// zuckerbeat vol. (2)89 – der traurige bua

mit neuer Musik von The Vaccines, Kofelgschroa, Bob Dylan, Bernadette La Hengst, Alanis Morissette, Zwirbeldirn, Miike Snow und Cpt. Yossarian / LaBrassBanda. // The Vaccines versuchen in diesen Tagen auch endlich ein Stück weit erwachsener zu werden und knallen uns einen kunterbunten Zweitling namens „Come Of Age“ vor den Latz. Darauf finden sich 11 Songs, […]

mit neuer Musik von The Vaccines, Kofelgschroa, Bob Dylan, Bernadette La Hengst, Alanis Morissette, Zwirbeldirn, Miike Snow und Cpt. Yossarian / LaBrassBanda.

the-vaccines// The Vaccines versuchen in diesen Tagen auch endlich ein Stück weit erwachsener zu werden und knallen uns einen kunterbunten Zweitling namens „Come Of Age“ vor den Latz. Darauf finden sich 11 Songs, die mit den unterschiedlichsten zeitgenössischen Stilen jonglieren. Schmissige Ramones-Gedächtnishymnen der Marke „Teenage Icon“ treffen auf rotzige Post-Punk-Treter a la „No Hope“. Überhaupt ist „Come Of Age“ ein außerordentlich vielschichtiges Album, dessen Reiz sich erst nach mehreren Durchläufen erschließt. Dann aber schließt man das Quartett immer tiefer ins Herz und lässt sich nur zu gerne von einem sphärischen Post-Strokes-Knaller namens „After Shave Ocean“ in verstrahlte Gefilde entführen oder schüttelt zum rotzigen „Bad Mood“ ein paar lässige Luftgitarren-Riffs aus dem Ärmel. Einfach mitreißend, diese Band.

kofelgschroa// Kofelgschroa aus Oberammergau gibt’s bereits seit 2007. Nun steht ihr gleichnamiges Album in den Regalen und darauf versuchen die Jungs, das Akkordeon wieder salonfähig zu machen. Jedenfalls strahlen ihre Songs wie „Wann I „ und „14 Dog“ einen ganz besonderen Charme aus. Ähnlich wie bei den Kollegen von LaBrassBanda groovt man sich schon nach wenigen Minuten auf der Sound der Band ein und kommt dann gar nicht mehr los von der Scheibe. Die Hookline des Tracks „Wäsche („Wie schön ist das eigentlich“) schwirrt einem noch Stunden später im Ohr herum und macht Lust darauf, sich diesen zeitgenössischen Sound auch mal im Kontext eines Live-Auftritts zu Gemüte zu führen. Geht sicher ordentlich ab, was die Jungs da im Grenzgebiet von Balkan-Pop und Volksmusik aus dem Ärmel schütteln.

COLUMBIA RECORDS BOB DYLAN ALBUM// Bob Dylan hat in den vergangenen Jahren des Öfteren vorgemacht, wie man in Würde als Musiker alt wird. Drei Jahre nach dem gefeierten „Together Through Life“ versucht er mit „Tempest“ auf höchstem Niveau zu verharren und kommt dabei nicht mal außer Puste, wenn er 14 Minuten lang über den Untergang der Titanic philosophiert. Der Rest des Albums bewegt sich mal wieder auf dem schmalen Grad zwischen den Polen Calexico und Tom Waits und dürfte bei Fans des zeitgenössischen Düster-Rocks für ein fettes Grinsen im Gesicht sorgen. Wer nach 50 Dienstjahren noch so ein inspiriertes Werk aus dem Ärmel schüttelt, braucht sich um seinen weiteren Werdegang keine Sorgen zu machen

bernadette// Bernadette la Hengst hat sich in den vergangenen Jahren eine Ausnahmestellung in der hiesigen Pop-Szene erspielt. Mit ihrem aktuellen Album „Integrier mich, Baby“ könnte sie nun auch endlich den verdienten Erfolg in den Charts für sich verbuchen. 14 Pophits hat sie auf der Scheibe versammelt, die sich allesamt auf dem schmalen Grad zwischen Wir sind Helden und Gustav bewegen. Die Songs wiederum wurden aufgepäppelt mit einer Elektro-Soul-Produktion, die sich niemals aufdrängt, die einen aber trotzdem unweigerlich in Richtung Tanzfläche schubst. Kaum zu glauben eigentlich, aber Bernadette La Hengst spaziert problemlos auf den Spuren der großen Pop-Sternchen dieses Landes ohne ihre Identität an der Eintrittstür abzugeben. Wer mal wieder ein wirklich gelungenes (Indie-)Pop-Album aus hiesigen Gefilden hören möchte, sollte „Integrier mich, Baby“ in seine Anlage integrieren. Und Selbige wird sie auch so schnell nicht wieder ausspucken.

