// zuckerbeat vol. (1)99 – greetings

Alle Fans der alten Sachen von Clueso sollten sich derweil mal am Debütalbum von Ryo versuchen. Das macht nach einem etwas sperrigen Auftakt nämlich genau dort weiter, wo der Zughafen-Öiedermacher auf seinem zweiten Album „Gute Zeit“ aufgehört hat. Die düsteren Bässe sorgen in diesem Zusammenhang zwar für eine etwas düstere Grundstimmung, das macht aber überhaupt […]

aa-ryoAlle Fans der alten Sachen von Clueso sollten sich derweil mal am Debütalbum von Ryo versuchen. Das macht nach einem etwas sperrigen Auftakt nämlich genau dort weiter, wo der Zughafen-Öiedermacher auf seinem zweiten Album „Gute Zeit“ aufgehört hat. Die düsteren Bässe sorgen in diesem Zusammenhang zwar für eine etwas düstere Grundstimmung, das macht aber überhaupt nichts, weil sich Rap- und Gesangparts so vortrefflich ergänzen, dass man schon nach wenigen Minuten dem Groove der Musik verfällt. „So gesehen unmöglich“ schreckt dabei auch nicht davor zurück, hin und wieder klassische Einflüsse in die Musik mit einfließen zu lassen. Das ist nicht nur mutig, das funktioniert auch ganz hervorragend. Das gebunden Artwork verleiht der Platte noch dazu eine gehörige Portion Eleganz, die kein MP3-Download jemals generieren könnte. Für mich ist Ryo eine der Entdeckungen des vergangenen Jahres. Hoffen wir, dass er auch in Zukunft von sich reden machen wird. Mit freundlicher Unterstützung von Clueso sollte da eigentlich nichts schief gehen. Der hat sich ja schließlich auch von den kleinen Clubs in die großen Hallen vorgekämpft.

aa-matt-kimMatt & Kim hatten vor geraumer Zeit mit „Daylight“ und „Lessons Learned“ zwei unschlagbar schmissige Elektro-Pop-Hits am Start, letztere konnte noch dazu mit einem spitzbübischen „Wir rennen nackt durch die Großstadt“-Video punkten und sorgte dafür, dass man als Hörer schon mal von einer Grinsattacke übermannt wurde. Nun schließen sie mit ihrem aktuellen Album „Sidewalks“ genau dort an und werfen mit zehn neuen, sportlichen Hymnen mit elektronischer Breitseite um sich, die in ihren schönsten Momenten für euphorische Kissenschlachten im heimischen Wohnzimmer sorgen sollten. Der Opener mit seinem geglückten Twist, das Iglu & Hartly-mäßige „AM/FM Sound“ oder das twistende „Good For Great“ – allesamt Perlen für die nächste Festivalsaison. Einfach mal reinhören und auf „Feiermodus“ schalten.

bob_marley_and_the_wailers_-_live_foreverAlle, die derweil eine Runde in nostalgischer Stimmung verharren möchten, dürfen sich über Nachschub aus dem Hause Bob Marley freuen. Das Live-Album „Live Forever“ wurde bei Marleys finaler Show am 23. September 1980 im Stanley Theatre in Pittsburgh mitgeschnitten und für alle Spätgeborenen soundtechnisch noch einmal zeitgemäß hochgerüstet. Nachdem der Auftakt mit „Natural Mystic“ produktionstechnisch noch ein wenig überambitioniert anmutet, stellt sich anschließend sehr schnell diese beruhigende Stimmung ein, die Bob Marley And The Wailers mit seinen Songs zu verbreiten vermag. Auf zwei Silberlingen bekommen die Fans dabei alles präsentiert, wonach es ihnen gelüstet. „No Woman No Cry“, „Jamming“, „Redemption Song“ und „Get Up Stand Up“ sorgen für Begeisterungsstürme und vermitteln auch aus der Konserve einen guten Eindruck von Marleys imponierenden Live-Qualitäten.

