starten wir heute mal einen Versuch. Nämlich die direkte Konfrontation der jeweiligen Alben mit ihren Waschzetteln (das sind diese Promoschreiben, die den Cds beiliegen, die immer äußerst liebevoll von äußerst motivierten Textern zusammengestellt werden.) Beginnen wir also an dieser Stelle mit dem Münchner Phil Vetter (6,4/10) und dessen Album „Sad Man Walking“. Zitat: „Erzählt wird von der großen, verlorenen Liebe, die alles versprach, aber nichts halten konnte“. Scheiße, wo hab ich nur meine Rasierklingen versteckt. Alter. Die Mucke erdrückt einen ja regelrecht vor Schmerz. Ach scheiß drauf, ich nehm einfach den Strick, keine Sekunde länger auf dieser dreckigen, verruchten Welt sein. Ich opfere mich jetzt für Phil… Aber natürlich mit Stil: So Salto vorwärts, Schraube und dann nichts wie rein ins Paradies. Kurt Cobain, Johnny Depp, Pete Doherty, ich komme…! Nur scheiße, dass ich im Erdgeschoss wohne und Johnny Depp und der liebe Petey noch gar nicht tot sind. Und jetzt? Mal Morrissey (7,3/10) fragen. Der kennt sich ja aus mit pathetischen Abgängen. Und hat auf seiner „Greatest Hits“ Compilation auch allerhand Tipps zum Weiterleben parat. Ok. „You Have Killed Me“ gehört vielleicht nicht dazu. Und „First Of The Gang To Die“ ist auch nicht so das lebensfröhliche Reinkanationsliedchen für potentielle Selbstmordkandidaten, aber da wären ja noch „In The Future When All´s Well“ und „I Just Want To See A Happy Boy“. Und wem das nicht reicht, der kann ja einfach einen auf Stalker machen. Einfach „The More You Ignore Me, The Closer I Get“ einlegen und vielleicht kommt Phils Geliebte ja dann zurück zu ihm, weil sie sich so sehr vor den psychopathischen Annäherungsversuchen des geneigten Morrissey-Fans fürchtet. Nichts ist unmöglich. Und deswegen hat der Waschzettel auch meine hundertprozentige Unterstützung, wenn es da heißt: „Most Influential Artist Ever“. Der Morrissey, der Schlawiner. Grade mal 50 Lenzen alt und jetzt schon wichtiger als Mozart. Naja, der heißt ja nicht umsonst Mozza, äh Mozzer mit Zweitnamen. Und zu motzen gibt’s ja heutzutage wirklich genug. Und deswegen teilt uns der Waschzettel von Vic Ruggiero (5,4/10) gleich mal folgende, wirklich unerlässliche Information mit: „Früher hatte Vic kein Telefon und musste sich, um seine E-Mails abzurufen, nach einem halbstündigen Fußmarsch, mit den Kids in der öffentlichen Bibliothek um den einzigen Computer streiten“. Alter Schwede. Gott sei dank hat er sich auf seinem Album „Something In My Blindspot“ anderen Themengebieten zugewandt. Das schützt ihn aber trotzdem nicht davor, im Booklet der Scheibe von verliebten Seemonstern aufgefressen zu werden. Nun ja. Zumindest an einem Song, wie „Vacant Store“ sollten alle Jack Johnson-Anhänger ihre helle Freude haben. Der Rest wirkt reichlich sonderbar, wie auch die geangelte Seenixe auf dem Cover. Schippern wir deshalb schnell eine Station weiter zu Jason Collett (6,9/10). Dessen Album hört auf den Namen „Here´s To Being Here“, wobei ich ja sagen muss, dass der Eingangssatz seines Waschzettels viel cooler gepasst hätte… Ok, zugegeben: „The Best Songs Don´t Just Tell A Story Set To Music – They Capture A Moment, Encapsulate A Feeling And Draw In The Listener, In A Away That´s At Once Singularly Personal And Completely Universal” wäre schon ein ziemlich langer LP-Titel gewesen. Aber zumindest fasst es die Musik gut zusammen. Man hätte natürlich auch einfach schreiben können: “Sounds Like Bob Dylan”. Aber das tut ja sowieso jeder. Jason Collett nur eben ganz besonders. Insgesamt ist „Here´s To Being Here“ aber am Ende gerade aufgrund seiner Dylan-Referenzen ein wirklich gelungenes Werk. Außerdem hat er diesmal Gott sei Dank darauf verzichtet, wieder die halbe „Broken Social Scene“-Besetzung ins Studio einzuladen. Das entschlackt. Was diesem Text sicher auch gut tun würde. Also kommen wir jetzt mal schneller auf den Punkt. Sonst kriegt ihr ja noch schlechte Augen vom Lesen. Ach was, hören wir am Besten gleich auf. Überraschendes Ende und so. Ist doch auch mal subba. Also bis zum nächsten Zuckerbeat.
// von alexander nickel-hopfengart