// strichcode vol. 46 – „wie ich ihn hasse!“

mit Transmetropolitan, Mein Freund Dahmer, Die Peanuts, Buddha und Stieg Larssons Verblendung. // Wenn Warren Ellis sich daran macht, eine neue Graphic Novel aus dem Ärmel zu schütteln, dann versinken wir natürlich auf der Stelle in freudige Erwartung. In „Transmetropolitan“ wagt sich der langjährige „Marvel“-Autor zusammen mit Darick Robertson an eine ganz besonders verzwickte Angelegenheit […]

mit Transmetropolitan, Mein Freund Dahmer, Die Peanuts, Buddha und Stieg Larssons Verblendung.

warren-ellis// Wenn Warren Ellis sich daran macht, eine neue Graphic Novel aus dem Ärmel zu schütteln, dann versinken wir natürlich auf der Stelle in freudige Erwartung. In „Transmetropolitan“ wagt sich der langjährige „Marvel“-Autor zusammen mit Darick Robertson an eine ganz besonders verzwickte Angelegenheit heran. Das Buch erzählt die Geschichte eines Ex-Journalisten namens Spider Jerusalem, der es sich in seinem Anwesen in den Bergen gemütlich gemacht hat. Als ihn eines Tages sein Verleger anruft, geht sein kleines Idyll schnurstracks in die Brüche.

Er muss zurück in die Stadt – dort sieht er sich mit einer Welt konfrontiert, die ihm fremd geworden, ja regelrecht verhasst ist. Jerusalem trifft auf eine futuristische Gesellschaft, die auf Fortschritt programmiert ist. Dabei ist die Menschheit selbst schon ein Stück weit unter die Räder gekommen, denn die künstliche Intelligenz ist drauf und dran den Menschen den Rang abzulaufen. Alles scheint zu pulsieren und der Alltag droht Schritt für Schritt im Dreck zu versinken. So stolpert der Protagonist durch eine verstörende Umgebung, die dermaßen schnelllebig ist, dass sie jeden Hauch von Menschlichkeit zu erdrücken scheint. „Schöne neue Welt“ (so der Name des ersten Bandes der Reihe) ist in diesem Zusammenhang auch eine Warnung an uns selbst, die Dinge in Zukunft nicht außer Kontrolle geraten zu lassen.

dahmer// In der Graphic Novel „Mein Freund Dahmer“ wagt sich der Autor Derf Backderf an ein wirklich heikles Thema heran. In seinem Werk versucht er Frieden zu schließen mit einem ehemaligen High School-Freund, der zwischen 1978 und 1991 mindestens 17 Menschenleben auf dem Gewissen hat. Während der Rest der Welt in Dahmer nur einen Verrückten sieht, versucht Beckderf die Beweggründe des Killers herauszufinden. Er macht es dabei sich selbst und auch dem Leser nicht besonders leicht. Er konfrontiert seine Beobachter immer wieder mit der geistigen Verwirrung des jungen Mannes, für den jeder Tag ein großer Kampf zu sein scheint. So thematisiert „Mein Freund Dahmer“ die Auseinandersetzung der Hauptfigur mit seinen inneren Dämonen und zeigt, wie sie dabei Schritt für Schritt vom Wahnsinn übermannt wird. Vom Stil her kommen in diesem Zusammenhang auch Fans von Robert Crumb auf ihre Kosten, weil der Zeichenstil Beckderfs immer wieder gewisse Parallelen zu dessen Schaffen aufweist. So zieht einen das Werk von Seite zu Seite mehr in seinen Bann und man wird als Leser gezwungen die eigene Sicht der Dinge zu hinterfragen. „Mein Freund Dahmer“ ist eine komplexe Geschichte, die einen zum Nachdenken anregt. Einfache Antworten jedenfalls wird man in diesem Werk nicht finden, dafür aber gewinnt man umso schmerzhaftere Einsichten.

