// zuckerbeat vol. (2)87 – unfallflucht

mit neuer Musik von Bratze, Neonschwarz, Boxhamsters, ZZ Top, Brigitte, Aimee Mann, Joss Stone & Sonnymoon. // Endlich ist es soweit. Die Jungs von Bratze haben ihr drittes Album am Start und machen genau dort weiter, wo sie auf dem Vorgänger aufgehört haben. Wie schon auf „Korrektur nach unten“ wird den Texten auf „Highlight“ mehr […]

mit neuer Musik von Bratze, Neonschwarz, Boxhamsters, ZZ Top, Brigitte, Aimee Mann, Joss Stone & Sonnymoon.

bratze_highlight// Endlich ist es soweit. Die Jungs von Bratze haben ihr drittes Album am Start und machen genau dort weiter, wo sie auf dem Vorgänger aufgehört haben. Wie schon auf „Korrektur nach unten“ wird den Texten auf „Highlight“ mehr Platz zur Entfaltung eingeräumt und in diversen Songs ganz bewusst auf Disharmonien gesetzt. Dass sie dabei trotzdem so schmissige Hits wie das vorab veröffentlichte „Strafplanet“ oder das tanzbare „Eigentlich Kalender“ aus dem Ärmel schütteln, ist nicht nur bemerkenswert, es führt auch dazu, dass man fast zwangsläufig den Regler des heimischen Soundsystems auf Anschlag presst. Oft hat man auf diesem Album aber auch das Gefühl, dass es Bratze ihren Hörern nicht allzu leicht machen wollen. Deshalb baut die Band immer wieder kleine Widerhaken in ihre treibenden Elektro-Hymnen ein, was dazu führt, dass die Songs auch beim zwanzigsten Durchlauf noch spannend bleiben. Fazit: ein echtes „Highlight“, diese Scheibe.

neonschwarz// Bei Audiolith haben inzwischen auch die beiden HipHopper Captain Gips & Johnny Mauser angedockt. Unter dem Banner Neonschwarz haben die Jungs bereits 2010 ein gemeinsames Album veröffentlicht und nun endlich ein paar neue Tracks aus dem Ärmel geschüttelt. Die Crew hat mir ihrer aktuellen EP „Unter´m Asphalt der Stadt“ genau die Art von Sound am Start, die allen Rap-Fans die Tränen in die Augen treiben wird, welche Ende der 90er zum letzten Mal im Deutsch-HipHop-Plattenregal herumgestöbert haben. Neben sechs brandneuen Tracks finden sich außerdem drei schicke Remixe auf dem Silberling, was die Scheibe fast schon als vollwertiges Album durchgehen lässt. Wer auf politischen Rap mit Old-School-Attitüde und einem Faible für elektronische Beats steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

boxhamsters// Ein echter Klassiker aus dem Hause Boxhamsters wird in diesen Tagen ebenfalls noch einmal neu veröffentlicht. „Wir Kinder aus Bullerbü“ ist das erste Album der Gießener Punkband, die sich bereits 1987 gegründet hat und einen großen Einfluss auf die hiesige Punkrock-Szene hatte. Im Gegensatz zu ihren zahllosen, bierseligen Kollegen, orientierten sich die Boxhamsters von Beginn an am Sound ihrer großen Vorbilder aus dem Hause Hüsker Dü und Sonic Youth. Dementsprechend verschrammelt und lärmig geht’s dann auch auf „Wir Kinder aus Bullerbü“ zu, hinter der imposanten „Wall Of Sound“ verstecken sich aber immer auch schöne Melodien, die sich nachhaltig im Kopf des Zuhörers festsetzen. Wer auf deutschsprachigen Punkrock mit anspruchsvollen Texten steht, kommt an dieser Band nicht vorbei. Bleibt am Ende eigentlich nur zu hoffen, dass sich die Jungs in Kürze auch entschließen, den Rest ihres Back-Katalogs noch einmal neu aufzulegen. Verdient hätte er es.

