mit neuer Musik von Eels, Darwin Deez, Tegan & Sara, Selig, Parov Stelar, Attwenger, Nick Cave & The Bad Seeds und Yasmine Tourist.
// Wenn ein neues Album der Eels erscheint, ist das immer ein bißchen wie nach-Hause-kommen. Oliver Everett (alias E) wäre aber nicht so erfolgreich, wenn er nicht immer ein paar charmante, neue Ideen in seinen Songs unterbringen würde. Die neue Single „Peach Blossom“ zum Beispiel ist eigentlich ein vertrackter Bastard, der sich um die eigene Achse schlängelt, durch ein treibendes Gitarrenriff wird daraus allerdings ein astreiner Hit, der zu allem Überfluss auch noch zum Headbangen einlädt. Auf „Wonderful, Glorious“ hat E also das Tempo noch einmal angezogen und sich nach seiner Album-Trilogie aus den Jahren 2009 und 2010 frei gemacht von jeglichen Erwatungen. Die dreizehn neuen Songs wildern in den unterschiedlichsten Gefilden und auch, wenn das Tempo im Gegensatz zu den drei Vorgängern in so manchem Stück deutlich erhöht wurde, finden sich auch diesmal zahlreiche, klassische Eels-Balladen auf der Scheibe, die einem durch die dunkelsten Stunden des Tages geleiten. Was sollen wir also noch sagen? „Kinda fuzzy“ diese Scheibe und das ist verdammt noch mal gut so. Also worauf wartest du noch: Ab nach Hause, lieber Leser!
// Nachdem uns Darwin Deez bereits auf seinem gleichnamigen Debüt einen bunten Strauß von schrägen Pop-Melodien vor den Latz knallte, legt er nun sein zweites Album vor. In diesem Zusammenhang gilt es nicht nur unter Beweis zu stellen, dass er auch nach dem großen Hype für ein Aufhorchen in den Indie-Pop-Szene zu sorgen imstande ist, der US-Amerikaner darf gerne auch in lyrischer Hinsicht noch eine Schippe drauflegen. So macht er sich auf „Songs For Imaginative People“ daran, nicht nur zahlreiche Wortspiele an den Hörer zu bringen, er lässt auch wieder seinen Charme spielen, wenn er seine Songs gleich noch in bester „Community“-Manier auf der Meta-Ebene diskutiert. Das funktioniert über die Distanz von zehn Songs nahezu hervorragend, wobei vor allem das betörende „You Can´t Be My Girl“ heraussticht, das wohl demnächst die Playlists der einschlägigen Indie-Rock-Radiostationen fluten dürfte. In diesem Zusammenhang könnten übrigens auch Eels-Fans auf ihre Kosten kommen. Also schnuppert mal rein.
// Wir waren zugegeben ziemlich überrascht, als uns vor Kurzem zum ersten Mal die neue Single „Closer“ aus dem Hause Tegan & Sara um die Ohren geflogen ist. So poppig hat sich das Duo in den vergangenen Jahren nur selten in Szene gesetzt. Jedenfalls scheinen es die beiden inzwischen nicht mehr sonderlich erstrebenswert zu finden, immer nur vor einem kleinen aber feinen Indie-Publikum aufzutreten. Mit „Heartthrob“ haben Tegan & Sara mit Sicherheit ihr chartkombatibelstes Werk aus dem Ärmel geschüttelt. Die Scheibe strotzt nur so vor Hits, die einen auf die Tanzfläche schubsen. Songs wie „Goodbye, Goodbye“ und „Drove Me Wild“ möchte man einfach nur ganz laut auftrehen und dann in die große, weite Welt hinausposaunen. Trotz aller Eingänigkeit dürfte die neue Platte aber trotzdem für alle alteingesessenen Fans funktionieren, schließlich waren Tegan & Sara schon immer ein Act, der sich dem Pop verbunden fühlte – bisher haben das nur einfach viel zu wenige Menschen gemerkt. Mit „Heartthrob“ wird sich ändern.
// Nachdem sich Selig nach ihrem großen Erfolg in den 90ern jahrelang rar gemacht haben, scheint die Band in den vergangenen Jahren ein regelrechter Kreativitätsschub ereilt zu haben. Mit „Magma“ erscheint nun bereits das dritte Werk in vier Jahren seit der Reunion in 2009. Das schönste aber ist: nach dem überproduzierten Vorgänger beschränken sich die Jungs um Sänger Jan Plewka wieder auf ihre Anfangstage. Selig haben sich auf „Magma“ ihren Enthusiasmus bewahrt und knallen einem zum 20jährigen Band-Jubiläum zwölf schmissige Perlen vor den Latz, deren Melodien man noch Stunden später im Ohr hat. „Magma“ macht deutlich, dass die Zeit von Selig noch lange nicht vorbei ist. Alles auf dieser Scheibe schreit geradezu nach Aufbruch und ist damit nicht nur interessant für alteingesessene Fans, sondern auch für eine neue Generation von Rockhörern. Wer auf deutschsprachigen Indie-Rock steht, kommt an dieser Band nicht vorbei. Also schnuppert mal rein. Es lohnt sich.