12JACK3mmSpineThe Pains Of Being Pure At Heart haben sich derweil mit ihrem Hang zum perfekten Pop-Song unter nostalgisch angehauchtem Störfeuer einen festen Platz im Herzen der Indie-Gemeinde gesichert. Ihr aktuelles Album „Belong“ schließt genau dort an, wo sie auf dem Erstling und der auch nicht zu verachtenden, nachfolgenden EP aufgehört haben. Der Track „Heart In Your Heartbreak“, der vielen schon bekannt sein sollte, gibt die Richtung vor und sorgt dafür, dass man als Hörer zehn Songs lang in Mitsumm-Modus schaltet. Da macht es am Ende auch nichts, dass die Songs der Band ganz unverschämt an einen aus der Zeit gefallenen Bastard aus My Bloody Valentine, Belle & Sebastian und PJ Harvey erinnern.

mirrors-light-and-offeringsDie Mirrors aus Brighton halten derweil den 809ern einen Spiegel vors Gesicht und machen sich hemmungslos daran, das Erbe von OMD und Joy Division auszuschlachten. Sie deshalb unter Plagiatsverdacht zu stellen, ist allerdings trotzdem nicht angebracht, denn „Lights And Offerings“ strahlt genau die Dringlichkeit aus, die man auf den vergangenen Alben von Depeche Mode leider zunehmend vermisste. Der Opener „Fear Of Drowning“ pusht so gnadenlos nach vorne, dass man die Arme in die Luft reißt und auch wenn die Band in Sachen Produktion bisweilen etwas über das Ziel hinausschießt, dieses Werk zeigt, wie das Soloalbum des Bloc Party Sängers Kele Okereke hätten klingen können, wenn er sich nicht zunehmend im Verhackstückeln seiner eigentlich sehr angenehm anmutenden Stimme versucht hätte. Wer auf atmosphärischen, stadiontauglichen Indie-Pop steht, der auf dem schmalen Drahtseil zwischen Größenwahn und Radiopop tänzelt, darf durchaus mal reinhören.

aa-banjo-or-freakout-album-cover-300x300Herzlich umarmen tut einen derweil das neue Album aus dem Hause Banjo Or Freakout, das sich mit einer einlullenden Ballade namens „105“ warm läuft, um dann in experimentelle Gefilde abzutauchen. Das selbst-betitelte Werk strotzt nur so vor Ideen und dürfte allen Fans von Animal Collective ein paar unterhaltende Momente schenken. Fühlt sich ein bisschen so an, als würde man sich eine Tauchermaske überstülpen und durch die Weltmeere gleiten. Atmosphärische Momente treffen auf Soundfetzen in Endlosschleife und werfen sich in geballter Form einer akustischen Instrumentierung um den Hals. Wer auf melancholische anmutende Experimentierkunst steht, sollte unbedingt mal reinhören.

aa-bayside-killing-timeBayside wiederum scheinen es jetzt endgültig wissen zu wollen. Ihr neues Album „Killing Time“ erscheint erstmals über ein Major-Label und legt ziemlich druckvoll los. Im Gegensatz zu vielen anderen Bands des Emo-Genres schaffen es die Jungs sich immer wieder aus der breiten Masse zu erheben und die Hörerschaft mit ihren charmanten Melodien zu überrumpeln. Auf dem neuen Album hat man sich diesbezüglich aufs Wesentliche beschränkt. Experimente, wie auf den Vorgängern sucht man weitestgehend vergebens, stattdessen gibt’s das volle Programm an Hits, weshalb die Band schon in Kürze auf den großen Bühnen des Landes Platz nehmen sollte. Verdient hätte sie es.

aa-slowdance_ep-matthew_dear_480Matthew Dear hat es derweil vollbracht, Gothic-Anleihen auf den Tanzboden zu überführen, ohne dass es bemüht rüberkommen würde. Seine aktuelle EP namens „Slowdance“ punktet nicht nur mit einem famosen Titeltrack, der klingt als hätten sich Caribou an einem zurückgelehnten Tune der Gorillaz versucht, die Scheibe punktet auch mit illustren Mixes aus dem Hause How To Dress Well und Bear In Heaven, die dem Track noch mal völlig neue Facetten abringen. Neben der Single bekommt man zudem noch drei Versionen von „You Put A Spell On Me“ präsentiert, wobei vor allem der „Breakbot Remix“ einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Alles in allem mehr als nur eine gelungene Abrundung der Veröffentlichungen, die sich Single-technisch auf das ebenfalls gelungene Album „Black City“ berufen. Da schließt sich der Kreis. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.