// zuckerbeat vol. (1)89 – zombies

Coco Sumner hat Fürsprecher von Ian Brown bis Richard Hawley. Sogar Alex Turner von den Arctic Monkeys hat bei einem Charity-Gig lobende Worte für die Sängerin übrig. Nun erscheint folgerichtig das erste Album der 19jährigen Brit-Popperin, wobei das Augenmerk hier auf dem Pop-Aspekt der Musik liegt. „The Constant“ von I Blame Coco strotzt nur so […]

i-blame-cocoCoco Sumner hat Fürsprecher von Ian Brown bis Richard Hawley. Sogar Alex Turner von den Arctic Monkeys hat bei einem Charity-Gig lobende Worte für die Sängerin übrig. Nun erscheint folgerichtig das erste Album der 19jährigen Brit-Popperin, wobei das Augenmerk hier auf dem Pop-Aspekt der Musik liegt. „The Constant“ von I Blame Coco strotzt nur so vor hymnischen Melodien, die sich durchaus mit denen des letzten Killers-Werkes messen können. „In Spirit Golden“ ist genau der Song, zu dem man den Frühling einläuten möchte. Die Breitwandproduktion des Albums sorgt zwar dafür, dass man sich die 13 Hits am Liebsten in dosierter Form auf die nächsten Mixtapes spielen möchte. Sehr erfreulich allerdings ist, dass Coco auch in textlicher Hinsicht einiges zu bieten hat und damit bald in einer Reihe mit den hierzulande leider spärlich unterschätzten Mystery Jets sitzen sollte.

tguk_cover_FINAL02Mit einem neuen Album der Get Up Kids hätten wir derweil gar nicht gerechnet, nicht einmal, als die Jungs sich vor kurzem wiedervereinten. Eigentlich waren nur ein paar EPs geplant. Doch dann kam doch noch ein Longplayer und soviel vorneweg: „There Are Rules“ wird es den Fans von früher nicht gerade leicht machen. Schon der Titeltrack strotzt nur so vor Experimenten – schlittert bisweilen fast in Psychedelische, um dann doch immer wieder in eine große Hookline zu münden. „Regent´s Court“ ist eine klassische Get Up Kids-Hymne, die man auch in zehn Jahren noch lautstark auf Studentenpartys mitsingen dürfte. Ansonsten gelingt den Jungs ein imposanter Spagat. Die Refrains knallen immer noch rein wie einst, aber man merkt, dass die Band aus dem Schatten ihrer selbst treten möchte. „There Are Rules“ ist ein Album des Übergangs. Die Get Up Kids sind auf dem besten Weg, eine Pop-Band zu werden. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fans ihnen das verzeihen.

surf-city-kudosHinterher machen wir dann einen kleinen Schwenker in Richtung Neuseeland und lassen uns von der Surf City vor Augen führen, wie man Animal Collective mit dem Teenage Fanclub kreuzt, ohne dass es abgeschmackt anmutet. „Kudos“ dürfte ein Album ganz nach dem Geschmack der Jesus & Mary Chain-Fraktion sein. Alles wirkt dermaßen vernebelt, dass es richtig viel Spaß macht, sich die hübschen Melodien frei zu schaufeln. Wer sich zuletzt am Output von Surfer Blood und Konsorten erfreute und sich schon früher mit der Musik von den Zombies oder The Velvet Underground die Nächte um die Ohren geschlagen hat, der sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich. Ein „strahlend“ schönes Album.

hotpants-romance-the-international-hotpants-romance-300x300Wer auf kreischende Mädels in der Garage steht, sollte sich das schmissige Album der Hotpants Romance nach Hause holen. „The International“ besteht aus 12 Songs, die klingen, als hätten die Mädels gerade erst spielen gelernt, sich dann blitzschnell in den Proberaum verzogen und einfach mal ein bisschen herum experimentiert. Das Trio verzückt vor allem aufgrund des Enthusiasmus, mit welchem hier zu Werke gegangen wird. Irgendwie wirkt das alles, als würden die Moldy Peaches gerade einen abgefahrenen Traum durchleben. Schräg, bissig und charmant.

itchy-poopzkid-lights-out-londonItchy Poopzkid sind derweil noch nie so mein Ding gewesen. Ihr neues Album „Lights Out London“ hüpft zwar in gewohnter Manier genau in die Nische zwischen Billy Talent und Royal Republic, klingt aber dermaßen überproduziert, dass man sich relativ schnell daran satt hören wird. Ich möchte den Jungs gar nicht absprechen, dass sie keine guten Rocksongs schreiben. Das tun sie. Nur leider kommt vor lauter Hochglanz-Atmo kein Gefühl mehr bei mir an. Keine Ahnung woran es liegt, vielleicht hab ich auch einfach die Regler noch nicht weit genug nach oben gedrückt? Aber dieses Album ist einfach zu perfekt, um wahr zu sein.

boy_hits_car_2011_stealing_fireBei Boy Hits Car muss ich immer daran denken, dass der Sänger bei einem Festival-Auftritt mit nackten Füßen auf der Bühne stand und mich das alles so unverschämt an Incubus erinnert hat. Nun haben die Jungs mal wieder ein neues Album am Start und dürften damit mal die Herzen aller Boyd-Anhänger höher schlagen lassen. „Stealing Fire“ ist ein Alternative-Rock-Album im klassischen Sinne. Ein treibendes Schlagzeug gibt die Richtung vor, der Sänger testet seinen Stimmumfang und am Ende liegen sich alle schweißüberströmt in den Armen. Das wird live wesentlich besser funktionieren, als auf Platte, macht aber nichts, als Anheizer funktioniert „Stealing Fire“ trotzdem ganz gut.

caetheEine kleine, aber feine Perle mit fünf Stücken präsentiert uns die werte Cäthe und lässt die Vorfreude auf ihr im Mai erscheinendes Debütalbum in die Höhe schnellen. „Senorita“ klingt, als hätte die Easy-Listening-Fraktion aus den Charts plötzlich Spaß am Experimentieren. Der gleichnamige Titeltrack schleicht sich so unverschämt sexy an einen heran, dass man nach der letzten Strophe gar nicht anders kann, als lauthals mitzubrüllen. Dazu schwingt sich die Musik auch noch in rockige Gefilde auf. Das Schlagzeug scheppert. Der Schweiß tropft. Genauso muss essein. Da kommt bald großes auf uns zu.

family-yearFamily Of The Year werden derweil als heißester Scheiß seit den Fleet Foxes gehandelt und das nicht zu Unrecht. Das sympathische Jahrmarkts-Cover wirkt schon recht einladend, doch spätestens wenn der Opener „Let´s Go Down“ eine Rundfahrt im Riesenrad (pardon…) in der Stereoanlage absolviert, ist man verzaubert. Hier trifft Folk-Pop auf nostalgische Balladen und alles klingt so herzallerliebst, dass man die Band am liebsten ganz für sich alleine haben möchte. Das wiederum wird wohl nicht lange gut gehen, denn so viele Post-Beatles und Post–Beach Boys-Chöre lassen sich einfach nicht lange vor dem Rest der Welt geheim halten. Dementsprechend schnell noch einsteigen, bevor keine Plätze mehr frei sind. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.