// freilufttrinken in gefahr

Bald kein Bierchen mehr am Mainkai und kein gemütlicher Sonnenuntergang mit Wein an der Festung? Schwer vorstellbar, aber die Politik tut momentan alles, um diese Horrorvision bald wahr werden zu lassen.  Deutschlandweit soll Trinken auf öffentlichen Plätzen bald nicht mehr legal sein. Irgendwie ist das ja eine zwiespältige Sache. Wenn am Wochenende auf öffentlichen Plätzen […]

Bald kein Bierchen mehr am Mainkai und kein gemütlicher Sonnenuntergang mit Wein an der Festung? Schwer vorstellbar, aber die Politik tut momentan alles, um diese Horrorvision bald wahr werden zu lassen.  Deutschlandweit soll Trinken auf öffentlichen Plätzen bald nicht mehr legal sein.
Irgendwie ist das ja eine zwiespältige Sache. Wenn am Wochenende auf öffentlichen Plätzen in der Stadt nicht mehr getrunken werden darf, und dass irgendwelche jugendlichen Komatrinker von ihrem selbstzerstörerischen Verhalten abhält, mag man das erst mal ganz gut finden, vorallem weil diese Grüppchen schon ganz gut nerven können. Aber was ist, wenn man selber auf dem Weg in die Disco oder auf eine Feier schon mal ein Bierchen auf dem Weg kippt? Ist dass gleich kriminell? So wie es momentan aussieht wollen die Kommunen ein deutschlandweites Alkohlverbot auf öffentlichen Plätzen durchsetzen, wie es zum Beispiel am Alexanderplatz in Berlin schon besteht. Irgendwie hört sich das doch mal wieder stark nach Diskriminierung diverser Gruppen an. Einerseits gibt sich zum Beispiel bei den großen Weihnachtsmärkten halb Deutschland ganz öffenlich und ungeniert die Kante, manchmal bis zur völligen Besinnungslosigkeit (gleiches gilt für diverse Volks- und Weinfeste),dass nennt man dann Kulturgut oder Fasching, andererseits ist alles außerhalb dieser offiziellen Tage der Enthemmung aber gleich wieder verwerflich, asozial und bald also auch noch kriminell.
Noch ärmer dran als der gemeine Gelegenheitstrinker, der sich gerne mal mit einem Bierchen irgendwo niederlässt, wo es einfach schön ist, sind die vielen Obdachlosen, dem Alkohol bekanntermaßen ja nicht abgeneigt. Die würde man jedes Wochenende wegsperren müssen, oder nicht? Ist die Politik da nicht mal wieder auf dem Weg, die zu bestrafen, die sowieso schon ganz unten sind? Auch die jugendlichen Komatrinker handeln ja letztendlich aus irgendeiner inneren Not heraus, weil ihnen die Perspektive fehlt, die Liebe oder das Selbstvertrauen.Wahrscheinlich sieht man in deutschen Städten demnächst auch überall die berühmten in Zeitungspapier eingewickelten Schnapsflaschen. Das ist vieleicht nicht schön anzusehn, manchmal vieleicht sogar abstoßend, aber doch trotzdem menschlich und ein Teil unserer Gesellschaft. Wenn man die Forderung der Kommunen nach dem generellen Verbot des Trinkens auf öffentlichen Plätzen weiterspinnt, bricht damit für viele Menschen, die darauf angewiesen sind, eine entscheidende Geldeinnahmequelle weg. Ich meine jetzt die Flaschensammler. Es ist ja von Haus aus schon mal eine Schande ohne gleichen, dass in Deutschland Menschen im Müll wühlen müssen, aber so unvorstellbar das für uns sein mag, für jemanden, der auf jeden Pfennig angewiesen ist, ist dass eine Lösung. So kann man wenigstens ein bisschen Geld dazuverdienen. Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, wohin ein solches Verbot führen würde. Nämlich geradewegs in die ghettoisierung unserer Städte nach amerikanischem Vorbild, und im Stadtzentrum könnte man dann ganz ungestört für die Touristen glänzen und sauber sein.
Seit allen Zeiten haben die Menschen ein Bedürfnis nach Rausch und Extase, aber in unsere glattgebügelte Welt passt das ja nicht mehr. Gerade unsere Kinder machen doch nur, was wir erwachsenen ihnen vorleben. Wenn Würzburg mit gutem Bespiel vorangehen und wirklich mal ein Zeichen hinsichtlich maßvollem Umgang mit Alkohol setzen wollte, würde ich vorschlagen, zunächst mal die ständige Betonung der Weinkultur komplett vom Spielplan zu streichen. Gleiches gilt für alle deutschen Städte, und zwar auch in Verbindung mit Schnaps, Bier oder sonstigem alkoholischen Getränk. München ohne Weißbier, Bamberg ohne Schlenkerla, da müsste sich manch eine Stadt ja ein völlig neues Image zulegen. Ist natürlich blödsinn, aber das wäre doch mal ein Schritt. Danach können wir dann auch gleich die Prohibition einführen.