// zuckerbeat vol. (2)62 – jack of all trades

mit neuer Musik von Bruce Springsteen, Garbage, Marilyn Manson, Train, H-Blockx, The Heart Of Horror, Hey Rosetta! und „The Avengers”. // Es ist an der Zeit hier mal eine Lanze für Bruce Springsteen zu brechen. Da feiern wir alljährlich die neuesten Releases von Gaslight Anthem bis Hold Steady ab, als ob es kein Morgen mehr […]

mit neuer Musik von Bruce Springsteen, Garbage, Marilyn Manson, Train, H-Blockx, The Heart Of Horror, Hey Rosetta! und „The Avengers”.

springsteenwreckingball// Es ist an der Zeit hier mal eine Lanze für Bruce Springsteen zu brechen. Da feiern wir alljährlich die neuesten Releases von Gaslight Anthem bis Hold Steady ab, als ob es kein Morgen mehr gäbe und den Meister selbst strafen wir mit Ignoranz. Damit soll jetzt endgültig Schluss sein – also schmeißen wir sein neustes Album in den Player und lassen uns treiben. Wer Springsteen bisher nur mit „Born In The USA“ assoziiert hat, möge seine Vorbehalte unbedingt noch einmal überprüfen. „Wrecking Ball“ eignet sich in diesem Zusammenhang ganz vorzüglich, um neu einzusteigen und das Heft von hinten aufzurollen. Wie immer ist der Hörgenuss auf Platte natürlich nicht zu vergleichen mit dem Live-Erlebnis (da spielt Springsteen in einer eigenen Liga), mit dem Opener „We Take Care Of Our Own“ und dem hymnischen „Land Of Hope And Dreams“ hat er aber mindestens zwei potenzielle Anwärter für das nächste Festival-Tape am Start. Die irisch-angehauchte Nummer „Death To My Hometown“ bleibt zwar Geschmackssache, aber das balladeske „Jack Of All Trades“ kann es mit jedem Track auf der im letzten Jahr erschienen „Reunion Tour“-LP aufnehmen. Soll heißen: ein ruhiges, wirklich gelungenes Album des Weltstars.

garbage// Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mal hingerissen war von Garbage. Die Band strahlte Mitte der 90er genau jene Frische aus, die ich bei vielen anderen Acts vermisste. Darüber hinaus waren ihre Songs immer mehr Pop, als Indie, ließen es sich aber trotzdem nicht nehmen, den einen oder anderen Hacken zu schlagen. Als sich die Gruppe dazu entschied, vor einigen Jahren eine Pause einzulegen, hielt sich die Trauer trotzdem in Grenzen. Irgendwie hatte man sich auseinander gelebt. Die Band entwickelte sich immer mehr zu einem Chart-Act und die Stücke liesen die Überraschungsmomente der Anfangsphase vermissen. Nun liegt mit „Not Your Kind Of People“ ein Fast-Comeback-Album vor und ich muss zugeben, ich konnte es kaum erwarten, die Scheibe in den Händen zu halten. Nachdem mich die ersten beiden Songs anfangs noch etwas ernüchtert haben, werde ich am Ende doch noch warm mit dieser Scheibe. Das liegt vor allem daran, dass sich zur Stimme von Sängerin Shirley Manson ein nostalgisches Gefühl im Raum breit macht. Soll heißen: Garbage sind zwar inzwischen zu einer astreinen Pop-Band mutiert, aber wir feiern sie trotzdem – oder gerade deshalb. Der Kopf ist ja schließlich da, um ihn zu drehen.

manson// Marilyn Manson hat schon seit geraumer Zeit niemanden mehr in Schockstarre versetzt. Trotzdem hat er sich mit den Jahren zunehmend zu einem echten Superstar gemausert, der wahrscheinlich auch heute noch ein großes Rock-Festivals headlinen könnte (zumindest wenn er den Gig nicht abbricht, wie beim ersten „Southside“-Festival geschehen). Sein aktuelles Album „Born Villain“ bietet in diesem Zusammenhang genau das, was man von ihm erwarten durfte. Routinierte Rock-Bretter, die sich lautstark in den großen Hallen mitgrölen lassen. Hin und wieder geht’s auf dem neuen Album zwar auch mal etwas experimentierfreudiger zu, aber man merkt dem Protagonisten an, dass er sich mit seiner Rolle als Role-Model vollends abgefunden hat. Was wiederum die Frage aufwirft, warum sich der Musiker, der sonst seine Alben zu kleinen Kunstwerken aufpoliert, plötzlich auf Minimalismus setzt und nicht mal ein Booklet in die Cd-Hülle steckt. Die schick gestaltete Homepage, auf welche im Rahmen des Artworks verwiesen wird, kann da auch nur wenig Trost spenden. Soll heißen: ein musikalisch gelungenes, aber inhaltlich blutleeres Albums eines durchaus talentierten Künstlers.

