// szenewechsel vol. 3 – „i close my door at night, but she gets in all right“

mit Torchwood, Willkommen im Leben, Homicide, George Gently, Verdict Revised und Whitechapel. Alle Fans der durchgeknallten, britischen Endlos-TV-Serie „Doctor Who“ können sich in diesen Tagen nicht nur über den Deutschlandstart der 5. Staffel des Originals freuen, sondern auch über den DVD-Release des gelungenen Ablegers „Torchwood“. Die Serie setzt sich mit der Arbeit einer Geheimorganisation auseinander, […]

mit Torchwood, Willkommen im Leben, Homicide, George Gently, Verdict Revised und Whitechapel.

torchwood

Alle Fans der durchgeknallten, britischen Endlos-TV-Serie „Doctor Who“ können sich in diesen Tagen nicht nur über den Deutschlandstart der 5. Staffel des Originals freuen, sondern auch über den DVD-Release des gelungenen Ablegers „Torchwood“. Die Serie setzt sich mit der Arbeit einer Geheimorganisation auseinander, die sich um die Aufklärung mysteriöser Mordfälle und übernatürlicher Ereignisse kümmert. Für Fans von Akte X dürfte es eine helle Freude sein, Jack Harkness und seiner Crew bei der Arbeit zuzusehen. Die Geschichte setzt an, als eine junge Streifenpolizistin namens Gwen Cooper im Rahmen eines Falles über die mysteriöse Gruppe stolpert. Wahrscheinlich wäre ihr nichts weiter aufgefallen, hätte nicht ein Mitarbeiter eine Wunderheilung durch bloßes Handauflegen bei einem der Opfer vollzogen, um den Toten anschließend ein wenig auf den Zahn zu fühlen („Pushing Daisies“ lässt grüßen). Die ambitionierte Gwen startet also einen Lauschangriff auf die Gruppe und steht plötzlich selbst im Fokus des Interesses. Jack Harkness sieht keine andere Möglichkeit, als die Schnüfflerin für seine eigene Fraktion anzuwerben und weiht sie (wie auch den Zuschauer) fortan in das alltägliche Treiben im Bereich des Übernatürlichen ein. Das wird mal amüsant, mal spannend in Szene gesetzt, die Serie lebt aber vor allem von ihren zahlreichen, ambitionierten Darstellern, die ihr schauspielerisches Talent in die Wagschale werfen, um die unterschiedlichsten, skurrilen Situationen zu meistern. Im Gegensatz zu Paranormalem der Marke „Supernatural“ strotzt „Torchwood“ darüber hinaus vor augenzwinkerndem Humor und ist vom Spannungspegel her eher auf „Men In Black“-Niveau angesiedelt. Trotzdem ist die Reihe aufgrund der zahlreichen Sexszenen und Wutreden erst ab 16 Jahren freigegeben, was aber jeden erwachsenen Fan von gehobener Science Fiction-Unterhaltung auf keinen Fall davon abhalten sollte, mal einen Durchlauf zu riskieren. Wer die Serie schon kennt (läuft derzeit auch auf RTL 2“ kann sich auf der DVD zur ersten Staffel, welche bei „Polyband“ erschienen ist, noch über 135 Minuten Bonus-Material freuen, das aus zahlreichen Making-Ofs, Interviews, Audiokommentaren und Backstage-Berichten besteht. Soll heißen: „Torchwood“ ist ein lohnenswertes Unterfangen für alle Fans von schrägen Streifen der Marke „Per Anhalter durch die Galaxis“. Mehr dazu in Kürze, wenn die zweite und (hoffentlich auch die) dritte Staffel erscheinen.

