Erster Gedanke: Doors! Zweiter Gedanke: Sigur Ros! Dritter Gedanke: Wunderschön! So ungefähr läuft das ab, wenn Finn. (klickt auf den Interpreten und ihr gelangt zum Reinhören sofort auf dessen Myspace Seite) ein neues Album veröffentlichen. „The Best Low-Priced Heartbreakers You Can Own.“ (7) lässt einem nicht mal die Möglichkeit, sich hinter irgendeiner Ecke zu verstecken und in die rationalen Welten des seriösen Musikjournalismus zurückzukehren. Nein, es lullt einen ein. Und wer die BanVeröffentlichung vollkommen dem künstlerischen Überbau unterordnet. Soll heißen. Die Songs bewegen sich zeitweise abseits jeglid schon mal live erleben durfte, wird es mir nachsehen, dass ich hier ins Schwärmen gerate. Solch epische Traumlandschaften begegnen einem schließlich nicht alle Tage. Und dass sie mich auch diesmal wieder kriegen, liegt daran, dass sich diesecher Strukturen. Und wandeln, als klassisches Drama in fünf Akten inszeniert, unbeirrt von einem Höhepunkt zum anderen. Live erleben könnt ihr das Ganze demnächst auch im Jugendkulturhaus Cairo in Würzburg. Da stehen Finn. nämlich am 27. November im Rampenlicht. Also schon mal vormerken und dann eine Stufe weiter nach oben klettern und mit dem neuen Album von Unbunny endgültig in melancholischer Anmut erstarren. „Snow Tires“ (7) pudert dir jetzt schon die ersten Schneeflocken ins Gesichter und verliert sich in akustischen Klängen Marke Electric Club (erinnert sich eigentlich noch jemand an die wunderbare Würzburger Band?). Spätestens bei dem gehaucht, schräg gesungenem, verdammt noch mal beinahe gejaulten Song „I Leave Stones Unturned“ kramt man in alten Kartons auf dem Speicher, um sich zu diesem nostalgischen Flair in Jugenderinnerungen zu vertiefen. Und dann stürmt man plötzlich zum Pfeifkonzert des Herbstwindes über ein endloses Maisfeld, lässt sich einfach fallen und schickt den verstaubten Drachen vom Speicher in Richtung Wolkenformationen. Dort malt er Herzen ans Firmament und reißt dich schließlich mit nach oben. Auf einmal kommt dir die ganze Welt so klein vor, so fern, so unbedeutend, weil diese Scheibe alles um dich herum auslöscht und dich eintauchen lässt in ein Meer aus Tränen. Das fühlt sich alles so „echt“ an. Stellt sich nur die Frage? „Sag mal weinst du, oder ist das der Regen?“ Womit wir dann mal wieder runterkommen. Diese Ganze Melancholie heute. Das endet sonst noch in schlimmsten Selbstmitleidsszenarien. Also lassen wir mal die PopPunker von Zebrahead aus der Versenkung kriechen, um uns wieder aufzumöbeln. Stellt sich nur die Frage. ob die Plattenfirma die Cd nicht versehentlich mit der letzten Scheibe von Sum 41 verwechselt hat. Der Sound, der einem auf „Phoenix“ (4) entgegenprallt, klingt nämlich so dermaßen nach den Crossover-Auswüchsen vergangener Tage, dass man am liebsten sein altes Skateboard an die Wii anschließen möchte. Fehlt nur leider der passende Stecker. Womit wir dann auch schon beim eigentlichen Problem angekommen wären. Ist das alles noch zeitgemäß? Wer braucht denn heute noch Crossover-Sounds Marke Clawfinger und Melodiebögen a la Blink 182? Und nimmt man dann nicht lieber die Originale, statt sich das 2008er Update zu holen? Ich weiß ja nicht… Und schließlich gibt’s ja auch noch Bands, wie Alesana, die das Ganze auf „Where Myth Fades To Legend“ (5) eine Spur zeitgemäßer angehen. Trotzdem will der Funke auch bei dieser Melange aus Screamo, Hardcore und Punkrockansätzen nicht so recht überspringen. Einfach deshalb, weil sich hier mal wieder das typische Problem auftut, dass Veröffentlichungen dieser Gangart so mit sich bringen. Es gibt einfach zu viele ähnliche Bands. Und da fühlt man sich als olle Kartoffel wie ich so langsam ein bisschen, als würde man gerade zum fünfzigsten Mal ausgepuddelt und anschließend wieder in den Dreck geworfen. Fans des Genres sollten dennoch einen Durchgang riskieren. Denn qualitativ habe ich durchaus schon Schlechteres gehört. Nur emotional berührt mich diese „Legende“ hier leider nicht. Bei The Little Ones wiederum bin ich dann bereit, mich auf die nächste