// strichcode vol. 66 – „nacht 13“

mit den Bänden Als die Zombies die Welt auffrassen (Band 1 und 2), Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen (Nemo – Herz aus Eis), Antoinette kehrt zurück, Anyas Geist, Hexenblut, Wild Boy, Zweite Generation, Cemetery Girl, Hack/Slash (Band 10), Buffy – The Vampire Slayer (Staffel 9, Band 4) und Carl Barks Donald Duck. // Wer auf […]

mit den Bänden Als die Zombies die Welt auffrassen (Band 1 und 2), Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen (Nemo – Herz aus Eis), Antoinette kehrt zurück, Anyas Geist, Hexenblut, Wild Boy, Zweite Generation, Cemetery Girl, Hack/Slash (Band 10), Buffy – The Vampire Slayer (Staffel 9, Band 4) und Carl Barks Donald Duck.

zombies-1// Wer auf schräge Zombie-Geschichten steht, der kommt beim renommierten „Cross Cult“-Verlag auf seine Kosten. „Als die Zombies die Welt auffrassen“ nennt sich ein wirklich wahnwitziges Epos von Guy Davis und Jerry Frissen, das man sich als Fan von untotem Gedankengut auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen sollte. Die Geschichte selbst spielt in einer nicht allzu fernen Zukunft im Jahre 2064 und die Toten unter der Erde beginnen gerade sich wieder aus ihren Gräbern zu erheben. Im Gegensatz zum üblichen Zombie-Konsens allerdings geht es den Wiederauferstanden nicht etwa darum, an den Knochen der Lebenden zu nagen, sondern nur darum, die eigene Rest-Existenz möglichst entspannt zu gestalten.

Probleme allerdings gibt’s trotzdem, vor allem bei den Menschen, die sich vorher nichts lieber gewünscht haben, als die lieben Bekannten unter der Erde zu sehen. Außerdem kommt es zu ersten Massenbewegungen unter den Untoten, die fordern, dass auch die Toten ihre Rechte haben. So zeichnen die Autoren nicht nur ein hintersinniges Bild der Gesellschaft, sie brechen mit den üblichen Regeln des Genres und schenken den Untoten Gefühle, was sie zunehmend menschlicher wirken lässt. zombies-2Im Grunde genommen nähert sich das Werk den Zombies also auf augenzwinkernde, ja beinahe satirische Weise und zählt damit zu den einzigartigsten Büchern dieses Genres. Kein Wunder also, das auch im zweiten Band ähnlich vorgegangen wird. Diesmal werden wir abermals mit dem Zombiejäger-Zwillingspaar Karl und Maggie Neard konfrontiert, die sich zusammen mit dem Belgier Freddy Merckx daran machen, die Welt von der Plage der Untoten zu befreien. Dabei gelingt es dem Autorenteam, das im zweiten Akt um Comiczeichner Jorge Miguel erweitert wurde, auf politisch-unkorrekte Art und Weise verdammt viel gute Laune zu verbreiten. Ja, „Als die Zombies die Welt auffrassen“ schert sich auch in der Fortsetzung einen feuchten Dreck um Konventionen und konfrontiert uns noch dazu mit einer ganzen Reihe toter Päpste und Dinosaurier. Ob da am Ende alle schön friedlich im Kreis hüpfen? Wir wagen es jetzt einfach mal zu bezweifeln und wünschen euch viel Spaß bei diesem hintersinnigen Zombie-Comic, den man sich als Fan des Genres unbedingt ins Regal stellen sollte.

liga-gentlemen// Klein aber fein mutet das aktuelle Album aus dem Hause Alan Moore und Kevin O´Neill an. Im Rahmen der Reihe „Die Liga der aussergewöhnlichen Gentlemen“ transferieren uns die Beiden in „Nemo – Herz aus Eis“ in die 20er Jahre und knallen uns einen unzufriedenen Käpt´n der Nautilus vor den Latz, der trotz einer großen Menge an Erbeutungen immer noch im Schatten seines Erzeugers steht. Nachdem er erfährt, dass sein Vater eine Expedition in den Sand gesetzt hat, setzt er kurzerhand selbst die Segel in Richtung Südpol, um dessen Werk zu vollenden. Dort aber lauern Gefahren, mit denen niemand auf dem Schiff auch nur im Geringsten gerechnet hätte. Ob es für die Beteiligten am Ende ein Entrinnen gibt? Trotz seiner geringen Lauflänge gelingt es den Machern sehr gekonnt, den Leser mit einer faszinierenden Episode aus dem Universum der „aussergewöhnlichen Gentlemen“ zu konfrontieren, der noch dazu mit zahlreichen Seitenhieben auf das Schaffen von Edgar Ellen Poe und Jules Verne gespickt ist. Wenn du also auf spannende Abenteuergeschichten mit fantastischen Elementen stehst, dann lass dich von dieser Graphic Novel in Richtung Südpol entführen.