peanuts-1// „Die Peanuts“ zählen schon seit vielen Jahren zu den liebenswertesten Comic-Figuren unserer Zeit. Im „Carlsen“-Verlag hat man sich deshalb schon vor geraumer Zeit dazu entschieden, das gesamte künstlerische Schaffen von Charles M. Schulz in einer 25-teiligen Werkausgabe zu versammeln. Im ersten Band kommen wir in diesem Zusammenhang in den Genuss der ersten Tages- und Sonntagsstrips der verrückten Haufens, welche allesamt in den Jahren 1950 bis 1952 erschienen sind. Man kommt als langjähriger Fan aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus, wenn so lieb gewonnene Figuren wie Lucy, Linus und Snoopy ihren Einstand geben. Im Zentrum des Geschehens steht dabei natürlich der hochverehrte Charlie Brown, aber erst seine Weggefährten machen die Peanuts zu einem echten Spektakel. So sorgt der erste Band über die volle Distanz immer wieder für ein fettes Schmunzeln auf den Lippen des Lesers. Außerdem bekommt man erstmals zahlreiche Original-Strips präsentiert, die seit der Erstveröffentlichung lange Zeit nicht in gebundener Form erhältlich gewesen sind, weil sie nie nachgedruckt wurden. Soll heißen: diese Werkausgabe ist ein echtes Spektakel, dass man sich als Comic-Fan auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Darüber hinaus bekommt man als Neueinsteiger noch eine gelungene Einführung von Titanic-Mitbegründer Robert Gernhardt präsentiert, der einen auf die kommenden Ereignisse vorbereitet. Ein wirklich herzzerreißendes Werk, dem in Zukunft noch zahlreiche, weitere folgen sollen.

buddha-5// Und weiter geht’s mit unserer hochverehrten Endlos-Saga „Buddha“ aus der Feder von Manga-Großmeister Osamu Tezuka, die derzeit in einer hochwertigen Neufassung im „Carlsen“-Verlag erscheint. Inzwischen ist auch schon der fünfte Band namens „Die Askese“ auf dem Markt, der sich auch weiterhin mit dem heranwachsenden Protagonisten auseinander setzt. Siddhartha ist auf der Suche nach dem Geheimnis des ewigen Lebens. Er will eins werden mit dem Universum und der Welt um sich herum und lernt dabei zahlreiche Großmeister kennen, die aber allesamt seinen Hunger nach Neuem nicht befriedigen können. So landet er mit seinen Mitstreitern schließlich im Wald der Askese und sieht sich einer brutalen Tortur ausgesetzt. All die Qualen, die er durchleidet, bringen ihm seinem Ziel aber auch nur geringfügig näher. Stattdessen erkennt er, dass er einen anderen Weg einschlagen muss, der ihn schließlich zur wahren Erkenntnis führen soll. „Die Askese“ knüpft in diesem Zusammenhang nahtlos an die Handlung der vergangenen vier Bände an und steht den Vorgängern auch vom Niveau her in nichts nach. Darüber hinaus gelingt es dem Schöpfer auch diesmal wieder, die Geschichte mit zahlreichen, humorvollen Passagen zu schmücken, die für einen kurzweiligen Lesegenuss sorgen.

verblendung-1// Und inzwischen ist es ja gang und gäbe, dass ein Millionen-Bestseller auch in einer grafischen Variante erscheint. Umso weniger überraschend ist es, dass nun auch Stieg Larssons „Verblendung“ gleich in zwei verschiedenen Versionen als Graphic Novel in den Handel kommt. Mit Andrea Mutti und Leonardo Manco haben sich diesmal allerdings zwei renommierte Künstler an die Umsetzung des Welterfolgs gewagt und die berauschende Geschichte in ein optisches Spektakel verwandelt. Zusammen mit der schottischen Krimischriftstellerin und Bühnenautorin Denise Mina hauchen sie der Geschichte um Lisbeth Salander neues Leben ein und ringen ihr ganz nebenbei auch noch ein paar ungeahnte Facetten ab. Eher im klassischen Look präsentiert sich im Gegensatz dazu die Variante von Runberg & Homs, welche aber den Spannungslevel des Romans noch eine Portion treffender in düstere Motive überführt. verblendung-2Die Geschichte selbst spielt im Jahr 1966 – nachdem Harriet Vanger, ihres Zeichens Tochter einer hoch angesehen Familie, urplötzlich verschwindet, verlaufen die anschließenden Ermittlungen im Sande. Nur der Onkel des Mädchens lässt nicht locker. Fünf Jahre nach ihrem Verschwinden engagiert er den renommierten Journalisten Mikael Blomkvist, der in seinem Namen noch einmal Nachforschungen zu ihrem plötzlichen Entschwinden anstellen soll. Im Laufe der Ermittlungen schließt er sich schließlich mit der jungen Lisbeth Salander zusammen, um den mysteriösen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Ob es den Beiden gelingt das Rätsel zu lösen? Am besten du findest es selbst heraus. Die beiden Veröffentlichungen von „Panini“-Comics und dem „Splitter“-Verlag sollte man sich als Fan der „Millienum“-Trilogie auf keinen Fall entgehen lassen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Strichcode.