// zuckerbeat vol. (2)05 – bridge burning

Die Foo Fighters haben sich anno 2011 doch tatsächlich noch einmal dazu durchgerungen, eine Rockplatte zu veröffentlichen. Die Jungs hatten wohl die Schnauze voll davon, immer deutlicher in einem radiotauglichen Kontext verortet zu werden. Dementsprechend liefert „Wasting Light“ auch nicht die potenziellen drei bis sechs Hits, die sich bei Konzerten schlüssig ins Gesamtprogramm integrieren lassen, […]

foo_fighters_wasting_light_coverDie Foo Fighters haben sich anno 2011 doch tatsächlich noch einmal dazu durchgerungen, eine Rockplatte zu veröffentlichen. Die Jungs hatten wohl die Schnauze voll davon, immer deutlicher in einem radiotauglichen Kontext verortet zu werden. Dementsprechend liefert „Wasting Light“ auch nicht die potenziellen drei bis sechs Hits, die sich bei Konzerten schlüssig ins Gesamtprogramm integrieren lassen, die Scheibe versteht sich als schlüssige Gesamtwerk, das noch dazu mit dem besten Songprogramm seit dem gefeierten Zweitling bestückt ist. Allein schon „Rope“, dieser nach vorne treibende Rocker vor dem Herrn, dürfte alle Fans der ersten Stunde in einen Zustand nicht enden wollender Glückseligkeit stürzen. Wobei sich die neu gewonnen Energie wahrscheinlich auch darauf begründet, dass die Foo Fighters heute wieder Nirvana sind – minus Kurt Cobain natürlich. Kurt Novoselic ist nämlich wieder am Start. Und zusammen mit Butch Vig und Bob Mould machen Dave Grohl & seine Jungs der vereinten Fangemeinde wieder so richtig Feuer unterm Arsch. Was für ein Comeback, damit hätte nach der kürzlich releasten „Greatest Hits“ und dem blutleeren Vorgänger nun wirklich niemand gerechnet.

the-mountain-goats-all-eternals-deck1The Mountain Goats legen derweil auf ihrem neuen Album los, als wollten sie den Kings Of Leon vor Augen führen, was sie auf ihren letzten Alben so alles falsch gemacht haben. Ein gewisser Hang zu Southern Rock mit Indie-Einschlag der Marke The Hold Steady ist auf „All Eternals Deck“ jederzeit spürbar, dabei wird aber ganz penibel darauf geachtet, dass man sich niemals zu weit vom Pop entfernt. Man könnte dieses Album hier am Besten beschreiben mit: ein Werk voller verschollener Radiohits, die man auch nach dem 100sten Durchlauf noch feste knuddeln möchte. Umso besser, dass man The Mountain Goats bisher noch nicht mit dem Rest der Welt zu teilen braucht. Deshalb schnell noch zuschlagen, bevor die Jungs hinter den dicken Scheinwerfern der großen Bühnen vom Hallenboden aus nur noch mit einem Fernglas zu erhaschen sind.

yellowcardUnd warum es für Yellowcard hierzulande nie zum großen Durchbruch gereicht hat, ist mir schon seit vielen Jahren ein Rätsel. Die Jungs schreiben einfach die schönsten Pop-Punk-Perlen, die man mit Unterstützung einer Fidel so hinkriegt. Zugegeben. Die Geigen wurden in den letzten Jahren immer mehr in den Background geschubst, macht aber nichts, weil die sympathischen Jungs auch auf ihrem aktuellen Longplayer mit dem sympathischen Titel „When You´re Through Thinking, Say Yes“ trotzdem nicht an Drive verlieren. Allein der Opener macht mit seiner energischen Attitüde deutlich, dass man sich keine Sorgen machen muss, die Jungs könnten nach dem entspannten Vorgänger in allzu radiotaugliche Gefilde abdriften. Stattdessen liefert ihr neues Album einen bunten Strauß hymnischer Pop-Punk-Kracher, denen man nur zu gern beim Explodieren zusieht.

