// zuckerbeat vol. (2)02 – get closer

Panic! At The Disco hat man in den letzten Jahren leider ein wenig aus dem Blickfeld verloren. Dabei waren die Jungs aus Las Vegas im direkten Vergleicht mit den Bubble-Gum-Punkern von Fall Out Boy immer die interessantere, weil poppigere Alternative. Nachdem sie sich entschlossen haben, auf ihrem Zweitwerk dem Sound der Beatles die letzte Ehre […]

panic-at-the-disco-vices-virtuesPanic! At The Disco hat man in den letzten Jahren leider ein wenig aus dem Blickfeld verloren. Dabei waren die Jungs aus Las Vegas im direkten Vergleicht mit den Bubble-Gum-Punkern von Fall Out Boy immer die interessantere, weil poppigere Alternative. Nachdem sie sich entschlossen haben, auf ihrem Zweitwerk dem Sound der Beatles die letzte Ehre zu erweisen, um damit hierzulande vollends am Massengeschmack vorbei zu schlittern (was das Album nicht weniger grandios geraten lies), treten sie mit „Vices & Virtues“ nun wieder aufs Gaspedal und haben mit „The Ballad Of Mona Lisa“ auch gleich den passenden Mega-Hit als Single ausgekoppelt. Das Album beinhaltet darüber hinaus neun weitere, orchestral aufgehübschte Pop-Perlen, die soundtechnisch zwischen Muse und Mika angesiedelt sind. Wer auf effektvoll arrangierte Stadion-Hymen steht, sollte sich dieses Emo-Pop-Feuerwerk auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen. Es lohnt sich.

king-kong-kicks-vol-3-cover-digipack_final-neuAlle Fans zeitgenössischer Elektro-Pop Songs mit Indie-Einschlag dürfen sich derweil über eine weitere Folge der „King Kong Kicks“ freuen. Auf „Volume 3“ versammelt sich wieder ein illustrer Haufen zeitgenössischer Acts, wobei diesmal neben zahlreichen Newcomern, wie den großartigen The Crookes und der hauseigenen „Unter Schafen“-Band Life In Film (könnten beide bald den Kooks Konkurrenz machen), auch viele bekannte Crews ein kleines Ständchen für den Party-Sampler beisteuern. So versammeln sich Kele, Two Door Cinema Club, die charmanten Boys von Jamaica und die überschwänglich gefeierten The xx, um den Partyreigen zu vollenden und lassen letztlich keinen Zweifel daran, dass hier der Sampler des Frühjahrs vor einem liegt. Einfach Play drücken und in Richtung Festivals abdampfen.

home_videoDie Kollegen von Home Video sind derweil zweifelsohne vom Sound der TripHop-Ära beeinflusst, klingen aber gleichzeitig so herzerwärmend, dass man sofort mit geschlossenen Augen in ein Meer aus Gänseblümchen hüpfen möchte. „The Automatic Process“ bringt Animal Collective mit Boards Of Canada zusammen und lässt Yeasayer die passenden Pop-Melodien dazu schreiben. Das ganze Album strotzt nur so vor Überschwang, wobei man sich überhaupt nicht vorstellen kann, wie gleichzeitig etwas so berauschendes und zurückgelehntes dabei raus springen kann. Die Scheibe ist voll gepackt mit Klavierklängen und Geisterbeschwörungseffekten, die einen als Hörer sofort in einen Hypnose-Zustand versetzen. Ein zauberhaftes Werk, von dem man sich nur allzu gerne becircen lässt.

killsnataliaNatalia Kills gelingt es derweil vorzüglich, dem Dance-Pop-Genre neue Lebensfreude einzuhauchen. Ihr Album ist ein gefundenes Fressen für alle Lady Gaga-Fans, es glitzert und rockt und strahlt eine Dringlichkeit aus, die man bei vielen Kolleginnen leider zunehmend vermisst. „Perfectionist“ ist ein Pop-Bastard, der auf den ganzen großen Moment hin konzipiert wurde. Die Künstlerin scheut sich zwar weitestgehend, Risiken einzugehen, trotzdem schraubt hier jeder Song die Stimmungsschraube weiter nach oben. Wer auf elegant arrangierte Pop-Knaller mit Noir-Anleihen steht, der sollte sich dieses Pulp-Werk auf keinen Fall entgehen lassen. Wenn die Künstlerin ausdruckstechnisch alles richtig macht, wird sie demnächst ein gehöriges Wörtchen mitzusprechen haben, wenn es darum geht, die Pop-Krone an sich zu reißen.

