// viel regen, viel hoffnung und eine generalprobe: „franken wings“ hat heute premiere am schützenhof

Heute Abend findet am Schützenhof die Premiere des diesjährigen Sommertheaterstücks „Franken Wings- Hangar der Hoffnung“ statt. Ich durfte gestern bei der Generalprobe dabei sein, und soviel schon mal vorweg: Es war ein echt Ereignisreicher Abend gewesen. Vor allem aber ein Abend, der Lust auf mehr gemacht hat. Das Stück dreht sich um die Crew der […]

schauspieler

Heute Abend findet am Schützenhof die Premiere des diesjährigen Sommertheaterstücks „Franken Wings- Hangar der Hoffnung“ statt.
Ich durfte gestern bei der Generalprobe dabei sein, und soviel schon mal vorweg: Es war ein echt Ereignisreicher Abend gewesen. Vor allem aber ein Abend, der Lust auf mehr gemacht hat.

Das Stück dreht sich um die Crew der Airline „Franken Wings“, die irgendwo im fränkischen Hinterland bei dem Vorhaben, einem kleinen Flughafen Leben einzuhauchen, eine ziemliche Bauchlandung hinlegt. Das Kofferband klemmt, die Technik ist veraltet- nicht, dass sich damit jemand auskennen würde- das Personal ist also eh schon heillos überfordert, und dann kommen auch noch diverse Beziehungsfallen dazu. Das ist zum Leidwesen der Angestellten leider nur „Provinz auf Provinzniveau“, für die Zuschauer soll es  die „747 unter den Sommerkomödien“ sein.

20:30 Uhr soll es los gehen mit der Probe. Da es in den letzten Tagen ja doch das ein oder andere Mal geregnet hatte, ist das Team mit dem Bühnenaufbau noch etwas in Verzug, aber kein Problem: Dann findet die Generalprobe eben auf einer unvollständigen Bühne statt. Hauptsache, bis zur Premiere am nächsten Tag steht alles. Ich freue mich, Martin Eschenbach, der Regisseur von „Franken Wings“ dreht sich noch ganz entspannt eine Kippe, und die Schauspieler hüpfen hinter der Bühne schnell in ihre hautengen Stewardessen- Kostüme samt Lack- Higheels- und zwar nicht nur die Damen. Es kann losgehen.

Und es geht auch los, nur leider etwas anders, als geplant. Statt tanzender Stewardessen nur sinnflutartiger Regen am Schutzenhof, hoffnungslos verhangener Himmel statt Hangar der Hoffnung.

Der Beginn der Generalprobe verzögert sich also um ein paar Minuten. Leichte Panik beim Regisseur, aber alles noch im Rahmen. So ist es halt, wenn man live auf einer Open Air Bühne spielt. Man muss auf alles gefasst sein. Die Schauspieler machen das ja nicht zum ersten Mal hier, und Martin Eschenbacher, der mit diesem Stück sein Regiedebüt feiert, war als Schauspieler selbst schon auf der Bühne des Sommertheaters gestanden. Und dennoch, ganz egal wie routiniert Schauspieler, Regisseur und der Rest vom Team auch sein mögen, die Generalprobe ist für alle Beteiligten extrem wichtig. In diesem speziellen Fall, so Martin, kommt noch hinzu, dass die Proben eh schon das ein oder andere Mal ausfallen mussten (ja, daran ist mal wieder der tolle Sommer schuld), und jede Probe, die stattfinden kann, doppelt zählt. Im Regen zu proben ist unmöglich. Allein schon die ganzen Requisiten, die Technik und natürlich auch die Gesundheit der Darsteller lassen das nicht zu. Es ist kurz nach Neun, und es regnet immer noch.

