// kiliani 2009: das ganz normale leben halt

Für uns Würzburger heißt Kiliani vor allem Sommer, Spaß und Stadelwirt. Für die Schausteller auf dem Volksfest ist es der ganz normale Alltag. Da, wo am Freitag um 18 Uhr mit dem traditionellen Bieranstich die große Sause losgeht, wird heute noch schwer geschuftet. Und das bei Temperaturen von.. naja, bei einer Affenhitze halt.
20 Fahrgeschäfte, Festzelt und Stadlwirt sowie die zahlreichen Fressbuden stehen zwar alle schon, aber jetzt geht es an die Kleinigkeiten. Saubermachen, Sicherheitscheck und der letzte Kontrollgang stehen noch an, und da kann der Ton schon mal etwas rauer werden. Die Geisterbahn steht noch nicht mal halb, und die Angestellten machen Zigarettenpause? Nicht mit dem Geisterbahnchef. Schnell weiter bei diesem ruppigen Ton. Bei der wilden Maus gibts auch noch einiges zu tun, Kleiner Tipp: Wer auf nackte Männeroberkörper steht, ist hier gut aufgehoben. Zumindest bis Freitag.
Das Wetter und die momentane Hitze sind überhaupt die Themen, die die Schausteller momentan bewegen. Davon ist der Festbetrieb in erster Linie abhängig. Ist es heiß wie heute, verlagert sich das Geschäft in die Abendstunden, so Herr Glistat (Foto: rechts) von“Käse aus Bayern“, weil die Leute bei einer solchen Hitze tagsüber lieber ins Freibad gehen. Wer will es ihnen auch verübeln? Das tut dem Geschäft keinen Abbruch. Man könne auch nicht sagen, dass der Würzburger Festbesucher sich in irgendeiner Weise von den Besuchern anderer Volksfeste unterscheide, es hängt alles am Wetter. Der Supergau wäre Regen, mit der Hitze kann man leben.
Überhaupt das Leben. Man kann sich das ja immer nur schwer vorstellen, aber die Schausteller leben wirklich die meiste Zeit des Jahres in ihren Wohnwägen, irgendwo hinter der Bude und dem Fahrgeschäft. Und das mit Sack und Pack, das heißt Ehefrau bzw. -mann, Angestellten und in den Ferien auch Kindern. Die Volksfestsaison beginnt irgendwann im März und endet im Oktober. Danach werden die Teile gewartet und die kommende Festsaison geplant. Ach ja, und dazwischen sind ja noch die Weihnachtsmärkte. Auf denen sind die Schausteller auch unterwegs, aber dann nicht mit ihren Fahrgeschäften, sondern, wie zum Beispiel Herr Distel (Foto: Mitte) vom Kettenkarussell „Nürnberger Wellenflug“, „halt mit anderen Buden“. Das hört sich vielleicht nach einem Höllentrip oder für den ein oder anderen auch nach einem aufregenden Leben an, ist aber für die Schausteller der Alltag, den sie mit der gleichen Routine ausführen, mit der wir Normalos unsere Bürojobs oder den Unialltag absolvieren. Man reist an, baut seinen Betrieb auf- das dauert bei einer Bude wie der von Herrn Glistat zwei Stunden, bei dem Fahrgeschäft von Herrn Diestel zwei Tage- dann baut man ab, fährt vielleicht mal einen Tag nach Hause (ja, die Schausteller haben in der Regel auch feste Häuser) und es geht aufs nächste Fest. Zwar sind die Schausteller nicht Deutschlandweit unterwegs, sondern nur in der Region Würzburg- Schweinfurt- Nürnberg, aber das reicht schon völlig aus . Jede Stadt hat ihr eigenes Volksfest. So läuft das Schaustellerleben. Nix mit Wildromantik und Leidenschaft für das Gewerbe, eher Schweiß, Stress und schwere Arbeit. Aber eine eingeschworenen Gemeinschaft scheinen sie doch zu sein, die Schausteller. Sie haben ja auch alle in etwa das gleiche Festprogramm, das sie über das Jahr absolvieren. Wirklich interessant, mal die Menschen hinter so einer riesigen Maschinerie wie dem Kiliani kennen zu lernen, und festzustellen, dass die auch nur ein ganz Normales Leben führen.

Lustigerweise gibt es auf dem Kiliani sogar einen Postboten, der sich auch noch sehr gerne fotografieren lässt. Aber klar- zu einem ganz normalen Leben gehört halt auch, dass man morgens seine Post bekommt. Trotzdem irgendwie kurios.
Das Kiliani ist ein fest für alle Alters- und sonstige Schichten, und die sind auch an allen Tagen reichlich vertreten. Mittwochs zielt das Programm traditionell mehr auf die Familien ab, Montags locken spezielle Angebote für die Ladys. Das merken zwar die Schausteller auch, aber dennoch ist das Publikum meistens recht gemischt.
Ein Publikumswechsel findet an den Wochenenden statt, typischerweise Freitags und Samstags Abends. Dann besuchen vermehrt junge Leute das Kiliani, die potentielle Stadlwirtkundschaft eben. Stilecht in Dirndl und Lederhosen. Schön, dass es durch die Almhütte gelungen ist, an den Wochenendtagen auch die Kundschaft anzuziehen, die man sonst Samstag Abends eher im Studio, Zauberberg oder Boot antreffen würde. Das sollte sich keiner entgehen lassen, auch wenn grad kein Dirndl zur Hand ist. Wer beim Stadlwirt einen der begehrten Sitzplätze ergattern will, ist aber an den Wochenenden gut beraten, sich einen Tisch zu reservieren. Informationen dazu findet ihr hier.
Warscheinlich fließen bis zum Freitag noch einige Liter Schweiß auf der Talavera, bis auch die letzten Vorbereitungen abgeschlossen sind. Wir freuen uns auf jeden Fall auf das Volksfest Würzburgs und wünschen euch allen viel Spaß, und den Schaustellern viel Erfolg und wenig Stress.

PS: Das Programm für die nächsten 16 Tage findet ihr hier.