Am neuen Album von The Leisure Society wird nicht nur Edel-Fan Brian Eno seine helle Freude haben. Auch die Anhänger von cellistisch angehauchten Melodien mit nostalgischer Note dürften sich beim Durchhören ihres neuen Albums in watteweichen Kissenschlachtfantasien verlieren. Zu diesem Album stellt man am Besten die dritte Staffel „Mad Men“ auf „mute, schnappt sich seine Liebste und fängt dann an mal wieder so richtig hemmungslos zungenzuknutschen. Alle Fans von Belle & Sebastian werden aus dem Grinsen überhaupt nicht mehr raus kommen, wenn „Into The Murky Water“ ihre Gehörgänge flutet. Dieses Album ist ein Bilderbuch. Lieblich, herzlich, himmlisch. So schmeckt der Frühling.
Kreisky fand ich auf deren letzten Platte leider über die volle Länge ein wenig ermüdend. Nun knallen sie uns auf „Trouble“ neun neue, schmissige Gitarrenperlen vor den Latz, die jeden 1000 Robota-Fan in hoffnungslose Glückseligkeit stürzen werden. Die Band pulsiert, das spürt man, die Scheiße muss raus. Alles auf diesem Werk schreit nach Aufbruch: Wie sie hier sperrige Momente mit geschrieen, bisweilen fast dahin gerotzten Texten kontern, verdient die Bestnote. Natürlich muss man als Hörer einen gewissen Faible für abgedrehte und lärmige Momente mitbringen, wenn man allerdings bereit ist, sich vollends auf die Band einzulassen, erschließen sich nach und nach auch die famosen Songzeilen, die zum Besten gehören, was man seit dem letzten Album von Ja, Panik so zu hören bekommen hat. Mehr davon, bitte.
Twin Atlantic sind ein gefundenes Fressen für alle, die sich schon seit geraumer Zeit nach einem neuen Album von Biffy Clyro sehnen. Zum Album „Free“ darf endlich mal wieder so richtig herzlich gerockt werden. Schon der Opener „Edit Me“ nimmt den Hörer freundlich bei der Hand, um ihn kurz darauf in einen Strudel der Emotionen zu stoßen. Große Hymnen treffen hier auf rockige Passagen, wie man sie von den Foo Fighters (das aktuelle Album mal ausgenommen) in den letzten Jahren leider viel zu selten vor den Latz geknallt bekam. Diese Jungs aus Glasgow werden live dafür sorgen, dass kilometerweit nur noch schweißüberströmte Hemden auf den Festivals des Landes zu sehen sein werden. „Free“ ist ein Album, das dich in Grund und Boden rocken wird. Schade eigentlich, dass es nicht mehr solcher Platten gibt. Deshalb: Regler rauf und frei fühlen.
DJ Hell hat sich derweil entschlossen, seine Lieblingstracks für die Reihe „Coming Home“ zusammenzukratzen und liefert seiner Hörerschaft einen gelungenen Rundumschlag von Kraftwerk bis Klaus Kinski (famoser Wutausbruch). Diese Scheibe hier bringt einfach nur verdammt viel Spaß. Wie herzzerreißend es doch ist, endlich mal wieder Blumfelds „Tausend Tränen tief“ in der Version von DJ Koze präsentiert zu bekommen, oder City dabei zu beobachten, wie sie „Am Fenster“ stehen. Darüber hinaus haben auch die Fehlfarben, Einstürzenden Neubauten und Der Plan Platz genommen. Sowie Ideal, Fischer Z und DAF. Da wirst du ganz nostalgisch beim durchhören.
Für den zehnten Teil der Mixtape-Serie „Body Language“ wurde derweil (wie schon bei Runde eins) niemand Geringeres als das renommierte DJ Duo M.A.N.D.Y. hinters Mischpult gebeten. Das macht vor allem deshalb Sinn, weil Philipp Jung und Patrick Bodmer selbst Mitbegründer des Labels „Get Physical“ sind, auf welchem die Compilation-Reihe erscheint. Mit Brandt Brauer Fricks Song „You Make Me Real“ gerät zum Auftakt bemerkenswert jazzig, um dann in ein verhalltes Trompetengewitter aus dem Hause Maceo Plex (im Nicolas Jaar Remix) zu münden. Man merkt schon, dass die beiden gerne mal über den Tellerrand hinaus blicken und so kommen anschließend auch die Kollegen von DJ Koze und Booka Shade zu Wort. Im Wesentlichen allerdings beschränken sie sich auf ihr Fachgebiet, präsentieren uns klassischen Detroit Techno und Tech House, wobei die Songs immer mit hübschen Überraschungen aus Jazz- oder Funk-Gefilden aufgepäppelt werden. „Body Language Volume 10“ ist im wahrsten Sinne des Wortes… berauschend.
Freunde von Grime-Attacken der Marke Roots Manuva dürfen sich derweil mal den Namen Dels auf ihren Notizzettel kritzeln. Protagonist Kieren Dickins legt gleich im Opener seines neuen Albums „Gob“ so richtig los und führt anschließend mit freundlicher Unterstützung von Joe Goddard, Elan Tamara und Roots Manuva himself vor Augen, wie man knackige Punchlines mit einer gehörigen Portion Wumms ausstattet. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es wohl klingen würde, wenn Jay-Z plötzlich mit Kano und Dizzee Rascal ins Studio stapfen würde, der sollte sich die Scheibe unbedingt mal reinziehen. Er wird mit einem bunten Strauß emotional aufgeladener Grime-Perlen belohnt, die deutlich machen, dass man sich in Sachen Nachwuchs für die etablierte Szene keine Sorgen machen muss.
Das Elektro-Trio Space Ranger widmet sich derweil dem Grenzgebiet von Italo-Disco und Psychedelic Pop. Das könnte ziemlich in die Hose gehen, würde einen ihr Album „What About The Magnetic Fields?“ nicht immer in so einen sanften Nostalgie-Rausch schubsen. Das Stuttgarter Trio verheiratet Synthesizer mit tanzbaren Basslines und man schwingt seinen Hintern schon nach wenigen Minuten auf die Tanzfläche, um im Blitzlichtgewitter zu verharren. Wer auf warme, tanzbare Musik mit 80s-Einschlag steht, sollte unbedingt mal reinhören.
Von den Groovern aus dem Hause Mo´ Horizons erscheint in diesen Tagen ein illustres Machwerk mit dem Banana Soundsystem, welches dazu führt, dass man sich schon nach wenigen Sekunden an einen Sandstrand transformiert fühlt. „And The Banana Soundsystem“ ist ein gefundenes Fressen für die nächste Palmenparty. Mit freundlicher Unterstützung von Gypsy Brown, Marga Munguambe, Yanes, Lea und vielen Anderen werden hier Funk-, Bossa- und Latin-Anleihen durcheinander gewirbelt. Damit verdreht dir die Scheibe nicht nur den Kopf, sondern verrenkt euch dir das Tanzbein. Anschmiegsamer geht’s kaum. Mo´ Horizons machen Latin-Pop zum Verlieben. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?