mit Werken von Carla Hegeman Crim, Ana White und Silke Türck.
// Eigentlich ist es nicht fair. Während sich Erwachsene nach Weihnachten oft Hosen eine Nummer größer kaufen, haben Kinder da keine Wahl. Ihre Kleidergröße orientiert sich, zumindest bei den gängigsten Marken, nur an der Körperlänge und nicht am Hüftumfang. Eltern mit „normabweichenden Kindern“ werden beim Shoppen echt herausgefordert. Für nähende Eltern gibt es eine so starre Kleidergröße von vornherein nicht. Denn die Schnittanpassung, z. B. Größe 86 an den Ärmeln und Größe 80 an der Taille, ist häufig obligatorisch. Carla Hegeman Crim ist super im Thema, unter anderem ist vor kurzem ihr Buch „Schnittvorlagen für Kinderkleidung: entwerfen und abwandeln“ (ISBN 9783258601106) im Haupt Verlag erschienen. Die promovierte Molekularbiologin aus Maryland (USA) nähte schon in ihrer Kindheit und mit der Schnittentwicklung begann sie nach der Geburt ihres Sohnes. Obwohl sie in einem Interview 2009 erzählte, dass sie nun schon mehr als 30 Jahre näht, handelt es sich hier nicht um ein Buch für die Nähnerds unter euch. Für ganz blutige Anfänger ist (nach den Kapiteln ‚Masse‘, ‚Versäubern und Verschlüsse‘, ‚Grundschnitt und Schnitte abwandeln‘) der Einstieg ins praktische Nähen mit einer Carmenbluse schon etwas ambitioniert. Für mutige Nähbegeisterte mit etwas Erfahrung aber durchaus machbar. Etwas gewöhnungsbedürftig ist auch das downloaden der Schnitte via QR-Code oder manuelle Linkeingabe. Die Schnittvorlagen im pdf-Format könnten noch besser beschriftet sein. Dafür sind die Skizzen und Erläuterungen sehr interessant und hilfreich. Wer schon immer wissen wollte, wie aus dem T-Shirt-Schnitt eines mit Raglanärmeln wird, kann das hier gut sehen. Im Anschluss an das Kapitel Oberbekleidung legt uns CarlaC., wie sie sich auf ihrem Blog nennt, noch Hosen, Röcke, Kleider und Einteiler zum Anpassen und Nachnähen vor. Interessantes zum Berufsziel des Designers, nützliche Infos und ein Glossar runden das Werk ab. Auf 160 Seiten findet ihr sehr viel Wissenswertes, auch mal zum Nachschlagen. Dazu gibt es 13 Schnittmuster meist für Kinder von 3 bis 12 Jahren. (Hardcover, 29,90 Euro)
// Die DIY-Welle hält an und wird sicher auch so schnell nicht verebben. Über selbstgemachte Geschenke freut man sich entweder sehr oder ist gedanklich schon dabei zu überlegen, an wen man die Kleinigkeit weitergeben kann. Bei uns sind DIY-Geschenke oft Schlüsselanhänger, Kinderspielzeug oder Marmelade. In den USA, besser gesagt in Alaska, sind die Dimensionen schon immer etwas größer. Ana White, ein bekannte Bloggerin, baut selbst Häuser und Möbel. Die 3-fache Mutter macht das mit so viel Enthusiasmus aber auch Fleiß und Erfolg, dass Verlage auf ihre Möbelentwürfe aufmerksam wurden und sie einen Buchvertrag erhielt. Das war 2012. Kürzlich ist nun die deutsche Ausgabe „Meine Möbel – von mir gebaut: 34 Projekte für das ganze Haus“ (ISBN 9783954400102) im Christophorus Verlag erschienen. Wer das Vorwort und die 10 guten Gründe für DIY der Autorin liest, wundert sich möglicherweise um den so optimistischen Ton. – Schließlich werden hier echt Möbel geschreinert (wofür in Bayern eine 3-jährige Ausbildung benötigt wird) und keine Puppenmöbel gebastelt. Wer im Buch weiterblätter, dem