// aufgelesen vol. 83 – „ein paar dinge müsst ihr mir erklären…“

mit Büchern von Sam Byers, Dominik Prantl, Carlos Ruiz Zafón, Samuel Weis und Philipp Riederle. // Sam Byers verspricht uns in seinem literarischen Debüt eine Geschichte über Liebe, Narzissmus und kranke Kühe. Das klingt auf den ersten Blick nach einem ziemlich verrückten Unterfangen, verzückt einen allerdings schon nach wenigen Seiten mit einer zauberhaften Story, die […]

mit Büchern von Sam Byers, Dominik Prantl, Carlos Ruiz Zafón, Samuel Weis und Philipp Riederle.

35_tropen_byers_vorschau.indd// Sam Byers verspricht uns in seinem literarischen Debüt eine Geschichte über Liebe, Narzissmus und kranke Kühe. Das klingt auf den ersten Blick nach einem ziemlich verrückten Unterfangen, verzückt einen allerdings schon nach wenigen Seiten mit einer zauberhaften Story, die man am liebsten in einem Rutsch durchschmökern möchte. „Idiopathie“ erzählt die Geschichte der zynischen Katherine, die nach einigen Jahren in ihren Heimatort zurückkehrt. Sie ist gerade 30 geworden und hat sich von ihrem hyper-sensiblen Freund Daniel getrennt.

Nun stolpert sie von einer Affäre zur nächsten und wird dabei auch noch vom größten Idioten der Stadt geschwängert. Daniel wiederum landet direkt nach dem Aus mit Katherine in eine neue Beziehung, welche von ökologischem Gedankengut und jeder Menge Esoterik geprägt ist. Weil ihn das allerdings schon nach kurzer Zeit schrecklich anödet, nimmt seine Sehnsucht nach der Verflossenen wieder zu. Und dann trifft er auch noch seinen alten Kumpel Nathan wieder, welcher eine einjährige Entziehungskur hinter sich hat. Der wiederum bringt neues Leben in den lahmen Alltag der beiden Protagonisten und belebt das Wir-Gefühl wieder, welches das Dreier-Gespann einst auszeichnete. Was das alles nun mit kranken Kühen zu tun hat, das möchten wir bei dieser Gelegenheit natürlich noch nicht verraten. Nur so viel sei gesagt: es lohnt sich mal reinzuschnuppern, weil der Autor hier eine ebenso aberwitzige wie lebensnahe Geschichte erzählt, die einen nach nur wenigen Seiten scheinbar magisch in ihren Bann zieht.

prantl// Wer sich schon lange mal wieder auf eine ausgedehnte Bergtour begeben wollte, der kommt an dem just erschienenen „Gipfelbuch“ von Dominik Prantl nicht vorbei. Darin erzählt der Autor nicht nur von der Kunst des Bergsteigens, sondern auch von einer Suche nach dem großen Glück. In seiner Geschichte versucht der Protagonist augenzwinkernd den Beweggründen des modernen Bergsteigers auf den Grund zu gehen und entwirft eine Art Magazin-Lexikon, das einen sofort eine gehörige Portion Sehnsucht in Richtung Gipfelkreuz injiziert. Zwischendurch bekommt man nicht nur zahlreiche Anekdoten aus dem Leben eines Gipfelstürmers präsentiert, sondern darf sich auch noch über allerhand kuriose Ereignisse freuen, die hier in literarischer Form dargeboten werden. Der Funke jedenfalls springt auch beim Bergsteiger-Laien sofort über, wenn man sich durch das „Gipfelbuch“ wühlt. Denn die Liebe des Autors zu seinem Objekt der Begierde ist auf jeder Seite spürbar. Außerdem bekommt man als Anfänger zahlreiche Tipps, wie man sich zum Beispiel eines Kuhangriffs erwehrt oder warum das so genannte Steinbockspray besonders gut für die Potenz sein soll. Fazit: Das „Gipfelbuch“ ist schlicht und ergreifend eine der schönsten Liebeserklärungen an die Bergwelt in literarischer Form.

