// zuckerbeat vol. (3)02 – mirror, mirror

mit neuer Musik von Crystal Castles, The Twang, Madness, der Compilation „FM4 Soundselection 27“, Royal Street Orchestra, Mardi Gras BB, Amy Winehouse und Alicia Keys. // Schon auf ihren ersten beiden Alben hat das kanadischen Elektro-Duo Crystal Castles die Grenzen des in diesem Bereich Möglichen ausgelotet. Nun macht sich das Duo auf seinem dritten selbstbetitelten […]

mit neuer Musik von Crystal Castles, The Twang, Madness, der Compilation „FM4 Soundselection 27“, Royal Street Orchestra, Mardi Gras BB, Amy Winehouse und Alicia Keys.

crystal-castles// Schon auf ihren ersten beiden Alben hat das kanadischen Elektro-Duo Crystal Castles die Grenzen des in diesem Bereich Möglichen ausgelotet. Nun macht sich das Duo auf seinem dritten selbstbetitelten Album daran, das eigene Klangspektrum um ein paar interessante Nuancen zu erweitern. Was auffällt, ist, dass gerade zu Beginn weniger aufs Gaspedal getreten wird, als zuvor. Stattdessen wird viel Wert auf Harmonien gelegt, wobei die Hysterie spätestens zur Mitte hin wieder Einzug in einzelne Tracks findet. Mit „(III)“ spiegeln Crystal Castles den gegenwärtigen Zeitgeist vortrefflich wieder und könnten mit Stücken wie „Sad Eyes“ oder dem Opener „Plague“ auch abseits der einschlägigen Musik-Blogs für Aufsehen sorgen. Wer auf anspruchsvolle Elektro-Sounds mit viel Atmopshäre steht, sollte mal reinhören. Es lohnt sich.

the-twang// Brit-Pop Fans hergehört. Hier kommt Großbrittanniens best gehütetster Geheimtipp der Saison. Schon mit ihren letzten zwei Alben, haben The Twang alle Fans von Reverend And The Makers bis Ian Brown im Handumdrehen um den kleinen Finger gewickelt, nun aber ist es an der Zeit, auch hierzulande von der Gruppe Noitiz zu nehmen. Ihr drittes Album „10:20“ schließt genau dort an, wo die Band auf dem Vorgänger aufgehört hat. Ein tanzbarer Beat untermalt die packenden Melodien der Jungs und spätestens wenn beim Überhit „Mainline“ die Trompete einsetzt, ist man nicht mehr zu bremsen. Jeder der diese Jungs schonmal live gesehen hat, weiß, zu welchen Energieleistungen die Jungs auf der Bühne fähig sind. Also kommt schon, feiert eine Runde mit! In Sachen Brit-Pop wird man in diesem Jahr wohl kein mächtigeres Album mehr vor den Latz geknallt bekommen. Ganz groß, diese Scheibe.

madness// Erst vor drei Jahren ist das packende „The Liberty of Norton Folgate“ von Madness erschienen und hierzulande weitestgehend untergegangen. Trotz einer sonnen-durchfluteten Performance beim „Rock im Park“-Festival reduziert man die Band in Deutschland immer noch weitesgehend auf ihren großen Hit „Our House“, der auch heute noch im Formatradio rauf und runter geleiert wird. Mit ihrem neuen Album „Oui, oui, si, si, ja, ja, da, da“ wird sich das nun hoffentlich ändern. Ihr Update des Klassikers „My Girl“ jedenfalls ist genau der sonnendurchflutete Ska-Kracher, den man sich im Rahmen einer vorübergehenden Herbstdepression via Soundsystem injizieren sollte. Madness gelingt es auch auf ihrem zehnten Studioalbum als Band interessant zu bleiben und ganz nebenbei ein paar treffsichere Ska-Hits aus dem Ärmel zu schütteln.

fm427// Alle Jahre wieder macht sich auch der sympathische, österreichischen Radiosender FM4 auf, die schönsten Hits der vergangenen Monate zusammenzukratzen, um sie im Rahmen einer sogenannten „Soundselection“ zusammenzufügen. Auf der inzwischen 27. Ausgabe der Reihe finden sich allerdings nicht nur die aktuellsten Indie-Pop-Smash-Hits des vergangenen Sommers, sonern auch zahlreiche österreichische Acts, die man mal anchecken sollte. Während sich auf dem ersten Silberling Justice, Sizarr und Get Well Soon um den Indie-Thron reißen, kommt auf auf CD2 in den Genuß zahlreicher hierzulande noch weitesgehend unbekannter Acts, wie A Life, A Song A Cigarette und Nazar, die sich ganz vorzüglich dazu eignen, die persönlichen Jahrescharts zu komplettieren. Darüber hinaus sind diesmal übrigens auch noch Casper, The XX, Two Door Cinema Club, Yeasayer und viele andere am Start. Also schnuppert mal rein in „FM4 Soundselection 27“. Es lohnt sich.

