Steck dir ein paar Gänseblümchen ins Haar und dann nichts wie los in Richtung Badesee. Sommerpop hat Hochsaison. Also Tapedeck auf und „We Started Nothing“ (7) von The Ting Tings reinstecken. In zehn Songs wird hier so frech dahergeschwätzt, dass schon beim zweiten Durchlauf alle Maulwürfe zu Sonnenanbetern werden. Die Single „That´s Not My Name“ hat gerade beste Chancen, in England als Indie-Pop-Hit des Jahres durchs Ziel zu hüpfen. Und wird umrahmt von fünf weiteren Single-Kandidaten. Da gucken die Alter Egos von Green Day – genannt: Foxboro Hottubs – auf ihrem Erstling „Stop Drop And Roll!!!“ (5) fast ein bisschen dumm aus der Wäsche. Vereinzelte Garagenrock-Höhepunkte, wie „Mother Mary“ und „Ruby Room“, können bei Weitem nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Billie Joe Armstrong & Co mal lieber an den Nachfolger zu „American Idiot“ setzen sollten. „Stop Drop And Roll!!!“ ist ein netter Zeitvertreib für hoffnungslose Green Day-Addicts. Mehr nicht. Weitaus beeindruckender: Die Jungs von Herrenmagazin auf ihrem Debut ”Atzelgift” (7). Melancholisch verfangen in Kettcarschen Gefilden wird da die volle Breitseite auf die Verflossene abgefeuert. Damit lassen wir die Band gerne durchkommen, weil Songs, wie „Geht nicht über Nacht“ so herrlich betörend rocken, dass man sich ganz tief in den Melodien verfängt. Wieder ans Licht führt einen anschließend die in England extrem gehypte Cajun Dance Party. Etwas vertrackter als die Kollegen von den Kooks präsentieren sie mit „The Colourful Life“ (7) ein langlebiges Indie-Pop- Werk in zeitgemäßer Ästhetik. Vor allem „Amylase“ dürfte die hungrige Meute mit seinen Babyshambles-affinen Gesangs- und Gitarrenlinien zu halsbrecherischen Kopfüberschlägen auf dem sommerlichen Grün animieren. Und lässt die Jungs mit großem Vorsprung vor The Rain durchs Ziel stürmen. Die machen es sich, wie so viele andere, zwischen Mando Diao und Maximo Park bequem, ohne der Musik ihren eigenen Stempel aufzurdücken. Dabei zaubern sie zwar immer wieder ein Schmunzeln auf die Lippen des Hörers. Überraschen kann „Involver“ (5) allerdings kaum. Und wird es deshalb umso schwerer haben, den Anschluss zur Spitze zu halten, wenn die Euphorie über die drei potenziellen Hit-Kandidaten verflogen ist. Ebenfalls hinter den Erwartungen bleibt „So sehr dabei“ (6) zurück. Der neue Stoff von Bundesvision-Vize Clueso ist frei von Überraschungen. Die Zeiten, in denen er muntere Rapparts in seine Songs streute, sind Geschichte. Seine Mucke wirkt anno 2008 ungefähr so spannungsgeladen, wie selbst gekaufte Weihnachtsgeschenke. Die Fans wird er trotzdem zufriedenstellen. Schließlich meckern wir hier auf höchstem Niveau. Ich halte mich dennoch lieber an The Pigeon Detectives. Die schwimmen auf ihrem Zweitling „Emergency“ (7) auf einer wahren Welle der Glückseeligkeit. Die Songs versprühen so viel Lebensfreude, dass selbst ein gefräßiges Alien Mitleid mit seiner Beute kriegen dürfte und einer Vegetariergruppe beitritt. Doch Vorsicht: Eine Überdosis Zucker hat auch der ersten Kooks geschadet. Also wohl dosiert genießen. Dann hält die Euphoriephase auch bis zum nächsten Zuckerbeat.
// von alexander nickel-hopfengart
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