mit Büchern von Dirk van Gehlen, Volker Gerling, Berthold Seliger, Gail Parent und Mary Miller.
// Manche dürften ja inzwischen festgestellt haben, dass sich in den vergangenen Jahren so einiges verändert hat auf dieser Welt. Dieser Blog zum Beispiel wäre vor dreißig Jahren noch nicht denkbar gewesen. Genauso wenig wie die massenweise Vernetzung über Soziale Netzwerke und die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Filmen und Musik. Der Journalist Dirk von Gehlen wagt sich in seinem neuen Werk nun daran, die Einflüsse des Digitalen auf unsere Gesellschaft und Kultur darzulegen. In der Lage ist er dazu durch eine Crowdfunding-Plattform namens „startnext.de“, die das Erscheinen seines Buches in materieller Hinsicht unterstützt.
So entstand ein Gemeinschaftsprojekt von Gönnern, Lesern und Autor, das nun in einer erweiterten Form noch einmal ganz regulär veröffentlicht wird. Anfangs war das Ganze nämlich nur als „Limited Edition“ für die eigenen Helferinnen und Helfer erschienen. Nun aber können wir alle nochmal daran teilhaben, wie der Redaktionsleiter von „jetzt.de“ sich im Rahmen dieses Experiments mit der Rolle von Verlagen in der heutigen Zeit auseinander setzt. Wer jetzt neugierig geworden ist: einfach mal bei „Metrolit“ vorbei schauen. Da ist das begeisternde Werk nämlich in diesen Tagen ganz regulär erschienen.
// Auf seiner Reise von Berlin nach Basel hat der Autor Volker Gerling jede Menge interessanter Menschen getroffen. Selbige portraitiert er nun in seinem aktuellen Werk „Bilder lernen laufen, indem man sie herumträgt“, das mit zahlreichen schwarzweißen Abbildungen versehen ist. Allein mit sechs Daumenkinos im Gepäck macht er sich daran, dem Leben (im wahrsten Sinne des Wortes) seinen Lauf zu lassen und findet sich auf diese Weise in jeder Menge skurriler Situationen wieder. Wie der Zufall es so will, entstehen daraus Geschichten, die einen immer wieder ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. „Bilder lernen laufen, indem man sie herumträgt“ ist ein zauberhaftes Werk gegen das schnelllebige Treiben da draußen, das immer wieder schöne Erinnerungen an die legendäre „Straight Story“ von Regisseur David Lynch wachruft. Wenn du also auch nach den großen Momenten im Kleinen suchst, bist du bei Volker Gerling an der richtigen Adresse.
// In einer Zeit, in der das Musikgeschäft vorwiegend aus Großkonzernen besteht, macht sich der Berliner Autor und Betreiber einer Konzertagentur Berthold Seliger daran, all das auf Papier zu bringen, was ihn heutzutage so nervt. „Das Geschäft mit der Musik“ ist die Streitschrift eines Insiders, die man sich als Musikbegeisterter unbedingt zu Gemüte führen sollte. Das Buch führt nicht nur sehr nachvollziehbar vor Augen, warum die musikalische Vielfalt heutzutage vom Aussterben bedroht ist, wenn nur noch die Verkaufszahlen im Vordergrund stehen, sondern setzt sich auch intensiv mit der Gema, dem Thema Musikjournalismus und der Debatte um das Copyright auseinander. Auf 350 Seiten bekommt man auf diese Weise einen tiefen Einblick in die Musikszene und deren Mechanismen, die jeden Anflug von Kreativität im Keim zu ersticken drohen. So plädiert der Autor unter anderem dafür, dass man sich in Zukunft unter anderen Kriterien mit dem Thema Kunst auseinander setzt und wagt sich gleich zu Beginn an das durchweg diskussionswürdige Thema namens „O2 World“ in der deutschen Hauptstadt heran. „Das Geschäft mit der Musik“ ist in diesem Zusammenhang am Ende auch für Musiker (und die, die es werden wollen) interessant, weil es einen guten Überblick darüber verschafft, wie die Dinge hierzulande laufen (und was sich in Zukunft dringend ändern sollte).
// Einen echten Geheimtipp bekommen wir in diesen Tagen von der New Yorker Filmproduzentin und Drehbuchautorin Gail Parent präsentiert, die sich daran macht, eine leidenschaftliche Geschichte für die Prä-„Sex And The City“-Generation aus dem Ärmel zu schütteln. „Sheila Levine ist tot und lebt in New York“ ist nur auf den ersten Blick ein äußerst widersinniger Titel. Hat man sich aber erst einmal in die Zeilen dieses Werkes vertieft, wird man Seite für Seite hineingezogen in einen wahren Sog der Emotionen. Die dreißigjährige Protagonistin versucht ihr Leben irgendwie hinter sich zu bringen. Eigentlich hasst sie alles und jeden bis auf Mr. Right, der ihr aber bisher leider noch nicht über den Weg gelaufen ist. Stattdessen sieht sie sich konfrontiert mit ihrer nervigen Mutter und einer kleinen Portion Übergewicht, die sie von so manchem zauberhaften Kleidungsstück zu entzweien vermag. Als sich dann auch noch ein paar potenzielle Kandidaten als homosexuell herausstellen, entschließt sich Sheila endgültig vom Leben Abschied zu nehmen. Ob sie es durchzieht? Es lohnt sich nicht nur für „Bridget Jones“-Fans das herauszufinden.
// „Süßer König Jesus“ entwickelt sich in der Zwischenzeit zu einer literarischen Achterbahnfahrt. Das Werk der mehrfach ausgezeichneten Autorin Mary Miller macht sich daran, die Geschichte eines Road Trips noch einmal unter neuen Voraussetzungen durch zu deklinieren. Was die Autorin dazu braucht ist nicht mehr als einen Ford, zwei Lolitas und ein paar religiös-fundamentalistische Eltern. Zusammen machen sie sich in Richtung Kalifornien auf, wo sich bereits ein paar dunkle Wolken am Firmament auszubreiten scheinen. Was das Ganze mit dem nahenden Weltuntergang und dem guten alten Alabama zu tun hat (welches das Quartett hinter sich lässt)?. Es lohnt sich das herauszufinden, weil es der Autorin gelingt, eine messerscharfe Analyse menschlicher Befindlichkeiten in zauberhafte Sätze zu packen. So hat man das Gefühl, hier ein packendes Endzeit-Drama und eine bewegende Familiengeschichte in einem präsentiert zu bekommen, die so explosiv ist, dass man sich lieber weg duckt, wenn am Ende alles auseinander zu brechen droht. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Also lasst es euch gutgehen und schaut mal auf der Frankfurter Buchmesse vorbei. Da gibt’s viel zu entdecken in diesem Monat. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?