timber-timbre-creep-on-creepin-on-400x400Timber Timbre dürften demnächst zur neuen Lieblingsband der Nick Cave-Fraktion mutieren. Ihr aktuelles Album tut genau das, was der Titel verspricht. Es kriecht. Es schleppt sich voran, aber im positiven Sinne, so wie es die Raveonettes hin und wieder tun, wenn sie der dunklen Seite unseres menschlichen Daseins huldigen. „Creep On, Creepin´ On“ ist ein literarischer Kotzbrocken, der dich ins Grenzgebiet von Traum und Realität schubst und demnächst hoffentlich in einem Streifen von David Lynch seinen Widerhall findet. Wer auf mysteriöse, elegante und verstörende Pop-Musik steht, sollte unbedingt mal reinhören.

adam-kesherAdam Kesher zählen derweil ja nicht unbedingt zu den zugänglichsten Zeitgenossen. Die sechsköpfige Crew hat sich nun allerdings mit niemand Geringerem als Dave ONE von Chromeo zusammengetan und der macht auf „Challenging Nature“ genau dort weiter, wo er bei dem letzten Werk seiner Hauptband aufgehört hat. Nach zwei Minuten Dauerfeuer aus der Nebelmaschine schält sich da plötzlich eine betörende Hookline aus den Boxen, die jedem Prince-Anhänger die Herzklappen öffnet. Das klingt fast ein bisschen so, als würden Cut Copy auf eine Wand aus Synthesizern zulaufen und sich im Elektro-Hagel die Seele aus dem Leib schreien. Wer mal wieder ein Funk-Album hören möchte, das nicht schon nach wenigen Durchläufen langweilig wird, der darf durchaus mal reinschnuppern. Es könnte sich als lohnenswert erweisen.

gronemeyerFans von Herbert Grönemeyer, können derweil nicht nur dem „Schiffsverkehr“ frönen, sie können sich auch ein bisschen in nostalgische Stimmung versetzen lassen. Der Bochumer hat nämlich nicht nur ein neues Album am Start, er hat auch ein bisschen in den Archiven gekramt und ein Konzert seiner 88er Tour zum Album „Ö“ von seiner dicken Staubschicht befreit. Auf „Tour 88“ findet sich ein knapp 70minütiger Konzertfilm zu einem fulminanten Auftritt am 26. Juni in der Kölner Sporthalle. Der Charme der DVD geht dabei vor allem davon aus, dass sie den Zeitgeist von damals treffend wieder spiegelt. Es wurde ganz bewusst darauf verzichtet, allzu viel an dem Material herumzuwerkeln, so dass alles sehr authentisch rüberkommt. Passend dazu gibt’s außerdem die vier (ebenfalls hoffnungslos mit dem Zeitgeist der 80er verflochtenen) Videos zu „Airplanes In My Head“, „Was soll das“, „Full Moon“ und „Bochum“. Eine runde Sache, dieser Silberling.

stephan_sulke_stephan_sulke__enten_haett_ichDer Schweizer Allrounder Stephan Sulke wurde derweil nicht nur von Herbert Grönemeyer mit einer Coverversion geadelt, er könnte auch alle Bernd Begemann-Fans mit seinen hübschen Abhandlungen zu den Themen „Oktober Abendbrot“ und „Schnulzensingender Poet“ ein Lächeln abringen. Dabei droht sein Album zwar hin und wieder in schlagereske Gefilde abzudriften, im Gegenzug bekommt man aber auch ein paar Songs im jazzigen Gewand um die Ohren gehauen. Womit „Enten hätt´ ich züchten sollen…“ nicht nur für Anhänger der ZDF-Hitparade von Interesse sein sollte. Womit wir auch schon wieder durch wären für heute. Wir lesen uns beim nächsten Zuckerbeat.