willkommen-im-lebenIn den 90ern gab es wohl kaum jemanden, der sich nicht allwöchentlich nach der nächsten Folge von „Willkommen im Leben“ gesehnt hat. Umso bestürzter sind wir gewesen, als die Serie nach nur 19 Folgen plötzlich aus dem Programm genommen wurde. Der Abgang von Claire Danes als Angela Chase und Jared Leto als Jordan Catalano hat ein Loch in unseren Herzen hinterlassen. Und so wurde „My So-Called Life“ (so der Originaltitel) mit den Jahren zur Blaupause aller weiteren (glaubwürdigen) Teenager-Soaps (und ich spreche hier nicht von Serien der Marke „Beverly Hills 90210“), wobei es dennoch kaum einer Serie gelang, die glaubwürdige Atmosphäre des Originals zu generieren. Das lag unter anderem an den beiden Hauptdarstellern, die hier trotz ihres jungen Alters, einen großartigen Job machten. (Nicht umsonst können beiden bis heute auf eine äußerst ansehnliche Karriere zurückblicken.) Das Besondere an „Willkommen im Leben“ war vor allem, dass sich die Serie ausreichend Zeit für die Entwicklung ihrer Charaktere genommen hat. Ähnlich wie bei der TV-Reihe „Dawsons Creek“ (die ich hier ebenfalls als positives Beispiel herausheben möchte), gelingt es den Machern, ihre Figuren nicht als bloße Abziehbilder eines Teenager-Prototyps zu gestalten, sondern die Schwierigkeiten eines Heranwachsenden treffend auf die Mattscheibe zu projizieren. Danes und Leto meistern ihre Rollen mit Bravour, darüber hinaus lebt die Reihe auch von ihrem fantastischen Soundtrack, für den sich die Macher unter anderem diverse Alternative-Bretter von Sonic Youth, Buffalo Tom und den Lemonheads zusammengekratzt haben und damit das Lebensgefühl / den Sound einer ganzen Generation treffsicher auf den Punkt brachten. Bei „Eurovideo“ ist nun die komplette Serie noch einmal auf DVD erschienen. Wir können allen, die damals noch zu jung gewesen sind, um sich diese Reihe rein zu ziehen, nur dringend ans Herz legen, diesmal die Chance zu ergreifen. Es lohnt sich.

homicideAlle Fans von ambitionierten Krimi-Reihe der Marke „The Wire“ bekommen nun endlich Nachschub aus der Feder David Simons geliefert. Auf dessen Schmöker „Homicide“ basiert nämlich die gleichnamige TV-Serie, die Anfang der 90er über die Mattscheiben flimmerte, inzwischen aber völlig zu Unrecht im Schatten von „The Wire“ ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Die Veröffentlichung zum jetzigen Zeitpunkt macht vor allem deshalb Sinn, weil erst vor kurzem Simons Roman hierzulande veröffentlicht wurde. Alle Lesefaulen können nun zur ersten Staffel der Serie greifen, welche 13 Folgen der gefeierten TV-Produktion beinhaltet. In der Reihe dreht sich alles um die Straßen von Baltimore und den Kampf der Polizei gegen das verbrecherische Treiben da draußen. 234 Morde wurden innerhalb eines Jahres begangen, das sind 234 Morde zu viel, aber „Homicide“ ist vor allem deshalb so spektakulär, weil es, wie schon „The Wire“, politische Dimensionen deutlich macht und darüber hinaus auch die Geschichte der einzelnen Charaktere zielsicher unter die Lupe nimmt. Da wäre unter anderem der idealistische Jungspund Tim Bayliss, der gerade erst seinen Dienst im Dezernat angetreten hat. Der „Lonesome Cowboy“ des Reviers Frank Pembleton, welchem dieser Bayliss nun ausgerechnet als Partner zugeteilt wird und die eigensinnige Detektivin Kay Howard, die sich nur bedingt um die Anweisungen der Obrigkeit schert. Die Facetten der einzelnen Persönlichkeiten werden sehr gekonnt herausgearbeitet und so lebt die Serie vor allem von den Gegensätzen, welche hier in Form der einzelnen Protagonisten aufeinander prallen. Aufgrund der starken Fixierung auf die einzelnen Charaktere hat „Homicide“ ein großes Stück dazu beigetragen, dass Krimiserien heutzutage mehr zu bieten habe, als nur das immergleiche Schema von „Gut gegen Böse“ durchzudeklinieren. Schön also, dass wir hierzulande noch einmal in den Genuss dieser gelungenen TV-Produktion kommen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Veröffentlichung der weiteren sechs Staffeln nicht allzu lange auf sich warten lässt. Wir halten euch diesbezüglich natürlich auf dem Laufenden.

george_gently_3Fans von gehobener, britischer Krimikost können sich darüber hinaus auf die dritte Folge der Inspektor-Reihe „George Gently“ freuen. „Der Unbestechliche“ bekommt es diesmal mit Erpressern und Betrügern zu tun. Im ersten Teil („Giftige Lügen“) der vorliegenden drei Episoden muss er sich mit dem Fall eines erhängten Vorstehers einer lokalen Mühle auseinander setzen. Anschließend bekommt es Gently in „Die Saat des Bösen“ mit dem familiären Umfeld einer jungen Dame zu tun, die erst kürzlich das Zeitliche segnete. Das da jemand Dreck am Stecken hat, scheint offensichtlich. Und so entfaltet sich wie so oft bei „George Gently“ ein imposanter Mitrate-Krimi, der mit trockenen Humor und kuriosen Charakteren nur so gespickt ist. Mit Fall Nummer Drei („Liebe und Verrat“) kann man sich dann noch auf das nächste Fußball-Großereignis einstimmen. Da wird nämlich die halbe Welt skeptisch, wenn die Sowjetunion plötzlich an einer WM teilnehmen darf. Gently und sein Kollege Seargent John Bacchus untersuchen in diesem Zusammenhang den Tod eines linken Wissenschaftlers, der nach einem Protestmarsch ermordet wurde. Wobei es durchaus bemerkenswert ist, dass sich die Serie auch mal traut, die merklich spürbare Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen die Welt der Verbrecher darzulegen. Das sorgt für ein gehobenes Maß an Glaubwürdigkeit und hebt die Serie aus dem Einheitsbrei heraus, der allwöchentlich über hiesige Mattscheiben flimmert. Wir hoffen deshalb auf baldigen Nachschub. Und wünschen viel Spaß mit einer der charmantesten, englischen Krimiserien der Gegenwart.