// Parov Stelar ist mit seiner Hit-Single „All Night“ gerade in aller Munde. Neben dem gefeierten Dance-Track finden sich aber auch zahllose weitere Schmankerl auf seinem aktuellen Album „The Princess“, das bereits Anfang vergangenen Jahres erschienen ist. Die Scheibe beinhaltet neben 15 Elektro-Swing-Tracks auch noch eine voll gepackte Bonus.Cd, die mit den wichtigsten Vinyl-Errungenschaften der vergangenen Jahre gesegnet ist. Der Linzer DJ und Musiker dürfte mit „The Princess“ zahlreiche Nu Jazz-Fans auf Wolke 7 schubsen. Je mehr man sich auf seine Musik einlässt, umso mehr läd sie einen zum Tanzen (und zum Träumen) ein. Immer wieder schlängelt sich eine Pianomelodie aus dem Dickicht an elektronischen Jazz- und Downbeat-Sounds und lässt einen als Zuhörer in ferne Welten abdriften. „The Princess“ ist ein wahrhaft königliches Erlebnis. Außerdem sollten alle Fans von Caravan Palace unbedingt mal in die beiden Tanzflächen-Knaller „Jimmy´s Gang“ und „Baska Brother“ hineinhören. Es lohnt sich.
// Auf eine Live-Cd der lieben Kollegen von Attwenger haben wir hierzulande schon viel zu lange warten müssen. Nun ist es endlich soweit und die Jungs lassen sich nicht lumpen. Neben 36 (!) Tracks, die dem Hörer einen hübschen Eindruck von der Kreativität des Volksmusik-Duos verschaffen, finden sich auf „Attwenger Clubs“ auch noch zwei nette Filmchen von Regisseur Markus Binder, der die Jungs im Rahmen ihrer Tour begleiten durfte und dabei die wichtigsten Stationen im Rahmen ihrer 2011er Konzertreise für die Nachwelt auf Silberling gebannt hat. Neben dem 60-minütigen „Fluxgigs“, das die bombastischen Auftritte der Jungs in vier verschiedenen Ländern beinhaltet, kommen wir außerdem in den Genuss von „Ameriga“, das (wie der Name schon sagt) den Jungs auf ihrer Tour durch die Vereinigten Staaten über die Schulter schaut – dazu gibt’s als kleinen Bonus noch ein paar Video-Clips zu den Stücken „Shakin My Brain“, Hintn umi“ und „Hänger“ oben drauf. Wenn ihr also in Sachen Attwenger noch nicht auf den Geschmack gekommen seid, solltet ihr mal reingucken. Macht verdammt viel Freude, das Teil.
// Wir haben wirklich keine Ahnung, wie Nick Cave das immer wieder anstellt, aber er wickelt uns auch mit seinem neuesten Wurf namens „Push The Sky Away“ wieder gekonnt um den kleinen Finger. Es handelt sich bei der Platte ja auch um ein Jubiläum. Die Scheibe stellt nämlich Album Nummer 15 im Back-Katalog des renommierten Musikers dar. Cave hält sich in diesem Zusammenhang vollends an die Prämisse: „Schuster, bleib bei deinen Leisten“. Experimentelle Passagen sucht man auch diesmal weitesgehend vergebens auf seinem neuesten Wurf, der einem immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Nick Cave & The Bad Seeds haben die aktuelle Scheibe übrigens in Südfrankreich eingespielt. In einem Herrenhaus (aus dem 19. Jahrhundert). Das wiederum hört man der Platte auch an, obwohl man sich nie sicher sein kann, ob dafür wirklich das zeitlose Ambiente oder vielmehr Caves eigener Legendenstatus verantwortlich ist.
// Bei Yasmine Tourist wiederum handelt es sich keineswegs um eine junge, aufstrebende Liedermacherin, sondern um ein Stuttgarter Sextett, das sich im Grenzgebiet von Folk und Pop niedergelassen hat. Hört man sich durch ihr gleichnamiges Album, werden nicht nur schöne Erinnerungen an die Fleet Foxes, sondern auch an die Kollegen von Calexico wach. Die Songs der Band wickeln einen watteweich ein und sorgen dafür, dass man immer wieder in nostalgische Gefilde abdriftet. Die Gruppe transportiert auf ihrer Scheibe scheinbar mühelos 40 Jahre Musik-Geschichte ohne dass man ihr den Plagiats-Stempel aufdrücken müsste. Wer also auf melancholische Folk-Pop-Melodien mit einem leichen Country-Einschlag steht… bei Yasmine Tourist ist er an der richtigen Adresse. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?