mit neuer Musik von The Cast Of Cheers, Conor Oberst And The Mystic Valley Band, der Compilation „Stimmen Bayerns”, Turntablerocker, The Knights, Ondatrópica, Melvins Lite und Orph.
// An Irland denkt man nicht zwangsläufig, wenn die aktuelle Scheibe von The Cast Of Cheers auf dem Plattenteller rotiert. Stattdessen werden sofort schöne Erinnerungen an so hofierte Indietronic-Acts wie The Rapture oder Two Door Cinema Club wach. „Beschwingt“ ist wohl das richtige Adjektiv für die neue Platte der Band, die so herrlich leichtfüßig vor sich hinplätschert, dass man kurzerhand in den nächsten Baggersee hüpfen möchte. Zur Mitte hin werden dann immer mal wieder ein paar spröde Post-Punk-Momente eingestreut, was dazu führt, dass das Ganze nicht allzu gleichförmig daher kommt. Am Ende hat man ein breites Grinsen auf den Lippen und kann es kaum mehr erwarten, bis die zehn Songs erneut das heimische Soundsystem fluten. Wer auf ebenso dynamische wie schmissige Tracks der Marke Foals und Bombay Bicycle Club steht, sollte unbedingt mal reinhören. Denn auch wenn sich der wahre Charme dieses Albums erst nach einigen Durchläufen erschließt. The Cast Of Cheers sind der Geheimtipp des Sommers, welchen man auf keinen Fall verpassen sollte.
// Heimlich still und leise hat auch der langjährige Bright Eyes-Frontmann Conor Oberst ein neues Album eingespielt. Auf dem Werk widmet sich der Musiker zusammen mit der Mystic Valley Band wieder geerdeten Texas-Rock-Klängen. „One Of My Kind“ ist in diesem Zusammenhang ein über die volle Distanz gelungener Rock-Brocken, dessen Melodien einem noch Stunden später im Kopf herumschwirren. Da möchte man wirklich (wie der Protagonist auf dem Frontcover) ins kalte Nass hüpfen und mit einer Bierdose in den Händen in Richtung Lichtermeer am gegenüberliegenden Flussufer wandeln. Mit seinem aktuellen Album besinnt sich Conor Oberst wieder auf seine Stärken als Songwriter und schüttelt gleich noch eine passende DVD dazu aus dem Ärmel. Selbige wurde von Filmemacher Phillip Schaffrat in Szene gesetzt und beinhaltet eine nach dem Album betitelte Dokumentation, die sich auf charmante Weise mit dem Entstehungsprozess der Scheibe auseinander setzt. Wer da nicht zuschlägt, ist selber Schuld – vorausgesetzt er wühlt sich nicht gerade noch durch den Back-Katalog von Bob Dylan.
// Ein kunterbuntes Spektakel bestehend aus Gedichten, Collagem, Radiofeatures und Musik erscheint in diesen Tagen bei den netten Kollegen von „Trikont“. Unter dem Titel „Stimmen Bayerns“ sind bereits zwei Compilations mit den Namen „Die Liebe“ und „Der Tod“ erschienen. Nun widmet sich der dritte Teil der Reihe dem Thema „Der Rausch“ und knüpft genau dort an, wo die beiden Vorgänger aufgehört haben. Nach einem tanzbaren Auftakt-Kracher von LaBrassBanda darf über den scharfsinnigen Humor von Karl Valentin und Liesl Karlstadt geschmunzelt werden bis Die Drei Raketen „Oh Hefeweizen, schrei!“ proklammieren. Abwechslungsreicher geht’s kaum. Und so lässt man sich mitreißen von diesem „Rausch“ der Emotionen. Auf charmante Art und Weise werden bei den „Stimmen Bayerns“ Humor, Musik und Gesellschaftskritik in nie dagewesener Form dargereicht. Ist fast ein bißchen wie Radiohören – nur auf einem immens hohem Niveau. Wir freuen uns jetzt schon auf Weiteres.