Yacht einladen zu lassen und ein bisschen unter dem strahlenden Himmelpforten zu tanzen. „Morning Tide“ (6) klingt in etwa so, als hätten die Shins den fünften Gang in ihrer Karre entdeckt. Hier wird man regelrecht durchgeschüttelt von poppigen Midtempo-Wohlfühlhymnen der flockigen Sorte. Fast jeder Song ist ein Kookscher-Hit und dementsprechend dreht auch schon halb UK zu diesen Sounds durch. Da wandeln sogar die Enten, sonst ja allseits bekannt als „Bomber der Lüfte“, grazil über die Wasseroberfläche und stellen mit den anderen Luftbewohnern eine berauschende Choreographie auf die Beine. Soll heißen: wer heute noch keinen Grund zum Lächeln gefunden hat: Hier hat er ihm. Man sollte nur dran denken, die gute Stimmung immer schön dosiert zu genießen. Sonst endet man am Ende noch wie Heath Ledger im durchweg gelungenen Batman Teil zwei. Bei zu hoher Dosis verkommt das Grinsen dann schnell zur Fratze. Wovon auch It Bites ein Lied singen können. Die klingen auf den ersten Blick nach der nächst besten Emo-Combo, die sich aufmacht, in den Fluten der Veröffentlichungen abzusaufen. Hört man allerdings genauer hin, entpuppt sich der hymnische Pop-Rock dieser gar nicht mehr so jungen Band durchaus als Hitschleuder. Bob Dalton und John Beck, die schon in den 80ern einige Achtungserfolge mit dieser Combo hinlegten, präsentieren sich nach 13 Jahren Abstinenz in ausgesprochen guter Verfassung. Zugegeben. „The Tall Ships“ (6) erfindet das Rad der Rockmusik nicht neu. Glänzt aber durch gelungene Smash-Hits, wie „Oh My God“ oder episch anmutende Sounds Marke „This Is England“ (sprengt doch glatt die 13 Minuten Grenze und wird trotzdem nicht langweilig), die auch von My Chemical Romance stammen könnten. Am Ende fühlt man sich dann glänzend unterhalten, auch deshalb weil man hier anfangs mit einem verstaubten Retro-Werk gerechnet hätte. Womit wir uns dann noch mal den abseitigen Sounds von Wye Oak hingeben. Deren Songs sind verortet zwischen den Polen Shoegaze und Folk. Und auch, wenn man diesem Sound eigentlich inzwischen ziemlich überdrüssig ist, weil der Trend so was von durch genudelt ist, zaubern einem diese Stücke immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Das liegt unter anderem daran, dass die Scheibe hin und wieder in poppige Gefilde der 60er Jahre abdriftet. Und so führt dich „If Children“ (6) mit seiner Stilvielfalt immer wieder an der Nase herum. Insgesamt also eine durchaus spannendes Album, das uns das Label „Affairs Of The Heart“ hier um die Ohren haut. In beinahe schon radiopoppigen Sphären der besseren Sorte schwelgen derweil lKind Of Girl aus Dänemark. „Lonely In A Modern Way“ (5) erinnert von der ersten Sekunde an die charmante Anschmiegsamkeit von Abbas Gnaden. Die Songs sind glasklar produziert. Nur verliert die Platte leider mit zunehmender Länge etwas an Drive und rutscht am Ende immer wieder beim Versuch aus, den schmalen Steg zwischen Kitsch und Romantik zu überqueren. Stellt sich eigentlich nur die Frage, wo die Reise denn nun hingeht? Etwas mehr Ambition und Eigenständigkeit… und diese Band erfüllt vielleicht genau das Versprechen, dass Dover mit ihren Pop-Versuchen zuletzt nicht einlösen konnten. Zum Schluss wenden wir uns noch mal den melancholischen Welten von The Uglysuit (7) zu. Die breit angelegten Rockmusikklänge ziehen ein Gesicht zwischen melancholischer Trauermiene und sehnsuchtsvollem Verlangen. Diese Musik wirkt wie die perfekte Aussicht auf eine blühende Wiese, auf der sich quietschfidele Schmetterlinge um den perfekten Flügelschlag bemühen. Langsam aber sicher begibt man sich in die wärmenden Hände solch wunderbarer Pop-Tracks, wie „Chicago“ oder tänzelt mit nackten Füßen zu dem locker flockigen „…And We Became Sunshine“ durch die Grashalmgemeinde. Am Ende lässt man sich dann einfach fallen und bläst Seifenblasen in die Luft. Nur um hinterher in der hypnotischen Wucht dieser Musik zu versinken. Und damit lassen wirs dann auch für heute bewenden. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
// von Alexander Nickel-Hopfengart
UND WAS NUN?