train// Wer auf klassische Rockmusik steht, ist bei den Kollegen von Train an der richtigen Adresse. Die kalifornische Band hat seit ihrer Gründung Ende der 90er bereits sechs Alben veröffentlicht und bläst nun auch hierzulande mit „California 37“ zum Hechtsprung in die Charts an. Wie bei den Kollegen von Travis macht es einem als Hörer überhaupt nichts aus, dass alle Stücke problemlos im Mainstream-Programm der großen Radiostationen rauf und runter geträllert werden könnten. Train versorgen ihre Fans nahezu im Dreiminutentakt mit hymnischen Refrains, die immer auf dem schmalen Grad zwischen Kitsch und Rock balancieren. Wer also beim Hören von „Why Does It Always Rain On Me“ von nostalgischen Gefühlen übermannt wird, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

hblockx// Und es gibt sicher nicht wenige, die bei einer Reunion der H-Blockx spontan die Flucht ergreifen möchten. Nach ein paar Minuten allerdings werden schöne Erinnerungen an die gar nicht mal schlechten Songs wie „How Do You Feel?“, „Time Of Your Life“ oder „I Can´t Rely On You“ wach, die das Kollektiv vor zahllosen Jahren zu einem echten Überflieger (auch in den Charts) avancieren liesen. Crossover wohlgemerkt ist inzwischen nicht mehr ganz so angesagt wie früher (was noch reichlich untertrieben ist), aber die H-Blockx verstehen es diesen Umstand mit gelungenen Songs schnell vergessen zu machen. Mit ihrem aktuellen Album spielen sie sich direkt in die Herzen all jener, die auch heute noch in den einschlägigen Indie-Discos zum Sound von „Open Your Eyes“ und „Nookie“ im Kreis hüpfen. Aber mal im ernst: mehr hatte auch niemand erwartet. Deshalb: nur weiter so, Jungs.

the-heart-horror// Wer auf klassischen Indie-Rock mit Lo-Fi-Passagen und melancholischen Momenten steht, sollte sich mal an das aktuelle Album von The Heart Of Horror heranwagen. Nach dem vertrackten Opener wird man sofort von den zärtlichen Melodien in den Armen gewogen und kann sich dem Zauber dieses Werk nicht mehr entziehen. „Into My Own“ steckt nicht nur voller toller Songs, es wurde auch so detailverliebt arrangiert, dass man beim x-ten Durchlauf noch Spaß daran hat. Wer mal wieder ein „ehrliches“ Indie-Rock-Album mit nostaglischem Flair hören möchte, kommt an dieser Band nicht vorbei.

hey_rosetta-seeds// Wie The Heart Of Horror stehen auch die Kanadier von Hey Rosetta! bei „Unter Schafen Records“ unter Vertrag, was die Frage aufwirft, wo die Label-Betreiber nur all diese bezaubernden Indie-Acts ausgraben. „Seeds“, das aktuelle Album der Band bewegt sich auf dem schmalen Grad zwischen Einar Stray und Jeff Buckley und klingt doch eigenständig genug, um alle Plagiatsvorwürfe im Keim zu ersticken. Mit ihrem Mix aus Folk- und Indie-Melodien liegen die Musiker voll auf höhe der Zeit und dürfen sich zusammen mit Of Monsters & Men um den Platz als heißester Anwärter um den Thron von The Arcade Fire streiten. Wer Folk-Pop gerne mit der Unterstützung eines Cellos präsentiert bekommt, sollte unbedingt mal reinschnuppern. Und allen Springsteen-Fans sei gesagt: hört euch doch mal den Song „Seventeen“ an: es lohnt sich.

MARVEL MUSIC/HOLLYWOOD RECORDS AVENGERS// Ein illustres Allstar-Ensemble aus dem NuRock-Bereich hat sich in der Zwischenzeit dazu entschlossen „The Avengers“ bei ihrem ersten Großleinwandeinsatz zu unterstützen. Während sich im Kino die großen Stars miteinander kloppen, kommen auf dem „Avengers Ensemble“ betitelten Soundtrack unter anderem die Bands Bush („sehr gelungen: „Into The Blue“) und Evanescence zum Zug. Ebenfalls erfreulich, dass sich Rise Against zu einem Gastbeitrag haben durchringen können, genauso wie die altehrwürdigen Kollegen von Soundgarden. Am Packendsten gestaltet sich allerdings der musikalische Abgang von Kasabian, welche mit „Pistols At Dawn“ locker an diverse Höhepunkte ihres aktuellen Albums anknüpfen.Five Finger Death Punch, Papa Roach und Cherri Bomb runden dann das bunte Treiben ab und sorgen dafür, dass demnächst in den großen Arenen wieder richtig viel Luftgitarre gespielt werden darf. Also lasst es krachen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.