// Und man glaubt es ja nicht, aber die renommierten Turntablerocker haben sich auf ihrer alten Tage doch tatsächich dazu entschlossen, ein neues Album einzuspielen. Die Vorabsingle „Alles auf die 303“ rotiert schon seit geraumer Zeit in den einschlägigen Clubs der Nation als eine Art gelungenes Update von „Drei Tage Wach“ aus dem Hause Lützenkirchen vor sich hin. Das Album „Einszwei“ hat darüber hinaus aber noch einiges mehr zu bieten. Was Hausmarke und Thomilla hier an krativen Soundschnipseln aus dem Ärmel schütteln und zu schmissigen Elektro-Tracks verweben, ist bemerkenswert und funktioniert nicht nur im Kontext des Clubs, sondern auch auf dem heimischen Sofa. Ein ebenso großer Kracher wie „No Melody“ ist ihnen dabei zwar nicht in den Schoß gefallen, dafür aber zahlreiche Club-Hymnen wie „Leider nein“ und „Immer das gleiche“, die auch von Deichkind stammen könnten, wenn Selbige nicht immer wieder ihrer Vorliebe für Bierduschen nachgeben würden. Ein durch und durch gelungenes Comeback.
// All jene, die schon sehnsüchtig auf ein paar neue Hits aus dem Hause The Kooks warten, dürften auch an der aktuellen Platte von The Knights ihre helle Freude haben. „Pardon My Riot“ hat wirklich für jeden was dabei. Da wäre der poppige Knaller „Blitzkids“, der alle Phoenix-Anhänger in Glückseligkeit stürzen dürfte und das elektronisch verspulte „City Streets“, das sich als gelungener Nachfolger von MGMTs Mega-Hit „Kids“ empfiehlt. Überhaupt ist dieses Album hier extrem ansteckend. Die kleinen aber feinen Hits geben einem einerseits das Gefühl, dass man hier mal wieder eine Band ganz für sich allein haben kann, gleichzeitig aber kann man es kaum mehr erwarten, der besten Freundin / dem besten Freund von diesen Songs hier zu erzählen. Wer sich mal wieder ein schnörkelloses Indie-Pop-Album mit hohem Feelgood-Faktor reinziehen möchte, sollte mal reinhören.
// Gleich zwei randvoll gepackte Cds präsentiert uns der kolumbianische Musiker Mario Galeano mit seiner aktuellen Formation Ondatrópica. Deren gleichnamiges Werk ist ein gefundenes Fressen für jeden Buena Vista Social Club-Fan und strahlt reine Lebensfreude auf. Drei Wochen lang hat sich das All-Star-Kollektiv um Galeano im Studio eingeschlossen, um ein tropisches Manifest aus dem Ärmel zu schütteln. Das Ergebnis ist vor allem deshalb so verblüffend, weil es scheinbar spielend klassische Klänge mit zeitgenössischen Sounds unter einen Hut bringt. Noch bemerkenswerter ist, dass fast das komplette Werk live eingespielt wurde und dabei auf Magnetband gebannt wurde. Im Stil einer Jazz-Session wird einfach drauf los gejammt, was für zahlreiche erhabene Momente sorgt. Am Ende musste nur noch minimal nachbearbeitet werden, weshalb die Spontanität nahezu ungefiltert beim Zuhörer ankommt. Was soll ich sagen? Der Sommer kann kommen.
// Wer in der Zwischenzeit Hoffnung hatte, dass sich die Melvins unter ihrem Pseudonym Melvins Lite zugänglicheren Gefilden zuwenden würden, sieht sich getäuscht. Experimentierfreudig wie eh und je walzen die drei Bandmitglieder durch die einzelnen Stücke auf „Freak Puke“ und sehen überhaupt nicht ein, sich irgendwelchen gängigen Konventionen unterzuordnen. Stattdessen wird von Metal bis Space-Rock alles durchdekliniert (oder besser: durch den Reißwolf gedreht) und in dynamische Stücke verpackt. Was auf den ersten Durchgang noch etwas anstrengend anmutet, zieht einen mit zunehmender Lauflänge immer weiter in seinen Bann, bis man am Ende plötzlich headbangend im Haus herumspringt und die Inneneinrichtung des Wohnzimmers zu Brei schlägt. Ein gelungenes Werk, bei welchem man trotz des „Light“-Zusatzes auf rein gar nichts verzichten muss.
// Lo-Fi-Poppige Melodien knallen uns in der Zwischenzeit die Weimarer Jungs von Orph vor den Latz. Mit ihrer Band bewegen sich die beiden Protagonisten Marco de Haunt und Hendrik Winter auf den Spuren von so illustren Bands wie Naked Lunch und Slut. Klassische Indie-Rock-Hymnen wie „Eight Hundred Miles“ werden mit sphärischen Interludes und vertrackten Soundexperimenten gekontert und trotzdem klingt „Poems For Kui“ wie aus einem Guss. Über 15 Runden geht das so und am Ende möchte man sofort wieder auf „Repeat“ drücken. Also lasst euch begeistern. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?