// werktag vol. 67 – „abseits von touristenpfaden“

mit Werken von Ellen Teschendorf/Petra Albert, Adam Sobel und Julia Korff. // BERLIN – in dieser Stadt ist die Informationslage unübersichtlich oft erschlagend. So fehlt Besuchern und Bewohnern das Wissen, wo es bestimmte Dinge zu finden gibt: zum Beispiel besondere Knöpfe, chinesische Papierscheren, Scherzartikel, Klamotten für Dandys usw. – In der größten Stadt Deutschlands sollten […]

mit Werken von Ellen Teschendorf/Petra Albert, Adam Sobel und Julia Korff.

w67-berlin// BERLIN – in dieser Stadt ist die Informationslage unübersichtlich oft erschlagend. So fehlt Besuchern und Bewohnern das Wissen, wo es bestimmte Dinge zu finden gibt: zum Beispiel besondere Knöpfe, chinesische Papierscheren, Scherzartikel, Klamotten für Dandys usw. – In der größten Stadt Deutschlands sollten doch auch solche Spezialitäten zu finden sein. Und selbst Menschen die schon Jahre in der Hauptstadt leben haben keinen Überblick über Restaurants mit guten Rinderfilets oder Süßwarenhändler mit Orangina-Gummibären. Die Autorinnen Ellen Teschendorf und Petra Albert leben schon länger im dicken B. Ihr Anliegen ist es die must-known-Adressen in Neukölln, Charlottenburg, Schöneberg, Mitte, Friedrichshain, Prenzlauer Berg, Tiergarten und Kreuzberg zu bündeln. Das ist ihnen in „styleguide Berlin“ (NG Buchverlag, ISBN 9783866903937) gut gelungen. Es ist eine Mischung aus Empfehlungen für Kurioses (wie Nähkurs oder Krawattenmanufaktur), Kulinarisches (Markthallen, Spirit of Istanbul) und In-Lokalitäten (Schneeweiss, The Cat’s Pajamas Hostel) aber auch Deko- und Geschenklädchen (Extratapete, DIM). Die beiden haben offensichtlich auch eine Vorliebe für Vintage- und Retroklamotten, oft auch für green-fabrics. Für alle Comic-Leser, Plattenliebhaber und Menschen, die mit Kindern verreisen gibt es hier leider nichts Neues. Auch haben die Autorinnen keine ausgeprägte Vorliebe für vegane Ernährung. Auffällig (für Berlin) werden hier viele Gerichte mit Fleisch gelobt. Es blättert sich sehr angenehm durch die hauptstädtische Style-Bibel. Die Seiten sind aus extra festen Papier (140 g/m²), ein Gummiband verhindert das Verknicken in der Reisetasche, eingelegte Zettel fliegen nicht raus. Zwischendrin gibt es Interviews mit „Einheimischen“, zum Beispiel Alexander Bickenbach (Filmproduzent) oder Antje Tauber (Künstlerin mit Atelier in Kreuzberg) außerdem eine schön illustrierte Straßenkarte mit den eingezeichneten Hotspots. (Euro 24,99)

w67-food-truck1// Buchladenbesucher, die nur kurz auf „Food Truck Vegan“ (Unimedica, ISBN 9783944125657) von Adam Sobel blicken, könnten bei dem Werk denken es gibt hier verschiedene Bilder von verrückten Foodtrucks. (Die man möglicherweise beim kürzlich stattfindenden Food Truck Festival in Giebelstadt auch schon gesehen hat.) Mit dem Untertitel „Heiß begehrte Rezepte von New Yorks legendärem Cinnamon Snail Food Truck“ sortiert man das Buch klar zu den Kochbüchern. Adam Sobel, Besitzer des Zimtschnecken-Trucks, gelernter Koch, Vater und Veganer ist den meisten Zuckerkicklern kein Begriff gewesen. Schade eigentlich. Denn Herr Sobel, kann möglicherweise noch schöner erzählen als kochen. Er ist wohl veganer Food Trucker der ersten Stunde und reiste zu Beginn mit Frau, Kind und kleinem Budget auf Wochenendmärkten, Messen und Festivals. In seinem Werk stehen die kreativen und veganen Rezepte im Vordergrund. Für uns Würzburger, die gerne saisonal und regional kochen, sind die Gericht schon eine Herausforderung: viele Donuts und Sandwiches, Suppen, Pizzen, Seitan-Gerichte, Kimichis. Im Einzelnen heißt ein Gericht dann Chimichurri-Tempeh-Empanadas, Tequila-Limetten-Kochbanane, getrüffelte Kartoffeln-Zwiebel-Piroggen, Quinoa-Kroketten oder Rote-Bohnen-Pfannkuchen. Für ein aktuelles Kochbuch (260 Seiten) kommt es mit relativ wenigen Bildern aus. Adams sympathische, fast zurückhaltende Art lässt die Gerichte trotzdem gelingen. Seine Bodenständigkeit ist sehr angenehm und überträgt sich auf die eigene Art zu kochen. (Euro 24,00)

w67-jersey1// Wer selbst näht, sollte sich ab und an zurücklehnen um zu resümieren welches selbstgenähte Teil denn tatsächlich häufig getragen wird, Verzückung beim Beschenkten auslöste oder nach einer Saison doch aussortiert werden muss. Basics aus Jersey, insbesondere der Schlafanzug oder das T-Shirt, bleiben häufig länger. Julia Korff, eine Nähbloggerin, die sich seit 2009 hauptberuflich mit dem Nähen beschäftigt, bringt alles Nötige in „Jersey nähen – Easy Basics: Alle Modelle in Größen 36 bis 46“ (Frech, ISBN 9783772464676) zusammen. Dass der  Hamburgerin bei ihren Schnittmustern vor allem die bebilderte und leicht nachzuvollziehende Anleitung sehr wichtig sind, weiß jeder, der bereits Schnittmuster von ihrem Label „Lillesol & Pelle“ gekauft hat. Dabei arbeitet sie wahrlich strukturiert: Das Buch gliedert sich in Grundlagen, Oberteile, Hosen/Röcke und Accessoires, genau in dieser Reihenfolge und genauso gradlinig geht es auch bei den Anleitungen zu. Wer sich vom ersten bis zum letzten Anleitungsschritt an ihre Erklärung hält, hat am Schluss ein Kleidungsstück, das gerne getragen wird. Hier gibt es keinen Variations-Dschungel á la wenn lieber mit Kapuze dann lies hier sonst Schritt 9 weiter. Aber ihre Schnitte sind nur für Frauen konzipiert und es handelt sich oft um Wohlfühlklamotten. Figurbetontes findet ihr hier nicht. Das Layout, des 112-seitigen Kreativbuch, kann schon fast als puristisch beschriebenen werden, niedliche Illustrationen oder unzählige Tragefotos mit verschiedenen Musterstoffen sucht man hier vergeblich. Definitiv stehen hier die Schnitte (2 Schnittbögen in Originalgröße) und Anleitungen im Vordergrund und nicht die Gestaltung. (Euro 16,99)