// szenewechsel vol. 10 – „…langweilen sie mich nicht!“

mit Justified, Borgen, Sherlock, Spooks und The Big C. // Gerade noch ist die erste Staffel der gelungenen TV-Reihe „Justified“ im Nachtprogramm bei „Kabel 1“ ausgelaufen, da steht auch schon die dazugehörige DVD in den Startlöchern. Auf den drei Silberlingen befinden sich alle 13 Folgen der ersten Season, die zum Besten gehören, was die TV-Welt […]

mit Justified, Borgen, Sherlock, Spooks und The Big C.

justified-1// Gerade noch ist die erste Staffel der gelungenen TV-Reihe „Justified“ im Nachtprogramm bei „Kabel 1“ ausgelaufen, da steht auch schon die dazugehörige DVD in den Startlöchern. Auf den drei Silberlingen befinden sich alle 13 Folgen der ersten Season, die zum Besten gehören, was die TV-Welt seit „Breaking Bad“ gesehen hat. Wie auch in der TV-Serie um Chemie-Lehrer Walther White gibt es in „Justified“ zwei Parteien, die sich in respektvoller Hochachtung gegenüberstehen.

Da ist auf der einen Seite ein US-Marshall namens Raylan Givens, der in seinem Gerechtigkeitswahn ein bisschen übers Ziel hinaus schießt (und deshalb in seinen ehemaligen Heimatort zurückversetzt wird) und ein gewisser Boyd – seines Zeichens ehemaliger Kumpel von Gerechtigkeitsfanatiker Givens und inzwischen mit einer Horde von Rechtsextremen verbrüdert, die gerne mal das eine oder andere Gebäude in die Luft fliegen lassen. Selbige jedenfalls liefern sich nun über die komplette Distanz der ersten Staffel ein packendes Psycho-Duell im klassischen Western-Stil. Zwischen den Fronten steht Ava, (die mit Givens mehr als nur freundschaftlich verbunden ist), welche ihren Mann ermordet hat, nachdem Ava fortwährend von Selbigem drangsaliert wurde. Ihr „Liebster“ wiederum ist niemand geringeres als der Bruder von Boyd, was für eine gehörige Portion Zündstoff sorgt. Während Givens also gegen Boyd ermittelt und gleichzeitig versucht, seine schützende Hand über Ava auszubreiten, taucht auch noch seine Ex-Frau auf der Bildfläche auf. All das vermengen die Macher zu einem packenden Epos über die Geister der Vergangenheit und wie sie uns am Ende eben doch wieder einholen. Wer die Reihe im Fernsehen verpasst hat, sollte unbedingt mal reinschauen. Darüber hinaus bleibt zu hoffen, dass es nicht allzu lange dauert, bis auch die zweite und dritte Staffel hierzulande in den Handel kommen.

borgen-1// Die wohl beste Polit-Serie den vergangenen Jahren stammt aus Dänemark. „Borgen“ (oder „Gefährliche Seilschaften“ – so der Name, unter welchem die Reihe vor kurzem beim Kulturkanal „Arte“ lief) ist so dermaßen realistisch in Szene gesetzt, dass man schon nach wenigen Minuten vollends in der Handlung versinkt. Die Serie dreht sich um eine Politikerin namens Brigitte Nyborg (famos gespielt von Sidse Babett Knudsen), die im Hamsterrad der Politik vor sich hin zappelt. Gleich zu Beginn gewinnt sie überraschend die Wahlen in Dänemark und wird daraufhin zur Ministerpräsidentin des Staates gewählt. In den einzelnen Episoden werden nun die Auswirkungen auf ihre Persönlichkeit und ihr direktes Umfeld skizziert. Fest vereinbarte Arrangements im privaten Bereich können von Brigittes Seite zunehmend nicht mehr eingehalten werden, was ihre Beziehung zu ihrem Ehemann und ihren Kindern auf eine harte Probe stellt. Darüber hinaus gilt es die unterschiedlichsten politischen Interessengruppen in den eigenen Reihen unter Kontrolle zu bringen, wobei die Macher der Serie sehr geschickt vorgehen, indem sie im Rahmen der Episoden jeweils ein einzelnes Thema aufgreifen und dessen Auswirkungen auf das Handeln der Protagonistin darlegen. Brigitte nämlich hat auf einmal eine immense politische Macht, dafür entgleitet ihr zunehmend das eigene Privatleben. Was das in Brigitte Nyborg auslöst und warum man am Ende das Gefühl hat, hier einen vollkommen veränderten Menschen vor sich zu haben. Am besten du findest es selbst heraus. Es lohnt sich. Auch weil „Borgen“ keine Angst davor hat, der Protagonistin ihre glänzende Maske vom Gesicht zu kratzen.

