// zuckerbeat vol. (2)98 – closet full of bones

mit düsteren Klängen von Dead Fingers, Billy Talent, Boys Noize, Slipknot, Skunk Anansie, KISS, Sizarr und der Compilation „Dark Symphonies“. // Kaum zu glauben, aber Billy Talent haben sich auf ihrem neuen Album doch tatsächlich dazu entschieden, von ihrem Zahlen-Fimmel abzurücken, der die Alben I bis III kennzeichnete.So hört das vierte Album nun nicht auf […]

mit düsteren Klängen von Dead Fingers, Billy Talent, Boys Noize, Slipknot, Skunk Anansie, KISS, Sizarr und der Compilation „Dark Symphonies“.

billy-talent// Kaum zu glauben, aber Billy Talent haben sich auf ihrem neuen Album doch tatsächlich dazu entschieden, von ihrem Zahlen-Fimmel abzurücken, der die Alben I bis III kennzeichnete.So hört das vierte Album nun nicht auf den schmissigen Namen „IV“, sondern wurde mit dem Albumtitel „Dead Silence“ versehen. Während sich auf dem Vorgänger bereits abzeichnete, dass die Band in Zukunft auch mal vom bisherigen Schema ihrer Songs abweichen würde, finden sich auf dem neuen Album wieder zahllose Hit-Singles, die allen Fans der ersten beiden Alben ein breites Grinsen ins Gesicht zaubern dürften. Die Scheibe wurde zwar an unterschiedlichen Orten in Vancouver und Toronto eingespielt, was den homogenen Gesamteindruck aber nicht sonderlich stört. Man hat stattdessen das Gefühl, dass Billy Talent nach einer verkopften Scheibe wieder den Schalter umgelegt haben, um sich ihren Fans in Bestform zu präsentieren.

John Sinclair Ð Dark Symphonies_Schuber.indd// Pünktlich zu Halloween erscheint im Rahmen der Hörspiel-Reihe „John Sinclair“ ein gruseliger Sampler namens „Dark Symphonies“, der mit einigen, imposanten Klangwerken bestückt ist. Acts wie Tocotronic („Das böse Buch“) und Andreas Dorau („Sind das wirklich Dämonen“) jagen einem mit ihren Songs einen kalten Schauer über den Rücken und sorgen dafür, dass man sich schonmal auf die Nacht vor Allerheiligen eingroovt. Neben den zu erwartenden Düster-Männern von Kreator sind übrigens auch Deichkind mit einem neuen Song namens „Auf die Fresse“ auf der Scheibe vertreten. Darüber hinaus geben sich auch alte Bekannte wie Nena und Xavier Naidoo ein kleines Stelldichein auf der Kostümparty. Da ist am Ende wirklich für jeden was dabei und auch wenn man überhaupt nicht auf Musik steht (was bei unseren Lesern wohl eher unwahrscheinlich ist), kann man alternativ auch auf die gelungene „John Sinclair“-Geschichte zurückgreifen. Die hört auf den Namen „Angst über London“ und setzt sich mit einem beängstigenden Endzeitszenario in der britischen Hauptstadt auseinander. Da zittern wir nur zu gerne eine Runde mit…

dead-fingers// und weißen euch bei der Gelegnheit gleich noch auf eine amerikanische Musikgruppe hin, bei der ebenfalls der Tod im Rahmen ihres Bandnamens eine große Rolle spielt. Mit ihrer Musik verhält es sich allerdings anders, als erwartet: Ein zärtliches Folk-Pop-Pflänzchen von einem Album schütteln Taylor Hollingsworth und Kate Taylor unter dem Banner ihrer gemeinsamen Band Dead Fingers aus dem Ärmel. Die selbstbetitelte Scheibe des Duos, welches schon auf diverse Gastauftritte im Ensemble von Conor Oberst und Maria Taylor verweisen kann, transportiert einen sofort auf eine texanische Ranch, vor welcher gerade die Sonne ihre letzten Strahlen vergeudet, bevor sie vollends hinterm Horizont verschwindet. Bei den Dead Souls treffen Country-Anleihen auf poppige Arrangements der Marke Jenny & Johnny. Da geht einem selbst zu Halloween das Herz auf.