royal-street// Wer auf Orchestrales mit leichter Schräglage steht, der sollte mal in das aktuelle Album des Royal Street Orchestra reinhören, das in diesen Tagen bei „Hazelwood“ erscheint. Die Scheibe besteht aus neun waghalsigen Tracks im Grenzgebiet von Klassik und Folk. Obwohl (fast) über die komplette Distanz keinerlei Gesang zum Einsatz kommt, wird einem als Zuhörer nie langweilig, stattdessen bekommt man einen Eindruck davon, was möglich ist, wenn man Streicher in einem Pop-Kontext einsetzt. Schade eigentlich, dass das ganze Unterfangen schon nach so kurzer Zeit wieder vorbei ist. Wir hätten gerne noch eine weitere Runde im siebten Himmel geschwelgt und uns zu den dynamischeren Tracks das Tanzbein verrenkt.

mardi-gras// Die lieb-gewonnen Kollegen von Mardi Gras BB haben sich in der Zwischenzeit auch mal wieder zusammengerauft, um ein neues Album einzuspielen.“Crime Story Tapes“ hat wie schon der Vorgänger ebenfalls eine übergeordnete Storyline, die in ihren Grundzügen schon aufgrund des Albumtitels deutlich werden sollte. Im Detail geht es um einen Detektiv namens Philip Marlowe, der uns mit tiefer Stimme durch die Ereignisse führt. In gewiser Hinsicht steht dabei das New York der 40er Jahre vor dem geistigen Auge wieder auf und man schwelgt schon nach wenigen Minuten auf einer Wolke der Nostalgie, die einen watteweich einpackt. Wer auf orchestral-angehauchte Klassiker im Blasorchester-Modis steht, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren.

Layout 1// Lang überfällig ist auch die Widerveröffentlichung diverser Live-Performances der 2011 verstorbenen Musikerin Amy Winehouse gewesen. Unter dem Namen „Amy Winehouse At The BBC“ erscheint dabei ein hübsches Boxset mit drei DVDs und zusätzlicher Bonus-CD, das mit einer hübschen Ansammlug an exklusivem Material versehen ist. In der entschlackten Version (bestehend aus CD und einer DVD) bekommt man 14 Songs aus diversen Schaffensphasen der Musikerin unter anderem bei der Show von „Jools Holland“ im Jahr 2009 oder bei „T In The Park“ anno 2004 präsentiert. Auf der DVD findet sich außerdem eine gelungene Dokumentation namens „Amy Winehouse – The Day She Came To Dingle“, die sich aus einem gelungenen Interview und einem 20minütigen Live-Set zusammensetzt. Wem das nicht genügt, der sollte zum Boxset greifen und darf sich dabei über ein „Tribut“ von Jools Holland in Richtung Amy Winehouse und die inzwischen schon verschollen geglaubten „Porchester Hall Sessions“ freuen. Also zugreifen bitte. Eignet sich auch ideal als Weihnachtsgeschenk, dieses Set.

alicia-keys// Alicia Keys lässt sich normalerweise immer viel Zeit, wenn es um die Veröffentlichung eines neuen Albums geht. Dementsprechend sind ihre Platten aber auch nur selten so genannte Schnellschüsse, die man schon nach wenigen Durchläufen nicht mehr hören mag. Ihre Songs strahlen im Gegensatz zu vielen anderen R&B-Tracks eine höhere Halbwertszeit aus und funktionieren hin und wieder auch Genre-übergreifend (wir erinnern uns an ihre wunderbare Zusammenarbeit mit Jay-Z auf dessen letzten Album). „Girl On Fire“, das neue Werk von Alicia Keys, wartet in diesem Zusammenhang nicht nur mit einem hymnischen Titel-Track auf, der den Hörer in Richtung Tanzfläche schubst, sondern auch mit einem zauberhaften Piano-Intro, das die Latte gleich zu Beginn ordentlich hoch hängt. Der Rest dürfte all jenen gefallen, die sich schon seit geraumer Zeit nach neuen Songs der Ausnahme-Künstlerin verzehren. Womit wir uns dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Genießt die Musik. Bis zum nächsten Zuckerbeat.