// zuckerbeat vol. (2)61 – neuzeit

mit neuer Musik von Of Monsters And Men, I Heart Sharks, Wilhelm Tell Me, Florian Horwath, Damon Albarn, der Compilation “20 Jahre Intro”, Freidenker und Glitterbug. // Of Monsters And Men sind mal wieder ein Act, den man einfach nur ganz doll knuddeln möchte. Die isländische Band wurde nicht umsonst schon vor geraumer Zeit vom […]

mit neuer Musik von Of Monsters And Men, I Heart Sharks, Wilhelm Tell Me, Florian Horwath, Damon Albarn, der Compilation “20 Jahre Intro”, Freidenker und Glitterbug.

of-monsters-and-men// Of Monsters And Men sind mal wieder ein Act, den man einfach nur ganz doll knuddeln möchte. Die isländische Band wurde nicht umsonst schon vor geraumer Zeit vom amerikanischen Rolling Stone als die „neuen Arcade Fire“ bezeichnet. Und ihr Debütalbum „My Head Is An Animal“ ist wahrscheinlich der Indie-Pop-Knaller des Sommers. Was hier im Fünf-Minuten-Takt an emotionalen Tracks raus gehauen wird, verschlägt einen schlicht und ergreifend den Atem. Wo der ebenfalls talentierte Kollege namens Einar Stray immer wieder in experimentelle Gefilde abdriftet, haben es die sechs Isländer über die volle Distanz auf den großen Pop-Moment abgesehen. Dem entspringen zahlreiche Hits, wie zum Beispiel das Stück „Little Talks“, dessen „Hey“-Schlachtruf man noch Stunden später im Ohr hat. Wer sich schon länger mal wieder von einem formvollendeten Indie-Pop-Album überrumpeln lassen wollte, kommt an dieser Band nicht vorbei. Of Monsters And Men machen Folk Pop mit Widerhaken und schreiben einfach nur zauberhafte Songs.

ihs// Das wohl tanzbarste und langlebigste Indie-Rock-Album des vergangenen Jahres ist uns beim Zuckerbeat leider entgangen. Dabei haben I Heart Sharks doch mit ihrer fulminanten Single „Neuzeit“ einen mehr als süchtig machenden Appetizer veröffentlicht. Auf „Summer“ finden sich mindesten sechs weitere Hits dieses Kalibers im Grenzgebiet von The Robocop Kraus & Franz Ferdinand. Man merkt den Jungs an, dass sie eine halbe Ewigkeit an diesem Album herumgeschraubt haben (wenn mans genau nimmt waren es vier Jahre), dafür aber wird man mit knallbunten Hipster-Rock im Indie-Outfit belohnt. „Wolves“ ist inzwischen von keiner Tanzfläche der Nation mehr wegzudenken und „Animals“ geleitet einen auf samtenen Pfoten in Richtung Glückseligkeit. „I Love It When You Lie To Me“ flüstern einem I Heart Sharks in dem betörenden „Lies“ ins Ohr und zeigen all den illustren Kollegen da draußen, wie man dynamische Songs arrangiert. Sommer, ich komme!

wilhelm-tell-me// Auch bereits im vergangenen Jahr ist das durchweg bemerkenswerte Debütalbum von Wilhelm Tell Me erschienen. Die Scheibe ist ein gefundenes Fressen für jeden Phoenix-Fan. Die Songs balancieren auf dem schmalen Grad zwischen Indie- und Pop-Anleihen ohne dabei ins Wanken zu geraten. „Excuse My French“ hat in diesem Zusammenhang mindestens acht Hits im Gepäck, die vor dem geistigen Auge die Sonne aufsteigen lassen. Da können sich die Kollegen vom Two Door Cinema Club durchaus mal eine Scheibe von abschneiden für ihr nächstes Album. Wenn Willhelm Tell Me bisher an euch vorbei gegangen ist, solltet ihr die Chance ergreifen uns euch dieses schwungvollen Werk jetzt unbedingt nach Hause holen. Es lohnt sich. Und jetzt alle: „I Don´t Know, I Don´t Know Why… That´s The Way That It Goes…”