verdict_revisedDie schwedische Reihe „Verdict Revised“ (Unschuldig verurteilt) beschäftigt sich, wie der Titel es bereits andeutet, mit Justizurteilen, die es anzuzweifeln gilt. Im Rahmen der zweiten Staffel, die bereits (fast komplett) auf „zdf_neo“ gelaufen ist und nun auf DVD vorliegt, wird die Geschichte des Strafrechtprofessors Markus Haglund weitererzählt. Der hat vor zehn Jahren einen Mann aus dem Knast geholt, der anschließend seine eigene Familie misshandelte. Von diesem Schock hat sich der Protagonist niemals erholt. Er versucht seine seelischen Schmerzen deshalb mit Genussmitteln jeglicher Art und kurzweiligen Affären zu lindern. Kurz vor dem finanziellen Ruin stehend, entschließt er sich, wieder an einer Universität zu unterrichten und stößt auf vier junge Studenten, mit denen zusammen er alte Fälle wieder aufrollt, bei denen die Täter zu Unrecht verurteilt worden sind. Dadurch will er einerseits sein eigenes Haus retten, andererseits wieder Fuß fassen in einem Geschäft, das ihm fremd geworden ist. Dementsprechend lebt die Serie vor allem davon, dass der Protagonist die Dinge, die er tut, in Zweifel zieht. Er versucht sich mit allen Mitteln gegen sein Schicksal zu wehren, indem er sich bisweilen sogar selbst sabotiert, kommt aber am Ende nie richtig los von seinem Beruf / seiner Berufung. Wer auf düstere, sehr persönliche Kriminalunterhaltung steht, sollte mal einen Blick riskieren. Es könnte sich lohnen. Auch wenn auf der vorliegenden DVD leider keine Extras zu finden sind.

whitechapelWer sich zuletzt an der Neuauflage der Reihe „Sherlock Holmes“ erfreute, die auf äußerst amüsante Weise in die Gegenwart transferiert wurde, kann sich in der Zwischenzeit an die TV-Serie „Whitechapel – Jack The Ripper ist nicht zu fassen“ heranwagen. Die erste Staffel der britischen Produktion umfasst drei 45minütige Folgen und strotzt nur so vor schwarzhumorigen Sequenzen. Man merkt, dass die Macher dem klassischen Themenfeld eine Frischzellenkur verabreichen wollte. Dementsprechend kurzweilig geraten dann auch die drei Folgen, die man sich am Besten in einem Rutsch reinzieht. Fans von „Life On Mars“ (dem Vorläufer der 80er-Jahre-Zeitreise-Krimi-Klamotte „Ashes To Ashes“) dürften begeistert sein von den schlagfertigen Dialogen. Zur Story: ein gewisser Joseph Chandler, Absolvent der Polizeiakademie, wird nach Whitechapel gerufen, um den Mordfall einer jungen Dame aufzuklären. Weil er in diesem Zusammenhang keinerlei praktische Vor-Erfahrung mitbringt, schlägt er sich mit seinen theoretischen Kenntnissen durch und wird von seinen Kollegen nicht für voll genommen. Als schließlich auch noch eine zweite Frau stirbt, stellt der Jungspund auch noch die waghalsige Theorie auf, es handele sich bei dem Mörder um einen Plagiator des legendären „Jack The Ripper“. Ob es ihm und seinen Kollegen gelingt, den Killer dingfest zu machen? Ob sich Chandlers Theorien bestätigen? Es macht vor allem deshalb Spaß, das herauszufinden, weil die Darsteller von „Whitechapel“ einen irrsinnigen Enthusiasmus an den Tag legen. Deshalb bleibt am Ende nur zu hoffen, dass die bereits abgedrehte, zweite Staffel, nicht mehr allzu lange auf einen Veröffentlichungstermin warten muss. Wir sind nämlich schon sehr gespannt wie es weitergeht. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten „Szenewechsel“.