zafon// Weltweit bekannt wurde der Autor Carlos Ruiz Zafón (geboren im Jahre 1964) mit seinem Roman „Im Schatten des Windes“ von dem mehr als 10 Millionen Exemplare verkauft wurden. Auch mit dem anschließenden Roman „Das Spiel des Engels“ begeisterte er seine Fans. Sein neuester Barcelona-Roman „Der Gefangene des Himmels“ beginnt 1957 in der Buchhandlung Sempere mit einer sehr teuren Ausgabe von „Der Graf von Monte Christo“ und versetzt den Leser in ein großes Abenteuer in der katalanischen Hauptstadt. Es handelt sich hier um den dritten Roman der Barcelona-Tetralogie und doch spricht das Werk ganz für sich. Hier erzählt Zafóns die Geschichte vom auferstandenen Fermín Romero de Torres und seinem Wegbegleiter Daniel Sempere. Was zu Beginn wie ein Wink des Schicksals anmutet, entwickelt sich immer mehr zu einer großen Erzählung über das Leben. Durch zahlreiche Rückblenden ist außerdem für eine gehörige Portion an Spannung gesorgt. Zafón hat es mit „Der Gefangene des Himmels“ mal wieder geschafft durch sein erzählerisches Talent ein Meisterwerk, reich an Humor und Spannung zu kreieren, mit dem er auch diesmal wieder ein Millionenpublikum in seinen Bann ziehen dürfte. (verfasst von K. Reschke)

froschkonig// Wer auf Hörspiele steht, sollte sich in der Zwischenzeit mal an die wunderbare Adaption von „Der Froschkönig“ aus der Reihe „Klassik für Kinder“ von der „Süddeutschen Zeitung“ heranwagen. Darin erzählt uns Samuel Weis die Geschichte der Gebrüder Grimm noch einmal auf zauberhafte Weise und dürfte damit nicht nur die jungen Märchen-Fans unter euch verzücken. Die Geschichte selbst dürfte den Meisten schon bekannt sein. Sie dreht sich um eine Prinzessin, deren geliebte goldene Kugel in einen Brunnen plumpst. Um sie zurückzubekommen, greift sie auf die Hilfe eines Frosches zurück, der im Gegenzeug ein Versprechen von ihr einfordert. Daran allerdings mag sich die junge Dame anschließend leider nicht mehr erinnern und so nehmen die Ereignisse ihren Lauf, wie sie es schon in der Geschichte der Gebrüder Grimm getan haben. Das Besondere an der „Klassik für Kinder“-Reihe ist allerdings, dass die Erzählung mit einer gehörigen Portion klassischer Musik unterfüttert ist, was einen immer wieder begeistert in Tagträume versinken lässt, während sich das Schicksal zum Besseren (oder Schlechteren) fügt. Ob am Ende alles gut ausgeht? Am besten du findest es selbst heraus. Es lohnt sich.

riederle// Wer schon lange mal wissen wollte, wie die junge Generation eigentlich tickt, der ist bei Philipp Riederle an der richtigen Adresse. Mit frecher Schnauze erklärt er in seinem Werk namens „Wer wir sind und was wir wollen“ die Welt der „Digital Natives“. Er vermittelt in diesem Zusammenhang ein Lebensgefühl und deshalb sollte man sein Buch auch nicht unter literarischen Gesichtspunkten besprechen. Vielmehr spiegeln seine Worte den gegenwärtigen Zeitgeist wieder und so balanciert der Autor konsequent auf dem schmalen Drahtseil zwischen Spießbürgertum und Innovation. Wahrscheinlich ist er auch deshalb mit seinen 18 Jahren zum Star avanciert, weil er es sehr gekonnt versteht, die digitale Gesellschaft mit einfachen Worten zu beschreiben. Sein erfolgreicher Podcast „Mein iPhone und ich“ hat in diesem Zusammenhang ebenfalls dazu beigetragen, dass man seinen Namen inzwischen überall kennt – was letztlich auch zahlreiche Unternehmen wie Audi, BMW und Daimler Benz von seinen Fähigkeiten überzeugt haben dürfte. Wer sich also mal wieder auf den neusten Stand in Sachen Lebensgefühl der „Digital Natives“ bringen möchte, der kommt an diesem Werk nicht vorbei. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.