Ich nutze die Zeit, bis es endlich losgeht, um mich mal hinter der Bühne umzusehen. Hier lerne ich erst mal die Crew von „Franken Wings“, kennen. Die besteht aus der Würzburger Schauspielerin Heike Mix,  Kaberetistin Birgit Süß und den TBC- Mitglieder Georg Koeniger und Florian Hoffmann. Hat der Regen also wenigstens für mich was positives. Die vier haben das Stück ganz nebenbei auch noch selbst geschrieben. Gut, das wundert mich nach einigen Minuten hinter der Bühne schon nicht mehr. Hier werden im Sekundentackt Sprüche abgefeuert, die mir in zwanzig Jahren nicht einfallen würden. Es geht hinter den Kulissen von „Franken Wings“  nicht abgehoben zu. Wie soll es auch? Der „Backstage- Bereich“ ist ein provisorisch umfunktionierter Stall, in dem im letzten Jahr auch während den Aufführungen ein kleiner Stier einquartiert war und der Bereich vor der Bühne muss jedes Jahr vor Beginn der Proben erst mal sauber gemacht werden. Denn der Platz gehört zwar zum Schützenhof, wird vom dessen Betreibern aber nicht genutzt und fungiert den Rest des Jahres vorwiegend als Müllhalde und Open Air Rumpelkammer. Es muss also jeder kräftig mit anpacken, bevor ans Proben und Bühne aufbauen überhaupt zu Denken ist.
Apropos Stück: Da es  sich jetzt dermaßen eingeregnet hat, dass selbst der größte Optimist nicht mehr an eine Generalprobe denken mag, werden die Songs des Stückes jetzt einzeln geprobt, und zwar durch die offene Bühnentür heraus. Mich entzückt vor allem der Würzburg- Blues. Heike Mix räkelt sich entrückt an der Bühnentür und singt dazu eine Homage an Würzburg, das „Pompeij am Main“ dem nur leider durch diversen baulichen Unfug (Hotelturm) die „Fresse ordentlich versaut“ wurde. Auch die frankophone Adaption von Staying Alive“ wird bestimmt dem Ein oder Anderen Zuschauer die Freudentränen in die Augen treiben, spätestens dann, wenn Georg Koeniger und Florian Hoffmann bei dem Song aus Mangel an technischem Equipment versuchen, den Flugverkehr mittels Einsatz von Tischtennisschlägern zu koordinieren. Birgit Süß ist stimmlich der absolute Wahnsinn. Gut, die Frau hat Jazzgesang studiert, aber sie kann dazu auch noch so unglaublich schnell sprechen, so schnell kann ich gar nicht hören. Nachdem alle Lider ein Mal durchgeprobt sind-  wir wollen hier ja nicht so viel vom Inhalt preisgeben- reißt der Himmel doch tatsächlich kurz auf, und die optimistische Regieassistentin Franzi sieht sogar ein Stückchen blauen Himmel.Da die Hoffnung ja bekanntlich zuletzt stirbt, und es in dem Stück ja auch um Hoffnung geht, wird die Bühne also noch mal vom Wasser freigeräumt, die Requisiten werden aufgebaut, und zum Dank schüttet es uhrplötzlich wieder wie aus Eimern. Spätestens jetzt müssen hier doch alle Beteiligten langsam mal völlig ausrasten, hemmungslos ihre Wut rausbrüllen und den Wettergott verfluchen. Passiert aber immer noch nicht. Statt dessen proben die Schauspieler hinter der Bühne ihre Szenen weiter durch, und ich darf dabei zusehen. Ich möchte wirklich nicht zu viel verraten, aber ein Beziehungsnavi ist eine ziemlich geniale Idee. Wie viel Frauenleid könnte verhindert werden, gäbe es im reellen Leben nur auch so ein schlaues Kästchen, dass den unbeholfenen Männern dieser Welt das unfallfreie Navigieren durch so heikle Themen wie „Schatz, findest du mich eigentlich zu dick?“ erleichtern würde. Ganz nach dem Motto „Bei der nächsten Möglchkeit geben sie ihr recht“.
So komisch ich die Szene auch finde- ich lache selbst beim zweiten Durchlauf, obwohl ich mich selbst als recht humorlos bezeichnen würde- bin ich doch auch sehr erstaunt über die Gewissenhaftigkeit, mit der auch jetzt noch am Text gefeilt wird. Da wird bis ins kleinste Detail an der Intonation gearbeitet, und ich bekomme einen kleinen Eindruck davon, dass das, was später auf der Bühne mal aussehen wird wie die pure Leichtigkeit, mitunter ein richtig hartet Job sein kann

Es ist fast elf Uhr, als sich das Team entscheidet, die Proberei für heute sein zu lassen. Es ist kalt, die Sorge ist groß, dass es die nächsten Tage wettermäßig so weitergehen könnte, vereinzelt werden Rufe nach einer heißen Badewanne laut. Blos nicht noch krank werden bis morgen.Die Zuschauer sehen das fertige Produk, und sollen für einen Abend einfach nur gut unterhalten werden. Die wissen in der Regel nichts von verregneten Generalproben, Stallgeruch an den Stewardessen und dem ganzen Haufen Arbeit hinter „Franken Wings“. Ich für meinen Teil wünsche dem ganzen Team vom Sommertheater ganz, ganz viel Glück mit dem diesjährigen Stück, und vorallem endlich mal gutes Wetter. Hoffentlich schon heute Abend bei der Premiere. Ich werde mir das Stück die Tage auf jeden Fall mal ansehen, denn ich weiß ja immer noch nicht, was der Französische President mit dem Hangar der Hoffnung zu tun hat, wie das mit Sex auf der Flugzeugtoilette eigentlich so ist, und ob die Crew mit der Landung des Jumbos psychischüberhaupt fertig wird. Euch kann ich nur wärmstens ans Herz legen, das gleiche zu tun.