// zuckerbeat vol. (1)70 – re-beat v. 2.0

Endlich ist es soweit. Fake Problems haben ihr heiß ersehntes, drittes Album veröffentlicht und dürften sich damit endgültig in die Herzen aller Gaslight Anthem und Lucero-Fans spielen. Die Jungs aus Florida haben nämlich einen ganz dicken Trumpf im Ärmel. Sie haben gute Laune. Ihre Songs laden geradezu dazu ein, sich zu Herbstbeginn alle Stofffetzen vom […]

fake-problemsEndlich ist es soweit. Fake Problems haben ihr heiß ersehntes, drittes Album veröffentlicht und dürften sich damit endgültig in die Herzen aller Gaslight Anthem und Lucero-Fans spielen. Die Jungs aus Florida haben nämlich einen ganz dicken Trumpf im Ärmel. Sie haben gute Laune. Ihre Songs laden geradezu dazu ein, sich zu Herbstbeginn alle Stofffetzen vom Körper zu reißen und sich splitterfasernackt ins örtliche Planschbecken zu schmeißen. Wenn ein Song, wie der Opener „ADT“ das Soundsystem flutet, fühlt man sich wie der König der Welt. Und gerade, als man denkt, dass die Band dieses Niveau nie und nimmer über die volle Länge zu halten vermag, setzen sie mit „5678“ und „RSVP“ noch zwei weiter Hits oben drauf. Überhaupt ist es schön zu sehen, dass ein Rock-Album mal nicht nach den ersten drei Songs seinen Drive verliert. Hier wird einfach weitergerockt und hin und wieder weitergeschunkelt („Soulless“). All das sorgt für Abwechslung und macht „Real Ghosts Caught On Tape“ zum hinterlistigsten Post-Sommerrocker des Jahres.

jellybeatJellybeat sind derweil die Band, und ich meine: DIE BAND, die sich all jene zu Gemüte führen sollten, die Freudentränen in den Augen haben, wenn „Brimful Of Asha“ in der wöchentlichen Indie-Disse aus den Boxentürmen strömt. „Don´t Let Us Be Misunderstood“ klingt, als hätte sich Fatboy Slim über einen Haufen Pop-Perlen hergemacht und sie mit allerhand beschwingten Rhythmen aufgehübscht. Fast jedes Stück dieses Album hat das Zeug zum Hit und ein Song wie „Echo“ würde in einer gerechten Welt bei jedem Radiosender auf Dauerrotation gesetzt. Der Band um Sängerin Katrin Navessi gelingt auf ihrem zweiten Album der perfekte Soundtrack für alle Fans von grenzüberschreitenden Indie-Pop-Hits. Hier trifft Big Beat auf New Wave und Disco auf Weltmusik und all das wirkt so selbstverständlich und schlüssig, dass man schon nach wenigen Sekunden hemmungslos die Hüften schwingt.

the-black-pacific-cover-hamburgThe Black Pacific nennt sich derweil das neue Projekt von Pennywise-Haudegen Jim Lindberg. Sein gleichnamiges Debütalbum dürfte bei vielen alten Fans für breite Grinsebacken sorgen, denn die zehn Songs strotzen vor Energie. Da scheint jemand in einen Jungbrunnen gefallen zu sein. Die Gitarren werden tiefer gestimmt und prasseln mit einer Brachialität auf einen los, dass man dem renommierten Punkrocker raten möchte, demnächst mal bei einer Metal-Combo im Proberaum vorbeizuschauen. Wo nimmt der Junge nur all diesen Zorn her. Eine deutsche Künstlerin hat zuletzt mal gesagt: „Ich hab viel zu viel Ärger und viel zu wenig Wut“. Bei Jim Lindberg ist es anders herum. Wer auf Punk-Rawk mit Hookline steht, sollte unbedingt mal reinhören.

ice-cube-i-am-the-westDer altehrwürdige West Coast-Rapper Ice Cube hat derweil mal wieder ein neues Album am Start und präsentiert uns darauf eine ganze Reihe entspannter Karosserie-Anschubser, zu denen man entspannt um den Häuserblock hopsen kann. „I Am The West“ ist trotz seinen düsteren Front-Motivs ein geradezu sonniges Werk. Schöne Erinnerungen an 90s Rap der Marke „California Love“ und „I Got 5 On It“ werden wach, wenn diese Beats und Reime dein Soundsystem fluten. Alles in allem eine durchaus runde Scheibe, die sich perfekt neben der aktuelle LP von Snoop Dogg ins Regal einpassen lässt.