alanis// Und zugegeben: Alanis Morissette haben wir in den vergangenen Jahren ein wenig aus den Augen verloren. Umso erfreuter sind wir, dass jetzt plötzlich ein neues Album der Liedermacherin in den Regalen steht. Auf „Havoc And Bright Lights“ knüpft sie genau dort an, wo sie auf den Vorgängern aufhörte. Fans der kratzbürstigen Hymnen der Marke „You Oughta Know“ oder „Ironic“ kommen dabei nur äußerst selten auf ihre Kosten. Stattdessen setzt Miss Morissette auf eine große Produktion und jede Menge Melodien, die sich auch im Kontext eines Stadionauftritts wunderbar darbieten lassen. Schlecht ist die Scheibe deshalb noch lange nicht, aber man hätte sich schon ein wenig mehr Experimentiertfreude im Stile ihres Zweitlings „Supposed Former Infatuation Junkie“ gewünscht. Wer auf poppige Radiohits mit einem Hauch Indie-Romantik steht, sollte dennoch einen Durchlauf riskieren.

zwirbeldirn// Die drei Damen von Zwirbeldirn haben zusammen mit ihrem werten Kollegen am Kontrabass auch schon in Würzburg für Furore gesorgt. Nun erscheint ihr erstes Album unter dem Namen „Scheibe eins“ und wandelt auf dem schmalen Grad zwischen Jodel-Pop und Balkan-Folk. Dass dabei immer wieder Erinnerungen an die letzte Nacht im örtlichen Bierzelt aufkommen, ist sicher der Instrumentierung geschuldet, sorgt aber dafür, dass man in Sachen Zwiebeldirn nochmal etwas genauer hinhören sollte. Der Kabarett-Pop von Beatrix Klöckner, Evi Keglmaier, Maria Hafner und Ludwig Klöckner lebt vor allem von den Zwischentönen, die sich in ihre Songs schleichen. Zwirbeldirn sorgen mit „Scheibe eins“ für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Ein Song wie „Die Mordthat“ jedenfalls strahlt einen solch entrückten Charme aus, dass selbst Nick Cave ein kalter Schauer über den Rücken laufen dürfte. Alles in allem: viel besser als erwartet.

miike-snow// Auf dem „Berlin Festival“ gehörte der Auftritt von Miike Snow sicher zu den schillerndsten des Wochenendes. Mit seinen schmissigen Pop-Hymnen spielte er mal eben all jene an die Wand, die sonst noch so im Laufe des ersten Tages über die Festivalbühne(n) hopsten. Grund genug, sich nochmal etwas eingehender mit dem aktuellen Album des Musikers auseinandersetzen. „Happy To You“ ist ein vielschichtiger Pop-Bastard, der sich erst nach mehreren Durchläufen erschließt. Dann aber ziehen einen Songs wie „The Wave“ oder die aktuelle Single „Paddling Out“ gnadenlos in ihren Bann. Mit zärtlichen Piano-Passagen, einem Sammelsurium an bunten Elektro-Effekten und jeder Menge Zuckerwatte-Pop gelingt es dem Musiker seiner Platte eine gehörige Portion Langlebigkeit einzuimpfen. All das macht „Happy To You“ zu einem zehnteiligen Hitreigen, den man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

labrassbanda// Und wie cool ist das denn? Es gibt heutzutage doch tatsächlich noch Acts, die ihre Musik auf Tape veröffentlichen. Unsere Lieblings-Trompeter von LaBrassBanda wurden dabei von niemand Geringerem als Cpt. Yossarian alias Manu da Coll in einen dubbigen Kontext überführt. Auf der Kassette finden sich neben fünf Klassikern der Jungs wie „Rotes Hoserl“ und „Ringelblaeme“ auch ebensoviele weitere Tracks, die von Cpt. Yossarian mit ein paar illustren Gaststars aus dem Hause Jamaram und Monobo Son eingespielt wurden. All jene, die also ihre alte Stereoanlage noch nicht zum nächsten Second Hand-Händler geschleift haben und demenstsprechend noch in Besitz eines guten alten Kassettenrecorders sind, sollten unbedingt zugreifen. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.