antoinette// In „Antoinette kehrt zurück“ setzt sich die „Huck Finn“-Autorin Olivia Vieweg mit der Rückkehr einer jungen Frau in ihren Heimatort auseinander. Ihrem Werk wohnt eine bedrückende Stimmung inne, da die Protagonistin nur mit einem Grummeln in Bauch an den Ort ihrer Herkunft zurückdenkt. Dort nämlich wurde sie jahrelang von den anderen gedemütigt und nun schreitet sie zurück in Richtung Hölle. Dabei macht die Autorin gleich zu Beginn klar, dass ihre Hauptfigur ein Mensch ist, der in ständiger Angst vor der eigenen Geschichte lebt. Sie stellt sich immer wieder vor, wie es wohl gewesen wäre, hätte sie nur eine schöne Jugend irgendwo anders verleben können. In Schweden vielleicht… ganz egal. Nur nicht dort, wo ihr so schreckliche Dinge angetan wurden und sie jeden Tag schikaniert wurde. Es bleibt lange im Unklaren, was hier eigentlich gespielt wird. Was ist damals wirklich passiert mit Antoinette? Der Schrecken schleicht sich dementsprechend eher zwischen den Zeilen ein in dieser famosen Geschichte, welche die Autorin mit bemerkenswerten Motiven versieht. Wenn du also genauer wissen möchtest, was damals wirklich passiert ist mit Antoinette und ob sie nach ihrer Rückkehr endlich ihren Frieden findet. Am besten du riskierst selbst mal einen Blick in das Werk. Diese Graphic Novel wird dir in jedem Fall noch Tage später im Kopf herum schwirren.

anyas-geist// Wer auf mysteriöse Geistergeschichten steht, der ist beim aktuellen Werk von Vera Brosgol an der richtigen Adresse. In ihrer Graphic Novel „Anyas Geist“ dreht sich alles um eine vom Leben genervte Protagonistin. Gerade erst hat sie einen fetten Streit mit ihrer besten Freundin hinter sich und ihre große Liebe namens Sean turtelt passend dazu auch noch mit einer anderen herum. Kein Wunder also, dass ihr das Wasser bis zum Hals steht und sie fortan auch noch von ihrer Familie mehr als genervt ist. Dann aber trifft sie plötzlich auf den Geist der vor Jahren verstorbenen Emily Reilly und steckt auf einmal mittendrin im spannendsten Abschnitt ihres Lebens. Ob es am Ende eine Erklärung für die mysteriöse Erscheinung gibt und was der nette Geist von Emily in Anyas Leben noch so alles anrichtet? Es lohnt sich mal reinzuschnuppern in dieses Werk, das man auch Fans der herzerwärmenden TV-Reihe „Wonderfalls“ nur innig ans Herz legen möchte und das vor zwei Jahren völlig zu Recht mit dem renommierten „Eisner Award 2012“ ausgezeichnet worden ist.

hexenblut// Wer es lieber autobiografisch mag, der kommt im aktuellen Werk von Suskas Lötzerich auf seine Kosten. Seine Graphic Novel „Hexenblut“, welche in diesen Tagen im „Luftschacht“-Verlag erscheint, erzählt die Geschichte einer Punkjugend, die eng einher geht mit der schwierigen Suche nach der eigenen, sexuellen Identität. Die Geschichte selbst setzt an in den 80er Jahren und konfrontiert den Leser mit einem kleinen Kind, dessen Geschlecht von Beginn an nicht eindeutig zugeordnet werden kann. So entschließt sich der Arzt mit Hilfe eines Skalpells das junge Geschöpf kurzerhand in ein Mädchen zu verwandeln, was sich im Nachhinein aber als gar nicht so tolle Entscheidung entpuppt. Die junge Suska möchte nämlich viel lieber ein Junge sein und sieht sich dabei immer wieder verwirrenden Gemütszuständen ausgesetzt. Dass es dem Autor dabei dennoch gelingt, die Geschichte humorvoll in Szene zu setzen, ist bemerkenswert und macht „Hexenblut“ zu einem wirklich großartigen Lese-Erlebnis, das man sich als Fan von Coming Of Age-Stories auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