FH-TONIGHT_digipack-4P ZW.indd// Florian Horwath ist nicht nur ein schräger Charakter, auch seine Songs haben ordentlich Schräglage. Gerade das aber ist das bezaubernde an seiner Musik, die vor allem von ihren zahlreichen dissonanten Passagen lebt. Songwriter gibt’s ja heutzutage schon genug, da freut es einen nur umso mehr, wenn endlich mal jemand die Grenzen des Möglichen auslotet. Schon allein wie sich der Opener seines aktuellen Albums „Tonight“ vom Garagenrocker zur potenziellen Stadionhymne hochschaukelt und dann doch das große Finale verweigert, ist bemerkenswert. Wer mal wieder ein gelungenes Liedermacher-Werk abseits gängiger Konventionen hören möchte, sollte unbedingt dieser zärtlich-verwegenen Musik lauschen. Und dann „Fly On Into The Night… Oh Baby Hold Me Tight…“ singen, als ob es keine Morgen mehr gäbe.

damon-albarn// Nachdem Blur bereits seit Längerem nichts Neues mehr released haben, ist man umso dankbarer dafür, dass die ehemaligen Mitglieder auch weiterhin ihrer Liebe zur Musik frönen. In diesem Monat erscheint nun das zweite Solo-Album des Blur-Kopfes Damon Albarn nach 2003 und ist ebenso größenwahnsiinig angelegt, wie die bereits unter dem Namen „Monkey“ veröffentlichte Oper aus dem Jahr 2007. Im Grunde genommen ist „Dr Dee“ ebenfalls eine Art Soundtrack im Opern-Outfit. Auf eine klassische Introduction folgen zärtliche, hemmungslos durcharrangierte Songs, die in produktionstechnischer Hinsicht die Grenzen des Möglichen ausloten. Inhaltlich dreht sich das Werk nicht nur um Elisabeth I, es wurden auch zahlreiche klassische Instrumente bei den Aufnahmen verwendet. Ebenfalls ein Gastspiel gibt der renommierte nigerianische Perkussionist Tony Allen und befeuert die gespenstische Grundstimmung der Scheibe. Wer auf Konzeptalben steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

20jahreintro// 20 Jahre auf einem Sampler zu verweigen, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Die Musikzeitschrift „Intro“ hat es pünktlich zum Jubiläum dennoch versucht und einen schönen 2CD-Sampler auf den Markt geschmissen, der sich perfekt dazu eignet, ein bisschen nostalgisch zu werden. 1991 startet dann auch die illustre Zeitreise mit Tracks von Gang Starr bis Primal Scream, gefolgt von den Sisters Of Mercy und Blumfeld. Diesen Auftakt muss man erst einmal toppen. Und zugegeben: irgendwie stehen die jeweils zwei Tracks auf „20 Jahre Intro“ doch überraschend gut als Stellvertreter für ihre jeweilige Epoche… pardon: das jeweilige Jahr. Um nur ein paar Namen zu nennen: Ash (mit „Girl From Mars“) sind genauso mit dabei wie Seeed („Dickes B“) und Bloc Party („Banquet“). Darüber hinaus geben sich Frittenbude, die Absoluten Beginner und Freundeskreis die Ehre. Für die Elektro-Fraktion wurde im Repertoire von Modest Mouse, Orbital und Duck Sauce gestöbert. Soll heißen: eine runde Sache, diese Scheibe, die noch dazu anregt, die ollen Platten mal wieder aufzulegen. Also dann: Auf die nächsten 20!

freidenker// Wer auf anspruchsvolle Rap-Musik steht, sollte mal in das aktuelle Album der Freidenker reinhören. Die Schwaben verzichten auf ihrer aktuellen Platte auf aggressive Ansagen und frauenfeindeliche Passagen. Stattdessen bekommt man wohl durchdachte Lyrics mit viel Tiefgang vor den Latz geknallt, die schöne Erinnerungen an die Musik von Aphroe wachrufen. Das breit angelegte Sound-Korsett aus klebrigen Melodien und wummernden Elektro-Beats sorgt für ein gehöriges Maß an Abwechslung und spätestens bei „Alte Haut“ ist man unweigerlich am Mitwippen. Wer auf klassische Rap-Musik der alten Schule im Grenzgebiet von Clueso und Doppelkopf steht, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren.

glitterbug// Das dritte Album von Glitterbug schleicht sich in der Zwischenzeit ganz unbemerkt an einen heran. Nachdem man sich mehrmals vergewissert hat, dass die Anlage bereits läuft, hämmert ein dröhndes Schlagzeug drauf los und wird von atmosphärischen Klängen durchflutet. „Cancerboy“ ist ein Album, für das man sich unbedingt Zeit nehmen sollte. Die kalte Atmosphäre der Platte ist bemerkenswert. Man hat bisweilen das Gefühl gerade dem Score eines bitterbösen Horror-Movies zu lauschen. Wer auf Kopfkino steht, sollte sich mal an die Scheibe heranwagen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.