sherlock-2// Unser liebster „Sherlock“ aus dem Hause der BBC geht inzwischen in die nächste Runde. Im Rahmen der zweiten Staffel müssen in diesem Zusammenhang wieder drei komplizierte Fälle gelöst werden, die an Spannung kaum zu überbieten sind. In diesem Zusammenhang tauchen auch immer wieder klassische Motive aus den ursprünglichen Geschichten um den Meisterdetektiv auf, die in ein zeitgemäßes Licht gerückt werden. „Die Hunde von Baskerville“ dürfen da natürlich nicht fehlen. Genauso wie ein breites Angebot an Bonus-Material, dass die DVD auch für all jene interessant macht, welche die einzelnen Folgen bereits im Abendprogramm der ARD gesehen haben. Selbiges beinhaltet nicht nur zwei aufschlussreiche Audiokommentare, sondern auch ein wirklich hübsch gestaltetes Booklet, das nicht nur zahlreiche Informationen zu den einzelnen Figuren der Reihe, sondern auch viele Hintergrundinfos zu den drei Episoden enthält. Im Rahmen der drei Folgen wird dabei nicht nur der Cliffhanger am Ende der ersten Season aufgelöst, es kommt diesmal sogar zu einem noch rätselhafterem Finale (mit einem alten bekannten aus Staffel 1), das viel Raum für Spekulationen lässt (unter den Fans wird deshalb auch schon ausgiebig darüber diskutiert). Wir möchten hier natürlich noch nicht zu viel verraten, aber so viel sei gesagt: erwartet das Unerwartete. Und genießt die herrlich spritzigen Dialoge zwischen Sherlock Holmes und Dr. Watson, die hier nahezu im Fünfminuten-Takt aus dem Ärmel geschüttelt werden. Besser kann man ein zeitgemäßes Update eines Klassikers eigentlich kaum in Szene setzen. Weshalb wir jetzt schon auf die dritte Staffel gespannt sind, die das hohe Niveau der zweiten hoffentlich zu bestätigen weiß.

spooks-6// Schlag auf Schlag geht’s derweil auch bei unseren Lieblings-Ermittlern vom britischen MI5. Die „Spooks“ gehen auch auf DVD in die sechste Season und weisen auch weiterhin keine Ermüdungserscheinungen auf. Die aktuelle Staffel widmet sich in altbekannter Manier wieder zahlreichen Schreckensszenarien, die schnellstmöglich zu entschärfen sind. Dabei sehen sich die Agenten diesmal sogar mit einem Pest-Ausbruch mitten in London konfrontiert. Zahlreiche Menschen sind bereits gestorben und dann kommt auch noch heraus, dass die Amerikaner für das totbringende Virus verantwortlich sind. Was das ganze darüber hinaus mit einem Bombenanschlag in Teharan zu tun hat? Es lohnt sich als Zuschauer auch weiterhin am Ball zu bleiben. Auch deshalb, weil mit zunehmender Lauflänge die Grenzen zwischen Gut und Böse zunehmend verschwimmen. Umso mehr gilt es für die Beteiligten das Erlebte vor sich selbst zu rechtfertigen und irgendwie mit diesem Wissen weiter zu leben. „Spooks“ ist in diesem Zusammenhang auch deshalb so interessant, weil die Protagonisten so nachvollziehbar agieren. Hier ist niemand auf der Suche nach neuen Helden, stattdessen wird die Arbeit beim Geheimdienst möglichst differenziert dargestellt. Das erhebt „Spooks“ über ähnlich geartete Reihen, wie „24“, die zwar aufgrund ihrer Rasanz durchaus sehenswert sind, aber in vielen Fällen maßlos übertreiben, um den Adrenalin-Faktor möglichst hoch zu halten. „Spooks“ zeigt, dass es auch anders geht und schürt jetzt schon die Vorfreude auf die weiteren vier Staffeln, welche hierzulande noch auf eine DVD-Veröffentlichung warten.

the-big-c-1// Es ist ziemlich heikel, eine so schwierige Thematik wie eine Krebs-Erkrankung im Rahmen einer TV-Serie zu behandeln. Doch wie auch bei „Breaking Bad“ gelingt es den Machern von „The Big C“ außerordentlich gut, sich mit den Folgen der beklemmende Diagnose auseinander zu setzen.  Die Protagonistin Cathy Jamison (gespielt von Laura Linney) versucht in diesem Zusammenhang einfach das Beste draus zu machen und krempelt nach ihrer Diagnose den eigenen Alltag erst einmal ordentlich um. Wie auch in der TV-Reihe „Breaking Bad“ ist die Erkrankung der Ausgangspunkt für einen neuen Lebensabschnitt für Cathy. Anfangs verheimlicht sie ihre Krankheit noch allen Personen, die ihr wichtig sind. Zudem treten zahlreiche neue Menschen in ihr Leben, welche vorher keine große Rolle für sie gespielt haben. Allen voran Nachbarin Marlene, die gleich zu Beginn Cathys Bauvorhaben zu stoppen versucht und sich dann als traurige, alte Dame entpuppt, die ihren Platz im Leben verloren hat und deswegen äußerst verbittert ist. Das Verhältnis zu ihrem Mann Paul und Sohn Adam ist ebenfalls sehr kompliziert. Während ersterer keine Lust hat, erwachsen zu werden, geht Letzterer immer mehr auf Distanz zu ihr, was dazu führt, dass Cathy sogar einen Bus stoppen muss, um den the-big-c-2jungen Ausreiser von einem ungenehmigten Ferienlager-Trip  abzuhalten. Kein Wunder, dass der Schuss da nicht hinten losgeht und sich dadurch lediglich die Abneigung Adams gegenüber seiner Mutter verstärkt. Gut, dass es da noch den obdachlosen Bruder von Cathy gibt, der ihr immer wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Den Machern der Serie gelingt es über die volle Distanz die typischen Familien- und Alltagsherausforderungen glaubwürdig in Szene zu setzen und das Innenleben der Hauptfigur gekonnt auszuleuchten. Dabei punktet „The Big C“ auch mit einer gehörigen Portion Humor, der immer wieder dazu führt, dass man als Zuschauer aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskommt. Kein Wunder, dass Laura Linney für ihre überzeugende Darstellung der Cathy bereits mit dem „Golden Globe“ ausgezeichnet worden ist. Die ersten beiden Staffeln von „The Big C“ sind nun auf DVD erschienen und enthalten neben entfallene Szenen auch Outtakes, Making Ofs und Interviews mit den zahlreichen Darstellern der Reihe. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die dritte Staffel nicht allzu lange auf sich warten lässt. Wir freuen uns jedenfalls schon drauf. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Szenewechsel.