wild-boy// Genauso wie das ebenfalls im „Luftschacht“-Verlag veröffentlichte Werk „Wild Boy“, das uns ebenfalls von einer Jugend in den 70er Jahren zu berichten weiß. Der Künstler Alexander Strohmaier erzählt in seiner Geschichte nicht nur von der Liebe zur Musik, sondern auch von Gewalterfahrungen in der Familie des Protagonisten. Die autobiografische Graphic Novel setzt sich dabei sehr differenziert mit seiner Hauptfigur namens Mischa auseinander, die sich mit zahlreichen widersprüchlichen Gefühlen und Gedanken konfrontiert sieht. „Wild Boy“ dreht sich um Sex, Experimente und ein selbstgebautes Schlagzeug. Der junge Protagonist wächst in einem Elternhaus auf, in dem das Verhältnis der beiden Erziehungsberechtigten zerrüttet ist und in dem auch hin und wieder die Fäuste fliegen. Einziger Zufluchtsort wird für den jungen Protagonisten ein Ort im Wald, an dem er den Stress des Alltags mal für ein paar Stunden ausknipsen kann. Wenn du also auf glaubwürdige Geschichten über erste Drogenerfahrungen, die Musik der Beatles und das verrückte Leben an sich stehst, dann schnapp dir das Werk. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen.

zweite-generation// In der Graphic Novel „Zweite Generation“, die in diesen Tagen beim neuen Verlag „Egmont Graphic Novel“ erscheint, dreht sich alles um einen Mann, dessen Familie von den Nationalsozialisten auf grausame Art und Weise umgebracht wurde. Sein Sohn setzt sich fortan mit der eigenen Familiengeschichte auseinander und so bekommt man als Leser einen bedrückenden Eindruck davon, wie sich der Schrecken in den familiären Alltag eingeschlichen hat. Michael Kichka möchte in seinem Buch all die Gedanken loswerden, die er seinem Vater nicht mitteilen konnte, die ihn aber Tag für Tag plagten. „Was ich meinen Vater nie gesagt habe“ ist ein eindringliches Werk, vielleicht am Ehesten noch vergleichbar mit dem Klassiker „Maus“, der ebenfalls in jedem gut sortieren Comic-Regal seinen Platz haben sollten. „Zweite Generation“ erzählt von zerstörten Hoffnungen, aber auch davon, was es heißt, eine Familie zu sein. Es ist eine der bemerkenswertesten Graphic Novels, die uns in diesem Jahr untergekommen ist und wir können dieses Werk nur allen (nicht nur geschichtlich interessierten) Lesern ganz innig ans Herz legen.

cemetery-girl// Wenn sich gleich zwei Bestseller-Autoren daran machen, sich für ein Comic zusammenzuschließen, dann darf man schon mal die Ohren spitzen. Charlaine Harris (True Blood) und Christopher Golden jedenfalls machen sich im ersten Buch der Trilogie „Cemetery Girl“ daran, zusammen mit dem Zeichner Don Kramer eine packende Geschichte um ein junges Mädchen in Szene zu setzen, die einen von der ersten bis zur letzten Seite in Atem hält. „Das Mädchen auf dem Friedhof“ erzählt davon, wie Calexa Rose Dunhill blutverschmiert auf einem Friedhof erwacht. Was mit ihr passiert ist, davon hat die Protagonistin keine Ahnung und auch nicht wie sie an diesem mysteriösen Ort gekommen ist. Fortan beginnt sie nicht nur den Friedhof als Unterschlupf zu nutzen, sie meidet auch die Menschen insofern das möglich ist – als aber eines Abends eine Gruppe von Teenagern dabei ist, ein Grab zu schänden und dabei auch noch einen Mord begeht, transferiert sich plötzlich die Seele des Opfers in ihren Körper. Fortan wird sie von zahllosen Erinnerungen geplagt, die nicht ihre eigenen sind und sie sieht sich mit der spannenden Frage konfrontiert. Will sie weiterhin im Untergrund leben oder lieber dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit genüge getan wird? Wie sich das „Cemetery Girl“ am Ende entscheidet? Es lohnt sich mal reinzuschauen in diese Mystery-Ballade, die jetzt schon Lust auf die weiteren Bände macht.