zz-top// Und zugegeben, den Zenit ihres Schaffens haben ZZ Top bereits vor geraumer Zeit hinter sich gelassen, trotzdem freuen wir uns euch heute das aktuelle Album der Jungs vorstellen zu dürfen. Auf „La Futura“ konzentrieren sich die Rock-Legenden auf ihre Stärken und zeigen auch neun Jahre nach ihrem letzten Studio-Album keinerlei Ermüdungserscheinungen. Gegen Ende hin ufert die Scheibe der Vollbartträger zwar immer wieder ein klein wenig aus, macht aber nichts, weil der gelungene Auftakt einen immer wieder dazu verleitet, in nostalgische Gefilde azudriften.

brigitte// Das Pop-Duo Brigitte zählten im vergangenen Jahr zu den erfolgreichsten Jungspunden aus Frankreich. Nun ist ihr Debüt-Album mit dem mysteriösen Namen „Et vous, tu m aimes?“ (zu Deutsch: Und Sie, liebst du mich?) auch hierzulande erschienen und klingt wie eine Mischung aus den schönsten Momenten von Soko und den Pipettes. Mit ihrem 60er-Jahre-Retro-Sound dürfte die Band genau den Nerv der Zeit treffen und den passenden Hipster-Look haben sie sich auch bereits verpasst. Ihr Debütalbum wiederum strotzt nur so vor schmissigen, kleinen Perlen, die einen mit chartmanter Schnauze auf die Tanzfläche zerren. Wer da keine weichen Knie kriegt, hat kein Herz für Pop-Musik. Wir fordern; mehr davon, bitte.

aimee-mann// Aimee Mann macht uns mit ihren melancholischen Songs schon seit geraumer Zeit große Freude. Spätestens seit sie den Soundtrack zum Epos „Magnolia“ beisteuerte, ist sie auch hierzulande in aller Munde und zumindest schon mal semi-prominent. Auf ihrem aktuellen Album „Charmer“ gibt sie sich überraschend expimentierfreudig, wobei auch diesmal (ähnlich wie bei den Platten von Feist) das Piano im Zentrum ihrer Songs platziert ist. Mit ihrem Gastauftritt in der wunderbaren TV-Reihe „Portlandia“ dürfte sie darüber hinaus auch in der Indie-Szene weitere Freunde gefunden haben. Kurz gesagt: Aimee Mann macht auf ihrem neuen Album alles richtig. Hat einfach Charme, diese Platte.

joss-stone// Joss Stone versucht auf ihrem aktuellen Album derweil an die größten Momente ihrer bisherigen Karriere anzuknüpfen und nennt die Scheibe gemäß ihres Mega-Sellers „The Soul Sessions Vol. 2“. Im Gegensatz zu dem gefeierten Debüt zeigt sich Miss Stone auf ihrer neuen Platte sichtlich gereift und präsentiert uns ein ausgefeiltes Sammelsurium an Pop-Tracks, die jedem Fan von Adele bis Amy Winehouse das Herz öffnen sollte. Wie bereits beim ersten Mal beschränkt sich Joss Stone auch diesmal auf Fremdkompositionen, die aber (und das ist auch der große Trumpf der Platte) dem geneigten Pop-Hörer weitestgehend unbekannt sind. Lediglich die Songs „Teardrops“ und „The High Road“ sorgen für den altbekannten A-Ha-Effekt, funktionieren aber auch in der Version von Joss Stone sehr gut.

sonnymoon// Elektronische Experimente knallt uns in der Zwischenzeit das Bostoner Duo Sonnymoon vor den Latz. Die beiden Bandmember Anna Wise und Dane Orr gelten nicht nur als Hoffnungsträger der amerikanischen Elektro-Szene, sie machen auch auf ihrer aktuellen Platte keinerlei Kompromisse. So trauen sich die Beiden auf den zehn Tracks auch mal sperrig und vertrackt an die ganze Sache mit der Musik heranzugehen und rufen dabei immer wieder schöne Erinnerungen an Portishead und Massive Attack wach. Ihr gleichnamiges Album ist in diesem Zusammenhang vor allem eins: vielversprechend. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.