// zuckerbeat vol. (2)95 – wir bleiben wach bis die wolken wieder lila sind

mit neuer Musik von Ben Folds Five, Noel Gallagher´s High Flying Birds, The Soft Pack, Marteria, Yasha und Miss Platnum, Fun., Pickers, Ben Harper und Jonathan Jeremiah. // Eine gefühlt Ewigkeit hat es gedauert, bis endlich ein neues Album von Ben Folds Five in den Handel gekommen ist. Nachdem Frontmann Ben Folds bereits in den […]

mit neuer Musik von Ben Folds Five, Noel Gallagher´s High Flying Birds, The Soft Pack, Marteria, Yasha und Miss Platnum, Fun., Pickers, Ben Harper und Jonathan Jeremiah.

benfolds// Eine gefühlt Ewigkeit hat es gedauert, bis endlich ein neues Album von Ben Folds Five in den Handel gekommen ist. Nachdem Frontmann Ben Folds bereits in den 90er Jahren zusammen mit seiner Band zahlreiche zauberhafte Indie-Klassiker veröffentlichte, hat er sich in den vergangenen Jahren vorwiegend auf seine Solo-Karriere konzentriert und mit Nick Hornby eine gefeiertes Kollabo-Werk aufgenommen. Nun aber sind seine ehemaligen Weggefährten wieder mit ihm ins Studio gestapft und zugegeben: die Erwartungen sind riesig. Die zehn Tracks des nun vorliegenden „The Sound Of The Life Of The Mind“ allerdings erfüllen sie nahezu im Handumdrehen. Wie früher schon werden Folds Piano-Passagen immer wieder von rockigen Momenten gekontert und so dafür gesorgt, dass bis zum Ende hin keine Langeweile aufkommt. Wer auf Indie-Pop mit herzerwärmenden Klavier-Momenten steht, sollte also unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.

noel// Nachdem uns der ehemalige Oasis-Frontmann Noel Gallagher bereits im vergangenen Jahr mit einem bezaubernden Solo-Album beglückt hat, legt er nun in Form einer Doppel-DVD nach, welche einen 2011er Auftritt in London beinhaltet. Auf „International Magic Live At The O2“ geben Noel Gallagher´s High Flying Birds aber nicht nur ihre Solo-Songs zum Besten, sondern schütteln auch ein paar alte Oasis-Klassiker der Marke „Whatever“ und „Don´t Look Back in Anger“ aus dem Ärmel. Schon nach wenigen Sekunden ist es wieder da: dieses Gefühl, welches einen Mitte der 90er überkam, als man zum ersten Mal Songs wie „Supersonic“ und „Live Forever“ aus den Boxen ballern hörte. Noel Gallagher versteht es nach wie vor sein Publikum um den kleinen Finger zu wickeln und spendiert einen als Bonus auf dem zweiten Silberling noch die „Ride The Tiger“-Video-Trilogie und einige Live-Performances in Toronto. Na, wenn das mal kein guter Grund zum feiern ist.

soft-pack// The Soft Pack haben sich bereits 2007 zusammengerauft und schon vor drei Jahren mit einem eindrucksvollen Erstling für Aufsehen gesorgt. Hierzulande wiederum blieb es leider ziemlich ruhig um das Duo aus San Diego, dabei hätten es ihre Songs durchaus verdient gehabt in einer Reihe mit denen von Milburn und The Others genannt zu werden. Auf ihrem zweiten Album „Strapped“ verzichten Matt Lamkin (Gitarre/Gesang) und Matty McLoughlin (Gitarre) weitesgehend auf lärmige Passagen und dürften demnach zusammen mit ihren neuen Kollegen David Lantzman (Bass) und Brian Hill (Drums) schon bald in aller Munde sein. Wer auf zeitgenössischen Indie-Pop der Marke Last Shadow Puppets und Konsorten steht, sollte sich diese Scheibe mal zu Gemüte führen. Sie ist absolut hinreißend.