fällt auf, dass White es ernst meint und weiß von was sie spricht. Außerdem helfen die übersichtlichen Symbole (Schwierigkeit: einfach bis schwierig, Ausgaben: unter 50 € bis über 100 € und Arbeitszeit: 1 Nachmittag bis 1 Wochenende) der Projekte, den Aufwand doch realistisch einzuschätzen. Denn auch wer meint, seine Wohnung wäre vollständig eingerichtet wird in der vorliegenden Publikation Möbel finden für die er nach Platz hätte: Recyclingstation, ländliche Bank, Medienschrank, Couchtisch, Garderobe mit Regal und mehr. Jedes Möbel wird mit einem ganzseitigen Foto eingeführt, es folgen die Material- und Werkzeugliste, Tipps und die Schritt-für-Schritt-Anleitung mit Skizze zu jedem Schritt. Zu den Möbelanleitungen für Flur, Wohnzimmer, Esszimmer, Küche, Bad, Arbeit, Schlafzimmer, Kinderzimmer und Garten präsentiert sie viel Wissenswertes zu Werkzeug, Arbeitsplatz, Material und ein Glossar. Übrigens Ana macht insbesondere Frauen viel Mut mit dem Möbelbau zu beginnen. (Hardcover, 192 Seiten, 19,99 Euro)
// Das Stiefkind in der Modebranche sind sicher die Schnitte für Übergrößen. Silke Türck, eigentlich Kunsthistorikerin, hat sich diesem Ärgernis angenommen und Schnittmuster speziell für Frauen, die keine gängigen Laufstegmaße haben, entwickelt. In „Sahneschnittchen: Schicke Schnitte zum Selbernähen für die Größen 46 – 56“ (Edition Michael Fischer, ISBN 9783863552282) zeigt die 2-fache Mutter u. a. mit Bluse Nora, Tunika Katha oder Kleid Luciana, dass es durchaus schöne körper- und kurvenbetonende Bekleidung für Plus Size Frauen gibt. Schnittmuster entwirft die Münchnerin, deren Eltern übrigens in Sommerach (quasi hier um die Ecke) ein kleines Hotel betreiben, schon seit 2010. Zunehmend steigt die Nachfrage nach diesen einfachen und schicken Schnittmustern, die sich gut kombinieren lassen, auch im Ausland. Genäht werden hier außerdem eine Hose, noch eine Bluse, eine Strickjacke, ein Rock und ein Mantel. Alle Schnittmuster lassen sich mindestens in 2 Varianten und mit unterschiedlichen Stoffen nähen. Ausführlich widmet sich die Autorin jedem Schnittmuster. Auf mehr als 10 Buchseiten werden Fotos, Skizzen, Schwierigkeitsgrad, Materialliste, Zuschneideplan, Schritt-für-Schritt-Anleitung und Hinweise präsentiert. Die Idee Schnittmuster auch für größere Größen zu gradieren/konstruieren entstand bei Silke durch regelmäßige Anfragen von „schnittchen®“-Interessenten und durch eine Umfrage. 5 Plus Size Bloggerinnen standen für die Tragefotos Modell. Am Ende des Buches kommen die Mädels in einem 2-seitigen Interview zu Wort außerdem findet ihr hier die beiliegende CD mit den Schnittmustern, die sowohl für den eigenen Ausdruck und zum Plotten im pdf-Format enthalten sind. Wer kein CD-Laufwerk mehr besitzt, kann die Schnitte auch von der Verlagsseite downloaden. Menschen, die gerne nähen, können die Schnitte problemlos nacharbeiten. Beginners sollten erst mit der Nähmaschine warm werden, z. B. mal ein Kissen nähen. Im Anschluss ist, auch Dank der ausführlichen Einleitung mit Grundsätzliches zum Nähen und Wichtiges zum Abändern der Schnittmuster, das selbstgenähte Kleidungsstück kein hoffnungsloser Fall. Viel Spaß dabei! (Flexcover, 176 Seiten, 24,99 Euro)
Texte von: Karina Reschke
UND WAS NUN?