hack-slash// Es ist wirklich kaum zu glauben, aber die sympathische Slasher-Persiflage namens „Hack/Slash“ aus dem „Cross Cult“-Verlag geht in diesen Tagen doch tatsächlich schon in die zehnte Runde. In qualitativer Hinsicht allerdings wird das Niveau der Vorgänger auch diesmal wieder locker erreicht und so dürfen wir uns über drei weitere gruselige Episoden mit fettem Augenzwinkern freuen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht dabei wie immer die herzallerliebste Cassie Hack, die sich daran macht die örtlichen Slasher unter die Erde zu bringen. Hilfe bekommt sie von ihrem Kumpel Vlad, der eine angsteinflößende Gasmaske trägt, welche ihm das Atmen erleichtert. Diesmal allerdings nähern wir uns unseren „Anti“-Helden erst einmal unter veränderten Voraussetzungen. In „Folterverliebt“ blicken wir nämlich in eine düstere Zukunft, in der Cassie bereits das Zeitliche segnete. Die magisch-veranlagte Liberty Lochs allerdings ist zusammen mit Vlad fest entschlossen, das Rad der Zeit ein kleines Stückchen zurückzudrehen, um den Lauf der Geschichte zu ändern. Ob es den beiden gelingt und Cassie dem sicheren Tod noch zu entrinnen vermag. Es lohnt sich nicht nur für „Zurück in die Zukunft“-Fans das herauszufinden, weil neben den originellen Stories auch noch eine schicke Cover-Galerie und zwei weitere, heftige Episoden in dem Band versammelt sind. Tim Seeley und seine Mitstreiter haben also auch diesmal wieder ganze Arbeit geleistet. Und so freuen wir uns jetzt schon auf die kommenden Bände.

buffy// Schon seit geraumer Zeit wollten wir euch an dieser Stelle mal auf die gelungene Weiterführung der Vampir-Reihe „Buffy – The Vampire Slayer“ hinweisen, die nun auf Papier ihre Fortsetzung findet. Inzwischen dürfte sich ja spätestens seit dem Werk von Alan Sepinwall herumgesprochen haben, das „Buffy“ mehr ist, als nur eine unrealistische Teenie-Serie mit Fantasy-Elementen. Ganz im Gegenteil: mit fortschreitender Lauflänge gelang es den Machern ihren Figuren immer mehr Tiefgang einzuhauchen und sie zunehmend differenzierter in Szene zu setzen. Die Comic-Reihe greift diesen Ansatz nun weiter auf, was auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass Schöpfer Joss Whedon an den einzelnen Bänden auch höchstpersönlich beteiligt ist. Im vierten Band der 9. Staffel namens „Willkommen in der Gang“ dreht sich nun alles um die zunehmende Gefahr ausgehend von den sogenannten Zombiren. Mitten im Kampf gegen einen scheinbar übermächtigen Gegner wird Buffy allerdings vor den „magischen Rat“ teleportiert und sieht sich mit der altehrwürdigen Illyria konfrontiert. Was danach passiert? Du erfährst es in dieser spannenden Comic-Adaption einer ehemaligen Kult-Serie, deren Potenzial nun auch in literarischer Form von Karl Moline, Andrew Chambliss und Georges Jeanty noch einmal voll und ganz ausgeschöpft wird.

barks-9// Formvollendet zu Ende geht in diesen Tagen die hochwertige Neu-Fassung von „Carl Barks Donald Duck“. Im Rahmen der vergangenen neun Bände wurden wir mit den besten Abenteuern aus dem Leben des tolpatschigen Erpels konfrontiert und nun ist es endgültig an der Zeit auf Wiedersehen zu sagen. Donald Duck lebt selbstverständlich weiter, aber nur selten gelang es jemandem, ihn so charmant und verrückt wie Carl Barks in Szene zu setzen. Der neunte Band beinhaltet in diesem Zusammenhang zahllose Geschichten die vorwiegend Ende der 50er Jahre entstanden sind. Dazu gesellen sich aber auch einige Spätwerke aus den 70ern, die man gelesen haben sollte. Die einzelnen Episoden wurden natürlich auch diesmal wieder von der renommierten Micky-Maus-Chefredakteurin Erika Fuchs übersetzt und so ist der abschließende Band ein absoluter Genuss für Nostalgiker, die Donalds Lebensgeschichte nochmal in einer ansprechenden Form im schicken Albumformat genießen möchten. Wenn du also nochmal nachlesen möchtest, wie das damals war in der Monsterstadt oder der Mixmaschine, dann schnapp dir das Werk. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.