marteria// „Lila Wolken“ von Marteria, Yasha und Miss Platnum hat sich in den vergangenen Monaten zu einer der schönsten Party-Hymnen des Jahres gemausert. Wie das Trio hier den Moment einfängt, wenn die Nach noch nicht zu Ende und der Tag noch nicht wirklich begonnen hat, ist bemerkenswert. Auf der gleichnamigen, sehr empfehlenswerten EP finden sich darüber hinaus noch vier weitere Tracks, von denen vor allem das von Marteria und Yasha produzierte „Bruce Wayne“ für Begeisterungsstürme sorgt. Das Teil klingt nicht nur wie ein gelungenes „Endboss“-Update, es führt auch vor Augen, dass sich Marteria inzwischen zu einer nicht mehr wegzudenkenden Figur im Deutsch-Rap-Geschäft gemausert hat. Wir fordern: Mehr davon bitte.

fun// Lange vor ihrem großen Hit namens „We Are Young“ haben die Kollegen von Fun. bereits in Szenekreise von sich Reden gemacht. Mit ihrem Queen-affinen Emo-Pop-Entwurf füllten sie genau die Lücke, die nach der zwischenzeitlichen Abwanderung von Panic! At The Disco in rock-lastige Gefilde aufklaffte. Auf ihrem Debüt-Album „Aim And Ignite“ gehen sie in diesem Zusammenhang noch ein ganzes Stück weiter, als auf dem aktuellen Longplayer. Die Scheibe versteht sich als formvollendetes Gesamtkunstwerk, dass sich von einem Höhepunkt zum nächsten hechtet. Wer auf anspruchsvolle Pop-Musik mit einem nahezu uferlosen Sammelsurium an Melodien steht, sollte sich dieses Spektakel auf keinen Fall entgehen lassen.

pickers// Bei Stefan Raabs „Bundesvision Song Contest“ konnten die Indie-Rocker von Pickers zwar lediglich einen mittelmäßigen Platz in der Gesamtwertung abstauben, mit ihrer Verweigerungshaltung in Sachen Show haben sie sich aber dennoch sehr wohlwollend in unserem Gedächtnis verankert. Die Single „1000 Meilen“ ist dabei noch nicht einmal der größte Hit ihres just erschienen Debütalbums „Modern“, das all jenen gefallen sollte, die bereits an den ersten beiden Alben der Gruppe Fotos ihre helle Freude hatten. Wenn die Jungs so weitermachen, werden sie in Kürze in aller Munde sein. Darüber hinaus stellen sie mit zahlreichen englisch-sprachigen Songs unter Beweis, dass sich hierzulande endlich eine ernstzunehmende Alternative in Richtung Kilians zu entwickeln scheint.

ben-harper// In regelmäßigen Abständen beglückt uns der Liedermacher Ben Harper inzwischen mit neuen Alben, die hierzulande leider nicht die Aufmerksamkeit erfahren, welchse sie verdient hätten. All jene, die sich schon seit Längerem mal etwas intensiver mit dem Schaffen des zweifachen Grammy-Gewinners auseinander setzen möchten, haben nun die Möglichkeit sich eine Best Of-Compilation namens „By My Side“ nach Hause zu holen. Neben den großen Klassikern „Diamonds On The Inside“ und „Waiting On An Angel“ findet sich auf der Scheibe auch ein nahelneuer Songs namens „Crazy Amazing“, der allen Balladen-Fans ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern sollte. Wer auf Liedermacher-Pop der Marke Jack Johnson steht, sollte mal reinhören. Es lohnt sich.

jonathan-jeremiah// Im September hat Jonathan Jeremiah bereits ein gelungenes Konzert mit dem Filmorchester Babelsberg absolviert. Nun steht auch noch sein neues Album in den Startlöchern, mit welchem er den Erfolg seines Debütalbums „A Solitary Man“ wiederholen möchte. „Gold Dust“ ist in diesem Zusammenhang durchaus beeinflusst von Jeremiahs neuerlicher Vorliebe für Opulenz. Schon der zweite Track „Fighting Since The Day We Are Born“ entfaltet sich zu einem fulminanten Monster und wird von Streichern in Richtung Himmelszelt gertragen. Mit gleichförmigem Radio-Pop hat die Scheibe über weite Strecken überhaupt nichts mehr zu tun („Lazin´ In The Sunshine“ mal ausgenommen). Stattdessen bekommt man komplexe Arrangements präsentiert und freut sich über zärtliche Pflänzchen der Marke „Shout“. Jonathan Jeremiah sucht auf seiner neuen Platte das Extrem und das ist verdammt nochmal gut so. Womit wir auch schon wieder am Ende wären für heute. Also lasst es euch gutgehen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.