robert-plantRobert Plant von den altehrwürdigen Led Zeppern hat sich derweil dran gemacht, seinem Schaffen als Solo-Künstler ein weiteres Kapitel hinzuzufügen. Sein neues Album heißt „Band Of Joy“, genau wie die erste Formation, in welcher Plant jemals aktiv gewesen ist. Da scheint jemand seine zweite Jugend einzuläuten. Wieso sonst hat sich Plant mal eben dazu entschlossen dem Konzept von damals zu folgen und ein Album voller Cover-Versionen einzuspielen. Gerade im Falle von „House Of Cards“ funktioniert das ganz vorzüglich, auch wenn der Song natürlich soundtechnisch etwas altbacken rüber kommt. Viel beachtenswerter allerdings ist, dass sich Plant auf seinem Album keineswegs auf Klassiker beschränkt, ganz im Gegenteil: mit einem Traditional, zwei Songs der unbekannten Indie-Rocker Low und einem Track von Country-Legende Townes Van Zandt hat er sich ein paar echten Schmuckstücken der Popkultur angenommen. In diesem Sinne ist „Band Of Joy“ nicht nur für Rockmusik-Fans interessant, sondern macht Lust auf das Erstöbern der Originale.

aeroplane-we-cant-fly-lpAeroplane alias Vito De Luca hat sich inzwischen einen Namen als Zweitverwerter von so illustren Acts wie Robbie Williams, MGMT und Grace Jones gemacht. Nun hat sich unser Lieblings-Remixer dazu entschlossen, sein erstes „Solo“-Album einzuspielen. Wobei er das mit dem solo gar nicht so ernst zu meinen scheint, schließlich hat er sich ein paar talentierte Kollegen aus dem Hause Au Revoir Simone und Poni Hoax ins Studio eingeladen. Seine werten Kollegen verzieren nun seinen 80er Jahre-Weichespül-Elektro mit passenden Hooklines und Melodien. „We Can´t Fly“ besticht dabei vor allem durch seine relaxte Atmosphäre, die schöne Erinnerungen an Chromeo oder Air wachrufen. Weil das ganze noch dazu verflixt tanzbar ist, wickelt einen die Scheibe mit ihren einlullenden Melodien nahezu spielend um den Finger, wie früher noch „Moon Safari“. „We Can´t Fly“ ist ein psychedelisches Chill-Out-Adventure voller Überraschungen. Unbedingt mal rein hören.

eva-kEva K. Anderson aus Österreich hat sich nach ihrem Stelldichein als Songschreiberin für Christina Stürmer nun darauf besonnen, ihr Talent in die Waagschale zu werfen und es auf eigene Faust zu versuchen. „Fortune Teller“ könnte in diesem Zusammenhang ein gefundenes Fressen für alle Fans der alten Nelly Furtado sein, die sich damals in Blumenwiesen schubsen lies. Klingt alles ziemlich herzlich und einladend und ist wie geschaffen, um im Formatradio rauf und runter zu laufen. Über die volle Länge allerdings vermisst man so ein bisschen den A ha-Effekt, der einen bis zum Ende bei der Stange hält.

curbsDie Curbs machen ihre Sache dahingehend schon wesentlich besser und orientieren sich musikalisch am Output von lieb gewonnen Brit-Pop-Gesellen der Marke Oasis und Reef. Die schmissigen Songs, wie der Opener „The World“, wurden mit verstrahlten Psychedelic Anleihen verziert und man kommt nicht umhin, die Faust gen Firmament zu recken, wenn Sätze wie „I Think The World´s Gone Crazy“ das Wohnzimmer fluten. Wer bitte findet das nicht! Dementsprechend poltern sich die Curbs durch 11 hittige Songs, die auf jeder guten Studentenparty für grinsende Gesichter beim sorgen werden. Ein echter Geheimtipp für ewige Nostalgiker, die sich am Wochenende in der örtlichen Indie-Kneipe zu den Hymnen von Damals die Seele aus dem Leib schreien. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.