boys-noize// Dass Boys Noize inzwischen problemlos als Headliner auf einem großen Musikfestival durchgehen, haben sie bereits im vergangenen Jahr in Berlin unter Beweis gestellt. Da wurden beim „Berlin Festival“ nicht nur schöne Erinnerungen an die tanzbaren Performances der Chemical Brothers oder Underworld wach, man durfte auch gespannt sein auf das nächste Album von Mastermind Alex Rihda. Würde er sich für „Out Of The Black“ eine illustre Riege an Gaststars ins Studio holen (und seine Musik dadurch auch für Pop-Fans interessant machen) oder sich lieber auf seine Stärken als DJ verlassen. Am Ende hat er sich für einen elegenaten Mittelweg entschieden. Er macht gleich zu Beginn mit dem Opener „What You Want“ ordentlich Rabatz auf der Tanzfläche und lässt im weiteren Verlauf auch mal ein paar Gaststars der Marke Siriusmo und Snoop Dogg an seinen Tracks teilhaben. Über die volle Distanz der Platte kommt dabei niemals Langeweile auf, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich der Musiker nicht nur auf seine Paradedisziplin als „In Your Face“-Musiker verlässt, sondern auch mal in dubbige / trancige Gefilde abwandert. Für mich ist „Out Of The Black“ das Elektro-Album des anstehenden Herbstes. Wir freuen uns auf Weiteres.

slipknot// Auch bei den monströsen Kollegen aus dem Hause Slipknot hat sich in den vergangenen Jahren so einiges an musikalischen Metal-Brettern angesammelt. Nun ist es erstmals an der Zeit Bilanz zu ziehen und die Band tut das in Form einer Dreifach-Veröffentlichung, die aus zwei schicken CDs und einer DVD besteht. Auf Letzterer befinden sich nicht nur alle bisher veröffentlichten Clips des Kollektivs, die zum Aufwendisgten gehören, was in den vergangenen Jahren so über die Mattscheiben flimmerte, sondern auch noch zehn Broadcasts von Regisseur M. Shawn Crahan. Wem das nicht reicht, der darf sich außerdem über eine gelungene Best-Of-CD mit 19 Tracks der Marke „Wait And Bleed“ und „Vermilion“ freuen, sowie einer gelungenen Bonus-CD, auf welcher sich ein Live-Mitschnitt des „(Sic)nesses-Auftritts beim „Download Festival 2009“ befindet. Mehr geht kaum. Also zuschlagen bitte und sich in den krawalligen Sounds dieses so talantierten Kollektivs suhlen. Es lohnt sich.

skunk-anansie// Skunk Anansie haben sich ja bereits vor zwei Jahren mit ihrem Album „Wonderlustre“ lautstark auf den großen Festival-Bühnen zurückgemeldet. Nun ist der Nachfolger „Black Traffic“ im Kasten und punktet mit einer gehörigen Portion an energischen Riffs. Die beiden Auftakt-Knaller „I Will Break You“ und „Sad Sad Sad“ werden von einem schwungvollen Shaka Ponk-Sidekick namens „Spit You Out“ gekontert und mit „I Believed In You“ versucht die Band an gute alte „Paranoid & Sunburnt“-Tage anzuknüpfen. Im Gegensatz zum atemlosen Vorgänger klingt die Gruppe auf „Back Traffic“ wesentlich homogener und ausgeglichener als zuvor. Man hat wieder das Gefühl hier einer fest verschweisten Einheit zu lauschen, weshalb wir uns jetzt schon auf die anstehenden Live-Auftritte freuen.

kiss// „No Filler, No Ballads, Just Full-Throttle-Rock´n´Roll” versprechen uns die altehrwürdigen KISS auf dem Frontcover ihres aktuellen Albums “Monster”. 12 Songs sind darauf zu finden, die versuchen die größten Momente der Bandgeschichte nochmal neu aufleben zu lassen. Paul Stanley, Gene Simmons, Tommy Thayer und Eric Singer geben sich in diesem Zusammenhang reichlich Mühe die alten Fans auf ihre Kosten kommen zu lassen und setzen mit diesem Werk ein ernst zu nehmenden Ausrufezeichen. Sie führen allen Nörglern vor Augen, wie die Zukunft der Gruppe aussehen könnte. Von den Songs hat zumindest der Track „All For The Love of Rock & Roll“ das Zeug zum Gassenhauer und dürfte schon in Kürze von zahllosen Fans lauthals mitgegrölt werden. Bei KISS steht also nach wie vor das Spektakel im Vordergrund. Demnach lässt sich abschließend eigentlich nur eins sagen: Alles richtig gemacht, Jungs.

sizarr// Sizarr hat in diesem Jahr bereits mehrmals mit seinen gelungenen Live-Shows für Aufregung gesorgt. Mit seinem imposanten Indie-Pop-Entwurf macht er all jene glücklich, denen Final Fantasy ein Stück weit zu experimentell an die ganze Geschichte mit dem dekonstruierten Pop-Song herangehen. Auf „Psycho Boy Happy“ stehen nämlich trotz aller Experimenierfreude immer die Songs im Zentrum des Geschehens. Die gemächlichen Synthie-Melodien unterfüttern die zauberhafte Stimme des Musikers und sorgen dafür, dass einem immer wieder eine Gänsehaut über den Körper fährt. Wer auf orchestrale Indie-Pop-Klänge steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren. Es könnte sich als lohnenswert herausstellen. Und damit Schluss für heute. Und ein fröhliches Halloween.