// aufgelesen vol. (1)47 – „disco fever“

mit neuen Büchern von Ulf Poschardt, Ivana Jeissing, Hans Ulrich Obrist, Shumon Basar, Douglas Coupland, Stephen Witt und Anke Stelling. // Clubgänger sollten jetzt mal die Ohren spitzen. Unter dem Titel „DJ Culture“ erscheint nämlich in diesen Tagen ein spannender Rundumschlag von Ulf Poschardt, der sich im weitesten Sinne um „Diskjockeys und Popkultur“ dreht. Ergänzt […]

mit neuen Büchern von Ulf Poschardt, Ivana Jeissing, Hans Ulrich Obrist, Shumon Basar, Douglas Coupland, Stephen Witt und Anke Stelling.

dj-culture-2// Clubgänger sollten jetzt mal die Ohren spitzen. Unter dem Titel „DJ Culture“ erscheint nämlich in diesen Tagen ein spannender Rundumschlag von Ulf Poschardt, der sich im weitesten Sinne um „Diskjockeys und Popkultur“ dreht. Ergänzt um ein spannendes Nachwort von DJ-Legende Westbam bekommt man hier im edlen schwarzen Einband eine spannende Übersicht über die DJ-Kultur vor den Latz geknallt. Begonnen wird dabei bereits in den 30er Jahren, als die ersten Radio-DJs ihr Glück hinterm Mischpult versuchten und damit eine illustre Erfolgsgeschichte einläuteten. DJs sind inzwischen zu modernen Helden mutiert, die aus unterschiedlichsten Stilen etwas spannendes Neues entstehen lassen. Das Werk selbst versteht sich dabei übrigens als Remix des Standartwerks von Ulf Poschardt, der bereits vor über 20 Jahren mit der Arbeit an diesem Almanach begonnen hat. Dabei wird durchaus auch kritisch umrissen, wie es sich mit der Kommerzialisierung der DJ-Kultur verhält, außerdem bekommt man von Tim Renner einen spannenden, neuen Beitrag zum Thema „2015 – Hang The DJ?“ mitgeliefert. Außerdem dürfen natürlich auch der gute alte Technics, Beiträge zu Gruppen wie Kraftwerk und Abhandlungen über die ersten Rap-DJs nicht fehlen. Worauf also wartest du noch? Schnapp dir das Werk. Du wirst zu diesem Thema kaum ein besseres finden.

wintersonnen// „Wintersonnen“ nennt sich derweil ein weiteres, wirklich lohnenswertes Werk aus dem Popkultur-Verlag „Metrolit“, das wir euch heute ganz innig ans Herz legen möchten. Ivana Jeissing erzählt uns darin die Geschichte einer Frau, die nach dem Tod ihrer Mutter von Wien nach Berlin abwandert und dort so etwas wie einen Neubeginn starten möchte. Ganz nebenbei begibt sie sich außerdem auf die Suche nach ihrem Vater, den sie bisher noch nie zu Gesicht bekommen hat. Gleichzeitig lernt sie die Dinge in ein neues Verhältnis zu rücken und steckt plötzlich mittendrin im nächsten großen Abschnitt ihres Lebens. Wer auf ebenso lebensnahe wie witzige Geschichten aus dem Alltag steht, der ist bei Ivana Jeissing an der richtigen Adresse. Ihr Werk ist ebenso schlau wie spannend in Szene gesetzt und macht Lust auf mehr. Wenn du also noch nach einer passenden Spätsommerlektüre suchst, dann hol dir das Buch. Es lohnt sich.

erschutterung// Wer sich mal wieder einen echten Rundumschlag in Sachen Digitalisierung zu Gemüte führen möchte, der kommt im „Eichborn“-Verlag auf seine Kosten. Dort erscheint nämlich unter dem niederschmetternden Titel „Die Erschütterung der Welt“ ein spannendes Werk mit Texten von so illustren Autoren wie Hans Ulrich Obrist, Shumon Basar und Generation-X-Autor Douglas Coupland. Sie alle widmen sich auf spannende Art und Weise den Umbrüchen, die mit der digitalen Welt einhergehen. Heraus kommt ein spannendes Buch voller Gedankenexperimente, die bisweilen schon überraschend nah dran sind an unserer heutigen Realität. Wenn du also auf philosophisch angehauchte Texte stehst, die sich mit dem Thema „Zukunft“ beschäftigen, dann lass dir das Buch nicht entgehen. Du wirst nämlich noch Tage später über zahlreiche Abhandlungen in diesem Werk nachdenken.

how-music-got-free// Ebenfalls beim „Eichborn“-Verlag erscheint ein Werk, dass sich zumindest indirekt ebenfalls mit dieser Thematik auseinander setzt. „How Music Got Free“ dreht sich nämlich unter anderem um die Entwicklung des mp3-Formats, das für eine der gravierendsten Veränderungen im Musikgeschäft des vergangenen Jahrhunderts verantwortlich ist. Die beiden Entwickler Karlheinz Brandenburg und Bernhard Grill haben mit ihrer Erfindung zwar den großen Wurf gelandet, können es aber an niemanden verkaufen. Gleichzeitig wird ein Plattenboss namens Doug Morris gefeuert, weil er den kommerziellen Erfolg von Gangsta-Rap vorausahnt. Darüber hinaus wird auch noch ein Musikfreak namens Dell Glover zu einem der meist Gesuchten Menschen des FBI und irgendwie hängt all das miteinander zusammen. Auf äußerst hintersinnige Art und Weise verknüpft der Autor Stephen Witt diese vier Einzelschicksale zu einem großen Ganzen und führt noch einmal glanzvoll vor Auge, wie die Internettauschbörsen und das mp3-Format die Welt eroberten.

anke-stelling// Zu guter Letzt außerdem noch der Hinweis auf die demnächst wieder anstehende Frankfurter Buchmesse. Für deren Buchpreis steht in diesem Jahr auch das ganz wunderbare Werk „Bodentiefe Fenster“ auf der Longlist und wir möchten Selbiges all unseren Lesern auch hier noch einmal ganz innig ans Herz legen. Das Buch von Anke Stelling, einer Ulmer Autorin, die bereits mit Robby Dannenberg zusammen das Werk „Gisela“ aus dem Ärmel schüttelte, dreht sich um ein 40jährige Frau, die von ihrer Mutter den Auftrag bekommen hat, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Als Mutter von zwei Kindern ist sie inzwischen eine Art Ikone vom Prenzlauer Berg und muss doch mit ansehen, wie die Werte der 68er Generation immer weiter den Bach runter gehen. Die Ideale von einst scheinen inzwischen nicht mehr auf die Realität übertragbar zu sein, auch deshalb weil die eigene Familie sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und man stattdessen eher mit Kindergeburtstagsorganisationen und Ausflügen auf den Spielplatz beschäftigt ist. Ob es einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt? Lasst euch dieses lebensnahe und enthusiastische Werk nicht entgehen. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.