elbow_-_build_a_rocket_boysAlle Freunde der gehobenen Melancholiker-Schule dürfen sich in diesen Tagen über ein neues Album aus dem Hause Elbow freuen. „Build A Rocket Boys“ klingt vom ersten Moment an, als hätten sich Simon & Garfunkel wiedervereint, um gemeinsam mit den Fleet Foxes durch einen Haufen aus Herbstlaub zu waten. Ist eigentlich alles viel zu melancholisch bei solch frühlingshaften Temperaturen, was die Jungs hier abliefern, sorgt dann aber trotzdem dafür, dass man die Jalousien runter lässt, sich aufs Sofa wirft und sich den dramatischen Aspekten des eigenen Daseins hingibt. Passend dazu werden Elbow auch diesmal wieder von einem Jugendchor unterstützt, der dafür sorgt, dass alles vor einem in einer Art Schwebezustand verharrt. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es sich wohl anfühlen würde, die Welt auf Zeitlupe zu schalten, Elbow liefern den passenden Soundtrack dazu und haben auch noch ein illustres “Reclaim“-Heftchen im „Reclam“-Look als Beilage im Gepäck, das mit zahlreichen Kommentaren zu den einzelnen Songtexten versehen ist. Alles in allem: Ein bemerkenswertes Gesamtpaket.

gigiWer sich anschließend die komplette Überdosis an Kuschelpop reinziehen möchte, der sollte sich nach einer Band namens Gigi umgucken. Die machen nämlich den bezauberndsten 60s Pop, den man seit Langem gehört hat. Das klingt dann ein bisschen so, als würden The Pains Of Being Pure At Heart ihre E-Gitarre ausstöpseln und ein Akustik-Set einspielen. „Maintentant“ ist ein großer Berg Zuckerwatte, in den man sich ganzkörpermäßig einnisten möchte, um möglichst viel von dem Süßkram zu absorbieren. Kurz gesagt: Hier sorgen 38 Gäste in 15 Songs für einen Überfluss an Chorgesängen. Das kann man am Ende nur lieb haben.

dennisDie geballte Ladung Funk könnt ihr euch in diesen Tagen bei Dennis Coffey abholen. Dessen gleichnamiges werk funkt nämlich, wie Blech auf Asphalt und treibt dir die Schweißperlen auf die Stirn. Ist ja auch schwierig sitzen zu bleiben, wenn sich der Detroiter so illustre Kollegen wie Mayor Hawthorne, Paolo Nutini oder Rachel Nagy von den Detroit Cobras ins Studio holt. Dementsprechend ist sein Album auch wirklich unterhaltsam geworden. 11 Songs, bei denen 11 mal der Tanzboden zu Glitzern beginnt.

farewell-to-freeway-filthy-habitsWer sich hinterher eine geballte Hardcore-Attacke zu Gemüte führen möchte, der darf sich an dem neuen Album von Farewell To Freeway ergötzen. Die Band tritt gleich zu Beginn mit ihrem Opener „Liquor?“ so richtig aufs Gaspedal. „Filthy Habits“ ist ein gefundenes Fressen für all jene, die sich schon eine lange Zeit nach einer Reunion von From Autumn To Ashes gesehnt haben. Die Jungs streuen immer wieder einzelne, melodische Passagen ein, damit die Geschichte über die volle Länge nicht an Spannung verliert. Wer auf handwerklich gut gemachte Screamo-Attackenn steht, der darf durchaus mal einen Durchlauf riskieren.

amber_rubarth_-_good_mysteryAmber Rubarth klingt derweil genauso lieblich, wie man das von einer 17jährigen erwartet. Mit Akustik-Klampfe und hübschen Melodien macht sie sich auf, den Kolleginnen von Missincat und Kate Nash vor Augen zu führen, dass sie in Sachen Pop mit Folk-Einflüssen auch sehr gerne ein Wörtchen mitreden möchte. „GooD Mystery“ überfällt einen dabei eher hinterrücks. Die Melodien schleichen sich an und bevor man sich versieht, ist man schon dabei, laut mitzusingen. Wer sich schon immer gefragt hat, wie Tegan & Sara wohl im akustischen Gewand klingen würden, der sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Und damit erstmal wieder genug für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.